Herkunftsvölker der Auxiliartruppen

Ashigaru

Premiummitglied
Kennt jemand im Netz oder in der Literatur eine ausführliche Zusammenstellung aller Völkerschaften, aus denen Auxiliartruppen zusammen gestellt wurden?
Das würde mich interessieren, besonders die Punkte,

- ob und wie viele Auxiliartruppen von Völkern außerhalb der Grenzen des Reiches stammten

- wie schnell nach Gründung einer Provinz von dort Auxiliareinheiten ausgehoben worden.

Noch eine Frage: warum gab es eigentlich die freiwilligen Bürgerkohorten als Auxiliartruppen? Für römische Bürger war es an sich viel sinnvoller, in der Legion oder auch den Flotten zu dienen, wo der Sold sicherlich höher lag.
 
Eine ausführliche Zusammenstellung kenne ich auch nicht, aber auf Anhieb fällt mir als "Nebenquelle" hier ein:

M. Junkelmann: Die Reiter Roms, 3 Bände, von Zabern Verlag

Dort werden z. B. Mauren und Sarmaten erwähnt als Hilfstruppen die außerhalb des Reiches rekrutiert wurden.

Dann muss man wieder zwischen Republik und Kaiserzeit unterscheiden, die Hilfstruppen wurden erst ab Augustus als Teil des Heeres organisiert. Vorher dienten verbündete oder abhängige Völker in eigener Organisation und Bewaffnung, z.B. iberische und gallische Reiter, die allenfalls einen römischen Oberkommandierenden hatten.
Solche Kontingente konnten schon von Rom angefordert werden bevor das betreffende Gebiet eine Provinz wurde, Klientelstaaten waren dazu verpflichtet.
Organisierte Hilfstruppenkohorten sind archäologisch erst im 1. Jhd.n. Chr. nachweisbar, wie z.B. Nervier- und Tungrerkohorten.
Bei Caesar kann man nachlesen daß er schon unmittelbar nach der Unterwerfung von den gallischen Völkern die Stellung von Truppen (meist Reiter) forderte.
Diese Truppen wurden dann unter Augustus in reguläre Kohorten und Alen umgewandelt.

Warum römische Bürger freiwillg zu den Hilfstruppen gingen kann ich nur vermuten::rotwerd:
Die Hilfstruppen wurden in geringem Maße als die Legionen zu Bauarbeiten herangezogen, an einer ruhigen Grenze zu patrouillieren war vielleicht angenehmer als ständig Ziegel zu brennen, Kalk zu brennen, im Steinbruch Blöcke zu brechen, Straßen und Brücken zu bauen.:yes:
 
Man muß dazu noch anmerken, daß die Kavallerie bis auf die wenigen Legionsreiter samt und sonders dann Auxiliartruppen waren. Die Alen, also die großen Kavallerieverbände waren Teil der Auxiliartruppe, galten aber als Eliteverbände und waren gut bezahlt.

Römische Bürger traten, wenn sie denn den Auxiliaren beitraten dann auch primär der Kavallerie bei.

Bei den Hilfstruppen Caesars muß man als perfektes Beispiel für die Übergangszeit die Haduäische Kavallerie nennen. Schon vor dem Gallienfeldzug stellten die Haduäer beachtliche Kontingente an Kavallerie für die Römer und insbesondere für Caesar ab. Bis zum Abfall der Haduäer kämpften diese unter Labienus für Caesar. Als die Haduäer zu den Galliern überliefen, ersetzte Caesar sie durch Germanen, vor allem Sueben die noch im Linksrheinischen Raum herumstreiften. Dabei rüstetete er die Germanen, die über zu wenig Pferde verfügten mit erbeuteten gallischen Pferden aus.
 
Secundus schrieb:
Eine ausführliche Zusammenstellung kenne ich auch nicht, aber auf Anhieb fällt mir als "Nebenquelle" hier ein:

Hm... schade, hätts gern genau. Danke für eure Hilfe trotzdem.Für den Obergermanisch-rätischen bzw. Rheinlimes könnt ich mirs noch selber zusammensuchen, auch für den Hadrianswall, aber für Gebiete wie Afrika, Ägypten, den Donaulimes oder Mesopotamien fehlen mir genügend Literatur bzw. Hinweise.

Secundus schrieb:
Vorher dienten verbündete oder abhängige Völker in eigener Organisation und Bewaffnung, z.B. iberische und gallische Reiter, die allenfalls einen römischen Oberkommandierenden hatten.

Das stimmt, wobei es mir in erster Linie um die überlieferten Völker, also die Einheitsnamen geht, die Zeitstellung dafür ist egal bzw. ich schätze sie zwischen 0 - 300 ein.

