Lukrezia Borgia
Moderatorin
Entschuldigt bitte, dass der Überblick etwas länger geworden ist. Ich hoffe, es ermüdet nicht zu sehr bei lesen.
Nach Velazquez hat Spanien lange Zeit keinen herausragenden Künstler mehr hervorgebracht. Erst als die Ideen der Aufklärung von Frankreich aus das Land am Rande Europas erreichten, gebar die Zeit einen Maler, dessen Ausdrucksstärke heute noch begeistert.
Am 30. März 1746 wird Francisco de Goya y Lucientes in einem kleinen Provinznest in Aragon als Sohn des Vergolders José Goya geboren. Francisco besucht eine Klosterschule in Zaragosa und kommt erstmals bei dem Bildhauer Juan Ramirez und dem Maler José Luzan mit der bildenden Kunst in Berührung. Das junge Talent will jedoch das ländliche Idyll verlassen und die Freiheit der Großstadtluft schnuppern. So geht er 1764 nach Madrid.
Dort trifft er auf den Künstler Francisco Bayeu, der sich Goyas annimmt, ihn in der Kunst ausbildet und seinem Schüler zugleich beibringt, wie er sich auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegt. Als Goya für ein Werk, welches er für die Akademie geschaffen hat, nur negative Kritik einstecken muss, kehrt er Spanien den Rücken und geht für 2 Monate nach Rom. Zurück auf der Iberischen Halbinsel bekommt er in Zaragosa seinen ersten bedeutenden Auftrag. Er soll elf große Wandbilder in Öl fertigen.
Es zieht ihn aber wieder in die Hauptstadt. Dort heiratet er im Sommer 1773 die Schwester seines ehemaligen Meisters, Josefa Bayeu. Sein frischgebackener Schwager ist es dann, der Goya zum ersten Mal mit dem Hof in Kontakt bringt. Er soll die Bildteppiche für die Residenz des Prinzen von Asturien entwerfen. Zufrieden mit den Arbeiten Goyas beauftragt ihn Karl III. weiter, Radierungen einiger Gemälde von Velazquez anzufertigen.
Die Einführung in höchste Kreise ist bestens gelungen, so dass er bereits 1779 zum „Maler des Königs“ ernannt wird. 1786 wird er zum Direktor der Maufaktur Santa Barbara ernannt und verkehrt mit den bedeutendsten Persönlichkeiten Spaniens. Die Mitglieder der nobelsten Schichten reißen sich darum, bei ihm ein Portrait in Auftrag geben zu dürfen. Das besondere an seinen Bildern ist, dass er nicht nur darstellt, was er vor sich sieht, sondern auch die Ausstrahlung der Personen auf die Leinwand zaubert.
Goya gerät in den Dunstkreis von Jovellanos, einem von aufklärerischem Gedankengut geprägtem Humanisten, der später Minister Karls IV. werden sollte. Auch die Herzogin von Osuna, die nach Rousseaus Vorlagen erzogen wurde, wird eine enge Vertraute von ihm.
In dieser bewegten Zeit, in der auch die Ideale der französische Revolution in Spanien mehr und mehr populär wurden, wird der nunmehr 47jährige Maler von einer schweren Krankheit, die einen tödlichen Verlauf zu nehmen droht, mehrere Monate ans Bett gefesselt. Infolgedessen verliert er seinen Gehörsinn. Seine Bilder strahlen ab diesem Zeitpunkt eine düstere, grimmige und tragische Aura aus. Auch Geister und Hexen spuken durch seine Werke. Nur der König selbst schützt ihn vor der strafenden Hand der Inquisition. Durch seinen Malstil ließen sich Personen der Gegenwart dazu hinreißen, ihn als ersten Impressionisten zu bezeichnen. Robert L. Delevoy bezeichnet ihn jedoch als letzten „großen alten Maler“.
Eine der wichtigsten Personen im Leben Goyas war die Herzogin von Alba, mit der er höchstwahrscheinlich eine Liebesaffäre unterhielt, wie man aufgrund eines Portraits, das er von ihr malte, erahnen kann. Nach dem Tod ihres Mannes verbringt sie mit dem Künstler viel Zeit in ihrem Besitzungen in Andalusien.
