Ich schreibe einen Roman - und brauche Hilfe!

Instinct: Was die Anreden angeht, da würde ich mich an deiner Stelle vorrangig nach dem richten, was du erreichen willst. Wenn deine Geschichte im Mittelalter spielt, schreibst du sie trotzdem "in Übersetzung" - nicht auf Mittelhochdeutsch. Auch wenn du sie später ansiedelst, wirst du ja sicher in gängiger Prosa schreiben. Ich warne davor, durch große Authentizität einen echten Entfremdungseffekt zu erreichen, oder, noch schlimmer, beim "Mittelaltermarkt-Deutsch" zu landen, "Sagt an, holde Maid, was ist Euer Begehr?" Sowas kann man ertragen, wenn man sich einen Furzlaib kauft, aber nicht 300 Seiten lang in einem Roman. ;)

Es gab mal den tragischen Fall der amerikanischen Autorin Katherine Kurtz. Nie gehört? Kein Wunder. In den USA sind ihre Bücher Bestseller, in Deutschland verkaufen sie sich überhaupt nicht, weil der Übersetzer aus einer seltsamen Laune heraus sich befleißigt sah, ihre Romane (sehr historisch angehauchte Fanstasy) in eine Art Lutheraner-Deutsch zu übersetzen. So wurde aus "Are your men fit?" in der Übersetzung "Sind Eure Getreuen in zufriedenstellendem Maße ertüchtigt?" Und das ist nur ein Beispiel, es gibt schlimmere.

Ich schreibe selber (auch wenn ich ebenfalls das Hintertürchen historische Fantasy gewählt habe), und auch wenn ich einen Roman lese, dann will ich ja nicht sehen, wie anders die Leute damals waren, sondern im Prnzip will man ja Menschen zeigen, die damals nicht so grundlegend anders getickt haben als wir heute. Dazu halte ich persönlich eine aktuelle Sprache für das geeignete Mittel. Natürlich sollte man die heftigsten Anachronismen vermeiden, aber an normaler Umgangssprache stören sich sicher sehr wenige Leser, während umso mehr von "antiker" Ausdrucksweise irritiert wären.

Wenn du allerdings die gewaltigen kulturellen Unterschiede darstellen willst, dann solltest du wirklich alle Register unterschiedlichen Sprachgebrauchs ziehen. Aber davon gehe ich mal nicht aus, sonst hättest du dir um dein Setting schon mehr Gedanken gemacht. ;)

Das nur als Tipp.
 
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@ Eichelhäher: Klasse, hab janz schön gelacht! Also wenn man einen lustigen Roman schreiben wird schreibe ich so einen "Furzlaib" (LOL)... ich denke da werde ich wohl auf heutige Umgangsformen zurückgreifen und die Leser so schonen. Dann muss ich halt aufpassen und mir selbst auf dei Finger klopfen damit ich nicht so schreibe wie ICH
 
Oh, auf Furzlaibe lasse ich nichts kommen. Gibt es bei Kramer, Zunft & Kurtzweyl (zum Beispiel zu Weihnachten in Köln) immer, und sie machen ihrem Namen alle Ehre, vor allem, wenn man sie noch warm isst. :D
 
Von mir noch der Tipp, dass es im Internet Foren für Textdiskussionen gibt (die quo-vadis-Seite bietet, so weit ich gelesen habe, diese Möglichkeit nicht), in denen man auch Romanausschnitte vorstellen kann, obwohl Kurztexte für dieses Medium passender sind. Es ist aber auf jeden Fall eine Möglichkeit, Meinungen zu hören; umgekehrt lernt man auch viel durch die Befassung mit Texten anderer.
Nahestehende Personen sind als Kritiker nur dann geeignet, wenn sie ehrlich sind, d.h., eine misslungene Textpassage auch offen als misslungen bezeichnen, was bedeutet, dass man sich eben auch auf ein Lob verlassen kann.
Ansonsten stimme ich Scorpio darin zu, dass es fast nichts Schöneres gibt, als ein Buch zu schreiben, allerdings braucht es viel Zeit und Mühe, und wenn du das so neben dem Studium machst, kann ich nur sagen: Hochachtung meinerseits und gutes Gelingen.
 
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