Japanbild im Dritten Reich

Saint-Simone

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Ich brauche Hilfe. Um kurz das Problem zu beschreiben- es geht um diesen Satz aus meiner Dissertation:" As the Cold War emerged, so too did the stylized West German narratives about 'Asiatic' Red Soldiers that served to recast the German nation as the victim of a barbaric bolshevism" (Fehrenbach, 2005:50).

Übersetzung: Gemeinsam mit dem Kalten Krieg entwickelte sich das stylisierte Bild/Vorstellung/Erzählung des 'Asiatischen' Roten Soldatden dessen man sich dazu bediente West-Deutschland als das Opfer eines barbarischen Bolschewismus darzustellen.

Nun wurde ich freundlich darauf hingewiesen, daß es sich dabei um nichts Neues handelt, daß erst seit dem Kalten Krieg so ist, aber mir geht es hier um das Wort 'asiatisch'. Ich gebe offen zu, daß ich das Dritte Reich normalerweise meide, weswegen mein Wissen begrenzt ist und ich eigentlich nur etwas über Chinesen im Dritten Reich weiß, aber im großen Zusammenhang bezieht sich der Satz auf das damalige Japan. Will heißen, daß es sich dabei um einen Satz aus meiner geschichtlichen Sektion über Deutschland nach dem Krieg handelt, aber ich kann das nicht unqualifiziert stehen lassen kann ohne mehr Hintergrund zu haben.

Aber Japan ist ja eine ganz andere Sache als China im Bezug auf das Dritte Reich, und ich glaube irgendwo hier einen Beitrag gelesen zu haben, in dem Japan im Zusammenhang mit 'Mein Kampf' als 'Kulturträger' bezeichnet wurde. Um's kurz zu machen, weiß jemand etwas mehr, wie es sich mit dem deutschen Japanbild im Bezug auf das japanische Volk verhielt? Und bitte, wenn es möglich ist mit Quellenangabe und Seitenzahl. Ich habe leider keine Zeit mehr vor'm Einhändigen um mich noch durch Bücher zu kämpfen, weswegen ich dringend Erleuchtung und ein Zitat bräuchte. :red:

Quelle: Fehrenbach, H. (2005) Race after Hitler: Black Occupation Children in postwar Germany and America, Princeton: Princeton University Press

@ Mods: Sollte es eine ähnliche Diskussion schon geben bitte ich um Verschiebung. Ich hab's auf die Schnelle und in meinem Panikanfall nicht gefunden.
 
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Aber Japan ist ja eine ganz andere Sache als China im Bezug auf das Dritte Reich, und ich glaube irgendwo hier einen Beitrag gelesen zu haben, in dem Japan im Zusammenhang mit 'Mein Kampf' als 'Kulturträger' bezeichnet wurde. Um's kurz zu machen, weiß jemand etwas mehr, wie es sich mit dem deutschen Japanbild im Bezug auf das japanische Volk verhielt?

Ich kann zunächst nur Zitate Hitlers zu Japan anbringen, zum "deutschen Japanbild" im Dritten Reich leider nicht. Ich hoffe, es hilft dir trotzdem ein wenig.

In "Mein Kampf" äußert er sich so:
Würde man die Menschheit in drei Arten einteilen: in Kulturbegründer, Kulturträger und Kulturzerstörer, dann käme als Vertreter der ersten wohl nur der Arier in Frage. Von ihm stammen die Fundamente und Mauern aller menschlichen Schöpfungen, und nur die äußere Form und Farbe ist bedingt durch die jeweiligen Charakterzüge der einzelnen Völker. [...]

Es ist nicht so, wie manche meinen, daß Japan zu seiner Kultur europäische Technik nimmt, sondern die europäische Wissenschaft und Technik wird mit japanischen Eigenarten verbrämt. [...]