Die Ablösung des spanischen Königs Karl IV. durch Joseph Bonaparte stürzt Spanien in tiefes Elend. Das Land auf der Iberischen Halbinsel teil sich in ein „Rotspanien“ und ein „Schwarzspanien“. Goya veranschaulicht diese Wirrnisse mit seinem gigantischen Meisterwerk „Erschiessungen des 3. Mai“. Er bezieht Stellung gegen die Franzosen und bricht in seiner Kunst mit dem Gebot der Schönheit. Er stellt die Dinge realistisch dar und man erkennt bei der Betrachtung seiner Bilder die Grausamkeiten, die die Geburt einer neuen Welt mit sich bringt.
Nachdem die Franzosen das Land verlassen haben, besteigt Ferdinand VII. den Thron. Seine absolutistische Politik ist von der Verfolgung der Liberalen geprägt. Goya muss sich vor einem Tribunal verantworten, wird jedoch freigesprochen und erhält erneut öffentliche Ämter.
Nach dem Tod seiner Frau 1812 vereinsamt der Maler nach und nach und zieht sich 1819 in ein Landhaus im Umland von Madrid zurück. Dieses Haus macht er zu einem einzigartigem Kunstwerk, indem er beginnt, die Wände als Malgrund zu verwenden. Das berühmteste „Wandbild“ ist wohl „Saturn seine Kinder verschlingend“. Nachdem im Januar 1820 erneut eine Revolte der Demokraten ausbricht, die Ferdinand VII. mit Hilfe von Ludwig XVIII. niederschlägt, wird sein Landsitz zu einer Zufluchtsstätte der Liberalen. Das lenkt erneuten Verdacht auf Goya, so dass er sich nach Frankreich ins Exil flüchtet.
Dort arbeitet er unermüdlich bis zu seinem Tod weiter. In der Nacht zum 16. April 1826 verstirbt er. An den Rand eines begonnenes Bild, das sich auf seiner Staffelei befand, hatte er am Abend zuvor noch geschrieben: „Ich lerne immer noch...“
Quelle:
Robert L. Delevoy, Goya
Nach Velazquez hat Spanien lange Zeit keinen herausragenden Künstler mehr hervorgebracht. Erst als die Ideen der Aufklärung von Frankreich aus das Land am Rande Europas erreichten, gebar die Zeit einen Maler, dessen Ausdrucksstärke heute noch begeistert.
Am 30. März 1746 wird Francisco de Goya y Lucientes in einem kleinen Provinznest in Aragon als Sohn des Vergolders José Goya geboren. Francisco besucht eine Klosterschule in Zaragosa und kommt erstmals bei dem Bildhauer Juan Ramirez und dem Maler José Luzan mit der bildenden Kunst in Berührung. Das junge Talent will jedoch das ländliche Idyll verlassen und die Freiheit der Großstadtluft schnuppern. So geht er 1764 nach Madrid.
Dort trifft er auf den Künstler Francisco Bayeu, der sich Goyas annimmt, ihn in der Kunst ausbildet und seinem Schüler zugleich beibringt, wie er sich auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegt. Als Goya für ein Werk, welches er für die Akademie geschaffen hat, nur negative Kritik einstecken muss, kehrt er Spanien den Rücken und geht für 2 Monate nach Rom. Zurück auf der Iberischen Halbinsel bekommt er in Zaragosa seinen ersten bedeutenden Auftrag. Er soll elf große Wandbilder in Öl fertigen.
Es zieht ihn aber wieder in die Hauptstadt. Dort heiratet er im Sommer 1773 die Schwester seines ehemaligen Meisters, Josefa Bayeu. Sein frischgebackener Schwager ist es dann, der Goya zum ersten Mal mit dem Hof in Kontakt bringt. Er soll die Bildteppiche für die Residenz des Prinzen von Asturien entwerfen. Zufrieden mit den Arbeiten Goyas beauftragt ihn Karl III. weiter, Radierungen einiger Gemälde von Velazquez anzufertigen.
