Geschichtliche Widerlegung gängiger Relativierungen der NS Zeit

Simon

Mitglied
Man kennt sie ja die üblichen Leugnungen, wie "In Ausschwitz wurde niemand vergast"-eine noch relativ "harmlose" Leugnung, da ja einfach zu wiederlegen-gibt ja genug Fotos

Aber wie würden sichd enn historisch korrekt folgende Relativierungen und Leugnungen widerlegen lassen:

"Hitler hat nicht nur schlechtes gebracht-er hat die dt. Wirtschaft nach vorne gebracht und die Arbeitslosigkeit gesenkt"
und
"Im Holocaust konnten gar keine 6 Mio Juden ermordet werden, da es so viele gar nicht gab"
oder

"Hitler hat lediglich Polen den Krieg erklärt-danach bekam D. von der ganzen Welt den Krieg erklärt"
(wie ich finde besonders dreiste Lüge, da D. ja Polen gar nicht den Krieg erklärt hat)

oder
"Das Tagebuch der Anne Frank sei eine Fälschung, denn laut Psychologen sei ein kelines Kind gar nicht in der Lage so etwas zu verfassen und es wären ohnehin 2 verschiedne Handschriften"

Ich hoffe ihr könnt mir helfen, diese Leugnungen und Lügen mit historischen Belegen zu widerlegen
 
Man kennt sie ja die üblichen Leugnungen, wie "In Ausschwitz wurde niemand vergast"-eine noch relativ "harmlose" Leugnung, da ja einfach zu wiederlegen-gibt ja genug Fotos

Aber wie würden sichd enn historisch korrekt folgende Relativierungen und Leugnungen widerlegen lassen:


und

oder


(wie ich finde besonders dreiste Lüge, da D. ja Polen gar nicht den Krieg erklärt hat)

oder


Ich hoffe ihr könnt mir helfen, diese Leugnungen und Lügen mit historischen Belegen zu widerlegen


Diese Puplikation hilft:

http://www.bpb.de/publikationen/3STJZH,0,0,Argumente_gegen_rechtsextreme_Vorurteile.html
 
@ Simon:

Extra diesem Problem widmet sich die Seite www.h-ref.de (Holocaust-Referenz), die sich aber vordringlich mit dem Holocaust beschäftigt.

Hitler hat nicht nur schlechtes gebracht-er hat die dt. Wirtschaft nach vorne gebracht und die Arbeitslosigkeit gesenkt
Ich nehme an, du bist da in einem Politikforum am Diskutieren. Wenn geschrieben wird, dass Hitler die Arbeitslosigkeit gesenkt hat, so ist dies nicht mal falsch. Allerdings wurden Hitlers wirtschaftspolitische Massnahmen stark durch Kredite (hohe Verschuldung Deutschlands!) und den Wiederaufbau und die Aufrüstung der Wehrmacht bestimmt. Der wirtschaftliche Aufschwung war Mittel zum Zweck, nämlich hin zum Krieg.

"Im Holocaust konnten gar keine 6 Mio Juden ermordet werden, da es so viele gar nicht gab"
Das ist definitiv falsch, aber die Zahl solcher und anderer Zahlentricks ist enorm, du wirst auf der oben genannten Seite einiges finden. Besonders beliebt ist es, die geringere Zahl der Juden nach dem Krieg durch Vertreibungen und andere Bevölkerungsverschiebungen zu erklären. Dabei wird gerne unter den Teppich gekehrt, dass die meisten Holocaust-Opfer aus den besetzten Gebieten Europas stammten. Die tatsächliche Zahl beruht zum Teil auf Schätzungen, was Revisionisten gerne zu ihren Gunsten interpretieren wollen. Aber es gibt eben auch viele absolut sichere Zahlen, etwa was die 500 000 Opfer der Einsatzgruppen A - D allein im ersten Kriegsjahr an der Ostfront in der Sowjetunion betrifft.