Würde ab heute jede weitere arische Einwirkung auf Japan unterbleiben, [...] so könnte eine kurze Zeit noch der heutige Aufstieg Japans in Wissenschaft und Technik anhalten; allein schon in wenigen Jahren würde [...] die neue Kultur erstarren und wieder in den Schlaf zurück sinken, aus dem sie vor sieben Jahrzehnten durch die arische Kulturwelle aufgescheucht wurde. Daher ist, genau so wie die heutige japanische Entwicklung arischem Ursprung das Leben verdankt, auch einst in grauer Vergangenheit fremder Einfluß und fremder Geist der Erwecker der damaligen japanischen Kultur gewesen. [...] Steht aber fest, dass ein Volk seine Kultur in den wesentlichsten Grundstoffen von fremden Rassen erhält, aufnimmt und verarbeitet, um dann nach dem Ausbleiben weiteren äußeren Einflusses immer wieder zu erstarren, kann man solch eine Rasse wohl als eine "kulturtragende", aber niemals als eine "kulturschöpferische" bezeichnen.
Hitler: Mein Kampf, S. 318f. Anonym zu www.docstoc.com/docs/6212353/Mein-Kampf-Adolf-Hitler-German

In seiner Rede vor dem Reichstag am 30. Januar 1939 behält er diese Einschätzung im Wesentlichen bei:

Das japanische Volk, das uns in diesen zwei letzten Jahren so viele Beispiele eines glänzenden Heldentums gegeben hat, ist an einem Ende der Welt ohne Zweifel ein Fechter im Dienste der menschlichen Zivilisation. Sein Zusammenbruch würde nicht den europäischen oder übrigen Kulturnationen zugute kommen, sondern nur zur sicheren Bolschewisierung Ostasiens führen. Außer dem daran interessierten internationalen Judentum kann kein Volk eine solche Entwicklung wünschen.
http://www.kurt-bauer-geschichte.at/PDF_Lehrveranstaltung 2008_2009/20_Hitlerrede_1939-01-30.pdf, S. 19
 
@ Floxx78

Vielen Dank! Das hat geholfen, und sehr nett von dir so genaue Angaben gemacht zu haben. :friends:

Vor allem nachdem ich den Auszug aus der Rede gelesen habe, glaube ich nun, daß ich den Satz in meiner Diss zumindest abändern muß. Anscheinend ist das Schlagwort nicht 'asiatisch' sondern 'Bolschewismus', was eine ganz andere Dimension öffnet. Und dank des Zitates aus 'Mein Kampf' ist mir noch ein Fehler aufgefallen, den ich noch schnell berichtigen muß. Vielen, vielen Dank! :winke:
 
" As the Cold War emerged, so too did the stylized West German narratives about 'Asiatic' Red Soldiers that served to recast the German nation as the victim of a barbaric bolshevism" (Fehrenbach, 2005:50).

Hier vielleicht noch ein Anmerkung:

Das Bild der "roten Horden" wurde ja auch in der Nachkriegszeit durchaus noch politisch genutzt. Als - provokantes - Beispiel nur dies: http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/images/00018838 CDU poster1.jpg

Man müsste dem natürlich genauer nachgehen. Allerdings ließe sich die Behauptung aufstellen, dass die antikommunistischen Elemente der NS-Ideologie diejenigen waren, die das politische Bindeglied zu der sich entwickelnden demokratischen Kultur der jungen Bundesrepublik hergestellt haben.

In diesem Zusammenhang wäre dann u. a. interessant, der Stellung der BRD zu den sog. "Stellvertreterkiegen" nachzugehen - wie z. B. dem Korea-Krieg - vor allem aber der Einstellung, die die "breite Öffentlichkeit" zu diesen Konflikten hatte.

Vielleicht weiß jemand mehr?
 
Mir fällt da etwas vom sowjetrussischen Schriftsteller Ilja Ehrenburg Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg ? Wikipediaaus dem Jahr 1941 ein: "Die Deutschen sind keine Menschen. Es gibt jetzt keinen grässlicheren Fluch als das Wort 'Deutscher'. Empören wir uns nicht über die Deutschen, lasst sie uns töten! Wenn Du einen Deutschen nicht tötest, dann tötet er Dich! Er wird Deine Familie verschleppen und in seinem verfluchten Deutschland foltern!"
Besser hätte man es damals nicht formulieren können.
So muss man es aus sowjetrussischer Seite sehen. Die Paranoia aus russischer Sicht kann ich z.B. zumindest bis in die 50iger hinein verstehen.
 