Die Einführung in höchste Kreise ist bestens gelungen, so dass er bereits 1779 zum „Maler des Königs“ ernannt wird. 1786 wird er zum Direktor der Maufaktur Santa Barbara ernannt und verkehrt mit den bedeutendsten Persönlichkeiten Spaniens. Die Mitglieder der nobelsten Schichten reißen sich darum, bei ihm ein Portrait in Auftrag geben zu dürfen. Das besondere an seinen Bildern ist, dass er nicht nur darstellt, was er vor sich sieht, sondern auch die Ausstrahlung der Personen auf die Leinwand zaubert.
Goya gerät in den Dunstkreis von Jovellanos, einem von aufklärerischem Gedankengut geprägtem Humanisten, der später Minister Karls IV. werden sollte. Auch die Herzogin von Osuna, die nach Rousseaus Vorlagen erzogen wurde, wird eine enge Vertraute von ihm.
In dieser bewegten Zeit, in der auch die Ideale der französische Revolution in Spanien mehr und mehr populär wurden, wird der nunmehr 47jährige Maler von einer schweren Krankheit, die einen tödlichen Verlauf zu nehmen droht, mehrere Monate ans Bett gefesselt. Infolgedessen verliert er seinen Gehörsinn. Seine Bilder strahlen ab diesem Zeitpunkt eine düstere, grimmige und tragische Aura aus. Auch Geister und Hexen spuken durch seine Werke. Nur der König selbst schützt ihn vor der strafenden Hand der Inquisition. Durch seinen Malstil ließen sich Personen der Gegenwart dazu hinreißen, ihn als ersten Impressionisten zu bezeichnen. Robert L. Delevoy bezeichnet ihn jedoch als letzten „großen alten Maler“.
Eine der wichtigsten Personen im Leben Goyas war die Herzogin von Alba, mit der er höchstwahrscheinlich eine Liebesaffäre unterhielt, wie man aufgrund eines Portraits, das er von ihr malte, erahnen kann. Nach dem Tod ihres Mannes verbringt sie mit dem Künstler viel Zeit in ihrem Besitzungen in Andalusien.
Die Ablösung des spanischen Königs Karl IV. durch Joseph Bonaparte stürzt Spanien in tiefes Elend. Das Land auf der Iberischen Halbinsel teil sich in ein „Rotspanien“ und ein „Schwarzspanien“. Goya veranschaulicht diese Wirrnisse mit seinem gigantischen Meisterwerk „Erschiessungen des 3. Mai“. Er bezieht Stellung gegen die Franzosen und bricht in seiner Kunst mit dem Gebot der Schönheit. Er stellt die Dinge realistisch dar und man erkennt bei der Betrachtung seiner Bilder die Grausamkeiten, die die Geburt einer neuen Welt mit sich bringt.
Nachdem die Franzosen das Land verlassen haben, besteigt Ferdinand VII. den Thron. Seine absolutistische Politik ist von der Verfolgung der Liberalen geprägt. Goya muss sich vor einem Tribunal verantworten, wird jedoch freigesprochen und erhält erneut öffentliche Ämter.
Nach dem Tod seiner Frau 1812 vereinsamt der Maler nach und nach und zieht sich 1819 in ein Landhaus im Umland von Madrid zurück. Dieses Haus macht er zu einem einzigartigem Kunstwerk, indem er beginnt, die Wände als Malgrund zu verwenden. Das berühmteste „Wandbild“ ist wohl „Saturn seine Kinder verschlingend“. Nachdem im Januar 1820 erneut eine Revolte der Demokraten ausbricht, die Ferdinand VII. mit Hilfe von Ludwig XVIII. niederschlägt, wird sein Landsitz zu einer Zufluchtsstätte der Liberalen. Das lenkt erneuten Verdacht auf Goya, so dass er sich nach Frankreich ins Exil flüchtet.
Dort arbeitet er unermüdlich bis zu seinem Tod weiter. In der Nacht zum 16. April 1826 verstirbt er. An den Rand eines begonnenes Bild, das sich auf seiner Staffelei befand, hatte er am Abend zuvor noch geschrieben: „Ich lerne immer noch...“
Quelle:
Robert L. Delevoy, Goya
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