hjwien
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Im aktuellen Spiegel (26/2012) ist ein Interview mit der Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun von der Humboldt-Uni Berlin abgedruckt. Diese hat ein Buch veröffentlicht "Der Preis des Geldes - Eine Kulturgeschichte"; ich habe dieses Buch noch nicht gelesen und beziehe mich nur auf den Spiegelartikel. Da zieht sie eine Reihe von historischen Aspekten heran, um einige Thesen zu untermauern, und diese sind meiner Meinung nach doch diskussionswürdig.
Ich fange mal mit einem Absatz an.
Zitat:" Marktwirtschaft und Demokratie sind Kinder der Aufklärung. Sie betreten zeitgleich die Bühne der Geschichte. Der Kapitalismus stellt das Individuum, das einzelne Subjekt, mit seinem Profitinteresse in den Mittelpunkt, die Demokratie den Bürger mit seinem Stimmrecht. Beide ergänzen einander. Vergessen wir nicht, daß das Geld für die Abschaffung der Leibeigenschaft sorgte, die Klassenhierarchie des Feudalismus durchbrach und die industrielle Revolution mit ihrem technischen Erfindergeist anstieß. Heute übersehen wir oft diesen demokratisierenden Effekt des Geldes, der schon in der Antike wirksam war."
Das scheint mir doch alles ein bißchen zu sehr zusammengemengt zu sein, auch wenn die Verdichtung vielleicht der Interviewsituation geschuldet sein mag. Das das Geld in der Antike einen demokratisierenden Effekt hatte, wage ich doch arg zu bezweifeln, denn die Demokratisierung ist einem speziellen politischen Umstand geschuldet und ist ja auch nicht überall dort vorgekommen, wo es eine Geldwirtschaft gab.
Und Geldwirtschaft gab es ja auch im europäischen Mittelalter und der Neuzeit, so daß der Eindruck, die Leibeigenschaft und die Feudalstrukturen wären durch ein Element, welches ja die ganze Zeit hindurch existent war, durchbrochen worden, doch so kaum stimmen kann.
Ich fange mal mit einem Absatz an.
Zitat:" Marktwirtschaft und Demokratie sind Kinder der Aufklärung. Sie betreten zeitgleich die Bühne der Geschichte. Der Kapitalismus stellt das Individuum, das einzelne Subjekt, mit seinem Profitinteresse in den Mittelpunkt, die Demokratie den Bürger mit seinem Stimmrecht. Beide ergänzen einander. Vergessen wir nicht, daß das Geld für die Abschaffung der Leibeigenschaft sorgte, die Klassenhierarchie des Feudalismus durchbrach und die industrielle Revolution mit ihrem technischen Erfindergeist anstieß. Heute übersehen wir oft diesen demokratisierenden Effekt des Geldes, der schon in der Antike wirksam war."
Das scheint mir doch alles ein bißchen zu sehr zusammengemengt zu sein, auch wenn die Verdichtung vielleicht der Interviewsituation geschuldet sein mag. Das das Geld in der Antike einen demokratisierenden Effekt hatte, wage ich doch arg zu bezweifeln, denn die Demokratisierung ist einem speziellen politischen Umstand geschuldet und ist ja auch nicht überall dort vorgekommen, wo es eine Geldwirtschaft gab.
Und Geldwirtschaft gab es ja auch im europäischen Mittelalter und der Neuzeit, so daß der Eindruck, die Leibeigenschaft und die Feudalstrukturen wären durch ein Element, welches ja die ganze Zeit hindurch existent war, durchbrochen worden, doch so kaum stimmen kann.