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Die Möglichkeiten des was wäre wenn sind dennoch sehr begrenzt. Es sind allenfalls Handlungsalternativen die man aufzeigen kann (und darauf aufbauend das Werturteil fällend), als große Geschichtsentwürfe. Da fehlen dann einfach die validen Daten. Unsere validen Daten sind die Quellen. An denen kommen wir nicht vorbei.Wenn man sich nie überlegt, was unter anderen Umständen passiert wäre, könnte man ja gar keine kausale Aussagen treffen. Dann wäre die Geschichtswissenschaft rein beschreibend.
Wenn man sich nie überlegt, was unter anderen Umständen passiert wäre, könnte man ja gar keine kausale Aussagen treffen.
Kausal? In der Geschichtswissenschaft ist mir die Verwendung dieses Begriffes unbekannt. Kontrafaktische/spekulative und kausale Geschichte? Das wäre mir neu...
Wenn man sich nie überlegt, was unter anderen Umständen passiert wäre, könnte man ja gar keine kausale Aussagen treffen. Dann wäre die Geschichtswissenschaft rein beschreibend.
Ich möchte mich da @El Quijote und @andreassolar anschließen, die Möglichkeiten im Rahmen kontrafaktischer Spekulation zur Kontrastierung und zum Herausstellen wirklich sinnvoller Erkenntnisse, sind doch arg begrenzt.
Und darüber zu spekulieren ob einzelne Schlachten mit einem anderen Ausgang die Geschichte grundlegend verändert hätten, ist doch in der Regel müßig, weil solche Spekulation in aller Regel die sozialen und ökonomischen Grundlagen der Entwicklung vollkommen auér Acht lässt.
Da wird das Modell der "Entscheidungsschlacht" dann doch etwas oft überstrapaziert.
Wenn man sich auf Spielereien mit kontrafaktischen Betrachtungen einlässt, wäre auch wichtig zu beachten, wie weit man dabei geht.
Spekulation über ein mögliches Entwicklungsspektrum, dass die unmittelbar folgende Situation betrifft, mögen möglicherweise noch einen gewissen Sinn ergeben.
Aber was darüber hinaus geht, tut es nun wirklich nicht mehr.
Ich bin eigentlich völlig mit dir einer Meinung, aber das mit der Entscheidungsschlacht hat mich dann doch getriggert...
Nehmen wir mal den D-Day. Stellen wir uns vor, es wäre der Wehrmacht und den Kampfverbänden der SS etc. gelungen, die Landung der alliierten Truppen in der Normandie zurückzuschlagen. Es wäre trotzdem nur eine Frage der Zeit gewesen, dass Deutschland den Krieg verloren hätte. Aber andere Menschenleben wären verloren gegangen, ganz andere Familiengefüge wären in der Folge entstanden, als in der Realgeschichte entstanden sind. Vor allem wäre aber wohl festzustellen, dass bei einer nichterfolgreichen Landung in der Normandie der Krieg wesentlich länger gedauert hätte. Mit Folgen für alle von Krieg und Schoah betroffenen. Vor allem aber wäre zu fragen, ob nicht vielleicht, anstatt auf Japan auf Deutschland die erste Atombombe gefallen wäre. Insofern würde ich z.B. dem D-Day durchaus das Attribut einer Entscheidungsschlacht geben, der womöglich dafür gesorgt hat, dass Dtld. von der Atombombe verschont blieb.
Der D-Day hat so stattgefunden, wie er stattgefunden hat und in Europa ging der Krieg im Mai zu Ende. In Asien dauert er bis Mitte August bzw., wenn man die verzögerte Kapitulation der japanischen China-Armee einbezieht, sogar bis Mitte September. Auf den 6. und 9. August datieren die beiden Atombombenabwürfe.
Wäre der D-Day gescheitert, hätte der Krieg sicherlich noch die drei Monate länger gedauert, die es zwischen Kriegsende in Europa und Atombombenabwurf brauchte.
Ich bin kein Historiker, aber in der Philosophie hat man sich vor allem seit Hempel/Oppenheims deduktiv-nomologischem Schema auch mit der Möglichkeit befasst, allgemeine Gesetze, die sich aus psychologischen, soziologischen oder politologischen Modellen ableiten, für die Geschichte nutzbar zu machen.Kausal? In der Geschichtswissenschaft ist mir die Verwendung dieses Begriffes unbekannt.
Also ohne Ursache-Folge-Überlegungen kann man meines Erachtens nicht nur nicht wissenschaftlich arbeiten, sondern überhaupt nicht denken. Vielleicht leidet jemand, der Geschichtswissenschaft unter Verzicht von Kausalität betreiben möchte, ein bisschen unter deformation professionelle oder so.Kausal? In der Geschichtswissenschaft ist mir die Verwendung dieses Begriffes unbekannt. Kontrafaktische/spekulative und kausale Geschichte? Das wäre mir neu...