Besser hätte man es damals nicht formulieren können.

Da Ehrenburgs Zitat oftmals mißbraucht wird, um Grausamkeiten der Roten Armee herauszustellen (und gleichzeitig das deutsche Vorgehen zu verharmlosen), was ich Dir, Rurik, hier keinesfalls unterstellen möchte, will ich zur besseren Einordnung des Zitats einen Artikel verlinken, der unter anderem den Aufruf Ehrenburgs mit der damaligen Kriegslage in Verbindung setzt (der Aufruf erschien am 24. Juli 1942) und auch darauf verweis, dass Ehrenburg selbst am Vorgehen der Roten Armee durchaus Kritik übte. "Ilja Ehrenburg - Plädoyer für einen großen Europäer": Vortrag von Prof. Dr. Willi Beitz | Rostocker Friedensbündnis
 
Also wäre es eigentlich im Grunde richtiger zu sagen, daß das Bild des Bolschewismus das im Dritten Reich mobilisiert wurde, in der Nachkriegszeit weiterhin als eines der Bilder benutzt wurde um das demokratische Westdeutschland zu legitimieren? Hmm, da wäre es wirklich interessant, wie @floxx78 schon gesagt hat, etwas über die westdeutsche Einstellung zum Korea-Krieg zu wissen. Das einzige das mir spontan dazu einfällt ist das das Deutsche Rote Kreuz entweder während des Krieges oder direkt danach ein deutsches Krankenhaus in Süd-Korea aufgebaut hat, und dann in Folge Entwicklungshilfe nach Süd-Korea geschickt hat. :grübel:
 
Hmm, da wäre es wirklich interessant, wie @floxx78 schon gesagt hat, etwas über die westdeutsche Einstellung zum Korea-Krieg zu wissen.

Ganz grob kann man wohl sagen, dass der Korea-Krieg indirekt die Einbindung der BRD in das westliche Staatenbündnis beschleunigt hat (Stichworte "Wiederbewaffnung" und "Nato-Beitritt"). Dazu Hinweise z. B. unter diesen Links:

http://www.geschichtsforum.de/f71/auswirkungen-des-koreakriegs-auf-deutschland-26477/
Globalität und Regionalität - Christoph Kleßmann und Bernd Stöver haben einen Sammelband zu den Folgen des Koreakriegs herausgegeben : literaturkritik.de
1950 - Mitten in der weltweiten Stabilisierungsphase beginnt der Koreakrieg - chroniknet Artikel und private Fotos

:yes: Vielen Dank! Weisst du zufällig aus welchem Jahr das mittlere Plakat stammt? Damit wäre mir sehr geholfen.

Es handelt sich um ein Plakt zur ersten Bundestagswahl 1949. Vgl. Ausgewaehlte Ausstellungsstuecke
 
Ganz grob kann man wohl sagen, dass der Korea-Krieg indirekt die Einbindung der BRD in das westliche Staatenbündnis beschleunigt hat (Stichworte "Wiederbewaffnung" und "Nato-Beitritt"). Dazu Hinweise z. B. unter diesen Links:

http://www.geschichtsforum.de/f71/auswirkungen-des-koreakriegs-auf-deutschland-26477/
Globalität und Regionalität - Christoph Kleßmann und Bernd Stöver haben einen Sammelband zu den Folgen des Koreakriegs herausgegeben : literaturkritik.de
1950 - Mitten in der weltweiten Stabilisierungsphase beginnt der Koreakrieg - chroniknet Artikel und private Fotos



Es handelt sich um ein Plakt zur ersten Bundestagswahl 1949. Vgl. Ausgewaehlte Ausstellungsstuecke


:anbetung: Danke!
 
