Hofstaat von Sachsen-Gotha-Altenburg
Deutlich größer als der Hofstaat von Braunschweig-Lüneburg und ein wenig umfangreicher als der von Kurtrier und Baden war der Hofstaat von Sachsen-Gotha-Altenburg 1778.
Es gab eine kleinere Anzahl von Bedienten bzw. adeligen Hofchargen, welche der Herzogin und den Prinzen zugeteilt waren. Insgesamt, samt Forstwesen, von dem scheinbar die Jägerei nicht zu trennen war, umfasste der Hofstaat 466 Personen.
Einen nennenswerten Anteil machte das hochwertig besetzte Hoftheater aus. Es gab allein 17 Schauspieler, unter denen sich bedeutende Namen wie Conrad Ekhof, dem Hoftheaterdirektor, und August Wilhelm Iffland befanden. Berühmte Namen daneben waren der Theaterdirektor und 2. Bibliothekar Heinrich August Ottocar Reichard, der als Komponist u.a. internationale Bekanntheit erlangte, sowie der Musikdirektor und Opernkomponist Anton Schweizer.
Für mich war die Anzahl der Lakaien und Kammerdiener im Verhältnis zu den übrigen Hofchargen überraschend groß. Wobei man dazu sagen muss, dass dafür zum einen viele Lakaien auch als Heiduken oder bei der Kammerbedienung bestimmter Familienmitglieder auftraten und zum anderen keine Portechaisenträger, Portiers, Saalwächter oder Türwächter (wohl sonst innerhalb des Schlosses) auftauchen. Ich nehme einmal an, dass es keine Sänften gab. Außerdem fand ich interessant, dass bis auf einen keine Läufer aufgeführt werden. Scheinbar waren an diesem Hof Läufer unüblich - Läufer liefen den Kutschen vorraus und trugen extra, teilweise prächtige Livreen. Obwohl man mit Schweizer einen herausragenden Komponisten engagiert hatte, tauchen in der Hofmusik bloß drei Sänger und zwei Sängerinnen auf, was darauf hindeutet, dass man mit dem Stammpersonal nicht beabsichtigen konnte, große Opern zu inszenieren. Allerdings griff man für größere Projekte, wobei beispielsweise ein Chor vonnöten war damals bei kleineren Höfen gern oder notgedrungen auf Laien zurück.*
Sicherlich erklärt sich zu einem Teil die doch erhebliche Größe des Hofstaates auch aus der Anzahl an Schlössern, deren Anlagen beispielsweise von Hofgärtnern gepflegt werden mussten und wo zumindest eine geringe Mindestbesetzung auch bei Abwesenheit des Souveräns vor Ort bleiben musste. Noch vor der großen Landesteilung des 17.Jh. war Sachsen-Gotha ein recht bedeutender Staat gewesen, dem das große Residenzschloss Friedenstein zu Gotha Ausdruck verleihen sollte. Neben dem Residenzschloss in Gotha gab es noch eines in Altenburg mit bspw. eigener Kellerei, Konditorei etc. und eine weniger besetzte Nebenresidenz Tenneberg. Daneben existierten noch weitere Schlösser nachrangiger Bedeutung: Friedrichswerth, Friedrichsthal (in Gotha), Eisenberg (ehemals Residenz der Linie Sachsen-Eisenberg), Molsdorf und Ichtershausen.
* "Herzoglich Sachsen-Gotha- und Alternburgischer Hof- und Adreß-Calender auf das Jahr 1778." Gotha, bei Carl Wilhelm Ettinger.