Hitler hat schriftlich nur einen Befehl zur Massentötung von Kranken, unnützen Fressern", "Idioten" Fürsorgezöglingen und allen jüdischen Patienten gegeben. das war am 1. September 1939. Die Aktion stieß auf Kritik der Bevölkerung und der Kirchen. 1941 wurde sie ausgesetzt. Etwa zeitgleich begann die Vernichtung der Roma und Sinti. Dokumente dazu sind sehr rar. Im Oktober 1939 begann die Vernichtung der polnischen Intelligenz. Heydrich, der sich mit Beschwerden von Wehrmachtsdienststellen herumschlagen musste, sprach in einem Bericht von 2. Juli 1940 von einem "außerordentlich radikalen Sonderbefehl des Führers" zur Liquidierung Tausender Polen, der den Heeresdienststellen natürlich nicht mitgeteilt werden konnte. Hans Frank, der Generalgouverneur von Polen zitierte eine mündliche Ermahnung Hitlers von 30.5. 1940:
"Was an Führungsschicht in Polen festgestellt haben, ist zu liquidieren, was wieder nachrückt, ist von uns sicherzustellen und in einem entsprechenden Zeitraum wieder wegzuschaffen."
In Polen waren manche Wehrmachtsoffiziere noch gegen das Wüten der SS eingeschritten. Das wollte Hitler ihnen beim Unternehmen Barbarossa nicht mehr durchgehen lassen- daher der Kommissarbefehl.
Dass Hitler von den Zuständen wusste, dass er billigte, Hunderttausende russischer Zivilisten und Kriegsgefangene verhungern zu lassen ist sicher. Im Rahmen der Schlacht von Stalingrad wandte ein Offizier ein, dass bespannte Artillerie zurückzulassen sei, weil die Pferde entkräftet waren. Darauf sagte Hitler: " wenn das Russen wären, würde ich sagen, ein Russe frißt den anderen, aber ich kann nicht einen Gaul einen anderen fressen lassen." (Lagebesprechung 12.12. 1942)
1939 hatte Hitler gedroht, wenn das internationale Finanzjudentum wieder einen Krieg entfesselt, wäre das Ergebnis die Ausrottung der jüdischen Rasse in Europa. 1942, dem Jahr der Endlösung hat er 5 Mal (1. Januar, 30. Januar, 30. September und 8. November die Drohung wiederholt und bei der letzten spielte er auf seine Prophezeiung von 1939 an: "Von denen, die damals lachten, lachen heute Unzählige nicht mehr, und die jetzt noch lachen, werden es vielleicht in einiger Zeit auch nicht mehr tun."
Goebbels notierte am 27. März 1942 seine erste Bekanntschaft mit den gerade aufkommenden Gaskammern: "Es wird hier ein ziemlich barbarisches und nicht näher zu beschreibendes Verfahren angewandt, und von den Juden selbst bleibt nicht mehr viel übrig."
Hitler hat sich 1942 mehrmals mit seinem Verbrechen gebrüstet, aber blieb in vielem nebulös. Er war ein Populist mit einem Instinkt dafür, was Volkes Stimme verlangte. Zweimal hat er vor 1939 offen Gewalt angewendet, um zu sehen, wie das Volk reagiert. (Die Nacht der langen Messer nicht mitgerechnet.) Im April 1933 gab es den ersten Boykott jüdischer Geschäfte und am 8. und 9. November die Reichspogromnacht. Beide Male war das Ergebnis nicht in seinem Sinn. Arisierungen, Entrechtung, Gewalt und hässliches Feixen hier und dort, das hatte es gegeben. Die Mehrheit der Deutschen zeigte aber eher Mitgefühl, als Hass, und als die Synagogen brannten, was alle Deutschen mit ansehen mussten, war die Reaktion eher Entsetzen, als Freude, eher Scham, als Stolz. Antisemitismus war weit verbreitet, die Nürnberger Gesetze haben viele Christen toleriert, wenn nicht gar gebilligt. Aber das Gotteshäuser geplündert und gebrandschatzt wurden, dass es hässliches feixen gab, dass die Feuerwehr nur Nebengebäude löschte, war unerhört, barbarisch, so etwas tut man in Europa einfach nicht, und mancher, der die Entrechtung der Juden gleichgültig beobachtet hatte, dachte daran, dass bald auch katholische und protestantische Kirchen brennen können. SD- und Gestapoberichte sagen, dass die Stimmung in der Bevölkerung gedrückt war. Die Reichspogromnacht sollte als antisemitischer Volksaufstand verkauft werden, aber das glaubten anscheinend nicht mal die Dümmsten. Bald schon war die Rede von der "Reichskristallnacht", so als ob nur Fensterscheiben zu Bruch gingen. Klar war, dass bei allem Mitmachen, aller Hetze und Antisemitismus die Mehrheit Hitlers exterministischen Antisemitismus nicht mitmachte.