Ich brauche Hilfe. Um kurz das Problem zu beschreiben- es geht um diesen Satz aus meiner Dissertation:" As the Cold War emerged, so too did the stylized West German narratives about 'Asiatic' Red Soldiers that served to recast the German nation as the victim of a barbaric bolshevism" (Fehrenbach, 2005:50).
Nun wurde ich freundlich darauf hingewiesen, daß es sich dabei um nichts Neues handelt, daß erst seit dem Kalten Krieg so ist, aber mir geht es hier um das Wort 'asiatisch'. ...aber im großen Zusammenhang bezieht sich der Satz auf das damalige Japan.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Ansatz richtig verstanden habe, deshalb würde ich das gerne nochmal aufgreifen.

Das Zitat würde ich nicht auf den Zusammenhang mit Japan beziehen, sondern auf eine andere Verwendung des Bildes. Während des Zweiten Weltkrieges taucht das Bild des "Asiatischen Soldaten der Roten Armee" im Deutschen Reich massiv auf, man kann dort Schwerpunkte setzen:
- die Winterschlacht vor Moskau, bei der "Sibirische Divisionen" - kälteresitent - die Schlacht entschieden haben sollen
- entsprechende Gefangennahmen
- beim Einmarsch in die deutschen Ostgebiete, die "mongolischen", asiatischen "Horden", denen eben besondere Brutalität auch in der Propaganda zugeschrieben wurde (siehe zum Beispiel die Zeitungsdarstellungen in Breslauer Apokalypse 1945).

Vielfach findet man Darstellungen zum Einmarsch in den Ostgebieten, bei denen im Durchzug der organisierten ("europäischen") Verbände der Roten Armee dann angeblich unorganisierte "asiatische/mongolische" Verbände gefolgt sein sollen, denen besondere Verheerungen nachgesagt wurden. Die Bedeutung des Bildes beruht also eher auf den Ereignissen gegen Kriegsende, sowie der deutschen Verblüffung über die Truppenmassen der Roten Armee.

Der Hintergrund ist recht einfach: die Mobilisierungen der Roten Armee führten zunehmend dazu, dass neben dem lange bekannten (und dann in 1941 ersten) Bild des slawischen/russischen Soldaten später verstärkt die Truppen aus "Fernost" auftauchten, quasi ein Bestandteil der "russischen Walze". Der Anteil dieser Soldaten dürfte sich während des Krieges tatsächlich erhöht haben, aus den erfolgten Rekrutierungen. Die Propaganda im Dritten Reich bediente sich daran während des Krieges.

Diese Darstellung des asiatischen Soldaten sollte man durchaus von den übrigen, lange verwendeten Darstellungen des "genügsamen, zähen, slawischen/russischen Soldaten in der russischen Armee trennen, was es bereits 1941 bzw. im Ersten Weltkrieg gab. Auch dort tauchen allerdings bereits die "Sibirischen Divisionen" auf, denen besondere Qualitäten nachgesagt wurden.


Von diesem Aspekt völlig getrennt halten würde ich die Beziehungen zu Japan, politische bzw. rassetheroretische Darstellungen (Hitlers oder der Propaganda im Dritten Reich)
 
@ silesia

Vielen Dank für deinen Einwand. Mein Ansatz ist wirklich nicht sonderlich klar dargestellt, und das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen. Im gesamten Absatz um den es in meiner Dissertation geht, handelt es sich um einen kurzen Abriss über die Darstellung deutscher militarisierter Maskulinität nach dem 2. Weltkrieg, und die Benutzung von Feindbildern. Das ganze findet im Rahmen einer größeren Diskussion über das heutige Selbstverständnis der deutschen Nation statt.

