Hexenglauben (z.B. Wicca), Mythen der Vergangenheit oder immernoch aktuell?

Saventor

Neues Mitglied
Ich wollte auch einmal eine Frage stellen, als blutiger Geschichtsanfänger ^^. :winke:

Also, Ich interressiere mich sehr für Heidnische Glaubensrichtungen, wie zum Beispiel Wicca und wollte mal nachfragen woher es kommt und was es noch so für heidnische Glaubensrichtungen gibt die bis heute bestand haben.
 
Dazu erst einmal etwas Grundsätzliches, ehe hier die Diskussion losgeht...
Die von Dir angefragten "heidnischen Glaubensrichtungen" - neben Wicca fällt mir auf Anhieb noch Asatru ein - sind keine althergebrachten religiösen Bewegungen, welche heute noch Bestand haben, sondern Neubelebungen (weswegen man da auch von Neopaganismus spricht), ergo neureligiöse Bewegungen.
Diese Neubelebungen vorchristlicher Religionen haben jedoch weniger einen historischen Bezug - zumal der auch schwierig wäre, da von einst tatsächlich existenten vorchristlichen Religionen und Kulten kaum noch etwas bekannt ist - als vielmehr einen esoterischen Hintergrund.
 
Wicca und andere heidnische Glaubensrichtungen sind, im Sinne der Fragestellung, nämlich als prämittelalterliche Überlebende der Christianisierung unhistorisch. Sie sind eigentlich erst seit dem 19. Jahrhundert entstanden aus der Romantik, und auch aus nationaler Übersteigerung.

Edit: mal wieder Kompetenzgerangel zwischen Timo und dem davontrabenden Ritter aus der Mancha.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke erstmal für die richtigstellung, wie gesagt ich verstehe noch nicht viel von Geschichte, weshalb ich mich hier weiterbilden möchte ^^ und irgendwo muss man ja anfangen ^^.
Ich wäre sehr dankbar, wenn ihr links oder ähnliches posten könntet, wo ich mehr infos über diese "Glaubensrichtungen" finden könnte.

Nochmal ne nebenfrage ist denn überhaupt etwas von einer vorchristlichen Religion bekannt / bewiesen?
 
Ich erlaube mir, als Ergänzung an der Stelle auch noch einen Literaturhinweis anzubringen: http://www.geschichtsforum.de/239426-post3.html

Das Problem bei diesem Kontext ist, daß zum einen von einigen Historikern in der Vergangenheit vieles interpretiert und romantisiert bzw. heroisiert wurde und zum anderen bspw. Schriftquellen dazu entweder Fremdquellen oder Niederschriften in späterer Zeit sind.
Dazu lohnt es sich, einmal exemplarisch die folgenden Diskussionen hier im Forum zu lesen:
http://www.geschichtsforum.de/f35/germanische-mythologie-2652/
http://www.geschichtsforum.de/f35/schoepfungsbericht-der-edda-16391/
 
Danke nochmal für eure Hilfe, werde mir die links mal zu gemüte ziehen.
vielleicht könnt ihr mir ja auch noch mit ner anderen sache weiterhelfen, die allerdings hier nicht viel zu suchen hat...
[MOD]Frage im entsprechenden Thread gestellt; ist ausreichend, wird sonst nur unübersichtlich[/MOD]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Im Voodo Kult und bei Umbanda und santeria leben Heidnische afrikanische Vorstellung fort.

Ein lebendiges Heidentum gibt es immer noch in vielen Regionen Afrikas,
auf Papua, bei den Aborigines u v.a

In Afrika gibts es immer noch Juspofessoren die die Tötung von Hexen
befürworten
 
Im Voodo Kult und bei Umbanda und santeria leben Heidnische afrikanische Vorstellung fort.

Ein lebendiges Heidentum gibt es immer noch in vielen Regionen Afrikas,
auf Papua, bei den Aborigines u v.
Voodoo ist ein neuzeitlicher Kult. der mit Hexenglaube nichts zu tun hat.
In Afrika gibts es immer noch Juspofessoren die die Tötung von Hexen
befürworten

Damit kann ich überhaupt nix anfangen, was bitte sind Juspofessoren?
 
