Großes Schwein will Helm

Wer weiß Genaueres über diesen Vorfall?

Vor dem ersten Weltkrieg ist ein Clown mit folgender Nummer aufgetreten:

Ein kleines Schwein hatte einen Helm auf dem Kopf. Ein großes Schwein rannte dem kleinen quiekend nach.
Der Komiker rief laut: Kleines Schwein hat Helm. Großes Schwein will Helm.

Darüber war der Kaiser so erbost, dass er gegen den Schweinedresseur einen Prozeß anstrengen ließ, wg. Majestätsbeleidigung.
Soweit ich gelesen habe, hat Karl Liebknecht die Verteidigung übernommen. Der Prozeß war wohl damals in aller Munde. Der Kaiser hat den Prozeß verloren. Ich glaube, es war so, dass die Fereiheit der Kunst höher eingeschätzt wurde.

Wer weiß gfenau, wann das war und wie der wackere Mann hieß?
Ich stelle schon den ganzen Tag das Internet auf den Kopf, finde die Begebenheit aber nur in Form eines Herrenwitzes erzählt.

Sie hat sich aber wirklich ereignet. Ich habe einen Artikel darüber, vor Jahren, in einer uralten, vergilbten Zeitung gelesen. Sogar ein Foto des Clowns, mit Helm auf dem Kopf, war dabei.

Grüße
Arti

Du meinst den Russen Wladimir Leonidowitsch Durow ?
http://www.wisent.ch/pdf/bialowieza/kaandasch.pdf

Danke Caro,

dieser Sketch würde natürlich zu Durow passen. Der hat solche Sachen in der Sowjetunion gemacht.

Ich meine aber, die Frechheit mit dem Helm und dem Schwein hat sich damals unbekannter, deutscher Komiker, in Berlin geleistet. -

Ich bin gerade sehr stark mit Schaustellern, Clowns und Zirkus um 1900 beschäftigt.
Danke für den link. Ich kenne diesen Artikel noch nicht und werde ihn mir in Ruhe durchlesen.
Wie kommt es, dass du diese Dinge zur Hand hast?

Grüße
Arti

Artefakt schrieb:

Ich bin gerade sehr stark mit Schaustellern, Clowns und Zirkus um 1900 beschäftigt.
Danke für den link. Ich kenne diesen Artikel noch nicht und werde ihn mir in Ruhe durchlesen.
Wie kommt es, dass du diese Dinge zur Hand hast?

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Ooch, ich bin bekannt dafür, dass ich beim recherchieren (und fabulieren) vom Hundertsten ins Tausendste komm. Da lernt man die richtigen Stichworte einzugeben ... *rotwerd*

Schon im Zarenreich waren satirische Auftritte fester (wenn auch sorgsam zensierter) Bestandteil des Zirkusprogramms, was in Mitteleuropa erstmals zu Zeiten Wilhelms II. bekannt wurde, als der Russe Wladimir Leonidowitsch Durow eine seiner (allerdings unzensierten) politischen Clownerien in Berlin vorführte.
Durow brachte ein kleines Schwein auf die Bühne, taufte es auf den Namen Wil und setzte ihm eine Pickelhaube auf. Das Schwein schüttelte sich, und der Helm drohte herunterzufallen. Um das Tier auf den herabfallenden Helm aufmerksam zu machen, schrie Durow gestikulierend: "Wil, Helm! Wil, Helm!" Wegen Majestätsbeleidigung wurde der Possenreißer prompt aus Deutschland, das derlei Manegenzauber nicht kannte, ausgewiesen​

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Übrigens wurde ein Bild von Hermione von Preuschen von der Berliner Kunstausstellung als "Majestätsbeleidigung" abgelehnt, das Wilhelm I selber ganz gut fand. http://www.lichtenrade-berlin.de/herm_v_preuschen.html

Also liegt auch die Beleidgung im Auge des Betrachters.

Interessant vielleicht dass die alten Strafgesetze der "Majestätsbeleidigung" unter Wilhelm II faktisch abgeschafft wurden Majestätsbeleidigung ? Wikipedia

Caro1 schrieb:

Übrigens wurde ein Bild von Hermione von Preuschen von der Berliner Kunstaustellung als "Majestätsbeleidigung" abgelehnt, das Wilhelm selber ganz gut fand. Hermione von Preuschen


Interessant vielleicht dass die alten Strafgesetze der "Majestätsbeleidigung" unter Wilhelm II faktisch abgeschafft wurden Majestätsbeleidigung ? Wikipedia

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Das haben Zeitgenossen aber vielfach ganz anders wahrgenommen! So schrieb derHistoriker und spätere Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde eine historische Studie zum Caesarenwahn Caligulas, wobei allerdings eigentlich Wilhelm II. gemeint war, der verblüffende Ähnlichkeiten mit dem eigenwilligen Caligula hatte. Die Staatsanwaltschaft blieb Quidde jahrelang auf den Versen, und er wurde schließlich wegen Majestätsbeleidigung zu 3 Monaten Gefängnis in Stadelheim verurteilt und hatte danach keine Chance mehr auf eine Professur.