Hitler und Polen im Bunde gegen die Sowjetunion

mko322

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In Haffners Buch Der Teufelspakt - Die deutsch-russischen Beziehungen vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg hab ich verblüfft gelesen, dass sich Hitler darum bemüht hat, Polen zu einem Bündnis gegen die Sowjetunion zu überreden. Der Überfall auf Polen 1939 war demnach ursprünglich gar nicht geplant.

Er bot Polen, neben der Integrität von Posen, Oberschlesien und sogar des "Korridors", Landgewinne in der Ukraine an. Im Gegenzug sollten die Polen den Deutschen Danzig überlassen und ihnen eine "exterritoriale Auto- und Eisenbahn durch den Korridor" zusichern.

Polen wollte jedoch nicht. Das zwang Hitler zum Umdenken und mündete schließlich in den deutsch-sowjetischen Pakt, was Hitler den Rücken frei machte (er hatte ja nun England und Frankreich am Halse) - Stalin jedoch gab der Pakt Zeit auszurüsten, während Hitler im Westkrieg beschäftigt war (dritter Fünfjahrespaln war z.B. noch nicht erfüllt). Sein großes Lebensziel, den "Lebensraum im Osten", hatte Hitler aber nie aus den Augen verloren; alles andere (auch der Hitler-Stalin-Pakt) war nur Zweckbündnis und Nebengeplänkel für das eigentliche Ziel, so Haffner (wo ich ihm klar rechtgebe).

Gibt es irgendwelche Publikationen zur polnischen Position? Ich meine Polen war zu dieser Zeit selbst ein russenfeindlicher, antibolschewistischer und halbfaschistischer bis faschistischer Staat. Wieso kam da kein Bündnis zu stande? Mißtrauen gegenüber Hitler?

Und wie wäre so ein deutsch-polnischer Krieg gegen die Sowjetunion verlaufen? Hätten Frankreich und England überhaupt einen Finger gerührt wegen der UdSSR und Deutschland womöglich sogar den Krieg erklärt?

PS. Das Polen früher oder später selbst Opfer der hitlerschen Expansionspläne geworden wäre, ist imho klar.
 
Man muss diese "Idee" zeitlich einordnen: die deutlichen Tastversuche in Richtung Polen gegen die Sowjetunion erfolgten auf diplomatischem Wege nach der Sudetenkrise, Ende 1938.

Welche Bedeutung dem zuzuordnen ist, wird mE kontrovers diskutiert. Gut möglich ist, dass hier nur ein Testballon vorliegt, und lediglich die polnische Reaktion abgeklopft werden sollte. Polen wurde auch ein Teil der Ukraine angeboten; wie das danach mit dem "Raum im Osten" für Hitlers Drittes Reich in der Praxis funktionieren sollte, ist schon nach einem Blick auf die Landkarte schleierhaft. Die mir plausibel erscheinende Interpretation: Polens Position in diesem "Bündnis" ist die eines Vasallenstaates. Polnische diplomatische Reaktionen auf diese Tastversuche - soweit deutscherseits wahrnehmbar: Null. Man wird vielleicht zu dem beschriebenen, auf der Hand liegenden Urteil gekommen sein.

Weiteres müßte man mit einem Blick in die ADAP klären. Der Vollständigkeit halber und wegen der Einschätzung dieser Vorgänge ist zu erwähnen, dass wenige Tage nach dem Münchner Abkommen die Weisung zur Ausarbeitung von Plänen zur Besetzung der "Rest-Tschechei" durch Hitler erging, sowie wenige Tage nach dem Einmarsch in Prag die Weisung, einen Operationsplan gegen Polen auszuarbeiten.

Haffners Darstellung ist imho nur eine Position zu diesem Komplex.

Noch einige Daten:
Polen erneuerte den poln-sowjet. Nichtangriffspakt am 26.11.1938
Hitler schlug am 24.10.1938 eine "Generalbereinigung" der dt.-poln. Probleme vor, und koordiniert drängte Ribbentrop (!) Beck am 24.10.1938, dass Polen dem Anti-Komintern-Pakt beitreten solle. Danach folgten kurzfristig massive Versuche, Warschau in eine anti-sowjetische Politik hineinzuziehen. Der Höhepunkt am 25.1.1939 in Warschau: Ribbentrop unterbreitete die Offerten bzgl. des sowjetischen Territoriums, als direkte Gegenleistung für die Regelung dt.-poln. Streitfragen wie Danzig.