Die Hilfstruppen wurden in geringem Maße als die Legionen zu Bauarbeiten herangezogen, an einer ruhigen Grenze zu patrouillieren war vielleicht angenehmer als ständig Ziegel zu brennen, Kalk zu brennen, im Steinbruch Blöcke zu brechen, Straßen und Brücken zu bauen

Das seh ich anders, nämlich dass auch die Auxiliartruppen handwerklich bzw. beim Bauen tätig waren. Die Namen sind ja häufig durch Stempel überliefert, also ließen sie auch Ziegel brennen. Der Eindruck könnte daher entstehen, dass viele Ziegel oder auch Steine aus großen, zentralen Produktionsbetrieben der Legionen stammen, sozusagen den Baumärkten der damaligen Zeit.

Quintus Fabius schrieb:
Man muß dazu noch anmerken, daß die Kavallerie bis auf die wenigen Legionsreiter samt und sonders dann Auxiliartruppen waren. Die Alen, also die großen Kavallerieverbände waren Teil der Auxiliartruppe, galten aber als Eliteverbände und waren gut bezahlt.
Römische Bürger traten, wenn sie denn den Auxiliaren beitraten dann auch primär der Kavallerie bei.

Da hast du freilich recht, der Status der Alen ist nicht mit denen der anderen Einheiten zu vergleichen. Darauf deuten auch etliche Hinweise vom Limes hin (z.B. Echzell, Aalen, Heidenheim), dass die Alenkastelle (größer waren sie sowieso) auch luxuriöser angelegt wurden. Meine Frage bezog sich allerdings auf die zahlreich bezeugten "Cohors volontariorum civium romanorum", also Infanterieeinheiten.
 
Quintus Fabius schrieb:
Man muß dazu noch anmerken, daß die Kavallerie bis auf die wenigen Legionsreiter samt und sonders dann Auxiliartruppen waren.
...

Römische Bürger traten, wenn sie denn den Auxiliaren beitraten dann auch primär der Kavallerie bei.
Woher hast du diese Behauptung? (Zudem widerspricht sie sich mit dem ersten Satz)
Ohne nachzuschlagen fallen mir auf Anhieb zwei reguläre Auxiliarkohorten ein, die XXVI VCR und die XXII VCR


Der Sold des Legionskavalleristen betrug Ende des 2. Jh. n. Chr. (also kurz bevor die Unterscheidung Bürger - Peregriner verschwindet) genau wie der des Auxiliarkav. 2800 Sesterzen. Der des eques cohortis ist uns in dieser Zeit nicht bekannt, lag aber vermutlich darunter, wie er es bereits in der Zeit vorher immer getan hatte.
Geld war also weniger, wenn man eine VCR Alae ranzieht höchstens gleich.

Warum Bürger nun zu den VCR gingen ist m.W. nicht geklärt, aber es gibt einige, unbewiesene (auch hier jedenfalls m.W.n.) Theorien.
Bspw. gehen einige von einer Art Miliz aus, die einberufen wurde wenns eng wurde; einer fälschlichen Benennung, die auf die Zukunft der Soldaten hindeutet; "Patriotismus" usw. usf.

Ich selbst schließe mich keiner dieser Theorien an und sage schlicht: keine Ahnung.

Nachtrag:
vielleicht noch eines: ein Gedanke der vielleicht wirklich für die Bürger von BElang war: die gesicherte Zukunft. Möglicherweise waren die Ausscheidungskriterien der Auxiliarinfanterie nicht ganz so hart wie die der Legion und trotzdem hatte man festen Lohn und Brot (zumindest zweiteres).
 
Zuletzt bearbeitet:
Das seh ich anders, nämlich dass auch die Auxiliartruppen handwerklich bzw. beim Bauen tätig waren. Die Namen sind ja häufig durch Stempel überliefert, also ließen sie auch Ziegel brennen. Der Eindruck könnte daher entstehen, dass viele Ziegel oder auch Steine aus großen, zentralen Produktionsbetrieben der Legionen stammen, sozusagen den Baumärkten der damaligen Zeit.

Das ist schon richtig, ich hatte ja auch geschrieben das die Kohorten in geringerem Maße als die Legionen zu solchen Aufgaben herangezogen wurden.

Der Name einer Kohorte oder Ala gab übrigens nur anfangs das Volk an aus der sie rekrutiert wurde, falls die Einheit verlegt wurde, was häufiger vorkam, rekrutierte man in der (weiteren) Region in der sie dann stationiert war.
So ist z. B. ein Ubier in einer Asturer-Ala überliefert.
 