Zum besseren Verständnis, hier mal der ganze Abschnitt: [...] According to Fehrenbach (2005) the rapes committed by the Red Army became “one of ‘the founding mythologies” (2005:50) of the West German state, while the rapes perpetrated by German soldiers in Russia were largely ignored. As the Cold War emerged, so too did the stylized West German narratives about ‘Asiatic’ Red Soldiers that served to recast the German nation as the victim of a Barbaric bolshevism (2005:50). Traditionally German masculinity was defined in terms of three P’s: protectors, providers and procreators (Fehrenbach, 1998). But defeat in war had robbed German men of that role, leading to a threat to native masculinity and patriarchy (Fehrenbach, 2005:54). In West Germany many narratives about the demasculinization of German men focussed on French Moroccan troops and African-American GIs (Fehrenbach, 1998:05). In post-war society men of a different skin colour than that of the majority society were considered sexually deviant and violent. [...]
Übersetzung: Laut Fehrenbach wurden die von der Roten Armee begangenen Vergewaltigungen zu einem der Gründungsmythen Westdeutschlands, wohingegen die durch deutsche Soldaten in Russland begangenen Vergewaltigungen weitgehend ignoriert wurden. Gemeinsam mit dem Kalten Krieg entwickelte sich das Bild des 'asiatischen' roten Soldaten auf dessen man sich dazu bediente Westdeutschland als das Opfer eines barbarischen Bolschewismus darzustellen. Traditionell wurde deutsche Maskulinität durch drei P's ausgedrückt- (Anmerkung: so sehr ich mein Gehirn anstrenge, scheint das nur auf Englisch zu klappen)- Beschützer, Versorger und Erzeuger. In Westdeutschland fokussierten sich Darstellungen über die Entmännlichung (Übersetzung?) deutscher Männer auf Französisch-Marrokanische Truppen und Afro-Amerikanische GIs. In der Nachkriegsgesellschaft wurden Männer anderer Hautfarbe als sexuell von der Norm abweichend und gewalttätig angesehen.

(Sorry, ist nicht die beste Übersetzung, aber ich hoffe es erfüllt den Zweck.)

Der Einwand den ich bekam, war das es das Bild des 'asiatischen roten Soldaten' schon vor der Gründung der BRD gab, und ich das erwähnen muß, also Fehrenbach in der Hinsicht widersprechen muss. Nun stellt sich natürlich die Frage ob man dem einfach unqualifiziert widersprechen kann, wobei ich direkt an das deutsch-japanische Bündnis im 2. Weltkrieg gedacht habe. Also die Frage wäre eigentlich ob es das Bild des 'asiatischen roten Soldaten' schon vorher gab, oder "nur" das Bild des 'roten Soldaten'. Handelt es sich bei dem Zusatz 'asiatisch' um eine Neuerung, oder nicht?

Daher kam die Frage über das Japanbild, da ich mich erinnerte gelesen zu haben, daß im Bezug auf Japan zumindest die Ansichten des Dritten Reiches anders gewesen sein könnten. Das heißt, daß im Bezug auf diesen einen Satz noch mehr differenziert werden müsste.

(N.B. Ich bin keine Historikerin, und wurde von meinen Profs im letzten Moment angehalten eine Sektion über die Darstellung deutscher militarisierter Maskulinität zu schreiben, im Zusammenhang mit dem Begriff Kulturnation, Männerbilder, Frauenbilder, Feindbilder und geschlechtsspezifische Gesetze.)
 
Also die Frage wäre eigentlich ob es das Bild des 'asiatischen roten Soldaten' schon vorher gab, oder "nur" das Bild des 'roten Soldaten'. Handelt es sich bei dem Zusatz 'asiatisch' um eine Neuerung, oder nicht?

Das Bild gab es sicherlich schon vorher, wie ja Silesia schon erwähnt hat. Ob es sich erst im Laufe des Krieges gegen die Sowjetunion voll entfaltete oder bereits vorher weit verbreitet war, ist hingegen nicht so eindeutig zu beantworten.

In der Generalität herrschte zumindest in Teilen eine entsprechende Sicht auf den Gegner bereits vor dem Überfall auf die Sowjetunion vor. Beispielhaft hierfür kann General Küchler stehen, der zu Beginn des Krieges von "asiatischen Horden" spricht. Hitlers Heerfhrer: die deutschen ... - Google Bcher, S. 219

Auch von der Amtsgruppe Wehrmachtspropaganda wurde das Bild der "asiatischen Horden" seit Beginn des Unternehmens Barbarossa verbreitet (Nationalsozialismus in den ... - Google Bcher, S. 435f.), welches dann auch seinen Niederschlag in den Feldpostbriefen der "einfachen" Soldaten fand (Deutsche Gesellschaftsgeschichte - Google Bcher, S. 875).
 