Beck wies scharf die deutschen Offerten nach der Besetzung der Rest-Tschechei am 21. und nochmals am 26.3.1939 zurück, und nahm formell die britische Garantie für Polen am 31.3.1939 an. Hitler befahl die Ausarbeitung der Weisung für "Fall Weiss" am 3.4.1939.
 
Zumindest aus der Sicht der Russen handelte es sich um eine sehr konkrete Gefahr. Die Aufmarschplanung, die Schaposchnikow 1938 aufstellte berücksichtigte Deutschland und seine Verbündeten als Angreifer. Dabei ging man von mehr als 50 polnischen Divisionen aus, die gegen die SU aufmarschieren würden.

Diese Form der Bedrohung wird teilwise übersehen, wenn man das Interesse der SU an einem kollektiven Bündnissystem der SU verstehen will.
 
In Haffners Buch Der Teufelspakt - Die deutsch-russischen Beziehungen vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg hab ich verblüfft gelesen, dass sich Hitler darum bemüht hat, Polen zu einem Bündnis gegen die Sowjetunion zu überreden. Der Überfall auf Polen 1939 war demnach ursprünglich gar nicht geplant.

Er bot Polen, neben der Integrität von Posen, Oberschlesien und sogar des "Korridors", Landgewinne in der Ukraine an. Im Gegenzug sollten die Polen den Deutschen Danzig überlassen und ihnen eine "exterritoriale Auto- und Eisenbahn durch den Korridor" zusichern.

Polen wollte jedoch nicht. Das zwang Hitler zum Umdenken und mündete schließlich in den deutsch-sowjetischen Pakt, was Hitler den Rücken frei machte (er hatte ja nun England und Frankreich am Halse) - Stalin jedoch gab der Pakt Zeit auszurüsten, während Hitler im Westkrieg beschäftigt war (dritter Fünfjahrespaln war z.B. noch nicht erfüllt). Sein großes Lebensziel, den "Lebensraum im Osten", hatte Hitler aber nie aus den Augen verloren; alles andere (auch der Hitler-Stalin-Pakt) war nur Zweckbündnis und Nebengeplänkel für das eigentliche Ziel, so Haffner (wo ich ihm klar rechtgebe).

Gibt es irgendwelche Publikationen zur polnischen Position? Ich meine Polen war zu dieser Zeit selbst ein russenfeindlicher, antibolschewistischer und halbfaschistischer bis faschistischer Staat. Wieso kam da kein Bündnis zu stande? Mißtrauen gegenüber Hitler?

Und wie wäre so ein deutsch-polnischer Krieg gegen die Sowjetunion verlaufen? Hätten Frankreich und England überhaupt einen Finger gerührt wegen der UdSSR und Deutschland womöglich sogar den Krieg erklärt?

PS. Das Polen früher oder später selbst Opfer der hitlerschen Expansionspläne geworden wäre, ist imho klar.
Hitler wollte aus Polen seinen Juniorpartner machen, sei es um für einen Krieg gegen den Westen, den Rücken im Osten frei zu haben, sei es um mit Hilfe der Polen die SU niederzuwerfen. Deshalb bot er den Polen Ende Oktober 1938 die "große Regelung" zwischen Polen und Deutschland an.

Für Polen war das angeblich so großzügige Angebot Hitlers unannehmbar. Die Polen hatten keinen Grund, Hitler mehr zu trauen als Stalin. Sie mussten immer im Kalkül haben, dass sie zwischen zwei Staaten lebten, von denen sie davon ausgehen mussten, dass beide danach trachteten, ihnen bei nächster Gelegenheit den Garaus zu machenn. Sie strebten deshalb nach Unabhängigkeit. Danzig stand für das "Versailler System" und dieses System für ihre Unabhängigkeit. Wenn sie sich Deutschland in einem Krieg gegen die SU angeschlossen hätten, wären sie zu Hitlers Satrapen abgestiegen. Polen wäre eine deutsche Provinz geworden.

In München 1938 haben die Polen mit Hitler noch gemeinsame Sache gemacht und sich hierdurch in eine gefährliche Lage gebracht: Polen wurde nun von jenen Staaten, die allein gemeinsam sie vor Hitler schützen konnten (den Westmächten und der SU) als unsichere Kantonisten misstrauisch beäugt. Nach Hitlers Angebot vom Oktober 1938 haben die Polen Hitlers Werben gegenüber auf Zeit gespielt. Nach Hitlers Griff nach Prag (März 1939) lehnten sie am 26.03.1939 die deutschen (Bündnis-)Angebote endgültig ab. Schon am 25.03.1939 lautete eine Weisung von Hitler, dass Polen "unter besonders günstigen politischen Voraussetzungen" so niedergeschlagen werden sollte, "daß es in den nächsten Jahrzehnten als pol[itischer] Faktor nicht mehr in Rechnung gestellt werden brauchte".

