Fußball, die schönste Nebensache der Welt!
Fußball und andere Bälle im Archiv
Ausstellung vom 13. Juni bis 28. Juli 2006
Hauptstaatsarchiv Stuttgart:
Erste Formen des Ballspiels mit den Füßen werden schon vor fast 5000 Jahren, deutlich. Bei diesem Spiel mit dem Namen "Ts’uh-küh" wurde eine mit Tierhaaren und Federn gefüllte Lederkugel in ein Netz geschossen. Es geriet aber um 900 n. Chr. offenbar wieder in Vergessenheit. Ebenso entwickelten sich auch in Japan, im antiken Griechenland, bei den Römern und bei den Azteken und Mayas erste Formen des Fußballspielens. Sie alle dienten der Körperertüchtigung oder als Ritual bei kultischen Veranstaltungen.
Im Mittelalter wurde das Fußballspiel in Europa ein zweites Mal „erfunden“. Der früheste Beleg hierfür findet sich in Nordfrankreich: Der Chronist Lambert von Ardres berichtet um 1200, wie die Siedlung Ardres in der Grafschaft Guines im frühen 11. Jahrhundert aus einer Etappenstation an der Fernstraße zwischen der Champagne und Calais entstand. Dort kamen damals die benachbarten Bauern nicht nur zum Essen und Trinken, sondern auch zum Ballspielen (ad cheolandum) auf einer großen Weidefläche zusammen. Dabei wurde offenbar eine Vorform des Fußballs mit einer Schweinsblase gespielt (nach F. Irsigler). Ab dem 14. Jahrhundert schließen sich Nachweise für England an, die vor allem herrschaftliche Verbote des rauen Spiels dokumentieren.
Verschiedene Ballspiele wurden dann in der Renaissance sehr populär. So entstand etwa unter dem Einfluss der Medici in Florenz der "Calcio fiorentino", der erstmals um 1460 schriftlich erwähnt ist. Er etablierte sich hier als eine Sport- und Repräsentationsform bis ins 18. Jahrhundert und wird auch heute wieder als historisches Stadtspiel vorgeführt.
Die Spielregeln des Fußballs drehten sich zunächst um die zentrale Frage, ob der Ball auch mit den Händen gespielt werden durfte oder nicht. Mitte des 19. Jahrhunderts verfassten Studenten der Universität Cambridge in England Fußballregeln, die einige Jahre später zur Gründung des ersten Fußballverbandes, der „Football Association“, führten. Gleichzeitig war dies die Geburtsstunde des modernen Fußballs, da die Gegner des Handspiels sich von den Befürwortern abtrennten, die wiederum einige Jahre später die "Rugby Football Union" gründeten.
Vereine
Anfang des 19. Jahrhunderts fanden sich in England die ersten Fußballvereine vorwiegend aus dem gehobenen Bürgertum zusammen. Äußerst beliebt war das Ballspiel insbesondere in englischen Privatschulen, den "public schools". In Deutschland wurde der englische Sport zu-nächst gemeinhin als "Fußlümmelei" abgetan. Die Begeisterung für den Fußball kam hier anfangs besonders unter den Jugendlichen auf, die Rugby oder Fußball bei den Engländern kennen gelernt hatten. Schließlich gründete 1878 ein Schüler den ersten deutschen Fußballverein, den F.V. Hannover. Da meist Schüler und Studenten Fußball spielten, erhielten viele Vereine die Namen von studentischen Verbindungen, wie "Borussia", "Alemannia" oder "Germania".
Plätze
Mit der Einführung von Spielregeln wurde auch die Größe der Spielplätze festgelegt. In Florenz opferte man für den Calcio bereits ganze Stadtplätze, damit die Spielfelder einer be-stimmten Größe entsprechen konnten. Heute hat ein Fußballfeld in der Regel die Maße von 105 m Länge auf 68 m Breite. Mit den ersten Vereinen wurden auch für die anwachsende Zahl von Zuschauern größere Plätze benötigt. Das erste Fußballstadion der Welt, der Hampden Park in Schottland, eröffnete 1867. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entstanden immer neuere und größere Fußballstadien und -arenen, die größten finden sich zur Zeit in Pjöngjang, Kalkutta, Mexico City und Rio de Janeiro mit einer Kapazität von jeweils über 100.000 Sitzplätzen.
Spiele
Die Gründung des ersten Fußballverbandes 1863 in England, ebnete auch den Weg für einheitliche Regeln beim Spielen. 1888 kam es daher schon zur Gründung der ersten englischen Profiliga. In Deutschland dagegen steckte der Fußball damals noch in den „Kinderschuhen“. Populärer in den Schulen waren Leibesübungen im Turnunterricht. Das erste deutsche Länderspiel 1899 gegen England endete mit 2 : 13, einer Blamage. Während ein Jahr später bereits der Deutsche Fußball-Bund gegründet wurde, ließ die Gründung einer Profiliga hier noch 63 Jahre auf sich warten. Weltweit erfreut sich der Fußball zunehmender Beliebtheit: 1904 wurde der Internationale Fußballbund, die FIFA gegründet. Sie hat heute mit 207 Nationen mehr Mitglieder als die Vereinten Nationen. Die erste Weltmeisterschaft wurde 1930 in Uruguay ausgetragen. Mit der WM 2006 in Deutschland findet dieses Ereignis zum 18. Mal statt.
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