Hitlergruss - Der deutsche Gruss

SRuehlow

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Ich habe mir vor einiger Zeit das Buch von Tilman Allert: Der deutsche Gruß. Geschichte einer unheilvollen Geste, Eichborn, Berlin 2005. gekauft.
Das Buch beschäftigt sich, wie der Titel schon sagt, mit dem Hitlergruß. Der Autor versucht vor allem die psychologischen Hinter- und Abgründe des Menschen, der diese Handlung in national-sozialistischem Anliegen durchführt, zu ergründen. Interessant auch die Berichte der Augenzeugen und Durchführenden, die dieser Grußformel ablehnend gegenüberstanden und versuchten, diese irgendwie zu umgehen.
Ich habs gelesen und muss sagen, dass es aus kultur-historischen sehr interessant geschieben ist. Der, der sich mit der Grußgeste des Nationalsozialismus näher auseinandersetzen möchte, kann ich dieses Buch sehr empfehlen. Jedoch...
Jedoch konnte ich noch nicht gänzlich dahinter steigen, welche historischen Bezüge der Hitlergruß oder der deutsche Gruß hatte. Man hat in den 20´er Jahren gemunkelt, dass man den Gruß aus dem faschistischen Italien übernommen hat. Mussolini soll ihn ja zufolge direkt den römischen Kaisern entlehnt haben. Das ist schon ziemlich plausibel, jedoch wie stimmt das mit Hitler überein? Da sind die Bezüge ja germanisch... Also wie konnte Hitler das begründen?
Ein Gedicht, oder besser gesagt, eine Verballhornung von 1933 von Schülern sei hier kurz erwähnt:
Es lagen die alten Germanen beiden Seiten des Rheins/Sie lagen auf Bärenhäuten und tranken immer noch eins/Da trat in ihre Mitte ein Römer mit deutschem Gruß/"Heil Hitler! Ihr alten Germanen/Ich bin der Ta-acitus"
 
@ SRuehlow: ich wußte nicht, dass der Hitlergruß und der "saluto romano" völlig identisch sind. War es nicht auch so, dass der Hitlergruß nur "echt" war mit der "Heil..."-Formel? Oder irre ich mich da?

Das ist schon ziemlich plausibel, jedoch wie stimmt das mit Hitler überein? Da sind die Bezüge ja germanisch...

Hitler war durchaus ein historisch interessierter Mensch. In Bezug auf die Antike fühlte er sich den Griechen und Römern wesentlich näher als den Germanen und verstieg sich sogar einmal zur Aussage in Bezug auf die später deutschen Gebiete in der Antike: "Unser Land war ein Sauland". Aber was soll ich hier viel schreiben, ich verweise einfach auf den hervorragenden Artikel von Alexander Demandt zu diesem Thema:

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/1216/magazin/0003/
 
Ich glaube nicht, dass beide Grußarten, also die faschistisch-italienische und die nationalsozialistisch-deutsche, identisch waren. Es wurde nur vermutet, dass Hitler sie sich bei Mussolini abgesehen haben soll, weil er verschiedenste Bereiche am Anfang des Regimes übernommen hat.
Sicherlich ist der Hitlergruß mit "Heil" verbunden... dient es doch einem Wunsch nach Unversehrtheit dem Gegrüßten gegenüber, aber auch als Unterordnung einer übergeordnenten Person. Das fällt auf den ersten Blick nicht sonderlich auf. Ebenso könnte man den Hitlergruß auch als Schwurformel verstehen. Man schwört sich auf Hitler als Gott, Vater und Vaterlandsvater ein... oder so?!

Im Artikel, auf den Ashigaru verwiesen hat, liest man, dass Hitler keine besonders gute Meinung von den Germanen hatte. Ich kann mich erinnern, dass Himmler in ganz Deutschland archäologische Ausgrabungen vornehmen lies, um die einstigen Errungenschaften der Germanen zu präsentieren, wie Vasen und Gefässe, auf denen sich schon vor über 2000 Jahren das Hakenkreuz befunden haben soll. Hitler entgegnete, dass es schon schlimm genug gewesen sei, dass die Germanen in Wäldern gehaust hatten, aber schlimmer sei es noch, dass Himmler die Beweise dafür, nun auch ausgraben lassen würde...
Wie auch immer, führt hier zu weit, weil Thema ganz anderes.
Ich bin der Meinung, dass Hitler kopiert hat und Schwierigkeiten hatte, das "Erlernte" historisch zu begründen, gerade deshalb, weil er 1. nicht aus der Geschichte gelernt hatte, wie er immer behauptet hat und 2. weil solche Argumente an den Haaren herbei gezogen wurden...