Bei Klaus Hildebrand, Das vergangene Reich, 1999, findest Du hierzu auf den Seiten 788 bis 814 weitere Inormationen, insb. auch Quellenangaben.
 
Eine kurze erweiterte Darstellung der Position der SU zu diesem Punkt. Im November 38 wurden von Schaposchnikow zwei Szenarien ausgearbeitet, die die zwei Hauptbedrohungsachsen berücksichtigten.

Dabei ging man von einem Zweifrontenkrieg aus und die antizipierten Hauptgegner waren Deutschland, Italien, Polen und Japan. Die restlichen Länder wurden als neutral angenommen (D. Glantz: The Military Strategy of the Soviet Union S. 70ff).

Variante 1: primärer Angriff nördlich der Sümpfe und sekundärer südlich davon:
- Norden ca. 90 Divisionen
- Süden ca. 40 Divisionen
sodass man insgesamt von ca. 130 bis 140 Divisionen ausging mit ca. 6380 Panzer, 8500 Geschützen und 4136 Flugzeugen.
In diesem Fall befürchtete man primär den Stoß nach Litauen und in Richtung Leningrad.

Variante 2
- Norden ca. 43 Divisionen
- Süden 93 Divisionen
In diesem Fall sah man primär die Gefährung der wirtschaftlichen Ressourcen der Ukraine.

Dazu kamen noch die ca. 27 bis 33 japanischen Divisionen, die als zweite Front angenommen worden sind.

Dieser angenommenen Bedrohung begegnete man unter anderem mit der Mobilisierung von einem Tank-Korps, 30 Schützen-Divisionen und 10 Kavallerie-Divisionen (ca. 330.000 Soldaten).

Die Defensiv-Position lehnte sich im wesentlichen an die Stalin-Linie an und stützte sich auf 13 "befestigte" Zonen, die eine ca. Tiefe von 15 bis 20 Kilometer hatten.

An zwei Punkten hatte die SU versucht mit den westlichen Alliierten enger zu kooperieren.
1. Im Rahmen der Tschechei-Lrise, indem sie zusammen mit den westlichen Allierten Garantien aussprechen wollte gegen Deutschland und Polen und
2. Im Rahmen der Verhandlungen im Jahr 1939 mit den westlichen Allierten zur militärischen Kooperation.

Die Zusammenarbeit kam nicht zustande, wobei die konsequente Anti-Kommunistische Position von Chamberlain eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hat.


Zitat Silesia: "Die mir plausibel erscheinende Interpretation: Polens Position in diesem "Bündnis" ist die eines Vasallenstaates."
Im Prinzip war das ja das gängige Interpretationsmuster für die Kooperation mit anderen Staaten durch Hitler. Eine ähnliche Rolle wollte man ja auch England zugestehen, nach erfolgreichem Seelöwe (Weinberg: Visions of Victory). Insgesamt ist aber auffallend, dass die NS-Europa-Theoriebildung zu einem Nachkriegs-Europa wenig Energie auf die Entwicklung eines kooperativen Staatensystem gelegt hat. Selbst in den Fällen, in denen eindeutige faschistische Bewegungen vorhanden waren, wie in Nowegen, die ein Unterstützung aus dem Land ermöglichten, wurde dieses Potential nicht systematisch genutzt.

OT: Ein interessanter Unterschied zur kooperativen Struktur der Japaner, die wesentlich stärker, zwar als Hegemon, die eigeständigen Positionen der andern Länder förderte und somit einen deutlichen anti-imperialistischen Grundtenor formulierten bei ihren Eroberungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
In München 1938 haben die Polen mit Hitler noch gemeinsame Sache gemacht und sich hierdurch in eine gefährliche Lage gebracht: Polen wurde nun von jenen Staaten, die allein gemeinsam sie vor Hitler schützen konnten (den Westmächten und der SU) als unsichere Kantonisten misstrauisch beäugt.

Wobei es an massiven Ermunterungen nicht mangelte, ich kopiere der Einfachheit halber:

Zu Polen:
Ende August 1938 war die deutsche Einschätzung im Außenministerium, dass Polen abwartet und im Falle eines Konfliktes in keinem Fall den russischen Truppen zur Erfüllung ihrer Beistandspflichten ein Durchmarschrecht gewährt. Polen würde auf entstehende Vorteile aus der deutschen Aggression hoffen.