"Hitler hat lediglich Polen den Krieg erklärt-danach bekam D. von der ganzen Welt den Krieg erklärt"
Oh, da hast du ja noch die harmlose Variante erwischt - normalerweise stellen revisionistische Forenuser es so dar, als hätte Polen den Krieg provoziert und die Deutschen nur ihr Selbstbestimmungsrecht wahr genommen. Tatsache ist, dass England und Frankreich mit Polen im Frühjahr 1939 einen Nichtangriffspakt abgeschlossen haben (wogegen Hitler den Nichtangriffspakt mit Polen kurz vorher auflöste!). Hitler hoffte, England und Frankreich würde ihren Pakt mit Polen nicht einhalten, aber er war sich durchaus bewusst, dass es zum Krieg mit den Westalliierten kommen könnte. Auch aus diesem Grund schloss er den Hitler-Stalin-Pakt ab. Dass Hitler nicht so blauäugig in den Krieg ging, wie Revisionisten behaupten, zeigen noch zwei andere Punkte: es hat sich eine Ansprache vor Generalen aus dem Mai 1939 erhalten, in der Hitler erklärt, die Danzig-Frage sei nur vorgeschoben, in Wahrheit aber gehe es beim Krieg um den Lebensraum im Osten und Polen müsse zerschlagen werden. Der zweite Punkt: die U-Boote der deutschen Kriegsmarine liefen schon Mitte August 1939 in ihre Bereitsstellungsräume aus - und zwar nicht nur vor die polnische Küste, sondern auch in die Nordsee!
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Heft hab ich mir bestellt und auch dei Holocaust seite werde ich mir später mal anschauen.
Nein es geht nicht um eine Forendiskussion, sondern ehr darum, im alltagsleben Menschen die mit solchen Lügen geschichtlich korrekt und möglichst einwandfrei entgegentreten zu können.
Leider bekommt man dann ja oft als Antwort, das sei alles "Siegergeschichte", und verfälscht-womit, aus deren sicht, das thema meist als beendet erklärt wird.

@Ashigaru:
Danke für die ausführlichen Antworten.
Eine Frage zur Wirtschaft des 3.Reiches hab ich noch.
War es nicht so dass der 4-Jahresplan zum Krieg(also auch wieder ein Beleg dafür dass Hitler nicht nur einen Feldzug allein gegen Polen wollte?!) 1936 ausgab, was hiese dass er erst 1940 beendet gewesen wäre.
Die Wirtschaft war aber schon 38/39 völlig am Boden, weswegen der Krieg ehr beginnen musste, um neue Finanzmöglichkeiten einzubringen?


Und noch etwas, was man oft zu hören bekommt.
Faktisch besteht das 3te Reich bis heute weiter, da nur die Wehrmacht kapituliert hat,nicht aber das Reich.
Wahr oder Falsch?
Wäre ja im grunde genau das Gegenteil der "Dolchstoßlegende" beim 1.WK
Aber war es nicht so, dass Dönitz als Nachfolger Hitlers die Kapitulation unterzeichnet hat?
 
Wäre ja im grunde genau das Gegenteil der "Dolchstoßlegende" beim 1.WK
Aber war es nicht so, dass Dönitz als Nachfolger Hitlers die Kapitulation unterzeichnet hat?
Dönitz war ja nicht nur Militär, sondern auch der testamentarisch bestimmte Reichspräsident. Mit ihm hat also auch das Reich kapituliert.

Sinn einer bedingungslosen Kapitulation ist ja nicht nur die Niederlegung der Waffen, sondern auch die Übernahme der politischen und gesellschaftlichen Verantwortung durch den Sieger (wie immer dies dann auch in der Praxis umgesetzt wird).

