Nun, auch Heute stimmt längst nicht alles was man liest. Die Frage ist doch aber in wie fern können wir uns Heute auf die alten Schriften verlassen, bisher dachte ich eher das so ein Tacitus doch ziemlich viel Warheit beinhaltet. Nun bin ich mir da aber gar nicht mehr so sicher und von den paar anderen heißt es ja meist eh das sie nicht so ernst genommen werden sollten (warum übrigens?). Von den Ägytern haben wir wenigstens die in Stein gehauenen Zeugnisse aber was bleibt von diesen Überlieferungen an Inhalt ? im Kindergarten gab es mal dies Flüsterspiel, komme auf den Namen nicht mehr, am Ende kam auf jedenfall immer was ganz anderes heraus. Es muß doch mehr geben als nur Kopien auf Fehler zu begutachten oder ? Wie stehen denn die Chancen noch Originale zu finden oder wenigstens ganz frühe Abschriften?
Hier wird ein Grundproblem jeglicher Quellen angesprochen.
Da geht es nicht nur um Schriften (und schon gar nicht nur um römische).
Es ist völlig gleichgültig, welche Überlieferung und Überlieferungsform wir nehmen, immer müssen wir die Quelle hinterfragen und auswerten, gleichgültig ob uns Xenophon einen Bericht hinterließ oder wir einen Zeitzeugen des Krieges befragen.
Darum unterscheidet die historische Wissenschaft ja auch verschiedene Formen der Überlieferung, z.B. Tradition und Überreste. Während also die traduierten Quellen, wie Tacitus Schriften, dazu dienten etwas der Nachwelt zu überliefern und somit eine ganz andere Intention haben, sind Überreste Dinge, die schlicht Überkommen sind, aber sicher nichts Aussagen sollten, also einem anderen Zweck dienten....
Dies mal als kleiner Ausblick.
Und genau da liegt die Problematik in der Geschichte im allgemeinen.
Jeder Mensch kann sich ein Relief ansehen und dann überlegen oder assoziieren, was er da sieht. So entstehen dann auch die interessantesten und / oder witzigsten Theorien und Interpretationen, die mitunter dann auch zu ewigen Diskussionen führen können.
Um eine Quelle aber richtig zu behandeln Bedarf es vor allem der Quellenkritik, und diese Methodik erscheint viel einfacher als sie wirklich ist und überarbeitet sich beständig selbst. Studenten der jeweiligen Wissenschaft lernen vor allem die ersten Semester kaum etwas anderes als Arbeiten mit der betreffenden Literatur und die Quellenkritik.
Wer sich mit diesen Problemen weiter auseinander setzen will, dem empfehle ich bspw. die beiden Bücher "Einführung in das Studium der Alten Geschichte" von Rosmarie Günther und "Proseminar Geschichte: Mittelalter" von Hans-Werner Goetz, beide im UTB Verlag erschienen.
Kehren wir zur Ursprungsfrage zurück und stellen zwei der wohl bekanntesten Autoren der frühen römischen Kaiserzeit nebeneinander:
Sueton und Tacitus. Legt der eine Wert auf hohen Unterhaltungscharakter seiner Biographien, betont der andere gerne und wiederholt seine informierenden Absichten.
Beide haben dabei also einen ganz unterschiedlichen Ansatz, Anekdoten steht vermeintlich genaue Überlieferung gegenüber. Bei genauerer Betrachtung und im Abgleich mit anderen antiken Autoren haben beide aber ihre "Stärken" und "Schwächen".
Zusammenfassend bleibt zu sagen: keine Quelle (gleich welcher Zeit) darf unkritisch übernommen werden.
Wer sehen will, was im schlimmsten Fall bei fragwürdiger oder fehlender Quellenkritik dabei rauskommt, möge sich einfach die Kalkriesediskussionen gerade auch hier im Forum durchlesen.
Ach ja, ein kleiner aber immer wieder auftauchender Fakt: gerade durch die Quellenkritik wird vieles von dem, was man gerne als gesichert ansieht wieder etwas "aufgeweicht" und somit extreme Relativierung beitrgetragen. "Vielleicht" "Möglicherweise" "könnte sein" sind dabei auftretende Wendungen, die verständlicherweise dem durstigen Menschen aber nicht befriedigen.
Auf die Frage wie die Chancen stehen noch Originale zu finden sei geantwortet: verschwindend gering was Bücher angeht.
Materialien wie Papyrus und das später verwendete Pergament sind natürlich deutlich anfälliger als etwa das mittlerweile auch aus der Mode kommende Papier, und so mußten bereits in der Antike, wie hier auch bereits gesagt, immer wieder Kopien angefertigt werden.
Dazu kommt der katastrophale Umgang mit Bibliotheken in verschiedenen Zeiten und die ein oder andere Katastrophe.
Trotzdem bekommen wir immer wieder Inschriften und Schriftreste in die Hände. Es gibt bspw. eine große Papyrussammlung im Seminar der Alten Geschichte Bonn.
Auch hier sei nochmal auf die Einführung in die Alte Geschichte verwiesen, die diese Themen sehr anschaulich behandelt.
Aber ganze Bände im Original zu finden, wie gesagt, diese Wahrscheinlichkeit ist verschwindend gering.