Voodoo ist ein neuzeitlicher Kult. der mit Hexenglaube nichts zu tun hat.
Na es geht ja auch nicht nur um Hexenglauben sondern allg. um Neuheidnische Religionen.

Zu den Neuheidnischen Religionen gibt es eine Menge an Literatur zumeist ist das leider ESOMist.
Wenn du daran weiterlesen möchtest schreib mir mal ne PM, ich habe im Rahmen meines Studium s einige Veranstaltungen über Neuheidentum besucht und habe einige Literaturlisten.
Ein wenig Literatur:
Albanese, Catherine L. (1991) Nature Religion in America: From the Algonkin Indians to
the New Age. Chicago: University of Chicago PressKaiser, Rudolf (1985) Die Erde ist
uns heilig. Die Rede des Indianerhäuptlings Seattle, Legende und Wirklichkeit.
MünsterMilton, Kay (Hg.) (1993) Environmentalism: The View from Anthropology.
London: RoutledgePearson, Joanne et al. (Hg.) Nature Religion Today: Paganism in the
Modern World. Edinburgh: Edinburgh University PressStuckrad, Kocku von (2003)
Schamanismus und Esoterik. Leuven: PeetersTaylor, Bron R. (Hg.) (1995) Ecological
Resistance Movements: The Global Emergence of Radical and Popular
Environmentalism. Albany: State University of New York PressWallis, Robert J. (2003)
Shamans/Neo-Shamans: Ecstasy, Alternative Archaeologies and Contemporary
Pagans. London: Routledge
(Quelle http://www.uni-marburg.de/fb03/studium/vorlverz/vorlesverz_ws0506)
 
Also, Ich interressiere mich sehr für Heidnische Glaubensrichtungen, wie zum Beispiel Wicca und wollte mal nachfragen woher es kommt und was es noch so für heidnische Glaubensrichtungen gibt die bis heute bestand haben.

Wenn man heidnisch im Sinne von polytheistisch deutet, kann man eigentlich den Hinduismus als eine durchgängig existente heidnische Relgion betrachten.

Hinduismus ? Wikipedia

Man verzeihe mir den Wikipedia-Link.
 
Wenn man heidnisch im Sinne von polytheistisch deutet...
Ich glaube, dies ist nicht das Kriterium für "Neuheidentum", sondern die Abwendung von jeder Art "etablierter Kirche".
Saventor schrieb:
... und was es noch so für heidnische Glaubensrichtungen gibt die bis heute bestand haben.
Es handelt sich hier nicht um überlieferte Glaubensrichtungen, sondern um kreative Neuschöpfungen aus den unterschiedlichsten Versatzstücken.
 
'Heidentum' und 'Heiden' in der Regel abwertend verwendet

.

Antwort auf die Ausgangsfrage von Saventor:

Die Bezeichnungen 'Heidentum' und 'Heiden' sind leider immer noch im Gebrauch. Ursprünglich wurde letzterer, in der Regel abwertend, für Menschen verwendet, die weder Juden, Christen noch Muslime waren, und keine Chance hatten in den Himmel zu kommen.

Spätantike 'heidnische' Religionen, wie der Mithraskult oder die Verehrung des Sol, entwickelten sich im römischen Reich gleichwertig neben andern Religionen, wie dem Christentum, und basierten ebenfalls auf einer ausgeklügelten Theologie.

Heidentum ? Wikipedia

.
 
.Die Bezeichnungen 'Heidentum' und 'Heiden' sind leider immer noch im Gebrauch. Ursprünglich wurde letzterer, in der Regel abwertend, für Menschen verwendet, die weder Juden, Christen noch Muslime waren, und keine Chance hatten in den Himmel zu kommen.

Im Mittelalter bezeichnete der Begriff insbesondere Muslime.

Heutzutage bezeichnen sich viele Menschen selbst als "Heiden" und finden das gut so und überhaupt nicht abwertend.
 
Als eine vorchristliche Religion, die heute noch existent ist und beispielsweise neues Missionsgebiet in Brasilien erschließt, kann zum Beispiel den Zoroastrismus nehmen, der westentliche Elemente enthält, die später in den monotheistischen Religionen wie dem Judentum und dem Christentum zu finden sind. Die Religionspraktiken haben sich im Wesentlichen zu den ursprünglichen, vorchristlichen Jahrhunderten nicht großartig verändert.