Ich bin kein Historiker, aber in der Philosophie hat man sich vor allem seit Hempel/Oppenheims deduktiv-nomologischem Schema auch mit der Möglichkeit befasst, allgemeine Gesetze, die sich aus psychologischen, soziologischen oder politologischen Modellen ableiten, für die Geschichte nutzbar zu machen.
Das Modell geht recht simpel syllogistisch vor:
1. Es gibt empirische Gesetze der Art: Für alle x gilt: wenn x dann y
2. Es liegen Randbedingungen für diese Gesetze vor, so dass x vorliegt
3. Dann kann man y folgern.
Ein Beispiel wäre etwa die J-Kurven-Theorie von Davies zur Auslösung von Revolutionen:
1. Immer dann, wenn Erwartungen über die tatsächliche Realisierung hinausgehen, wird Unzufriedenheit erzeugt.
2. Vor der Französischen Revolution gab es hohe Erwartungen, doch die Verwirklichung blieb dahinter zurück.
3. Somit gab es vor der Französischen Revolution Unzufriedenheit.
Ein weiteres Gesetz müsste nun zeigen, dass eine gewisse Größe von Unzufriedenheit Revolution erzeugt.
1. Immer dann, wenn UZf größer als ein gewisser Wert ist, revoltieren die Menschen
2. Vor der Fr. Rev. hat die UZf diesen Wert überschritten
3. Also gab es eine Revolution.
Ich bin mir bewusst über die sehr schwammige Formulierung, ich habe das auch nur aus dem Gedächtnis. Aber sie sollte nur zur Illustration dienen. Hier geht es nur darum, ob kausale Theorien in der Geschichtswissenschaft möglich sind, nicht, ob die Fr. Rev. genau diesen Verlauf nahm. Hempel sagt: ja, es gibt kausale Gesetze, die in der Geschichte wirken. Sie könnten zur Erklärung gewisser hist. Vorgänge dienen.
Eigentlich, wenn ich das so sagen darf, eine Trivialität: Geschichte bewegt sich ja schließlich nicht außerhalb von sozialen Zusammenhängen, die ihrerseits mehr oder weniger gewissen Gesetzen unterliegen, nur eben nicht in der starren Art wie in den Naturwissenschaften, sondern sehr viel komplexer und auch selten rein-deterministisch. Allerdings hat das mit kontrafaktischen Überlegungen nichts zu tun.
Carl Gustav Hempel, Paul Oppenheim: Studies in the Logic of Explanation in Philosophy of Science 15 (1948)
J. C. Davies: Toward a theory of revolution, American Sociological Review 27 (1962)
Also ohne Ursache-Folge-Überlegungen kann man meines Erachtens nicht nur nicht wissenschaftlich arbeiten, sondern überhaupt nicht denken. Vielleicht leidet jemand, der Geschichtswissenschaft unter Verzicht von Kausalität betreiben möchte, ein bisschen unter deformation professionelle oder so.
Das D-Day-Beispiel von El Quichote ist ein Beispiel für eine einfache kausale Überlegung. Weil Historiker keine Experimente machen können, bleiben diese kausalen Überlegungen allerdings in der Regel im Bereich des Spekulativen.
Immer dann, wenn Erwartungen über die tatsächliche Realisierung hinausgehen, wird Unzufriedenheit erzeugt.
Ein weiteres Gesetz müsste nun zeigen, dass eine gewisse Größe von Unzufriedenheit Revolution erzeugt.
1. Immer dann, wenn UZf größer als ein gewisser Wert ist, revoltieren die Menschen
Das D-Day-Beispiel von El Quichote ist ein Beispiel für eine einfache kausale Überlegung. Weil Historiker keine Experimente machen können, bleiben diese kausalen Überlegungen allerdings in der Regel im Bereich des Spekulativen.
Also ohne Ursache-Folge-Überlegungen kann man meines Erachtens nicht nur nicht wissenschaftlich arbeiten, sondern überhaupt nicht denken. Vielleicht leidet jemand, der Geschichtswissenschaft unter Verzicht von Kausalität betreiben möchte, ein bisschen unter deformation professionelle oder so.
Daran ist schon der Historische Materialismus gescheitert. Wie ich finde, ein tolles Erklärmodell, aber zwischen 1917 und 1990 dummerweise als wissenschaftlich gesetzmäßig unumstößlich betrachtet worden...Ich bin kein Historiker, aber in der Philosophie hat man sich vor allem seit Hempel/Oppenheims deduktiv-nomologischem Schema auch mit der Möglichkeit befasst, allgemeine Gesetze, die sich aus psychologischen, soziologischen oder politologischen Modellen ableiten, für die Geschichte nutzbar zu machen.
