Geschichtsschreibung in der DDR: Hitler-Stalin-Pakt und geheimes Zusatzprotokoll

Ich habe mir jetzt mal die Mühe gemacht,und die Beiträge durchgelesen die verfasst wurden.Ich möchte hier keinen Beleidigen oder an den Pranger stellen,nur es kommt mir ein bisschen vor,dass sich einige von Euch die Geschichte selber schreiben.

Die Politischen Ziele Stalins war es,den marxism.-leninism. in die Welt heraus zu Tragen und dafür war ihm jedes Mittel recht!

Die Stärke der Sowjetunion lag nicht in ihren Panzer oder Luftstreitkräften,nein sie lag in ihren Ressourcen die das Land hatte und hat und das wusste Stalin.

Hallo und vielen Dank für Deine engagierte Meinung. Ich fühle mich auch gleich mal angesprochen mit dem selber schreiben und deswegen eine Antwort.

Das Konzept des Sozialismus in einem Land ist Dir bekannt? Und Du weist auch, dass die Komintern ab ca. 1943 (genauses Datum müßte ich in den Tagebüchern von Dimitrov nachschlagen) von einer zentral gelenkten Institution sich zu einer koordinierenden wandelte, die die dezentralen Impulse der einzelnen kommunistischen Freiheitsbewegungen koordinieren sollte.

Eine Art reaktive kommunistische Weltrevolution auf Sparflamme.

Und es ist Dir auch bewusst, dass Stalin ein sehr instrumentelles Verhältnis zur Ideologei aufwies und sie benutzte, um die Partei und das "Volk" auf einer konsistenen Linie zu halten. Diese Verbindlichkeit war für seine Machtpolitik absolut nicht gegeben. Er hat genommen, was er bekommen konnte, nicht aus ideologischen Überlegugen, sondern aus dem machtpolitischen Antrieb einer sich entwickelnden Supermacht.

Und in Bezug auf die Ressourcen ein deutliches Jaein. Natürlich bilden die Rohstoffe die materielle Grundlage der SU für die Rolle als Supermacht. Übrigens ein Aspekt, der bei der Bewertung der heutigen und zukünftigen Rolle von "Supermächten" derzeit eher unterschätzt wird. Russland wird aufgrund genau dieses Standortvorteils langfristig als Supermacht bedeutender wie China werden, das genau über diese Standortvorteile nicht verfügt.

Die Konflikte könnten in diesem Sinne - aber das ist leicht OT - eher zwischen der SU und China ablaufen statt zwischen China und der USA und der Zankapfel könnten die Rohstoffvorkommen im östlichen Teil der SU werden. Aber das ist ein Zukunfts-Szenario, über das es sich allerdings lohnt, ernsthaft nachzudenken.

Die Stärke der SU 1939 bzw. 1941 lag natürlich auf der militärischen Macht. Mit Eisenerzklumpen auf deutsche Panzer zu werfen hätte wenig "durchschlagende" Wirkund gezeigt. Dabei ist der Aufbau der Roten Armee mit ihrem "rollenden Altmetall-Panzerpark" :devil: von ca. 24.000 Panzern ohne die im Überfluss vorhandene Rohstoffquelle des Donezk-Beckens nicht denkbar.
 
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Die Stärke der Sowjetunion lag nicht in ihren Panzer oder Luftstreitkräften,nein sie lag in ihren Ressourcen die das Land hatte und hat und das wusste Stalin.
Was soll das denn? Wenn das so stimmen würde, wäre der Kongo die Weltmacht unserer Tage.
Woher kommt die militärische Stärke Israels? Etwa von den Ressourcen, die das Land hat?
 
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Die Rundumsicht provoziert einige Gegenfragen:

1. in welcher Position befand sich Stalin im Mai 1939?
Unangreifbarkeit.

2. was konnte Stalin auf der Rechnung haben?

Hm Gegenfragen...??? ich stimme eigentlich allen Punkten zu!!!!

Die Frage der "Unangreifbarkeit" ist eine sehr schöne Metapher, die präzise den Ausgangspunkt für sein außenpolitisches Programm umschreibt.

Für mich (andere sehen das sicherlich anders :)) stellt sich das Stalinsche außenpolitische Programm als ein drei Stufen Plan dar, in dessen Ablauf das geheime Zusatzabkommen zur zweiten Phase gehört.

