Das können fachlich ausgewiesene Wissenschaftler sicher besser beantworten:
Keiner behauptet, dass die hurritische Sprache an sich indoarisch ist, sondern die Namen nicht weniger Könige und viele Ausdrücke in Urkunden, woraus auf eine - siehe Zitat unten - "kleine indoarische Oberschicht" geschlossen werden kann. Offensichtlich haben du und Silesia sich nicht die Mühe gemacht, das zu recherchieren.
Wiki Hurriter:
Die Könige des Mittanireiches trugen größtenteils nicht-hurritische Thronnamen (z.B. Tušratta), für die teilweise eine indoarische Etymologie nachgewiesen werden kann. Die in den Keilschrifturkunden erhaltenen wenigen indoarischen Lehnwörter (Götter- und Personennamen, hippologische Fachausdrücke) lassen vielleicht auf eine kleine indoarische Oberschicht (maryanni = Wagenkämpfer, vgl. ved.-altind. márya = junger Mann, Held) schließen, die zur Zeit der größten Machtentfaltung Mittanis aber schon hurrisiert war.
Das war auch der Beitrag auf den ich reagiert hatte und zu dem du mir nun die Frage stellst, wie ich darauf käme, du hättest eine Verbindung von Felsgeburt zu Jungfrauengeburt hergestellt. Wenn es sich also um ein Missverständnis handelt, haben wir mindestens zu dritt einen Anteil daran.
Du verstehst immer noch nicht, was ich meine. Ich stelle einen Zusammenhang zwischen Felsgeburt und Jungfrauengeburt her, logisch, aber
nicht einen Zusammenhang zwischen "Frauenhass" und "Jungfrauengeburt", wie du mir im nachfolgenden Zitat unterstellt hast. Das ist sooo schwer doch nicht zu begreifen.
Was außer dir nur keiner versteht ist, wie du vom Frauenhass des Erzeugers (der trotzdem kopuliert!!!!) zur Jungfrauengeburt (ohne Kopulation!!!!) kommst.
Du beziehst dich hier auf den
armenischen Mythos, wo Mithra einen Sohn zeugt (aber nicht kopulierend, wie du meinst). Das hat
nichts mit meiner Analogisierung von
römischer Felsgeburt und
persischer Jungfrauengeburt zu tun. Auf dieses Thema gehe ich im folgenden noch mal ein.
(1)
In der persischen Mythologie gibt es einen See namens Hamun/Hamoun in Sista/Iran, in dem Jungfrauen der Reihe nach baden. Das Wasser enthält den Samen des Zoroaster, den dieser dort deponiert hat, um eine Jungfrau zu schwängern. Als Anahita in den See steigt, ist es soweit - sie ist die Erwählte, für die der Samen prädestiniert ist, der den ´Erlöser´ Mithra hervorbringen soll. Die Geburt findet dann, nicht anders als im römischen Mythos, in einer
Höhle statt, ein Detail, das für die abschließend erfolgende Argumention bedeutsam ist.
(2)
Der römische Mithra-Mythos beschreibt die Geburt des Mithra aus der Felswand einer Höhle. Bei seinem Erscheinen trägt er ein Messer und eine Fackel in Händen, was an die gleichermaßen ausgestattete griechische Hekate erinnert. Einige Darstellungen der Szene signalisieren eine Identifizierung der gebärenden Felswand mit dem ´Weltei´ oder ´kosmischen Ei´ der antiken Mythologie, so z.B. die Skulptur der Felsgeburt im Hancock-Museum in Newcastle/England, die Mithras mit Messer und Fackel von einem präzise Ei-förmigen Zodiak (also nicht kreisförmig und auch nicht gleichmäßig oval) umringt präsentiert (siehe angehängtes Foto). In diesem und anderen Punkten hat der orphische Kult um den Gott Phanes, der aus einem Weltei geboren wird, auf den Mithra-Kult starken Einfluss genommen, was in der Fachwelt weitgehend anerkannt ist.
In der antiken Mythologie ist das Weltei regulär das Werk einer Göttin, wie z.B. in Ägypten, wo Hathor in ihrer Verkörperung als Gans das sprichwörtliche ´Goldene Ei´, hier die Sonne, legt, oder in der orphischen Mythologie, wo die schwarzgeflügelte Göttin der ´Nacht´ ein silbernes Ei in den Schoß der ´Dunkelheit´ legt, aus dem der Gott Eros hervorgeht, um die Welt in Gang zu setzen. In Griechenland produziert Leda (Leto) das Weltei, dem die Dioskuren, die Götter des Morgen- und des Abendsterns, entspringen. Abweichende Mythen wie der vom Weltei-erschaffenden ägyptischen Gott Khnum sind der durchschaubare Versuch, dieses typisch feminine Motiv der Männerwelt anzueignen.
Von daher kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass die römische Felsgeburt die Entstehung des Gottes aus einem antiken Weltei illustriert. In welchem Maße den Künstlern/Mythographen bewusst war, dass sie damit in der Tradition obengenannten Mythen stehen, kann nur vermutet werden. Mit Sicherheit lässt sich aber sagen, dass der Verzicht auf die offene Einbeziehung einer Mutterfigur, gleich ob für das Weltei oder Mithras selbst, symptomatisch für die misogyne Einstellung des römischen Mithraskultes ist, der mit wenigen Ausnahmen nur männliche Anhänger, hauptsächlich Soldaten, hatte. Die höchste initiatorische Einweihungsstufe, die siebte, wurde ´pater´ (Vater) genannt und mit Mithra identifiziert. Einer der positiven Aspekte dieses Kultes, den ich im Ganzen keineswegs ablehne, war - aus heutiger Sicht - die darin praktizierte soziale Egalität; so konnte es vorkommen, dass ein Sklave einen Kaiser initiierte oder ein Legionär einen Senator, wie auch umgekehrt.