Solwac
 
Eine Buchempfehlung: "In Auschwitz wurde niemand vergast" - 60 rechtsradikale Lügen und wie man sie widerlegt. - Markus Tiedemann. - München 2000. Ein guter erster Einstieg und "erste Hilfe" für derartige Thesen und Auseinandersetzungen, auch wenn man bei hartgesottenen Neonazis noch um einiges tiefer in die Materie einsteigen muß. Generell läßt sich das Dilemma und die Widersprüchlichkeit der Holcaustleugner und Hitlerapologeten ja in drei kurzen Sätzen zusammenfassen:
1. Der Holocaust ist nie passiert.
2. Er sollte umgehend wiederholt werden.
3. Und übrigens haben die Juden es nicht besser verdient.
 
Diese Relativierungen sind leicht zu widerlegen:

1. Die Arbeitslosigkeit konnte im "Dritten Reich" gesenkt werden, da Staatsaufträge, Subventionen und Arbeitsbeschaffungsprogramme viele in Lohn und Brot brachten. Andere fanden Arbeit im Zuge der Aufrüstung. Das alles wurde erkauft mit einer enormen Staatsverschuldung, die spätestens im Jahr 1940 zu einem Staatsbankrott geführt hätte. Aus dieser Klemme führte nur ein Krieg, den Hitler dann ja auch entfachte.

2. Die Zahl der Juden in den europäischen Staaten lässt sich anhand der Bevölkerungsstatistiken und anderer staatlicher Erhebungen leicht ermitteln. Der wissenschaftliche Nachweis ist längst erbracht, dass Deutsche etwa 6 Millionen Juden aus allen Teilen des von den Nazis besetzten Europa in Vernichtungslagern ermordeten.

3. Hitler hat Polen am 1. September 1939 überfallen und damit den Weltkrieg entfesselt. Er wusste, dass England und Frankreich nach Hitlers widerrechtlicher Annexion der so genannten "Rest-Tschechei" Grenzgarantien für Polen abgegeben hatten und griff dennoch an. Damit forderte er die Kriegserklärungen beider Mächte geradezu heraus, die lange genug dem Treiben der Nazis duldsam zugeschaut hatten.

4. Zum Tagebuch der Anne Frank kann ich mangels weiterer Information nichts sagen. Vielleicht weiß hier jemand mehr.
 
Thema Anna Frank-Tagebuch: das sollte seit der Erarbeitung der historisch-kritischen Ausgabe eigentlich erledigt sein: Die Tagebücher der Anne Frank / Niederländisches staatliches Institut für Kriegsdokumentation. - Frankfurt 1988. - Der Punkt beim Tagebuch ist der, daß die frühen Ausgaben aus persönlichen Gründen unvollständig waren (so wurden Aussagen über Annes Sexualität und Kritik an ihren Eltern ausgelassen). Obendrein nahm Otto Frank Anstreichungen mit Kugelschreiber vor, und schließlich wurden einige Seiten entwendet und erst später unter etwas dubiosen Umständen erworben. Dies führt in neonazistischen Kreisen zum immer wieder auftauchenden Vorwurf der Fälschung.
 
Thema Anna Frank-Tagebuch: das sollte seit der Erarbeitung der historisch-kritischen Ausgabe eigentlich erledigt sein: Die Tagebücher der Anne Frank / Niederländisches staatliches Institut für Kriegsdokumentation. - Frankfurt 1988. - Der Punkt beim Tagebuch ist der, daß die frühen Ausgaben aus persönlichen Gründen unvollständig waren (so wurden Aussagen über Annes Sexualität und Kritik an ihren Eltern ausgelassen). Obendrein nahm Otto Frank Anstreichungen mit Kugelschreiber vor, und schließlich wurden einige Seiten entwendet und erst später unter etwas dubiosen Umständen erworben. Dies führt in neonazistischen Kreisen zum immer wieder auftauchenden Vorwurf der Fälschung.

Genau, ausführlich ist das in meinem Link oben beschrieben. Sehr lesenswert.
 