1. Phase: Unangreifbarkeit: Vor dem Hintergrund der Wirren des Bürgerkriegs und der Interventionen westalliierter Armeen am Ende des WW1 auf russischen Gebiet, ergeht die klare Forderung der Partei an die Rote Armee, jedem Aggressor, den Zutritt auf russische Erde zu verweigern, der es versuchen sollte (sorry für die etwas pathetische Wortwahl).

In der Regel wird gerne über den Zweifrontenkrieg des Deutschen Reichs nachgedacht und es wird übersehen, dass Russland eigentlich immer vor dem Problem eines "Dreifrontenkriegs" stand. Im Westen die Bedrohung durch Polen und das Deutsche Reich. Im Süden die potentielle Bedrohung durch die Türkei in Zusammenarbeit mit einem starken europäischen Partner. Und im Fernen Osten die Bedrohung durch die Japaner.

Diesem Bedrohungs-Szenario entsprechen die Planungen für die Rüstung und die Umsetzung der "Unangreifbarkeit".

2. Phase: revisionistische Phase, in der Stalin das "Glacis" konsolidiert und seine Ziele sich auf die Rückgewinnung der ehemaligen Teile des zaristischen Russlands konzentrieren. Dazu gehören die östlichen Teile des damaligen Polens, die neugebildeten baltischen Staaten, begrenzte Bereich Finnlands, und Teile Ungarns und Rumäniens. Eine Zielsetzung, die er im Rahmen des geheimen Zusatzabkommens "zufriedenstellend" realisieren konnte.

3. Phase: expansionistische Phase, die am sinnbildlichsten durch die Punkte illustriert wird, die Stalin Molotow aufgeschrieben hat als Vorbereitung seines Besuchs im November 1940 in Berlin. Neben der Ausrichtung auf den Balkan ist vor allem die Bestrebung hervorzuheben, den maritimen Zugang der SU zu verbessern und ihre Möglichkeiten im Rahmen des Welthandels zu stärken.

Dazu gehören zum einen der Zugang via Ostsee und Nordsee in den Atlantik, aber auch der Zugang zum Mittelmeer via Bosporus zum Indischen und Atlantischen Ozean.

Eine außenpolitische Programmatik, deren idelogischen Wurzeln (also das, was man gemeinhin für die "kommunistische Weltrevolution" hält) für mich nicht so richtig erkennbar sind, deren machtpolitischen, imperialistische Wurzeln eines "modernen roten Zarentums" umso deutlicher in Erscheinung treten.
 
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Ich verstehe, dass sich in einem Diskussionsforum Themen weiterentwickeln und auch mal abgeschweift wird. Allerdings, natürlich als Laie und ohne jemanden hier angreifen zu wollen, hat mir keiner der letzten Beiträge (außer der von Bauernjörg) weitergeholfen und auch die ersten Beiträge waren schwer zu verstehen und außer dem Aspekt, dass ich zwischen Nichtangriffspakt und Zusatzprotokoll unterscheiden sollte, hat mir auch hier so richtig nichts geholfen.
Der Titel dieses Forumbereiches lautet "Fragen und Antworten". Natürlich erwarte ich nicht, dass irgendjemand hier meine Facharbeit für mich schreibt, aber auf meine Frage ist so richtig trotzdem niemand eingegangen. Wenn ich mich undeutlich formuliert haben sollte, möchte ich mich dafür entschuldigen.
 
In der Tat hast du dich etwas undeutlich formuliert ... Bauernjörg ist zwar am explizitesten geworden, aber in den ersten beiden Beiträgen hast du wertvolle Literaturhinweise bekommen. Damit müsstest du doch auch weiterkommen können.

Tja, Bauernjörgs Satz von den "Ressourcen" – das war in der Tat ein gefundenes Fressen für Abschweifer.
 
ich habe erst realtiv spät zu dem Thema etwas geschrieben, als ich die Frage für beantwortet gehalten habe.

Es lag nicht in meiner Absicht, Dein Thema zu destruieren.

Dennoch ist es nicht ganz unwichtig, den ideolgischen Zündstoff zu verstehen, den ein Abkommen aufweist, um die Motivation für die Verschleierung des Abkommens besser einschätzen zu können.