Ganz anders als im persischen Mythos kommt es im römischen Mythos also zu einer vollständigen Verdrängung der Muttergestalt, eben weil der römische Mithraismus Frauen verachtet und seinen Gott von ihnen so weit wie möglich auf Distanz bringen möchte. Der armenische Mythos um die Zeugung des Mithra-Sohnes Diorphus zeigt das ganz offen: Aus Hass auf die Frauen verzichtet Mithra auf eine Frau als Mutter des gewünschten Sohnes und bringt - nicht ohne Mühe - einen Felsen durch Erhitzung dazu, seinen auf ihn gegossenen Samen aufzunehmen, aus dem dann der Diorphus entsteht.
Worin besteht nun die (hypothetische) Verbindung zwischen dem persischen und dem römischen Geburtsmythos? Ich bin schon mehrmals darauf eingegangen und wiederhole es gerne zum endgültig vorletzten Mal:
Höhlen/Felsen/Berge/Erde waren in der antiken Mythologie vorzugsweise Symbole und Attribute für weibliche Gottheiten, deren Ursprung in den frühhistorischen Erdgöttinnen liegt, die als Fruchtbarkeits- und/oder Muttergöttinnen verehrt wurden. Die mit gleichen Kompetenzen ausgestatteten Wassergöttinnen wie die ursprüngliche Sarasvati (die später höchst kultivierte Aspekte annahm) und die davon beeinflusste Anahiti waren statistisch in der Unterzahl. Während im persischen Mythos um die Mithra-Mutter Anahita, passend zu deren Kompetenzen, das Wasser als Medium für die Zeugung des Gottes erscheint (der darin enthaltene Samen des Zoroaster dringt in den Mutterleib der badenden Anahita ein), ist es im römischen Mythos, passend zur typischen Location des Kultes, eine Höhle, aus deren steinerner Wand der Gott geboren wird.
Schon der Neuplatoniker Porphyrios, um eine Stimme aus dem 3. Jh. CE zu nennen, war der Ansicht, dass alle religiösen Rituale vor der Zeit der Tempel in Höhlen stattgefunden haben. Höhlen wurden seit jeher mit der Vorstellung des Gebärens und des Mutterleibs verknüpft. Einige Beispiele aus der antiken Zeit:
+ der Mithraismus, der, wie schon gesagt, seine Veranstaltungen in Höhlen abhielt, weil ihrer Mythologie zufolge der Gott in einer Höhle geboren war. Eine solche Location war so unverzichtbar, dass, wenn sich keine natürliche Höhle für die Einrichtung eines Tempels fand, eine künstliche Höhle gegraben wurde.
+ Viele etruskische und römische Heiligtümer enthielten einen unterirdischen Raum, den sog. ´mundus´, was zugleich ´Welt´, ´Erde´ und ´Mutterleib´ bedeutet. Dazu passend aus einer anderen Ecke des Planeten: Das Sanskrit-Wort für ´Heiligtum´ (garbha-grha) bedeutet wörtlich ´Mutterleib´. Nur am Rande sei erwähnt, dass sich der Name der Orakelstätte ´Delphi´ von ´delphos´ herleitet, was griechisch für ´Mutterleib´ ist.
+ Der Cybele-Kult wurde gerne in Höhlen praktiziert in Imitation des Wohnortes der Muttergöttin. Dort ´vereinigten´ sich die Galloi (selbstkastrierte Cybele-Priester) mit ihrer Herrin. Die Locations galten auch als ´Brautgemächer´.
+ Die aus Kreta stammende Rhea ist eine Variante der Cybele. Sie wurde dort u.a. als Dictynna verehrt, als Geberin der Gesetze, die sie in ihrer Höhle auf dem Berg Dicte erließ. In der gleichen Höhle soll sie den Gott Zeus geboren haben.
Die Liste ließe sich lange fortsetzen. In Anbetracht dessen, dass die vorgenannten Göttinnen ´Jungfrauen´ (im Sinne des Ungebundenseins oder der Unberührtheit) sind wie so viele anderen Erd- und Muttergöttinnen auch (z.B. Gaia und Demeter), macht eine Analogisierung der römischen Mithra-Geburt in einer Höhle (aus einem ´Weltei´ wohlgemerkt) mit der persischen Jungfrauengeburt Mithras in einer Höhle durchaus Sinn. Die Analogie geht über das in beiden Mythen erscheinenden Höhlenmotiv hinaus, wird durch dieses aber natürlich stark gestützt. Sie besteht vor allem in der Weltei-Mythologie, die aus der Felsgeburt einen mütterlichen Gebärakt macht (was den Mythographen nicht bewusst gewesen sein muss) und im ´jungfräulichen´ Aspekt von Höhle und Felsen. Letzterer steht symbolisch für das ´jungfräuliche Gebären´ durch die Erdgöttin, wie ich mittlerweile hoffentlich hinreichend belegt habe. Auch das muss den Mythographen nicht bewusst gewesen sein, ihre Kreativität kann auch der der Effekt eines kollektiven Unbewussten sein, das ein weites Repertoire an Symbolismen enthält, die unbewusst zur Anwendung kommen.