Man kennt sie ja die üblichen Leugnungen, wie "In Ausschwitz wurde niemand vergast"-eine noch relativ "harmlose" Leugnung, da ja einfach zu wiederlegen-gibt ja genug Fotos
Mein Verständnis des Begriffes harmlos kann ich zwar auf diesen Fall nicht anwenden, aber egal.
Zur Wirtschaft. MWn war nach der WWK 29 erholte sich die deutsche Wirtschaft Anfang der 30er Jahre praktisch von alleine wieder (Stichwort: Konjunkturzyklus) Die Nazis erwischten gewissermaßen eine günstige Welle, die wenige Jahre später, auch eine Weimarer Republik geholfen hätte. Die Arbeitslosenzahlen waren auch vor Hitler schon wieder im steigen begriffen.
Ein Wirtschaftsaufschwung im Verlgeich zu 29 ist auf jeden Fall zu verzeichnen, aber die Zahlen aus der Mitter der 20 Jahre überragen imho die Nazierfolge noch ein ganzes Weilchen.
 
Wenn geschrieben wird, dass Hitler die Arbeitslosigkeit gesenkt hat, so ist dies nicht mal falsch. Allerdings wurden Hitlers wirtschaftspolitische Massnahmen stark durch Kredite (hohe Verschuldung Deutschlands!) und den Wiederaufbau und die Aufrüstung der Wehrmacht bestimmt. Der wirtschaftliche Aufschwung war Mittel zum Zweck, nämlich hin zum Krieg.

Hierfür können unmittelbar die Aussagen Hitlers herangezogen werden, in den ersten Tagen nach der Machtübernahme.

Bereits Anfang Februar 1933 ging es um die Verwendung des 500-Millionen-Sofortprogramms für Arbeitsbeschaffung, eingeleitet durch die Regierung Schleicher vom 6.1./28.1.1933. Als erste Aufteilung waren 100 Millionen für Maßnahmen des Reichs, der rest für die Länder vorgesehen. In den Besprechungen für die Mittelverwendung wurde von Hitler am 9.2.1933 ausgeführt:

"Der Reichskanzler verwies auf seine Ausführungen ... über die absolute Vorrangstellung der Interessen der Landesverteidigung bei der Vergebung öffentlicher Aufträge. ...

Für die Wiederaufrüstung Deutschlands seien Milliardenbeträge erforderlich. Der Betrag von 127 Mio. für Zwecke der Luftfahrt (Anm.: 3 Jahre) sei der minimalste Betrag, den man überhaupt in Erwägung ziehen könne. Die Zukunft Deutschlands hänge auschließlich ... vom Wiederaufbau der Wehrmacht ab. Alle anderen Aufgaben müßten hinter der Wiederaufrüstung zurücktreten. ...
In diesem Sinne sei auch bei der Vergebung der Mittel des Sofortprogramms zu entscheiden. Er halte die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch Vergebung öffentlicher Aufträge für die geeigneste Hilfsmaßnahme. Das 500-Millionen-Programm sei das größte seiner Art und besonders geeignet, den Interessen der Wiederaufrüstung dienstbar gemacht zu werden. Es ermögliche am ehesten die Tarnung der Arbeiten für die Landesverteidigung. Auf diese Tarnung müsse man gerade in der nächsten Zukunft besonderen Wert legen ..."

Deutlicher kann man Prioritäten nicht setzen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Reichsanteil auf 140 Mio. aufgestockt wurde, wovon 50 Mio. unmittelbar für die Reichswehr, 10 Mio. zusätzlich für die Luftfahrt (Göring), 10 Mio. für den Kanalbau (begründet mit militärischen Gesichtspunkten) zu verwenden seien.

Akten der Reichskanzlei R 43 II/540, Bl. 35-40, Finanzierung der Aufrüstung, Ausschuss der Reichsregierung für Arbeitsbeschaffung.
 
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