Im Osten mussten viele Soldaten etwas mitbekommen. Der Mord an Kranken, Alten, Frauen und Kindern, das verhungern lassen von Kriegsgefangenen widersprach allem, was ethisch seit Jahrhunderten gültig war.
Hitler prahlte mit seiner Radikalität, Himmler, der die Vernichtungsphantasien in die Tat umzusetzen hatte, sprach fast selbstmitleidig von seiner harten Pflicht. Er betonte, wie schwer ihm die vielen Todesurteile fielen, die er zu vollstrecken habe. Nur er und seine SS waren fähig, "die furchtbarste Aufgabe, und den schrecklichsten Auftrag zu erfüllen. So wie er und seine Mannen am 30. Juni 1934 geschaudert hätten, als sie Kameraden, die sich verfehlt haben exekutierten (Der als Röhmputsch getarnte Massenmord an der SA Führung ) so würden sie auch heute das Schrecklichste tun: Die Ausrottung der Juden. Alle angesprochenen SS-Gruppenführer wussten, so der Reichsführer, wie es ist, wenn 50, 100 oder Tausend Leichen da liegen. In der Ermordung von Menschen, ihrer Ausbeutung und der möglichst spurlosen Entsorgung der Leichen waren Himmler und sein Publikum Profis. Das durchgestanden zu haben und dabei anständig geblieben zu sein, nannte Himmler ein niemals genanntes und niemals zu nennendes Ruhmesblatt der SS. Als das Ganze schiefging, wollte Himmler über einen schwedischen Geschäftsmann "das Kriegsbeil mit den Juden begraben."
Ein junger Untersturmführer fragte einmal Eichmann was sein werde, wenn die Welt einmal nach den Millionen Juden fragen werde. Eichmann entgegnete, 10 Tote sind eine Katastrophe, eine Millionen Statistik.
So sehr sich Hitler mit seiner Radikalität brüstete, so oft er betonte, er wolle einen neuen Menschentypus schaffen, vor dem die Welt erschaudere, wie sehr auch effizienter Massenmord gefragt war, so muss ihm doch klar gewesen sein, dass die Welt nach den Toten fragen werde, selbst wenn er den Krieg gewonnen hätte, die Ethik hätte auch er nicht so verbiegen können, dass der Mord an Kranken, Alten, Frauen und Kindern als etwas heroisches Gutes, Richtiges akzeptiert worden wäre. Er ließ sich noch in seinem Testament darüber aus, dass Europa ihm einmal dankbar sein werde, dass er die Juden und Roma ausgerottet habe. Er mochte den Zweck noch so oft heilig sprechen, die Ethik in einem enormen Maße biegen, dass man darüber den Kopf schüttelt, aber im Innersten wusste er, dass die Mittel dazu ekelhaft waren.
damit wollte er, der in historischen Dimensionen dachte, nicht in Verbindung gebracht werden.
Das passte durchaus nicht zum Selbstbild, das er inszenierte: Der nette Onkel Adi, der blonde Kinder und Schäferhunde streichelte. Noch zu seinen Lebzeiten machte ein Spruch die Runde: "Wenn das der Führer wüsste". Manche die ihn als Privatmann kannten, kamen von dem Bild nicht los. Winifred Wagner, die zuweilen beim "Onkel Wolf" schwule Tenöre aus dem KZ loseisen musste, schwärmte noch im Alter von seinem Auge und wünschte, ach käme er doch zur Tür herein.