Das Bild gab es sicherlich schon vorher, wie ja Silesia schon erwähnt hat. Ob es sich erst im Laufe des Krieges gegen die Sowjetunion voll entfaltete oder bereits vorher weit verbreitet war, ist hingegen nicht so eindeutig zu beantworten.

In der Generalität ...
Auch von der Amtsgruppe Wehrmachtspropaganda wurde das Bild der "asiatischen Horden" seit Beginn des Unternehmens Barbarossa ...

Damit kommt man zum Kern. Um den Bezug zur masculinity herzustellen, ein Bild der Kriegsgeschichte: der Sieg über ein Land geht durch die Schenkel der Frauen (insoweit ist oben die demasculinization zu verstehen).

Das Bild der "asiatischen Horde" für die Deutschen ist dabei älter, seine Intensität gewann erst mit dem Juni 1941, dann über die verheerende Winterschlacht 1941/42 und die beobachtete Mobilisierung der Roten Armee (quasi als Erklärungsansatz für die "rote Flut"). Man könnte hier einen erstaunlichen Übergang von einer Phrase zur Realtität sehen, wobei allerdings diese Realität dann wieder in der Propaganda weit übertrieben wurde. Nach Glantz (Collosus Reborn- The Red Army 1941-1943) betrug nämlich der non-slavic-Anteil rd. 8 Mio. Mann der Roten Armee bei einer Gesamt-Mobilisierung von über 32 Mio., also nur rund ein Viertel. Dieses Viertel wurde allerdings für die Erklärung der deutschen Niederlagen verstärkt bemüht: "die rote Flut".

Das Bild ist aber differenzierter:
- zum einen waren diese "asiatischen" Soldaten bis 1939 in keinen Kampfeinheiten vertreten, sondern in Bereichen wie Brückenbau, Transport, Eisenbahn-Pioniere etc. Mit der massiven Aufstockung der Roten Armee mußten diese Soldaten auch zunehmend in Kampfeinheiten vertreten sein (Glantz in einem besonderen Abschnitt zu ethnischen Hintergründen der Roten Armee)
- zum anderen war die Durchmischung unterschiedlich; es traten Truppenverbände mit 80-95% "asiatischen"/"nicht-slawischen" Soldaten der Roten Armee auf


Das deutsche (Rußland-)Bild weist neben dieser älteren Kultur einer "Bedrohungsgeschichte" eben zunehmend im Dritten Reich die Wahrnehmung einer "Asiatisierung" auf. Man könnte dieses als Ausformung negativer Traditionslinien, Moskauer Imperialismus, Expansionismus und Maßlosigkeit beschreiben, die zB bei Wittram (1943) mit rassisschen Aspekten gemixt werden: "die russische Ostkolonisation des 16. Jahrhunderts hat die innerasiatischen Züge Moskaus verstärkt" und "eine rassische Vermischung bedingt". Am Ende dieser Entwicklung steht "die Gestalt des russisch-mongolischen Mischlings Lenin."


Daraus ergibt sich das Bild der zähen, "grauen Masse", der "Walze" bzw. "Horde". Bereits der Angriff am 22.6.1941 wird dann nahtlos in diese Betrachtung eingebettet als Rettungsaktion einer einer Gefahr, "vergleichbar den Hunnenstürmen des 4. Jahrhunderts und der Mongolenflut des 13. Jahrhundert". Die "mongolisch-tatarische Linie" wird zum prägenden Merkmal russischer Geschichte stilisiert.


Das Bild - obwohl in der zahlenmäßigen Bedeutung in der Roten Armee weit übertrieben (etwa Anteil ein Viertel "asiatische" Soldaten) - wird nun verstärkt durch den Einmarsch 1945. Klassisch für die Durchhalteparolen in Ostpreußen, Pommern und Schlesien sind diese Bilder der "asiatischen Horde". Die tatsächlichen Exzesse im Osten (egal vor welchem ethnischen Hintergrund begangen) bekamen dann durch die in der BRD aufgenommenen Vertriebenen in zweistelliger Millionenzahl eine weitere Bedeutung bzw. Gegenwärtigkeit in der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft.

