Geschichtspolitik und meinungsbildende Eliten?

Geht aber auch politisch: in Frankreich gab es bis vor kurzem ein Gesetz, welches fordert, dass die Kolonialgeschichte im Geschichtsunterricht positiv darzustellen ist.


Hi,

soweit mir bekannt, mein Vater (selbst Lehrer, konnte es mir nicht mit Bestimmtheit bestätigen) gibt es solche "Vorgaben" auch in Deutschland, nämlich im Bezug auf den türkischen Völkermord an den Arameern im ersten Weltkrieg. Vielleicht können hier Lehrer mal ein bisschen Licht in mein Dunkel bringen. Darf an deutschen Schulen über diese Kriegsverbrechen gesprochen/gelehrt werden?

gruß Sitti
 
Sitti schrieb:
Darf an deutschen Schulen über diese Kriegsverbrechen gesprochen/gelehrt werden?

Das dürfte sicherlich getan werden. Anders als in Frankreich gibt es hier aber auch kein Gesetz, das das Leugnen des Genozids an den Armeniern unter Strafe stellt. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass dies ein Thema ist, dass hierzulande auf den Lehrplänen auftaucht - dazu ist der Bezug zur deutschen Geschichte nicht stark genug.
 
Hi,

das ist sicherlich richtig, das da nicht bzw. wenn nur schwer ein Bezug zur deutschen Geschichte hergestellt werden kann. Mich irritiert lediglich die Tatsache, das über die deutschen Kriegsverbrechen (ich möchte diese in keinem Fall verschönigen oder sonst was, Kriegsverbrechen sind verbrechen und nicht zu rechtfertigen!) immer und ständig in den Focus der Welt gezogen werden, aber die Kriegsverbrechen anderer Staaten (ich Rede nicht von dem Mord an Indianern, dem amerik. Bürgerkrieg und die Kriege der letzten 15 Jahre sondern schon dem 1. und 2. Weltkrieg) weder focusiert noch thematisiert werden.

Gruß Sitti
 
Hi,

das ist sicherlich richtig, das da nicht bzw. wenn nur schwer ein Bezug zur deutschen Geschichte hergestellt werden kann. Mich irritiert lediglich die Tatsache, das über die deutschen Kriegsverbrechen (ich möchte diese in keinem Fall verschönigen oder sonst was, Kriegsverbrechen sind verbrechen und nicht zu rechtfertigen!) immer und ständig in den Focus der Welt gezogen werden, aber die Kriegsverbrechen anderer Staaten (ich Rede nicht von dem Mord an Indianern, dem amerik. Bürgerkrieg und die Kriege der letzten 15 Jahre sondern schon dem 1. und 2. Weltkrieg) weder focusiert noch thematisiert werden.

Gruß Sitti

Der Mord an den Armeniern wird wohl thematisiert und auch behandelt. Mit der Aufarbeitung diesers Morde haben die Täter Mühe. Der Holocaust bleibt der einzige Genozid - bis heute, und hoffentlich auch in der Zukunft, der fabrikmässig und systematisch durchgeführt wurde. Mir ist kein anderer Staat bekannt, der Menschen so vernichtet hat wie die deutschen Nazis. Oder weisst du da mehr?
 
Zuletzt bearbeitet:
das ist sicherlich richtig, das da nicht bzw. wenn nur schwer ein Bezug zur deutschen Geschichte hergestellt werden kann. Mich irritiert lediglich die Tatsache, das über die deutschen Kriegsverbrechen immer und ständig in den Focus der Welt gezogen werden, aber die Kriegsverbrechen anderer Staaten (ich Rede nicht von dem Mord an Indianern, dem amerik. Bürgerkrieg und die Kriege der letzten 15 Jahre sondern schon dem 1. und 2. Weltkrieg) weder fokussiert noch thematisiert werden.

Du nennst den Grund selbst, der Bezug zur deutschen Geschichte. Andere Länder thematisieren auch andere Geschichte. Zurück zu deutschen Geschichte: Der Völkermord an den Herero, der auch ein Teil deutscher Geschichte ist, wird, genau wie andere Völkermorde, ebenfalls kaum thematisiert, bestenfalls als Sonderepisode des deutschen Kolonialismus. Das liegt daran, dass der Holocaust, wie Ursi ganz richtig schrieb, in der Weltgeschichte ein ziemlich einmaliges Ereignis ist und über das "normale" Kriegsverbrechen weit hinausgeht.
 