Die Durchführung der Plebiszite wurde von Chamberlain am 15.9.38 anerkannt. Darüber informierte das [deutsche] Außenamt höchst vertraulich sofort Lipski und Beck, die den Anspruch auf Ausdehnung auf die Teschener Gebiete anmeldeten (Notiz 16.9.38 – v. Weizsäcker). Beck teilte darauf Paris und London mit, das alle bisherigen Erwägungen zu Kompromisslösungen überholt seien, und nur die Lösung nach Selbstbestimmungsrecht der Minderheiten in Frage käme (16.9.38 – Wühlisch). Am 20.9. wurde die polnische Haltung aktiver, nun wurde die definitive Herausgabe der Gebiete gefordert (da der brit.-frz. Plan ebenfalls Abtretungen ohne Plebiszit vorsehe). Am 20.9. forderte Hitler den polnischen Botschafter Lipski erneut auf, nun endlich die polnischen Wünsche zu präzisieren.
http://www.geschichtsforum.de/f68/polen-und-ungarn-und-das-m-nchner-abkommen-15146/
 
@silesia:

Hitler ging es mit diesen Ermunterungen primär darum, die Polen auf den Geschmack zu bringen, gemeinsam mit ihm fremde Gebiete zu erwerben. Da spielte die Hoffnung mit, dass Polens Staatsführung Hunger bekommt und sich mehr und mehr an ihn anlehnt (Polen als "Juniorpartner" Hitlers).


Sekundär ging es Hitler aber auch darum, die Polen als etwaige Verbündete GB, F oder der SU (gegen Hitler) unglaubwürdig zu machen und zu isolieren. Wenn Polen mit Hitler "gemeinsame Sache" machen würde, dann war damit zu rechnen, dass Polen von Hitlers potentiellen Gegnern misstrauisch beäugt wird. Dieses Misstrauen würde ihm indirekt nützen:
  • Das Misstrauen der Anderen könnte Polen isolieren, so dass es Polen einfacher fallen würde, sich an Hitler anzulehnen und die Rolle als dessen Juniorpartner einzunehmen.
  • Das Misstrauen könnte aber auch Hitlers potentiellern Gegnern (GB, F, SU) die Bildung einer Allianz gegen ihn erschweren und zwar günstigerweise zu einem Zeitpunkt, in dem allen klarer wird, dass er in München nicht seine "letzte territoriale Forderung" gestellt hatte.
Letzteres trat dann ja auch ein. Die SU war vom Verhalten der Westmächte in München 1938 enttäuscht und gab ihre Politik der "kollektiven Sicherheit" auf. Stalin näherte sich Hitler an. Die Bündnisgespräche mit GB/F und Polen scheiterten. Es kam zum Hitler-Stalin-Pakt (23. August 1939). Mit diesem Pakt machte Stalin den Weg frei, für die Liquidation Polens, die sich Hitler für den Fall vorgenommen hatte, dass es Polen ablehnen sollte, mit ihm ein aggressives Bündnis einzugehen, und für die Aufteilung Osteuropas.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hitler ging es mit diesen Ermunterungen primär darum, die Polen auf den Geschmack zu bringen, gemeinsam mit ihm fremde Gebiete zu erwerben. Da spielte die Hoffnung mit, dass Polens Staatsführung Hunger bekommt und sich mehr und mehr an ihn anlehnt (Polen als "Juniorpartner" Hitlers).
Bezüglich der ersten Aussage: ich würde sogar Bedrängung annehmen, aus einem offensichtlichen Kalkül. Das war mehr als Ermunterung, sondern in gewisser Hinsicht Druck, nach den ADAP penetrant. Es ging bis hin zur Durchgabe vertraulicher Absprachen/Informationen bezüglich der Westallierten.

Die zweite Aussage betrifft im Kern die These des Juniorpartners. Ich glaube nicht, dass dieses in Hitlers Strategie schon geographisch einsortierbar ist. Hier wäreaußerdem - der in Grenzen auch mit seinen Konzeptionen selbständig agierende - Ribbentrop mit seine eigenen Ansätzen auszuscheiden. Eine Anlehnung Polens für den "Lebensraum im Osten" ist bei Hitler konzeptionell nicht zu finden. Vermutlich interpretierte er insgesamt Polen nach Pilsudzki als vorübergehende Erscheinung, was die reale Manipulationsmasse ab Sommer 1939 auch belegt. Natürlich ist dabei Spekulation, was nach einer völligen "Unterwerfung" Polens in Folge der diplomatischen Kampagne Ende 1938 passiert wäre.