@ Ashigaru: Danke für den guten Artikel über Hitlers Bezüge über die Antike...
 
Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, wieviele Leute im Vorrübergehen die rechte Hand zu Gruß heben, daß man sich manchmal denkt, es sieht aus wie ein Hitlergruß? :grübel:

Auf der Karnevalsfeier in Köln dies Jahr hoben auch alle zum Alaaf die Hand nach oben und ich durfte als Nordlicht beobachten, daß man sich nach vorn bückt und von gaaanz unten nach ganz oben die Hand wandern lässt. Ein zackiges Arm- und Handvorstrecken ist nicht Sinn der Sache.:rotwerd::cool:
 
Arne schrieb:
Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, wieviele Leute im Vorrübergehen die rechte Hand zu Gruß heben, daß man sich manchmal denkt, es sieht aus wie ein Hitlergruß? :grübel:

Die Gedanken sind frei. Ich bin Linkshänder mit Hammer und Maus.
 
Zur "Zeit des Hitlergrusses" wurde im Volksmund auch eine ganze Stadt "umbenannt". Und zwar liegt/lag in Schlesien (ich meine Oberschlesien:grübel: ) die Stadt Guttentag, die daraufhin nur "Heil-Hitler-Stadt" hieß.

Mich würde noch interessieren, ob die Nennung von "Heil-Hitler-Stadt" nicht irgendwelche Konsequenzen hatte.
Schließlich wissen wir seit "Heil Hitler! Das Schwein ist tot", dass selbst für uns harmlose Witze böse geendet haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Eigenartige war nach meinem Epfinden, dass Hitler selbst auf keinem Dokumentarfilm einen richtigen Hitlergruß ausführte. Das war eher eine Geste, wo nur noch der heutige (englische) Gruß "Hi" fehlt.
 
na, vielleicht hat er Rheuma gehabt!

ABer stimmt, es sieht aus ob ER diesen Gruß recht lässig handhabt. Aber wie sollte es denn anders sein, wenn man andere mit seinem eigenen Namen begrüssen muss.
 
Das Eigenartige war nach meinem Epfinden, dass Hitler selbst auf keinem Dokumentarfilm einen richtigen Hitlergruß ausführte. Das war eher eine Geste, wo nur noch der heutige (englische) Gruß "Hi" fehlt.

Dann führ dir mal die Propagandastreifen der Reichsparteitage zu Gemüte.
 
Dann führ dir mal die Propagandastreifen der Reichsparteitage zu Gemüte.

..und es gibt auch filmaufnahmen von truppenparaden, in denen hitler seinen arm zum gruß ganz ausstreckte.
in vielen dingen unterschieden sich allerdings die naziführer von dem, was sie von 'ihrem volk' verlangten, sei's in ihren handlungen (was dort ehrlichkeit, mut usw. betrifft) und in ihrem 'arischen' aussehen. da machte auch der 'führer' keine ausnahme.
 
Der Thread ist uralt, aber ich musste die Tage von Guido Knopp lesen, der meinte, dass der Hitlergruß in der Wehrmacht erst nach dem Hitlerattentat vom 20.7.1944 Pflicht wurde. Stimmt das?
Wie wird Geschichte zum Quoten-Hit, Herr Knopp? - Fernsehen - DerWesten

Gemäß Tante Wiki:

Nach dem Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde der Hitlergruß auch für die Wehrmacht angeordnet, vermutlich, um damit eindringlich deren Loyalität zu Hitler einzufordern.
Hitlergruß ? Wikipedia

Eine andere Quelle:

Der Gruß der NSDAP in Form des Hebens des gestreckten rechten Arms bis in Augenhöhe und dem Ruf “Heil Hitler” (bzw. gegenüber Hitler: “Heil, mein Führer”) wurde nach 1933 bei öffentlichen Einrichtungen (Behörden, Schulen und Universitäten) sowie beim Betreten von Gaststätten als Pflicht angesehen, aber oft nur lässig gehandhabt. Nach dem 20. Juli 1944 wurde von Hermann Göring der Deutsche Gruß als einzig zulässiger Gruß für die gesamte Wehrmacht angeordnet.

