MoosbachBube
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Nun, Scorpio ich gehe auch davon aus, dass Stump wirklich ein Mörder war und ich wäre der Letzte, der ihn zu einem Märtyrer machen würde. Ich gehe auch davon aus, dass dies sehr klar ersichtlich ist in meinen Beiträgen. Ich erkenne auch an, dass du dich besser mit dem Fall auskennst als ich. Ich habe auch nie bestritten, dass es gut möglich ist das Stump wirklich schlimme Verbrechen beginn, nur das man eben vorsichtig sein sollte und es eben auch ganz Anders gewesen sein konnte. Aber dass ich den Quellen eine gewisse Skepsis entgegenbringe, ist wohl mehr als berechtigt. Vor allem, wenn es rund um den Hexenwahn geht, darf man, muss man geradezu das Übermittelte infrage stellen.
Um ein Beispiel zu erwähnen, um 1675 war in Salzburg und Bayern ein Mann, der Jakob Koller hieß, Staatsfeind Nummer 1. Der bayrische Kurfürst hat eine Belohnung von 500 Reichstalern für ihn ausgeschrieben. Damals eine enorme Summe. In vielen zeitnahen Quellen wird Jakob als ein mächtiger Zauberer beschrieben, der sich unter anderem in einen Wolf verwandeln konnte. Er soll eine große Gruppe von Kindern um sich gesammelt haben und ihnen das Zaubern beigebracht haben und zusammen mit ihnen viele schlimme Verbrechen begangen haben. Es wurden 167 Menschen, meist Kinder und Jugendliche, nach schlimmer Folter hingerichtet. Sie hatten unter der Folter unglaubliche Dinge über Jakob zu berichten. Doch man konnte ihm nie habhaft werden.
So weit die Geschichte, die wir aus den Quellen kennen. Aber geht man heute davon aus, dass Jakob Koller nur ein armer Teufel war, denn es gelungen ist unterzutauchen. Aus einer Abdeckerfamilie stammend, gehörte er zu den Außenseitern der Gesellschaft. Diese brachte man ohne hin gerne mit Kriminalität und Hexerei in Verbindung. Als man seine Mutter Barbara dabei erwischte, wie sie den Opferstock stehlen wollte, folterte man ihr das Geständnis heraus, sie wäre eine Hexe und sie belastete auch ihren Sohn schwer. Barbara wurde hingerichtet, doch Jakob konnte fliehen. Ob Jakob nun so eine charismatische Person war, dass irgendetwas seinen späteren Ruhm anregte, weiß man nicht. Vermutlich war das einzige, das ihn außergewöhnlich machte, eben dass es ihm gelang unterzutauchen. Davon gehen viele Historiker heute aus.
Jedenfalls nutzten die damalige Obrigkeit die ganze Sache aus, um Jakob zum Anführer einer Kindersekte von Satanisten zu erklären. So konnten sie ihr brutales Vorgehen gegen das Bettlerunwesen begründen. Man griff jedoch viele Bettlerkinder auf und folterte sie. Da die meisten der Hingerichteten Burschen waren, ist das auch der Grund, warum im Gebiet des heutigen Österreichs (Salzburg war damals ein unabhängiges Fürstbistum) mehr Männer als Frauen dem Hexenwahn zum Opfer fielen.
Wenn ich den damaligen Quellen trauen darf, haben wir es bei Jakob Koller mit einem Charles Manson des 17. Jahrhunderts zu tun. So wird er auch recht eindrucksvoll in der dritten Staffel von "Der Pass" dargestellt. Doch würde dies heute wohl kaum ein angesehener Historiker oder Heimatkundler so unterschreiben.
Um noch einen anderen Fall zu beschreiben, der viele Jahrhunderte später stattfand, ist der von Bruno Lüdke. Dieser wurde 1944 von den Nazis ermordet. Auch lange nach dem Krieg ging man noch davon aus, dass Lüdke der schlimmste Serienmörder in der Geschichte Deutschlands war. Noch schlimmer als Stump! Heute weiß man, dass die Nazis einem geistig Behinderten unzählige ungelöste Mordfälle in die Schuhe schoben.