Das wusste Hitler, und es war durchaus naheliegend, dass er die widerlichsten Greuel mündlich befahl, dass er, so sehr er sich auch einredete, dass Judenverfolgung etwas Gutes war, damit so wenig wie möglich in Verbindung gebracht werden wollte. Die Kommandostrukturen die er geschaffen hatte, waren so stabil, dass es für die schlimmsten Greuel keines schriftlichen Befehls bedurfte.
Was den Holocaust betrifft, so haben alte und neue Nazis gedanklich so etwas wie die Quadratur des Kreises kultiviert.
Grundthese § Nr. 1 lautet: Den Holocaust hat es nie gegeben, in Auschwitz gab es keine Gaskammern, das ist eine Erfindung der Lügenpresse, das ist Siegergeschichtsschreibung, Siegerjustiz, Linke, Zecken, politisch korrekte Gutmenschen üben Zensur aus, das wird man ja wohl noch sagen dürfen!!!
§ 1 b) Das was sie zum Holocaust denken oder sich denken lassen, darf man leider nicht mehr öffentlich sagen, aber unter Gleichgesinnten und Brüdern im Geiste war der Holocaust eine löbliche Sache, es sind nur leider viel zu viele entkommen. Sobald wir können, machen wir da weiter, wo der "Führer" aufgehört hat.
Die ganz alten Nazis wussten noch, dass "der Engländer" die KZs erfunden hat, um den Widerstand der Buren zu brechen. Ein Engländer hat übrigens auch die These entwickelt, dass Hitler vom Holocaust nichts wusste und Himmler und Heydrich haben das hinter Hitlers Rücken ausgeheckt. Wenn das der Führer gewusst hätte!
Die Rede ist von David Irving. Als er 1963 ein Buch über die Bombardierung Dresdens veröffentlichte, wurde das Buch von vielen Feuilletonisten und einigen Historikern wohlwollend rezensiert. Dass er Quellen sehr selektiv verarbeitete und seine Hauptquelle eine Fälschung war, kam erst Jahre später raus. Irvings Werke erschienen in deutschen Illustrierten, auch der Spiegel veröffentlichte eines seiner Bücher. Irving hat unter Historikern endgültig seinen Kredit verspielt.
1977 stellte er die These auf, dass Himmler und Heydrich ohne Wissen Hitlers den Holocaust durchführten. Irving räumte zwar die massive Aufrüstung Hitlers 1936 ein, gab aber dem Finanzjudentum in den USA die Schuld am Kriegsausbruch. Als Beleg für seine These führte er das Fehlen eines schriftlichen Befehls Hitlers an. Ende der 70er Jahre wurde Irvings selektiver Umgang mit Quellen und die Fälschung von Quellen bekannt. War er 1977 noch zitierfähig als Historiker- Sebastian Haffner widmet ihm in seinen "Anmerkungen zu Hitler" einige Seiten, änderte sich das mit seiner zunehmenden Radikalität. Dennoch oder gerade deswegen weil er schon immer polarisierte, war Irving gern gesehener Gast in Talkshows, gab Interviews in Illustrierten und wurde zu einer Galionsfigur für Geschichtsrevisionisten und Hetzer wie Gerhard Frey, der ihm in seinen Blättern ein Podium bot, und Irving machte Wahlwerbung für die DVU. Seit den 1980ern liegt Irving in einer Dauerfehde und zahllos sind die Unterlassungs- und Beleidigungsklagen in die er verwickelt war oder ist.
Er ist als Holocaustleugner weiterhin präsent bei vielen Veranstaltungen. Wenn dann die Neonazi-Nomenklatura ihre Jahrmarktsstände aufbaut, um NS- Devotionalien, CDs und allerlei Kram auspackt, um den Krempel für Wucherpreise an naive Teenager zu verkaufen, dann ist Irving meist nicht weit entfernt.
Es ist schon bemerkenswert, dass deutsche Neonazis sich aus dem Gedankengut eines Briten bedienen, um Hitler zu entlasten und entschuldigen. Wenn das der Führer wüsste!