Also scheint doch was dran zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, vorgeschrieben war der bekannte Hitlergruß vor 1944 wohl nicht. Aber es wurde trotzdem "erwartet", zumindest von Offizieren, Beamten etc.
Ich hatte Gelegenheit, in Archive von Forschungseinrichtungen zu sehen. Ein optimistischer Halbsatz zur Kriegslage am Schluss (bei zivilen, rein fachlichen Schreiben) war da scheinbar Standard, "Heil Hitler" war den meisten zu dumm. Man umging es, indem das Schreiben dann "Mit deutschem Gruß, Prof. Dr. xyz" beendete.
 
Nein, vorgeschrieben war der bekannte Hitlergruß vor 1944 wohl nicht. Aber es wurde trotzdem "erwartet", zumindest von Offizieren, Beamten etc.
Ich hatte Gelegenheit, in Archive von Forschungseinrichtungen zu sehen. Ein optimistischer Halbsatz zur Kriegslage am Schluss (bei zivilen, rein fachlichen Schreiben) war da scheinbar Standard, "Heil Hitler" war den meisten zu dumm. Man umging es, indem das Schreiben dann "Mit deutschem Gruß, Prof. Dr. xyz" beendete.

Eine Anekdote:

Vor Jahren hat mir mal ein Steuerprüfer einen Prüfungsbericht des Betriebs meiner Eltern aus dem Jahr 1944 gezeigt "Der Inhaber ist an der Ostfront"
Kam ein Lohnsteuerprüfer, sage ich zu dem, jetzt zeigen Sie mir doch mal das älteste in Ihrer Akte, schaut der rein, sagt, ja das können sie sehen:

Eine Lohnsteueranmeldung aus dem Jahr 1935
"Heil Hitler" dann die Unterschrift meiner Mutter

Sage ich zu dem Lohnsteuerprüfer, "ja meine Mutter sagte mit "HH" hat man nur auf den Ämter gegrüßt, da war es Vorschrift, sonst waren das nur eingefleischte Nazis die so grüßten" hätten nach dem "Umsturz" etliche auf Rathäusern und so eine Tracht Prügel eingefangen, da sie aus Gewohnheit mit hochgerecktem rechtem Arm und HH brüllend die Amtsstuben betreten hätten"
hat er aber nicht gern gehört, der Lohnsteuerprüfer.
 
Eine Anekdote:

Vor Jahren hat mir mal ein Steuerprüfer einen Prüfungsbericht des Betriebs meiner Eltern aus dem Jahr 1944 gezeigt "Der Inhaber ist an der Ostfront"
Kam ein Lohnsteuerprüfer, sage ich zu dem, jetzt zeigen Sie mir doch mal das älteste in Ihrer Akte, schaut der rein, sagt, ja das können sie sehen:

Eine Lohnsteueranmeldung aus dem Jahr 1935
"Heil Hitler" dann die Unterschrift meiner Mutter

Sage ich zu dem Lohnsteuerprüfer, "ja meine Mutter sagte mit "HH" hat man nur auf den Ämter gegrüßt, da war es Vorschrift, sonst waren das nur eingefleischte Nazis die so grüßten" hätten nach dem "Umsturz" etliche auf Rathäusern und so eine Tracht Prügel eingefangen, da sie aus Gewohnheit mit hochgerecktem rechtem Arm und HH brüllend die Amtsstuben betreten hätten"
hat er aber nicht gern gehört, der Lohnsteuerprüfer.


Geschichten, die vom Führergruß in eher verhohnepiepelter Form sprachen ("Heil Heitler- Heil du ihn doch!") habe ich auch schon viele gehört. Wenn man sich aber ganz alltägliche Originaldokumente aus der Zeit des 3. Reichs ansieht, wird man feststellen, dass der "deutsche Gruß" offenbar von der Mehrheit der Deutschen aufgegriffen wurde und dass sich viele Leute dem neuen Sprachgebrauch willig anpassten. Jedenfalls war das mein Eindruck, als ich einmal das Archiv eines evangelischen Dekanats bearbeitet habe und dabei viele Dokumente von 1939-45 las. Die beiden Pastoren, die eher der bekennenden Kirche nahestanden unterschrieben in dieser Zeit die meisten schreiben "mit deutschem Gruß" oder mit "Heil Hitler" und ein Drogist, der ein Stück Pfarrgarten kaufen wollte, um darauf einen Lagerraum zu errichten, machte seine Forderung dringölicher, indem er darauf hinwies, dass "er buchstäblich ein Volk ohne Raum sei"
 
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