Ich möchte noch kurz auf das Heidnisch eingehen, da man dieses Wort, beispielsweise in der Religionswissenschaft, niemals als fachterminologisches Wort verwenden würde. Heide ist abwertend gemeint und wertet eine andere Weltanschauung, die nicht der eigenen entspricht, kategorisch ab. Das Wort Heide hat man früher in der Theologie benutzt, da man sich in einem abolutistisch-universalistischem Verständnis nicht verstellen wollte, dass eine andere Weltanschaung so etwas wie, ich will es mal... das Heilige oder ein Heiliges nennen, besitzt.
Ich wäre vorsichtig, dem muslimischen Begriff Ungläuber mit dem Wort Heide zu vergleichen, da beide Begriffe nicht das Gleiche meinen. Beide Begriffe haben einen völlig anderen Religionshintergrund und dementsprechend eine andere Auslegungsbedeutung.
Es ist ebenso schwierig, dass christliche Wort Heide, bzw. der Bedeutung dieses Wortes, mit der Bedeutung Heide für einen Wiccaanhänger gleichzusetzen. Für den christlichen Kontext steht die Herabsetzung einer Weltanschauung im Fordergrund, während für einen Wicca die indivuduelle Selbstbestimmung, bzw. -wahrnehmung, mit dem Wort Heide definiert wird. Heide im Sinne Neuheidnischer Religionen, ist eine Abgrenzung der eigenen Welt- und Werteanschauungen, die nicht negativ gemeint ist, wie im christlichen Kontext. Es ist eine Art negativer Sigmatisierung, die zur eigenen Selbstbestimmung positiv verdreht wurde. Als Beispiel können wir das Kreuz nehmen, um zu verdeutlichen, was hier gemeint ist. Das Kreuz in seiner ursprünglichen Bedeutung ist etwas absolut Negatives, etwas, was in der Urkirche nicht benutzt wurde, da es eher ein Schandfleck denn ein Siegeszeichen war. Erst in späteren Jahrhunderten veränderte sich der Sinninhalt und man kehrte die negative Bedeutung um und verwendete es als Heilszeichen.


Den Hinduismus als ein Polytheismus abzufertig halte ich für problematisch und ich würde hier nicht sofort mit einem Ja zustimmen, da es den Hinduismus überhaupt nicht gibt.
Er unterscheidet sich in einige große und hunderte kleinerer Weltanschauungen, die oftmals monotheistisch geprägt sind. Es gibt zwischen den hinduistischen Relgionen eine Art eine Inklusivismus, der einen schnell dazu verleitet, ihn als eine Art Konklumerat oder als einen Polytheismus zu sehen. Ih rate aber, die einzelen Richtungen für sich zu nehmen und sie zu betrachten.

Für die englischen Missionare, die im 17. und 18. Jahrundert in Indien auf arroganter Art und Weise das Christentum unter die Leute bringen wollten, waren die vielen Gottheiten und Religionen einfach zu viel und man war aus eurozentristischer Sichtweise nicht in der Lage, sich einzugestehen, dass die indische Religionskultur hoch entwickelt, vielfälltig entfächert und in einem besonderen Maße in einem harmonsichen Zusammenleben existierte, dass alles eins wurde. So entstand der westliche Irrglaube, der Hinduismus sei eine Einheit von Polytheismen.

Die Anhänger der größten Drei, Brahma, Vishnu und Shiva, wetteifern darum, welcher Gott die größten Mächte besitzt und die anderen überflügelt. Daher ist im stillen Einklang ein Inklsuivismus entstanden, der zwei von drei Göttern der verehrten Gottheit unterordnen.
 
Zuletzt bearbeitet:
wollte mal nachfragen woher es kommt und was es noch so für heidnische Glaubensrichtungen gibt die bis heute bestand haben.

Hi,

was mir jetzt spontan einfällt sind natürlich Wicca und Asatru. Beide haben heute noch Bestand und haben - so nebenbei - weniger mit "Magie" zu tun, sondern viel mehr mit dem Glauben an die Kraft der Natur (vor allem Heilkräfte, daher auch der Begriff "Kräuterhexe"), an die fünf Elemente (Luft, Wasser, Feuer, Himmel und Erde) an das Schicksal etc.

