Hallo in die Runde,
heiraten zwischen Adel und Bürgertum gab es zu allen Zeiten in allen  Regionen und aus allen Gründen. Beim sog. Briefadel (der in der Regel ja  selbst dem Bürgertum entstammte) allerdings häufiger, als beim sog.  Uradel. Es hätte sogar noch mehr gegeben, wenn die Familien, bestimmte  Zwänge, verhinderte Karrierechancen, die Etikette und nicht zuletzt auch  oft genug die Kirche das nicht auch zu verhindern gewusst hätten. Die  Frage war nur, ob die Heiratskandidaten überhaupt zueinander kamen und  das war in den Kreisen nicht unbedingt an der Tagesordnung. 
Diese Verbindungen hatten längst nicht immer etwas mit Ökonomie oder  Aufstiegsmöglichkeiten zu tun. Ursachen waren die vielfältigsten  Umstände und ab und an ganz einfach die Liebe. Vom Bürgertum in den  Adelsstand aufsteigen konnte sowieso nur derjenige Mann, der selbst  nobilitiert wurde. Da hatte dann der Landesherrscher das letzte Wort.  Ohne entsprechende Empfehlungen (eine Heirat mit einer Adeligen war noch  längst keine Empfehlung) ging da gar nichts. Die Familie war nach solch  einer Heirat ganz einfach bürgerlich, da sich der Stand immer nach dem  des Mannes richtete und damit waren sie auch nicht hoffähig und von  allen dem Adel vorbehaltenen Privilegien ausgeschlossen. 
Anders war es natürlich, wenn ein Adeliger eine Bürgerliche heiratete,  damit gehörten die Dame und die Nachfahren aus dieser Ehe dann natürlich  auch dem Adel an. Sie hatten aber nicht unbedingt dieselben  Privilegien, z.B. mussten sie, um Ritter eines Ordens werden zu können,  in der Regel eine Ahnenprobe nachweisen, die alle Urgroßeltern als  adelig ausweisen. Das gelang ihnen natürlich wenn überhaupt erst nach  etlichen Generationen. Aber auch dabei gab es eine Reihe von Ausnahmen.  Man kann da also wirklich nichts als dogmatisch einstufen. 
Mein Urgroßvater war Graf und als Gouverneur und Unternehmer vom Hof in die Kolonien nach Afrika geschickt worden und  heiratete dort Ende des 19. Jh meine Urgroßmutter. Sie war  seine afrikanische Hausangegestellte - und schön Schokobraun 

. Er liebte Skandale und das war ein  ordentlicher.  Man versuchte die Ehe natürlich auf höchster Ebene zu verhindern oder zu  annulieren, es war aber nicht möglich, weil kein Paragraph griff. Somit  zierte diese Ehe nur allerlei Schlagzeilen der Klatschpresse. 
Man braucht also in all diese Verbindungen gar nicht so viel Mystik  hineinzuinterpretieren. Sie sind ganz einfach aus dem Leben gegriffen  und eigentlich nicht wirklich so besonders. Ich glaube Ehen zwischen  Protestanten und Katholiken waren zu bestimmten Zeiten in vielen  Regionen viel schwieriger durchzusetzen und auch heute noch kann das ein  Problem darstellen. 
@Comtesse
Mich wundert es, dass Du einen authentischen Roman schreiben möchtest, mit Figuren, über deren Lebensumstände Du sehr wenig Kenntnisse hast. Das wirst Du auch nicht im Geschichtsforum aufarbeiten können. Um authentisch schreiben zu können, wirst Du nicht umhinkommen, viel Zeit in Archiven und Bibliotheken zu verbringen und sowohl zeitgenössische Bücher, als auch wissenschaftliche Veröffentlichungen über diese Zeit studieren zu müssen, am besten sogar in Originalsprache, denn anders kann man das Leben zu dieser Zeit nicht wirklich erfassen und wiedergeben oder es wird eben nicht authentisch.
Viele Grüße
Hina