Übrigens kann man hier auch auf das Thema Mißhandlungen, Drangsalierungen, Quälereien, Vereinsamung etc. hinweisen, die in den HJ-Lager bis hin zu den Lagern der späteren Kinderlandverschickung (KLV) durch Gleichaltrige oder die "Erzieher" auftraten. Das ist auch ein Aspekt von "hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder".
Ansätze waren hier:
http://www.geschichtsforum.de/f66/jugend-im-nationalsozialismus-20636/
... Oder von "Jugend soll von Jugend geführt werden". Die Nazis brüsteten sich ja damit, Kameradschaft zu fördern und beschworen das Ideal der Volksgemeinschaft. Das Gefühl einer "verschworenen Gemeinschaft" anzugehören wirkt(e) bei Zeitgenossen oft bis in die Gegenwart nach, doch bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass da von wirklicher Solidarität und Zusammengehörigkeit keine Rede sein konnte.
Hitler brüstete sich damit, dass wieder das "herrliche Raubtier" in den Jugendlichen geweckt werden sollte. Jeder, der von der Norm abwich, der "rassischen" Idealvorstellungen nicht gerecht wurde, der ängstlich oder unsportlich war, wurde radikal gemobbt und ausgegrenzt.
Es ging darum, den "inneren Schweinehund" zu überwinden, Kampfbereitschaft und Härte gegen sich selbst (und andere) heranzuzüchten. So wurde oft geboxt, und es war eine beliebte Praxis, Zwölf- und Vierzehnjährige dann gegen Ältere antreten zu lassen, wobei dann Jüngere regelrecht verdroschen wurden.
"Weicheier" und "Angsthasen traf dann regelmäßig der Terror der Gruppe. Wer bei solchen "Kraftproben" und Mutproben versagte, dem ging es nicht gut. Ein Zeitzeuge erzählte mir, dass er als Jugendlicher vom 10 m Brett sprinen sollte, es aber nicht fertigbrachte, worauf er von der Gruppe gehänselt und tyrannisiert wurde.
Die ausgrenzung von Außenseitern ist sozusagen der psychologische Kitt, der eine solche "verschworene Gemeinschaft" zusammenhält. jeder ist froh, dass es nicht ihn selber trifft, und die Angst womöglich selbst ausgegrenzt und "fertig gemacht" zu werden, entlädt sich dann mit ganzer Härte gegen jeden Außenseiter, jeden vermeintlich Schwächeren.
Wahre Kameradschaft und Solidarität zeigt sich gerade in der Rücksichtnahme gegenüber Schwächeren, doch es wurde (und wird) solche Rücksichtnahme von jedem totalitären System als "Humanitätsduselei" abgewertet und Brutalität und Rücksichtslosigkeit noch zur vermeintlichen Tugend stilisiert.
Ein solches System produziert dann kleine (und große)Tyrannen, die nur allzu bereit sind, das was sie selbst erlitten haben, an andere weiterzugeben. Es ist ein Kennzeichen jedes autoritären Systems, dass seine Exponenten diese Menschenverachtung bejahen, ganz so wie Heinrich Manns "Untertan".