Ashigaru schrieb:
Da hast du freilich recht, der Status der Alen ist nicht mit denen der anderen Einheiten zu vergleichen. Darauf deuten auch etliche Hinweise vom Limes hin (z.B. Echzell, Aalen, Heidenheim), dass die Alenkastelle (größer waren sie sowieso) auch luxuriöser angelegt wurden. Meine Frage bezog sich allerdings auf die zahlreich bezeugten "Cohors volontariorum civium romanorum", also Infanterieeinheiten.

Der Status der Kavalleristen war allgemein ein höherer. Und dies ist nicht verwunderlich, blickt man auf deren Traditionen im römischen.
Die von Connolly so schön und leicht nachgezeichnete Karriere des Maximus beweist auch, dass zur Kavallerie zu kommen ein wirklicher Aufstieg war.
Besser bezahlt, eine ganz besondere Ausrüstung, besondere Verwendung und Aufmerksamkeit der hohen Offiziere bis zu den Kaisern (etwa in den Reiterübungen des Arrian)...

Vergleichbar ist dies durchaus mit den Piloten etwa des 2. Wk. Auch wenn dort nicht ausschließlich Offiziere tätig waren, so zeichneten sich die Quartiere und die Versorgung durch eine gehobene Klasse aus.

Sehen wir uns dem severinischen Sold nochmal genauer an.
Ein miles gregarius / legionis erhielt 2400 Sesterzen, während sein berittener Kollege, der eques legionis 2800 einkassierte.
Der K.Chef, der centurio erhielt sogar 36000, der oberste K.Chef, der primus pilus, festhalten, ganze 144000.

Die Kollegen der Alae: eques alae 2800 (wie bei der Legion), der Decurio Cohortis 14000.

Rechnen wir von diesen Gehältern dann die Abzüge runter (die Kavalleristen benötigten einen gutteil andersweitiger und teilweise teurer Ausrüstung, wie Beinschienen, iacula (Wurfspeere, ein Verbrauchsmaterial), Spatha (dem längeren Schwert) usw. usf.
Dazu kommt noch, dass bei den Abzügen der Legionssoldaten sich ein kleiner Betrag für Heu findet. Man weiß nicht genau wofür, ob nun fürs Maultier oder zu anderen Zwecken, aber es läßt durchaus die Vermutung zu, dass auch die Kavalleristen Abzüge für ihre Tiere erhielten.
Unterm Strich bleibt also nicht viel von der Prädestinierung der Kavalleristen, außer in der Quartierung.
 
Zu den Völkerschaften, aus denen sich Auxiliareinheiten zusammensetzten bzw. die eigene Einheiten stellten, fallen mir z. B. die Schleuderer von den Balearen ein, oder die skythischen Bogenschützen, um nur ein paar zu nennen.

Die Römer setzten gerne Völker in Auxiliareinheiten ein, die über besondere Fähigkeiten verfügten wie eben die Schleuderer oder Bogenschützen.
 
@Ashigaru: Das ist ein sehr umfangreiches Thema. Nach allem, was ich bisher gefunden habe, ist die Geschichte der Hilfstruppen bei weitem nicht so gut erforscht wie die der Legionen. Ich denke, du wirst die genauesten Angaben in der Fachliteratur finden, die über die Provinzen existiert, wenn du nicht selbst Inschriften auswerten willst, was wohl eine Lebensaufgabe wäre - wenn das überhaupt reicht.
Ich würde in "Römische Heeresgeschichte" von G. Alföldy nachsehen, habe das Buch allerdings selbst noch nicht gelesen. Wenn ich es diese Woche in die Bücherei schaffe, sehe ich mal nach, ob darin etwas Brauchbares zum Thema steht.
Zur Frage der Zeit, wann Hilfstruppen (nach Eroberung einer Provinz) in diesem Gebiet rekrutiert wurden, habe ich Dakien betreffend nur folgendes gefunden:
Die dakische Bevölkerung...
"trat schon bald nach der Eroberung des Landes in aktive Beziehungen zu ihrer Besatzungsmacht und wurde in erheblichem Umfange zur Rekrutierung von Mannschaften für die in Dakien stehenden Auxilien herangezogen, wie die einheimische dakische Keramik zeigt, die sich in den ältesten Schichten der römischen Lager ebenso findet wie in deren Endphasen."
(Karl Strobel: Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans"

"schon bald" ist freilich vage, aber ich würde tatsächlich auf einen kurzen Zeitraum tippen, zumal ja selten ganze Völkerschaften Rom feindlich gegenüber standen: Schon zu Beginn des zweiten Dakerkrieges traten dakische Fürsten mit ihren Leuten zu den Römern über.
 
Marcia schrieb:
Ich würde in "Römische Heeresgeschichte" von G. Alföldy nachsehen, habe das Buch allerdings selbst noch nicht gelesen. Wenn ich es diese Woche in die Bücherei schaffe, sehe ich mal nach, ob darin etwas Brauchbares zum Thema steht.

