fingalo
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Harald Hårfagre = Harald Schönhaar
Nach einem zeitgenössischen Skaldengedichtvon Thorbjørn Hornklove war er Sohn von Halfdan dem Schwarzen, Kleinkönig in Ostnorwegen. Über ihn schreiben Snorri, Sæmundur Froði, sein Enkel Jón Loptsson, der anonyme Verfasser der Fagrskinna und der ebenfalls anonyme Verfasser der Ynglingasagsa. Sie hängen alle inhaltlich von Sæmundur ab, dessen Werk verloren ist, und bauen die Geschlechterlinien zu sagenhaften Königen in Schweden und Dänemark aus, bis der Anschluss an die Götter gelingt. Nach vorn werden die späteren Könige, die ein Interesse daran hatten, sich als dem Hårfagr-Geschlecht zugehörig legitimieren zu können, ebenfalls angeschlossen, so z.B. Olav Tryggvason, Olav Haraldsson und Harald Hardråde. Nach den ältesten Textschichten war Halfdan der Schwarze ein König im Hochland, die Familie wahrscheinlich einige Generationen vorher aus Westschweden eingewandert. Seine Mutter Ragnhild kam aus Sogn und war Tochter des dortigen Kleinkönigs Harald Gullskjegg. Sie starb früh und dann lassen Fagrskinna und Snorri den Halfdan eine zweite Ragnhild heiraten, die vom legendären Ragnar Lodbrok abstammte. Deren Sohn wurde dann Harald Hårfagre.
Im 19 Jh. fassten die Historiker Harald Hårfagre als großen König in einer germanischen Tradition auf. Mit dem Recht des Eroberers hatte er sich als oberstem Feudalherren das Land unterworfen. Sein Reich war wie eine Pyramide mit Jarlen und Hersen, jeder auf seiner Stufe unter dem Gesamtkönig, aufgebaut. Die norwegische Geschichtsschreibung des 20. Jh. hat sich davon verabschiedet. Die neue Sichtweise setzt bei der ältesten Beschreibung Norwegens an, die von Ottar aus Hålogaland stammte und 890 den König Alfred d. Gr. in Wessex besuchte. Dort stand die Beschäftigung mit Büchern hoch im Kurs und eines der Projekte am Hof war die Übersetzung der Weltgeschichte des spanischen Mönchs Orosius (5. Jh.) ins Englische. Orosius hatte aber nichts über Nordeuropa geschrieben. Das wollte Alfred hinzufügen. Eine Expedition führte Wulfstan in die Ostsee, die andere Ottar nach Nordnorwegen. Sein Bericht enthielt auch Elemente über Lebensverhältnisse im hohen Norden. Aus seinem Bericht ergibt sich, dass es einen langen Handelweg zwischen Südnorwegen bis hinauf zu den Lofoten gab. Die Probleme mit den verschiedensten Völkerschaften behinderten den Handel und förderten daher eine Tendenz zur Einigung der Küstenstämme.
Es gab da eine besondere Bedrohung des Handels durch die Häuptlinge auf Avaldsnes am Karmoy-Sund, der direkt nördlich von Stavanger die Insel Karmoy vom Festland trennt. Dies war ein wirklich kritischer Punkt, weil alle Schiffe vom Süden durch diesen Sund nach Norden mussten. Es war Haralds Aufgabe, diese Häuptlinge zu beseitigen, und das tat er. Seitdem ist Avaldsnes Königsgut, wohl sein wichtigstes. Außerdem wurde der König nach der Tradition in Haugesund in der Nähe beerdigt. Der archäologische Befund bestätigt, dass Avaldsnes über ein Jahrtausend ein wichtiger Häuptlingssitz war. Es steht auch außer Zweifel, dass Harald diese südwestnorwegische Häuptlingsmacht irgendwann niedergekämpft hat. Nach Auffassung der norwegischen Historiker war Harald ein Werkzeug der Interessen der Häuptlinge weiter im Norden, und die Reichseinigung lag in deren ökonomischem Interesse. Die Sagas erzählen genau das Gegenteil, nämlich dass Harald seine Königsmacht im Krieg gegen die nördlichen Häuptlinge errichtet habe. Die Saga-Kritiker führen dies auf eine Übertragung der Auseinandersetzung zwischen König Sverre mit der norwegischen Aristokratie zu ihrer Zeit auf die Verhältnisse des 12. Jh. zurück.