So zumindest, hat es mir mal eine Bekannte erklärt und ein wenig habe ich darüber auch gelesen, da es mich damals (puh, ist das schon lange her) interessiert hat.

Soviel von mir.

Lg Miyu
 
was mir jetzt spontan einfällt sind natürlich Wicca und Asatru. Beide haben heute noch Bestand

Nein, beide sind erst im 19. Jahrhundert entstanden und *versuchen* lediglich, an alte Traditionen anzuküpfen, wobei dies nach mehreren Jahrhunderten, in denen diese Religionen nicht existierten, entsprechend schwierig bzw unmöglich ist. Es handelt sich keinesfalls um tradierte Religionen, sondern sie spiegeln mehr das wieder, was im 19. Jahrhundert als "germanische Tradition" galt und damit eben auch die Romantisierungen, die damals en vogue waren.
 
Nein, beide sind erst im 19. Jahrhundert entstanden

im 20.! Wicca wurde 1954, Asatru 1971 gegründet!!!

alles was vorher war sind einzelne kleine Vorläufer...

"Hexe" als solches ist für mich ein ethnologischer Begriff der eine Art "Sündenbock-Aberglaube" bezeichnet d.h. marginalisierte Personen von denen geglaubt wird dass sie einer Gemeinschaft schaden indem sie den bösen Blickj haben, mit dem Teufel im Bunde oder Vampire Werwölfe etc. sind...

solche Vorstellungen hatten auch im Nachkriegsdeutschland wieder einige Verbreitung wie wohl generell zu Krisenzeiten:
Johann Kruse - Hexen unter uns.Magie und Zauberglauben in unserer Zeit

Dass sich Wiccaner selbst als Hexen bezeichnen ist im Nachhinein eine eher unglückliche Wahl... aber erfolgte in einer Zeit als Margaret Murray noch mitunter Einfluss hatte und die Geschichte des Hexenwahns noch nicht zureichend erforscht war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also die angeführten Beispiele für das Altheidentum sind eigentlich fehl am Platze. Wicca gehört da defintiv nicht dazu. Beim Asatru verhält es ähnlich: Altes neuentdeckt und gespickt mit eigenen Erklärungen als neue Religion.
Letzlich ist das Wissen der Druiden kaum überliefert und wurde wohl weitgehenst mündlich weitergegeben.

Hexen/Hexer waren im Zeitalter der Verfolgung eher unbequeme Nachbarn als wirklich magisch tätige Frauen oder Männer. Deklariert wurde Hagezussa (Hexe) aber als solche. Interessant zum Thema ist die Neuauflage "der Hexenhammer" ( Malleus Maleficarum). Die "Zaunreiterin" die über Grenzen schauen konnten waren - wenn überhaupt Kräuter- und Heilkundige, Hebammen oder auch Engelmacherinen.
Dass sich Wiccaner selbst als Hexen bezeichnen würde ich nicht als unglückliche Wahl sehen, sondern eher als klare Abgenzung vom Christentum. Man sieht sich eher als eine art weise, sehende, naturgläubige Gruppe, deren Angehörige sich auf einige vom Christentum annektierte heilige Feste in ihrem vorchristlichen Ursprung besinnen (Yul, Imbolc, Ostara, Beltaine, Litha, Lugnasad, Mabon, Samhain). Obwohl sie sich den Dogmen der hier etablierten christlichen Kirche komplett abwenden wollen, haben sie aber selbst auch einen sehr engestrickten Verhaltens- und Ritualrahmen.

Was die neuen Anhänger Odins und Lokis angeht (Asatru) so ist für sie die Edda quasie die Bibel (Etwas übertrieben ausgedrückt). Ihnen haftet zuweilen ein rechtsextremer Einschlag an, der sicher nicht verallgemeinert werden darf, aber dennoch ein schlechtes Licht auf diese Glaubensgemeinschaft wirft. Und um ehrlich zu sein täte es mir um den guten alten Odin leid, wenn er wiedermal für Nazis herhalten müßte. ;)
 
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