Das Buch haben wir an der Uni auch, könnte ich also auch selbst einsehen. Danke trotzdem fürs Angebot! Sieht mir aber vom Eintrag her eher aus wie eine Aufsatzsammlung. Tja, sieht wohl momentan so aus, als würde ich da auch in der Fachliteratur nur schwer fündig werden. Na ja, fang ich kleinschrittig an und sammle zumindest schon mal die Einheiten , die in den Gebieten stationiert waren, für die ich Literatur habe.

@ Tib.: da gehen auch meine Vermutungen hin, dass in den Bürgerkohorten vielleicht Soldaten waren, die aus verschiedensten Gründen für den Dienst in der Legion nicht geeignet waren, deswegen aber trotzdem nicht auf diesen "Job" verzichten wollten. Jetzt bräuchte man nur noch Hinweise dafür...
 
Unterm Strich bleibt also nicht viel von der Prädestinierung der Kavalleristen, außer in der Quartierung.

Du vergißt etwas wesentliches !! : den Status, also das Ansehen der Einheit, der Waffengattung.

Es geht nicht nur ums Geld, wenn man einer Eliteeinheit angehören darf, so ist das für viele erhebend und ein Wert für sich. So wie heute noch Leute zu Eliteeinheiten im Militär drängen, obwohl dort die Bezahlung nicht besser ist und die Einsätze gefährlicher und fordernder.

einer solchen Einheit anzugehören gleich das mehr als aus. Dies gilt aber ja jetzt nur für Reine Kavallerieinheiten.

Warum Bürger zu den VCR gingen, kann ich dagegen nicht sagen, ich vermute aber (eigene Theorie), daß es mit den Körperlichen !! Anforderungen für die Legionen zusammen hängt.

Legionäre brauchten zeitweise beispielsweise in der Kaiserzeit eine lange Zeit eine Mindestgröße !! und mußten noch andere körperliche Kriterien erfüllen (gute Augen usw) und diese Anforderungen, insbesondere die Mindestgröße gab es bei den VCR mWn nicht. Also sind dort die hin, die in der Legion aus mangelnder körperlicher Eignung keine Verwendung fanden.
 
Quintus Fabius schrieb:
Du vergißt etwas wesentliches !! : den Status, also das Ansehen der Einheit, der Waffengattung.

Es geht nicht nur ums Geld, wenn man einer Eliteeinheit angehören darf, so ist das für viele erhebend und ein Wert für sich. So wie heute noch Leute zu Eliteeinheiten im Militär drängen, obwohl dort die Bezahlung nicht besser ist und die Einsätze gefährlicher und fordernder.
Nein, habe ich nicht vergessen sondern im Text sogar im ersten Absatz Sätzen betont. Nachzulesen bei gründlicher rezeption in Beitrag Nr. 7, besonders Satz eins und zwei.

Quintus Fabius schrieb:
Legionäre brauchten zeitweise beispielsweise in der Kaiserzeit eine lange Zeit eine Mindestgröße !! und mußten noch andere körperliche Kriterien erfüllen (gute Augen usw) und diese Anforderungen, insbesondere die Mindestgröße gab es bei den VCR mWn nicht. Also sind dort die hin, die in der Legion aus mangelnder körperlicher Eignung keine Verwendung fanden.
Die bei Vegetius besprochenen Anforderungen sind ebenfalls vermutlich eher Gardeangaben und wurden in Notzeiten gerne mal ein wenig entschärft (ein Beweis sind die Berufsangaben aus denen nach Veg. die Leute kommen sollten, ebenso wie die Vorgabe nur Leute aus gemäßigtem Klima zu nehmen), nichts desto trotz bleibt es wirklich vermutlich so, dass die Anforderungen geringern gewesen sein können.
Es ist so gut wie auszuschließen, dass es nicht auch bei den Hilfstruppen Auswahlkritierien gab, nur wird fast nichts über die Cohorten in der Hinsicht berichtet.
Der Kehrschluß muß deshalb noch nicht richtig sein.
 
Ah, Verzeihung, das habe ich falsch gelesen.

Ich vermute, daß es bei den Auxiliartruppen auch stark unterschiedlich war, je nachdem in welcher Einheit dieser Truppen man war. Die einen waren Eliteverbände und hatten wohl sicher auch Garde Anforderungen, die anderen waren wirkliche Hilfstruppen im wortwörtlichen Sinn, und hatten eben keine.

Die Auxiliarverbände waren ja numerisch eine gewaltig große Truppe, da wird es massive Unterschiede gegeben haben.

Bei den Legionen lassen sich ja auch je nach Gegend, Zeit und Einheit Unterschiede feststellen, so wird das bei den Auxiliaren auch gewesen sein.
 
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