Zu diesem verbreiteten Rußlandbild: Camphausen, Die wissenschaftliche historische Rußlandforschung im Dritten Reich 1933-1945
sowie zur Ethnik in der Roten Armee Glantz, Collosus Reborn.
 
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Und noch einen Nachtrag, Liszkowski: Rußland und Deutschland, Kieler Historische Studien 22.

Dort finden sich zwei Aufsätze, die auf das Rußlandbild des 19. Jahrhunderts eingehen. Interessant sind hier "Johannes Scherr und die Geschichte Rußlands. Zur Popularisierung eines Feindbildes", S. 193-205 sowie "Zum Rußlandbild Julius von Eckardts", ab S. 206. Sie zeigen sehr schönlich Mosaikstücke des deutschen Rußlandbildes vor 1900 auf, das im späten Kaiserreich und im Dritten Reich Kontinuität durch eine massenhafte Verbreitung der Schriften (zT über 10 Auflagen einzelner "Werke") aufweist.

Es sind die "Altasiatische Grundlagen Rußlands" und Teile einer Bedrohungsgeschichte, die Barbarei und "russischen Nihilismus" hervorgebracht haben: "das eigentliche Rußland ist asiatisch, sein Expansionsdrang mongolisch-tartarisch", es würde gescheiterte Versuche geben (zB Boris Godunov), "Rußland aus der Barbarei des Asiatenthums heraus und in die europäische Civilisation hinein(zu)führen". So sei auch der Versuch Peter des Großen gescheitert, Rußland "aus dem physischen und moralischen Morast asiatischer Barbarei" herauszuführen, "Entasiatung und Europäisierung" in Gang zu bringen. Sein mäßiger Erfolg wurde in den populären Hetzschriften darauf zurückgeführt, "wie wenig weit eigentlich das Moskowiterthum noch aus dem asiatischen Wesen herausgekommen war".

Beachtung bei diesen Autoren fanden schließlich auch die Frauen, die "Weiberherrschaften" des 17. Jahrhunderts in Rußland, die sich dadurch auszeichnen würden, dass sie "alle Gräuel asiatischer Barbarei mit der raffinierten Frevelhaftigkeit der europäischen Kabinettspolitik" verbunden hätten; dazu der fatalistische Schluss von Johannes Scherr: Die Russen würden "auch in der ihnen brutal aufgezwungenen europäischen Tracht noch lange Asiaten" bleiben. Das russische Grundmuster wird mit einem "asiatisch gebliebenen Stockrussenthum, daß heute noch unversönlich grollt", gleichgesetzt. Auch der Zarentitel sei ein "reinasiatischer Titel".

Wenn man die Verbreitung solcher populären Schriften und ihre nachhaltige Kennntisnahme berücksichtigt, ist hier wohl ein Hintergrund für die Aufnahme der späteren Bedrohungsbilder zu sehen.
 
Wenn man die Verbreitung solcher populären Schriften und ihre nachhaltige Kennntisnahme berücksichtigt, ist hier wohl ein Hintergrund für die Aufnahme der späteren Bedrohungsbilder zu sehen.

Also, im Grunde wäre es so zu verstehen, daß es sich beim Zusatz 'asiatisch' eigentlich um eine Unterstreichung, oder Verdeutlichung von Fremdartigkeit handelt, die dem westlich-europäisch und bekannten entgegengestellt wird? Und dabei handelt es sich um ein sehr spezifisches Bild das schon seit langer Zeit auf Rußland angewandt wurde. In diesem Zusammenhang wäre das Wort 'Asiatisch' also nur im Verband mit 'asiatischer roter Soldat' zu verstehen oder im Zusammenhang mit Rußland, da es in einem anderen Zusammenhang mit anderen Bedeutungen in Verbindung gebracht werden kann. In etwa genau wie ich es getan habe und erstmal an Japan gedacht hab'?
 
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