Bei der enormen Zeit von 25 Jahren, in denen Stump gewütet haben soll, ist es nur zu wahrscheinlich, dass die Obrigkeit noch ein paar ungelöste, womöglich noch immer die Gemüter erhitzende Gewalttaten loswerden wollte und Stump als Täter präsentierte.
Gut, das geben die Quellen nicht her. Wenn ich diesen glauben darf bzw. soll, dann hat sich Stump in einen Werwolf verwandelt und dann schlimme Gewalttaten begangen. Doch wenn ich das Erste bezweifeln darf, dann wohl auch das Zweite.
Ich wollte aber, als ich ihn erwähnte, nicht eine Diskussion über Stump anregen. Und schon gar nicht ihn rehabilitieren. Denn das geben eben die Quellen nicht her. Was ich wollte, war anzuregen, dass hinter den Hexenprozessen auch echte Verbrechen stehen können. Dass es Menschen gab, die wirklich glaubten, dass sie mit dem Teufel im Bunde sind und sie das dazu führte, gewalttätig zu werden.
So etwas Aberwitziges wie der Hexenwahn kann natürlich nicht unwidersprochen geblieben sein. Siehe Salazar, Weyer und Sperr. Aber für die meisten Menschen damals dürfte es keinen Zweifel an der Existenz von Hexen gegeben haben. Das Thema war omnipräsent in den damaligen Medien von Flugblättern, Wochenschriften und Predigten. Dort wurden auch viele "Informationen" geteilt, wie diese Menschen Hexen bzw. Hexer wurden. Dies kann eben auch in die andere Richtung gewirkt haben, eben nicht nur Angst und Verfolgungswahn erzeugt haben, sondern bei so manchen auch Faszination und den Wunsch selber eine Hexe oder ein Hexer zu werden. Dies kennen wir doch auch heute, bei Themen wie organisierte Kriminalität und Terror, auch dies hat auf viele Menschen eine enorme Faszination, bis hin, dass sie Teil davon werden wollen. Doch man braucht eben nicht eine reale Gruppe, bei der man andocken kann, um durchzudrehen. Wenn sich heute einer vor dem Computer radikalisiert und den ganzen IS- oder QAnon-Blödsinn in sich hineinzieht und dann gewalttätig wird, dann kann ich mir das damals auch gut in Bezug auf den Hexenglauben vorstellen.
Um ein Beispiel zu erwähnen, um 1675 war in Salzburg und Bayern ein Mann, der Jakob Koller hieß, Staatsfeind Nummer 1. Der bayrische Kurfürst hat eine Belohnung von 500 Reichstalern für ihn ausgeschrieben. Damals eine enorme Summe. In vielen zeitnahen Quellen wird Jakob als ein mächtiger Zauberer beschrieben, der sich unter anderem in einen Wolf verwandeln konnte. Er soll eine große Gruppe von Kindern um sich gesammelt haben und ihnen das Zaubern beigebracht haben und zusammen mit ihnen viele schlimme Verbrechen begangen haben. Es wurden 167 Menschen, meist Kinder und Jugendliche, nach schlimmer Folter hingerichtet. Sie hatten unter der Folter unglaubliche Dinge über Jakob zu berichten. Doch man konnte ihm nie habhaft werden.
So weit die Geschichte, die wir aus den Quellen kennen. Aber geht man heute davon aus, dass Jakob Koller nur ein armer Teufel war, denn es gelungen ist unterzutauchen. Aus einer Abdeckerfamilie stammend, gehörte er zu den Außenseitern der Gesellschaft. Diese brachte man ohne hin gerne mit Kriminalität und Hexerei in Verbindung. Als man seine Mutter Barbara dabei erwischte, wie sie den Opferstock stehlen wollte, folterte man ihr das Geständnis heraus, sie wäre eine Hexe und sie belastete auch ihren Sohn schwer. Barbara wurde hingerichtet, doch Jakob konnte fliehen. Ob Jakob nun so eine charismatische Person war, dass irgendetwas seinen späteren Ruhm anregte, weiß man nicht. Vermutlich war das einzige, das ihn außergewöhnlich machte, eben dass es ihm gelang unterzutauchen. Davon gehen viele Historiker heute aus.
