GFS Thema: Öffentliche Meinung zum Vietnamkrieg

Ich warne davor, aus der Umfrage rauszulesen, dass schon 1965 39 Prozent der Bevölkerung gegen den Vietnamkrieg waren. Wahrscheinlich waren die meisten halt gegen die Regierung.

In der Umfrage wird die Frage gestellt, ob der Politik der U.S.-Regierung zugestimmt wird. 61 Prozent der Befragten meinte, dass die U.S.-Regierung mit der Truppenentsendung keinen Fehler begangen hat..

61 Prozent Zustimmung zur offiziellen Politik sind ein hoher Wert. In einer westlichen Demokratie sind die politischen Lager meist so ungefähr gleich verteilt. Bei Umfragen zu Gesetzesvorhaben ist deswegen erstmal die Hälfte der Wähler dafür, die Hälfte dagegen. Regierungsvorhaben werden meist kritischer gesehen als Oppositionsvorschläge. Wenn eine Regierung 50 Prozent Zustimmung erzielt, ist sie schon gut. 61 Prozent sind ein Traumwert.

Allerdings ist, wie auch in deinem Link beschrieben, die Bevölkerung bei außenpolitischen Themen eher geneigt, der Regierung pauschal Vertrauen auszusprechen (nicht immer).

Das heisst für mich, 61 Prozent Pro-Gouverment sind noch ein guter Wert. Ich denke aber wie du, dass man hier schon Skepsis erkennen kann.

Die Skepsis hat sich 1965 aber wahrscheinlich noch nicht aus der Furcht, den Krieg verlieren zu können genährt. Auch nicht, weil manche schon My Lai und andere Kriegsgreuel vorausahnten.

Es gibt in den USA immer eine starke isolationalistische Strömung. Isolationisten halten erstmal gar nichts davon, Geld und Blut in Übersee zu vergeuden. Wahrscheinlich sind solche Gedanken für die meisten Skeptikerstimmen verantwortlich.

Ein Ausflug in die Tagespolitik für Interessierte: der republikanische Präsidentschaftskandidat Rand Paul vertritt eine isolationalistische Außenpolitik.
 
Zuletzt bearbeitet:
steffen04 hat schon den Hinweis darauf gegeben, solche Zustimmungs- oder Ablehnungswerte zu gewichten bzw. relativ zu sehen.

Dafür könnte man die öffentliche Meinung auch zu anderen Themen der US-Politik der 50er und 60er Jahre gegenüber stellen.

Einen ansatz findest Du hier:
Long-Term Gallup Poll Trends: A Portrait of American Public Opinion Through the Century

Die Zustimmung zu Johnson lag selbst am Tiefpunkt noch über derjenigen zu den Krisen in der Truman und Eisenhower-Ära, oder auch im Vergleich zu Nixon mit dem Rückzug aus Vietnam, vor der Watergate-Affäre. Außerdem sind Langfrist-Trends etwas anders zu bewerten als kurzfristige, "getriggerte" Schwankungen.

Das ist aber nur ein erster, sehr simpler Ansatz, so etwas zu bewerten.
 
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