Viellicht wollten sie es ja gar nicht verschleiern, sondern haben es für nicht so relevant erachtet. Wäre ja die alternative Hypothese, der natürlich auch nachgegangen werden sollte.

Aber vermutlich denke ich mal wieder ein wenig zu kompliziert.
 
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Ich habe indirekt zum Thema noch eine andere Frage (die vielleicht genauso blöd ist wie offensichtlich die vorherige):
Ich würde gerne wissen, in welcher Form die DDR eien für die Sowjetunion wichtige Rolle gespielt hat? Inwiefern hat die DDR der Sowjetunion in ihrer machtpolitischen Stellung fördern können?
 
Mein Fazit aus den Antworten und eigener Recherche auf einer wahrscheinlich eher oberflächlichen Art ist überigens folgendes:
Es gab in der DDR nur einen Verlag, aus welchem alle Schulbücher hervorgingen. Einige Exemplare waren sogar simple Übersetzungen sowjetischer Schulbücher. Daraus lässt sich folgern, dass die Sowjetunion einen großen Einfluss auf das Bildungssystem der DDR hatte. Dass in vielen Schulbüchern der Pakt zwar erwähnt, aber in einer eher wertenden Stellung beschrieben wird (hier wird der Pakt aus Sicht der Sowjetunion gerechtfertigt) und dass in keinem der Schulbücher das Zusatzprotokoll erwähnt wird, ergibt sich daraus, dass die Sowjetunion sich in ihrer Stellung als antifaschistischer Retter Deutschlands nicht beirren lassen wollte.
Sie wollte sich nicht als ehemaliger Verbünderter Hitlerdeutschlands vermarkten, weil dies ihrer Einstellung vor dem Krieg einschneidend widersprechen würde.
So wollte die Sowjetunion auf keinen Fall als kapitalistischer Staat mit territorialen Ansprüchen ausgelegt werden können.
Das alles diente ihrer Machtfestigung in der DDR.


Habe ich nun Aspekte vergessen oder falsch ausgeführt?


Ich bin inzwischen mit der Facharbeit fast fertig. Wenn hier jemand Interesse daran hat, sie durchzulesen (ca. 9 Seiten) und mir vielleicht ein Feedback zu geben, würde mich das natürlich freuen.
 
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Wie versprochen der Nachtrag:

Lipinsky, S. 496-502, VI.7. DDR: Festhalten an stalinistischen Vorgaben.

Bereits im Zuge der Berichterstattung über die Nürnberger Prozesse wurden Angaben über den Pakt/Zusatzprotokoll unterdrückt. Es galt in den 50ern die Moskauer Vorgabe der "negierenden Tabuisierung". In der DDR-Historiographie sprach man noch 1959 von der "Erfindung eines Geheimabkommens über die Teilung Polens".

In der Folge wurde eine neue Verteidigungslinie gebildet, der den Pakt/Protokoll in Stalins Sinne interpretierte, so im Standardwerk von Schumann 1974: Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Auf dem deutsch-deutschen Historikertreffen 1978 gab es ebenfalls ein Abrücken von der bis 1974 andauernden Negierung des Protokolls.

Lipinsky beschreibt des Weiteren, welche Bezugnahmen es in der DDR-Öffentlichkeit in den 1980ern auf das Abkommen gab. Während die offene Fassung des Vertrages weiter defensiv interpretiert wurde, gab es einen ersten Abdruck des Geheimen Zusatzprotokolls 1987 durch eine Umweltorientierte Gruppe. Das "Neue Deutschland" druckte erstmals 1988 einen Hinweis, nämlich ein Interview mit dem Lettischen Außenminister, in dem das Geheimprotokoll erwähnt wurde. Im November 1988 gab es zunächst eine Anordnung unter Honecker zur restriktiven Handhabung.

Das Geheimprotokoll wurde dann auf der VII. Historikerkonferenz der DDR, Februar 1989, offen diskutiert.

Zu den Schulbücher kann ich nichts weiter finden, das wird sich nach der offiziellen Marschroute gerichtet haben. Dementsprechend wird man mE bis 1970 kein Schulbuch finden können -> das wäre ansonsten weitergehend als die DDR-Geschichtsschreibung in dem Zeitraum. Danach wird man den Pakt finden, jedoch nicht das Zusatzprotokoll (bis 1989).
 