Jedenfalls nutzten die damalige Obrigkeit die ganze Sache aus, um Jakob zum Anführer einer Kindersekte von Satanisten zu erklären. So konnten sie ihr brutales Vorgehen gegen das Bettlerunwesen begründen. Man griff jedoch viele Bettlerkinder auf und folterte sie. Da die meisten der Hingerichteten Burschen waren, ist das auch der Grund, warum im Gebiet des heutigen Österreichs (Salzburg war damals ein unabhängiges Fürstbistum) mehr Männer als Frauen dem Hexenwahn zum Opfer fielen.
Wenn ich den damaligen Quellen trauen darf, haben wir es bei Jakob Koller mit einem Charles Manson des 17. Jahrhunderts zu tun. So wird er auch recht eindrucksvoll in der dritten Staffel von "Der Pass" dargestellt. Doch würde dies heute wohl kaum ein angesehener Historiker oder Heimatkundler so unterschreiben.
Um noch einen anderen Fall zu beschreiben, der viele Jahrhunderte später stattfand, ist der von Bruno Lüdke. Dieser wurde 1944 von den Nazis ermordet. Auch lange nach dem Krieg ging man noch davon aus, dass Lüdke der schlimmste Serienmörder in der Geschichte Deutschlands war. Noch schlimmer als Stump! Heute weiß man, dass die Nazis einem geistig Behinderten unzählige ungelöste Mordfälle in die Schuhe schoben.
Bei der enormen Zeit von 25 Jahren, in denen Stump gewütet haben soll, ist es nur zu wahrscheinlich, dass die Obrigkeit noch ein paar ungelöste, womöglich noch immer die Gemüter erhitzende Gewalttaten loswerden wollte und Stump als Täter präsentierte.
Gut, das geben die Quellen nicht her. Wenn ich diesen glauben darf bzw. soll, dann hat sich Stump in einen Werwolf verwandelt und dann schlimme Gewalttaten begangen. Doch wenn ich das Erste bezweifeln darf, dann wohl auch das Zweite.
Ich wollte aber, als ich ihn erwähnte, nicht eine Diskussion über Stump anregen. Und schon gar nicht ihn rehabilitieren. Denn das geben eben die Quellen nicht her. Was ich wollte, war anzuregen, dass hinter den Hexenprozessen auch echte Verbrechen stehen können. Dass es Menschen gab, die wirklich glaubten, dass sie mit dem Teufel im Bunde sind und sie das dazu führte, gewalttätig zu werden.
So etwas Aberwitziges wie der Hexenwahn kann natürlich nicht unwidersprochen geblieben sein. Siehe Salazar, Weyer und Sperr. Aber für die meisten Menschen damals dürfte es keinen Zweifel an der Existenz von Hexen gegeben haben. Das Thema war omnipräsent in den damaligen Medien von Flugblättern, Wochenschriften und Predigten. Dort wurden auch viele "Informationen" geteilt, wie diese Menschen Hexen bzw. Hexer wurden. Dies kann eben auch in die andere Richtung gewirkt haben, eben nicht nur Angst und Verfolgungswahn erzeugt haben, sondern bei so manchen auch Faszination und den Wunsch selber eine Hexe oder ein Hexer zu werden. Dies kennen wir doch auch heute, bei Themen wie organisierte Kriminalität und Terror, auch dies hat auf viele Menschen eine enorme Faszination, bis hin, dass sie Teil davon werden wollen. Doch man braucht eben nicht eine reale Gruppe, bei der man andocken kann, um durchzudrehen. Wenn sich heute einer vor dem Computer radikalisiert und den ganzen IS- oder QAnon-Blödsinn in sich hineinzieht und dann gewalttätig wird, dann kann ich mir das damals auch gut in Bezug auf den Hexenglauben vorstellen.