Das Modell geht recht simpel syllogistisch vor:
1. Es gibt empirische Gesetze der Art: Für alle x gilt: wenn x dann y
2. Es liegen Randbedingungen für diese Gesetze vor, so dass x vorliegt
3. Dann kann man y folgern.
Ein Beispiel wäre etwa die J-Kurven-Theorie von Davies zur Auslösung von Revolutionen:
1. Immer dann, wenn Erwartungen über die tatsächliche Realisierung hinausgehen, wird Unzufriedenheit erzeugt.
2. Vor der Französischen Revolution gab es hohe Erwartungen, doch die Verwirklichung blieb dahinter zurück.
3. Somit gab es vor der Französischen Revolution Unzufriedenheit.
Ein weiteres Gesetz müsste nun zeigen, dass eine gewisse Größe von Unzufriedenheit Revolution erzeugt.
1. Immer dann, wenn UZf größer als ein gewisser Wert ist, revoltieren die Menschen
2. Vor der Fr. Rev. hat die UZf diesen Wert überschritten
3. Also gab es eine Revolution.
Ich bin mir bewusst über die sehr schwammige Formulierung, ich habe das auch nur aus dem Gedächtnis. Aber sie sollte nur zur Illustration dienen. Hier geht es nur darum, ob kausale Theorien in der Geschichtswissenschaft möglich sind, nicht, ob die Fr. Rev. genau diesen Verlauf nahm. Hempel sagt: ja, es gibt kausale Gesetze, die in der Geschichte wirken. Sie könnten zur Erklärung gewisser hist. Vorgänge dienen.
Eigentlich, wenn ich das so sagen darf, eine Trivialität: Geschichte bewegt sich ja schließlich nicht außerhalb von sozialen Zusammenhängen, die ihrerseits mehr oder weniger gewissen Gesetzen unterliegen, nur eben nicht in der starren Art wie in den Naturwissenschaften, sondern sehr viel komplexer und auch selten rein-deterministisch. Allerdings hat das mit kontrafaktischen Überlegungen nichts zu tun.
Carl Gustav Hempel, Paul Oppenheim: Studies in the Logic of Explanation in Philosophy of Science 15 (1948)
J. C. Davies: Toward a theory of revolution, American Sociological Review 27 (1962)
Nur, wenn man die Rechnung ohne den Stalinismus aufmacht.hätte es dann vielleicht ein einiges, sozialistisches Deutschland gegeben? Wenn ja, wie hätte sich das auf den weiteren Verlauf der Geschichte Europas ausgewirkt? Hätte sich dadurch vielleicht die Machtdynamik innerhalb der "kommunistischen" Welt nochmal völlig verändert, weil innerhalb Europas und dann ein zweites Machtzentrum da gewesen wäre, dass auf dieser Ebene ein Gegengewicht zur Sowjetunion darstellen konnte? Hätte das möglicherweise die Moskauer Despotie über Osteuropa etwas eingeschränkt und den dortigen Staaten eigenen Entwicklungsspielraum gelassen? Wäre dann das Modell des Staatssozialismus dergestalt in Misskredit geraten?
Hier können wir Japan als Folie betrachten: Japan hat für sich Atomwaffen geächtet, nutzt die Atomkraft aber friedlich unkritisch (wie man in Japan erschreckenderweise nach Fukushima gesehen hat, wo die Folgen bis heute kleinzureden versucht werden).Hätte man, wenn das passiert wäre in Deutschland vielleicht von Beginn an ein völlig anderes Verhältnis zur Atomkraft gehabt und von Anfang an auf erneuerbare Energien gesetzt?
Sic!Alles Möglichkeiten und jede davon eine Verzweigung weiter, im Grunde unsinnig darüber nachzudenken, zumal mit jedem weiteren Schritt die Wahrscheinlichkeit eines tatsächlichen oder theoretischen Eintreten des Ereignisses um ein vielfaches geringer wird.
Geschenkt.Nur, wenn man die Rechnung ohne den Stalinismus aufmacht.
Hier können wir Japan als Folie betrachten: Japan hat für sich Atomwaffen geächtet, nutzt die Atomkraft aber friedlich unkritisch (wie man in Japan erschreckenderweise nach Fukushima gesehen hat, wo die Folgen bis heute kleinzureden versucht werden).
Ich nehme an das ist die Kurve: https://miro.medium.com/max/624/1*_WiO4rsP-KT9MIXMjHbn2w.pngEin Beispiel wäre etwa die J-Kurven-Theorie von Davies zur Auslösung von Revolutionen: ...
Kausalitäten:Kausal? In der Geschichtswissenschaft ist mir die Verwendung dieses Begriffes unbekannt.
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