Über die tatsächliche Bedeutung Haralds wissen wir nichts. Es ist möglich, dass es schon vorher solche Kämpfe gegeben hat. Nach seinem Tode fiel sein Reich auseinander. Das einzig besondere an ihm ist, dass wir über ihn Berichte haben. Er hatte seinen Homer in Gestalt von Snorri und den Skalden.
Im 8. Jh. haben wir nach den fränkischen Quellen eine starke dänische Königsmacht über Südnorwegen. nach den fränkischen Reichsannalen konnte der dänische König 813 nicht an den fränkisch-dänischen Friedensverhandlungen teilnehmen, wei er aufständische Häuptlinge in Süd-West-Norwegen niederkämpfen musste. Im 9. Jh. schwächelte das dänische Königtum durch innere Streitigkeiten. Auch dies kann ein Hintergrund für Haralds Reichseinigung sein.
Was beherrschte nun Harald? Sicher ein Kernland, aber wohl kaum mehr als Hordaland, Rogaland und möglicherweise Teile von Agder.
Wir wissen nichts über die Funktionen eines „Königs“ in der Vikingzeit. „König“ bedeutet zunächst nur, dass er Mitglied eines vornehmen Geschlechts war. Wir begegnen außerdem unterschiedlichen Arten von Königen: Heeerkönige, Seekönige ohne irgendein Reich und daneben Kleinkönige und Könige wie Harald.
Soweit fürs erste.
Fingalo
Nach einem zeitgenössischen Skaldengedichtvon Thorbjørn Hornklove war er Sohn von Halfdan dem Schwarzen, Kleinkönig in Ostnorwegen. Über ihn schreiben Snorri, Sæmundur Froði, sein Enkel Jón Loptsson, der anonyme Verfasser der Fagrskinna und der ebenfalls anonyme Verfasser der Ynglingasagsa. Sie hängen alle inhaltlich von Sæmundur ab, dessen Werk verloren ist, und bauen die Geschlechterlinien zu sagenhaften Königen in Schweden und Dänemark aus, bis der Anschluss an die Götter gelingt. Nach vorn werden die späteren Könige, die ein Interesse daran hatten, sich als dem Hårfagr-Geschlecht zugehörig legitimieren zu können, ebenfalls angeschlossen, so z.B. Olav Tryggvason, Olav Haraldsson und Harald Hardråde. Nach den ältesten Textschichten war Halfdan der Schwarze ein König im Hochland, die Familie wahrscheinlich einige Generationen vorher aus Westschweden eingewandert. Seine Mutter Ragnhild kam aus Sogn und war Tochter des dortigen Kleinkönigs Harald Gullskjegg. Sie starb früh und dann lassen Fagrskinna und Snorri den Halfdan eine zweite Ragnhild heiraten, die vom legendären Ragnar Lodbrok abstammte. Deren Sohn wurde dann Harald Hårfagre.