Sekundär ging es Hitler aber auch darum, die Polen als etwaige Verbündete GB, F oder der SU (gegen Hitler) unglaubwürdig zu machen und zu isolieren. Wenn Polen mit Hitler "gemeinsame Sache" machen würde, dann war damit zu rechnen, dass Polen von Hitlers potentiellen Gegnern misstrauisch beäugt wird. Dieses Misstrauen würde ihm indirekt nützen:
Ganz ohne Zweifel, das war - insbesondere Isolierung des nächsten Ziels- Teil der Strategie.
 
Bezüglich der ersten Aussage: ich würde sogar Bedrängung annehmen, aus einem offensichtlichen Kalkül. Das war mehr als Ermunterung, sondern in gewisser Hinsicht Druck, nach den ADAP penetrant. Es ging bis hin zur Durchgabe vertraulicher Absprachen/Informationen bezüglich der Westallierten.
Hitler wollte 1938 Krieg. Im Versailler Staatenssystem war Polen als Verbündeter Frankreichs und der Tschechoslowakei vorgesehen. Bei solcher Ausgangslage konnte es für Hitler nur von Vorteil sein, wenn Polen bei seinem Vorgehen gegenüber der Tschechoslowakei als Komplize in Erscheinung trat.
Die zweite Aussage betrifft im Kern die These des Juniorpartners. Ich glaube nicht, dass dieses in Hitlers Strategie schon geographisch einsortierbar ist. Hier wäreaußerdem - der in Grenzen auch mit seinen Konzeptionen selbständig agierende - Ribbentrop mit seine eigenen Ansätzen auszuscheiden. Eine Anlehnung Polens für den "Lebensraum im Osten" ist bei Hitler konzeptionell nicht zu finden.
Ich fürchte, wir posten einander vorbei. Hitler wollte den Krieg, wusste aber noch nicht, gegen wen er zuerst ins Feld ziehen wird. Insofern war er geographisch nicht einsortierbar.

"So oder so" würde aber Polen eine wichtige Rolle zukommen (Stillhalten bei Westfeldzug? Gemeinsamer Feldzug gegen Osten? Feldzug gegen Polen?). Nahtlos an das "Drängen" von München folgte das Drängen nach einer "großen Regelung" der deutsch-polnischen Probleme und im Rahmen dieser Gespräche das Angebot, polnisches Nachgeben gegenüber Deutschland mit (erst noch zu erwerbenden) Beutestücken aus einem Feldzug gegen die SU zu entschädigen (Ukraine, Zugang zum Schwarzen Meer, etc.). Das liess dann schon erkennen, wohin es gehen sollte. Dem Drängen folgte die Schicksalsfrage "Freund oder Feind?". Für Hitlers Wunschfeldzug gegen die SU war Polen der ideale Verbündete. Um so enttäuschter und rachsüchtiger war Hitler als die Polen sein Angebot ablehnten.
Vermutlich interpretierte er insgesamt Polen nach Pilsudzki als vorübergehende Erscheinung, was die reale Manipulationsmasse ab Sommer 1939 auch belegt. Natürlich ist dabei Spekulation, was nach einer völligen "Unterwerfung" Polens in Folge der diplomatischen Kampagne Ende 1938 passiert wäre.
Das Beispiel Italien zeigt ja, wie man als Verbündeter zum Vasallen absteigen konnte. Bei Polen wäre noch dazugekommen, dass dieses Land von Beginn des gemeinsamen Feldzugs gegen die SU an faktisch besetzt gewesen wäre, da sich in Polen jede Menge Wehrmachtstruppen für die Versorgung der Fronttruppen aufgehalten hätten, währenddessen die polnische Armee an dieser Front gekämpft hätte. Görings Gerede darüber, dass auch ein Zugang zum Schwarzen Meer ein "Zugang zum Meer" sei, liess zudem erahnen, dass dem verbündeten Polen wohl eine "Landverschienbung" zugemutet worden wäre. Polen hätte überlebt, aber wohl nur als Name für eine Region, nicht als (eigenständiger) politischer Faktor. Die Inanspruchnahme von Eigenständigkeit wäre von Hitler wohl als Verrat interpretiert und entsprechend abgestraft worden..
 
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