Dann kommt noch die Quellenlage dazu. Zum Holocaust gibt es unzählige Dokumente, sei es schriftliche, fotografische oder filmische, die diesen Völkermord belegen und aufzeigen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mich irritiert lediglich die Tatsache, das über die deutschen Kriegsverbrechen (ich möchte diese in keinem Fall verschönigen oder sonst was, Kriegsverbrechen sind verbrechen und nicht zu rechtfertigen!) immer und ständig in den Focus der Welt gezogen werden, aber die Kriegsverbrechen anderer Staaten (ich Rede nicht von dem Mord an Indianern, dem amerik. Bürgerkrieg und die Kriege der letzten 15 Jahre sondern schon dem 1. und 2. Weltkrieg) weder focusiert noch thematisiert werden.
Neben der umfangreichen Dokumentation durch die NS-Regierung selbst, darfst Du nicht vergessen, dass die Siegermächte ab 1945 eine gezielte Informationspolitik betrieben haben, welche dann von den beiden deutschen Staaten fortgesetzt wurde. D.h. die Besatzungsmächte wiesen ganz deutlich auf die Greuel der NS-Zeit hin, welche sozuagen ein Erbe für BRD und DDR geworden waren. Bei den Siegerstaaten selbst allerdings gab es weniger den Anreiz, da sie den Krieg ja gewonnen hatten, über die von Dir angesprochenen Themen zu berichten, bzw. diese wurden in der DDR z.B. aus verständlichen Gründen tabuisiert, denn mit der Vertreibung der Schlesier und Ostpreußen, Flüchtlinge lebten ja auch in der DDR, hätte man ja die Besatzungsmacht Sowjetunion direkt in Verbindung gebracht. Heute wird allerdings recht umfangreich auch von staatl. Seite (staatliches Fernsehen z.B.) über die Thematik Vertreibung aufgeklärt. Also einen beschränkten Fokus sehe ich da nicht.

Über Problematiken zur franz. Geschichte wird man natürlich bspw. eher mit franz. Literatur aufgeklärt, obwohl es auch nicht auf arte bspw. an Sendungen dazu mangelt.

Was den 1. Weltkrieg betrifft, kenne ich eigentlich keine auf das Deutsche Kaiserreich beschränkte Kritik. Eigentlich sind mir zu dem Thema viele kritische Sichten bekannt, gerade aus dem englischen Sprachraum. (Vergl. allein den Niederschlag im Liedgut, das gegen den Krieg gerichtet ist: "The Band played Waltzing Matilda", "Green Fields of France" (beides Eric Bogle))
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Briso,

nur eine Anmerkung, es gibt in D kein "staatliches Fernsehen" sondern nur öffentlich rechtliches Fernsehen. Der Unterschied ist der, dass es regierungsunabhängig ist und nicht über die Steuer finanziert wird, sondern eine eigene Gelderhebungsmaschinerie besitzt. Dies nur als kleiner Einwurf.

EQ
 
Hallo Briso,​


nur eine Anmerkung, es gibt in D kein "staatliches Fernsehen" sondern nur öffentlich rechtliches Fernsehen. Der Unterschied ist der, dass es regierungsunabhängig ist und nicht über die Steuer finanziert wird, sondern eine eigene Gelderhebungsmaschinerie besitzt.​
Danke El Quijote, das ist natürlich sehr, sehr wichtig, wenn man über Geschichtspolitik spricht.
Die Kooperation von öffentlich-rechtlichem Fernsehen und der staatlichen Seite, z.B. bei der Zusammenarbeit zu geschichtlichen Dokus ist dabei besonders interessant. (Im Abspann werden auch die öffentlichen Träger oftmals genannt, welche behilflich waren...)​
 
Das hängt dann doch wohl vom Thema ab: Stiftungen, Landesregierungen, Kommunen, Verbände und Vereine etc., wobei nach der Aufzählung auch private Förderung auftreten kann.
Stimmt das hängt ab, von dem, was die Doku braucht. Oftmals sind es Archive, wenn Bildmaterial besonders wichtig ist oder es geht um Drehgenehmigungen, wissenschaftliche Beratung usw..
 
Filme - sehr guter Aspekt.
Vor allem Hollywood natürlich, aber auch andere.

Ähnlich wirken natürlich populäre Bücher.
Ohne in Tagespolitik abschweifen zu wollen möchte ich zum Beispiel behaupten, daß manche Absonderlichkeiten der deutschen Nahost-Politik sich eigentlich nur dadurch erklären lassen, daß diverse Politiker und Journalisten wohl sehr viel Karl May gelesen haben ...
Moin.
Magst du mal ein Beispiel für eine "Absonderlichkeit" in Bezug zu Karl May ausführen?
Meinste z.B. "Ben Wisch" -> Hans-Jürgen Wischnewski, und wenn ja, inwiefern?
Danke sehr. :winke:
 
Zurück
Oben