Im 19 Jh. fassten die Historiker Harald Hårfagre als großen König in einer germanischen Tradition auf. Mit dem Recht des Eroberers hatte er sich als oberstem Feudalherren das Land unterworfen. Sein Reich war wie eine Pyramide mit Jarlen und Hersen, jeder auf seiner Stufe unter dem Gesamtkönig, aufgebaut. Die norwegische Geschichtsschreibung des 20. Jh. hat sich davon verabschiedet. Die neue Sichtweise setzt bei der ältesten Beschreibung Norwegens an, die von Ottar aus Hålogaland stammte und 890 den König Alfred d. Gr. in Wessex besuchte. Dort stand die Beschäftigung mit Büchern hoch im Kurs und eines der Projekte am Hof war die Übersetzung der Weltgeschichte des spanischen Mönchs Orosius (5. Jh.) ins Englische. Orosius hatte aber nichts über Nordeuropa geschrieben. Das wollte Alfred hinzufügen. Eine Expedition führte Wulfstan in die Ostsee, die andere Ottar nach Nordnorwegen. Sein Bericht enthielt auch Elemente über Lebensverhältnisse im hohen Norden. Aus seinem Bericht ergibt sich, dass es einen langen Handelweg zwischen Südnorwegen bis hinauf zu den Lofoten gab. Die Probleme mit den verschiedensten Völkerschaften behinderten den Handel und förderten daher eine Tendenz zur Einigung der Küstenstämme.
Es gab da eine besondere Bedrohung des Handels durch die Häuptlinge auf Avaldsnes am Karmoy-Sund, der direkt nördlich von Stavanger die Insel Karmoy vom Festland trennt. Dies war ein wirklich kritischer Punkt, weil alle Schiffe vom Süden durch diesen Sund nach Norden mussten. Es war Haralds Aufgabe, diese Häuptlinge zu beseitigen, und das tat er. Seitdem ist Avaldsnes Königsgut, wohl sein wichtigstes. Außerdem wurde der König nach der Tradition in Haugesund in der Nähe beerdigt. Der archäologische Befund bestätigt, dass Avaldsnes über ein Jahrtausend ein wichtiger Häuptlingssitz war. Es steht auch außer Zweifel, dass Harald diese südwestnorwegische Häuptlingsmacht irgendwann niedergekämpft hat. Nach Auffassung der norwegischen Historiker war Harald ein Werkzeug der Interessen der Häuptlinge weiter im Norden, und die Reichseinigung lag in deren ökonomischem Interesse. Die Sagas erzählen genau das Gegenteil, nämlich dass Harald seine Königsmacht im Krieg gegen die nördlichen Häuptlinge errichtet habe. Die Saga-Kritiker führen dies auf eine Übertragung der Auseinandersetzung zwischen König Sverre mit der norwegischen Aristokratie zu ihrer Zeit auf die Verhältnisse des 12. Jh. zurück.
Über die tatsächliche Bedeutung Haralds wissen wir nichts. Es ist möglich, dass es schon vorher solche Kämpfe gegeben hat. Nach seinem Tode fiel sein Reich auseinander. Das einzig besondere an ihm ist, dass wir über ihn Berichte haben. Er hatte seinen Homer in Gestalt von Snorri und den Skalden.
Im 8. Jh. haben wir nach den fränkischen Quellen eine starke dänische Königsmacht über Südnorwegen. nach den fränkischen Reichsannalen konnte der dänische König 813 nicht an den fränkisch-dänischen Friedensverhandlungen teilnehmen, wei er aufständische Häuptlinge in Süd-West-Norwegen niederkämpfen musste. Im 9. Jh. schwächelte das dänische Königtum durch innere Streitigkeiten. Auch dies kann ein Hintergrund für Haralds Reichseinigung sein.
Was beherrschte nun Harald? Sicher ein Kernland, aber wohl kaum mehr als Hordaland, Rogaland und möglicherweise Teile von Agder.
Wir wissen nichts über die Funktionen eines „Königs“ in der Vikingzeit. „König“ bedeutet zunächst nur, dass er Mitglied eines vornehmen Geschlechts war. Wir begegnen außerdem unterschiedlichen Arten von Königen: Heeerkönige, Seekönige ohne irgendein Reich und daneben Kleinkönige und Könige wie Harald.
Soweit fürs erste.
Fingalo