Das Geheimprotokoll wurde dann auf der VII. Historikerkonferenz der DDR, Februar 1989, offen diskutiert.
Das war nur deshalb möglich, weil in der Sowjetunion unter Gorbatschow inzwischen "Glasnost" herrschte. Das Digest "Sputnik" wurde in der DDR dann verboten, weil u.A. auch zu Hitler-Stalin endlich mal die Wahrheit verbreitet wurde. Dieses Verbot war neben der Schummelwahl 1989 (99,9%), dass weiss ich aus eigener Erfahrung, ein ziemlicher Eimer voll Wasser in das Fass DDR, dass dann im Herbst 1989 überlief.
 
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Es freut mich,dass Du "geschichtsmango" mit Deiner Facharbeit fertig bist und ich einen kleinen Beitrag,dazu steuern konnte! Du hast Recht die Diskussion schweifte schon mächtig weit, von der Frage ab.
Auf Deine letzte Frage zu Antworten, möchte ich nur kurz anmerken;
" Von der Sowjetunion Lernen,heißt Siegen Lernen "!!!
Das war ein allgem. Bekannter Slogan in der DDR und der sagt eigentlich schon fast alles.
 
Als erstes, wem die Jacke passt,der zieht sie sich an!
Ressourcen:Damit sind nicht nur die Stoffe im Erdboden gemeint,damit meine ich auch die der Natur,des Geistes und ganz wichtig der Gesellschaft!!!
Vielleicht sollten einige mehr auf die Geschichten zur Geschichte ihre Grundlagen bauen und nicht so sehr auf das geschriebene achten,was einem das Blickfeld verschleiert!!!
 
Was soll das denn? Wenn das so stimmen würde, wäre der Kongo die Weltmacht unserer Tage.
Woher kommt die militärische Stärke Israels? Etwa von den Ressourcen, die das Land hat?
Dem möchte ich, zwischen den Zeilen lesend, zustimmen.
Ich erinnere mich an einen sowjetischen Film über den russischen reisenden Kaufmann Afanassin Nikitin (Афана́сий Ники́тин). Er reiste im 15. Jahrhundert durch Indien und Teile Afrikas. Er schrieb so ziemlich alles auf, weshalb seine Darstellungen noch heute bedeutende Quellen über die von ihm bereisten Länder sind. Vor allem, weil er kurz vorher dort gewesen ist, bevor die Portugiesen dort ankamen.
In diesem Film war am Ende eine Szene, in der er, als er nach Smolensk heimkehrte, mit beiden Händen in den Boden griff, die Erde aufnahm und sie küsste. Er küsste Mütterchen Russland. Das muss man jetzt übertragen. Deshalb darf man diese Motivation nie vergessen!
 
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Ich erinnere mich an einen sowjetischen Film über den russischen reisenden Kaufmann Afanassin Nikitin (Афана́сий Ники́тин). Er reiste im 15. Jahrhundert durch Indien und Teile Afrikas. Er schrieb so ziemlich alles auf, weshalb seine Darstellungen noch heute bedeutende Quellen über die von ihm bereisten Länder sind.

Mich dünkt, dass Nikitins Reisen eine spätere Erfindung sind. Er müßte als Kaufmann nach den bekannten Daten mindestens sechs Jahre lang sehr schreibfreudig gewesen sein.
Auf dieser Seite wird erzählt, wie seine Hefte von Smolensk nach seinem Tode weitergekommen sein sollen: Kaufleute hätte den Wert seiner Aufzeichnungen erkannt und diese nach Moskau zum Kirchendiener des Großfürsten Wassili Mamyrew gebracht bzw. dieser bekam sie zufällig in seine Hände. Im Laufe der Jahrhunderte seien die Hefte öfters abgeschrieben/kopiert worden, wobei nicht mehr alle Hefte die Zeiten überdauerten (frei aus dem Russischen übersetzt).
Leider finde ich keinen Nachweis, wie und was Nikitin geschrieben hat. Während andere Asienreisende dieser Zeit (Niccolo di Conti) es wie Marco Polo taten, bei Wiederkehr jemanden die Erinnerungen aufschreiben ließ, machte es der russiche Kaufmann zu jener Zeit besonders modern, er schrieb während seiner Reisen - auf was und womit auch immer.
 
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