Kaiser Wilhelm 1

Kirlon schrieb:
Wie steht es in diesem Zusammenhang um König Ludwig XIV. von Frankreich? Mir war der Begriff "Louis Le Grand" zwar schon bekannt, bevor ich hier im Forum unser geschätztes Mitglied mit gleichem (Nick-) Namen traf; ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass Franzosen diesen Herrscher im allgemeinen Sprachgebrauch als "der Große" betitteln.
"Louis quatorze" steht meines Wissens in der französischen Sprache für die Person; "Louis-quatorze" steht für den Barockstil seiner Zeit.

Aber vielleicht kann unser Louis etwas Erhellendes zur Beantwortung dieser Fragestellung beitragen? :winke:

Geläufig ist durchaus in Frankreich " Le Roi Soleil " , während Louis-Quatorze vornehmlich den Epochenstil zwischen 1640-1715 beschreibt ebenso wie später Louis-Quinze.
 
Ja natürlich kann man sagen das dieser titel sich nicht
durchgesetzt hat . Aber wenn man seinen Großvater vergöttert
schenkt man ihn schon mal zum 100. Geburtstag so einen
"Anhängsel" ;)
 
Kirlon schrieb:
Wie steht es in diesem Zusammenhang um König Ludwig XIV. von Frankreich? Mir war der Begriff "Louis Le Grand" zwar schon bekannt, bevor ich hier im Forum unser geschätztes Mitglied mit gleichem (Nick-) Namen traf; ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass Franzosen diesen Herrscher im allgemeinen Sprachgebrauch als "der Große" betitteln.
"Louis quatorze" steht meines Wissens in der französischen Sprache für die Person; "Louis-quatorze" steht für den Barockstil seiner Zeit.

Aber vielleicht kann unser Louis etwas Erhellendes zur Beantwortung dieser Fragestellung beitragen? :winke:

Louis le grand war meines Wissens sogar ein offizieller Titel - der Sonnenkönig liess auf die Porte St. Denis die Inschrift Ludovicus Magnus anbringen, aber "Louis le Grand de la forum histoire" schaut hoffentlich heute noch vorbei.....
 
Da hab ihr aber Glück, dass ich gerade hier vorbeischaue. Sonst wäre mir der Ruf nach meiner Person wohl entgangen. =)

Dass man Louis XIV. in Deutschland nicht "der Große" nennt ist aufgrund der Geschichte verständlich. Seine Expansion bezog sich ja vornehmlich auf Reichsgebiet, was seitens der Deutschen zur Defamierung als "böser König" führte. Im Laufe der Stilisierung Frankreichs als deutschen Erzfeind wurde das logischerweise weiter ausgebaut. Die deutsche Literatur ließ sich in geradezu aberwitziger Weise zu Hasstiraden hinreißen. In Frankreich das völlige Gegenteil, hemungsloses und völlig unkritisches "in den Himmel heben", was wiederum auch völlig übertrieben war.

Heute ist das zum Glück viel besser. Auf beiden Seiten beschäftigt man sich realistisch mit ihm und gibt Licht und Schatten den passenden Platz.

Zur eigentlichen Frage: In Frankreich ist der Beiname Louis le Grand recht gebräuchlich und anerkannt, man verlieh ihm diesen Titel ja schon zu Lebzeiten und führte diesen auch nach seinem Tod konsequent weiter. Neben seinem Großvater Henri IV. (Henri le Grand) ist er der einzige Franzose den man in Frankreich im sprachgebrauch "der Große" nennt. In frz. Büchern und Dokumentationen ist mir die Bezeichung "Louis le Grand" auch schon öfters untergekommen.

Allerdings ist seit dem 19. Jhr. der Beiname "le Roi-Soleil", der Sonnenkönig, viel gebräuchlicher, weil er viel einprägsamer ist. Mir gefällt er auch besser; welche die sich "der Große" nennen gibt es viele, ein Sonnenkönig ist aber einzigartig und klingt auch viel charmanter.
 
Arne schrieb:
Ich glaube, das ist eines der ganz wenigen Beispiele, wie sich so ein Beiname "der/die Große", der von Regierenden eingeführt wurde nicht durchgesetzt hat. Der Rückhalt, bzw. die Anerkennung in der "geschichtsschreibenden Gemeinde" war wohl nicht groß genug. Fällt da sonst noch jemanden ein Fall ein?:grübel:

Lieber Kirlon, Du hast natürlich recht, der Große Kurfürst wäre noch zu nennen, auch wenn er es noch nicht zum König gebracht hatte.
Lieber Arne, es kommt eben darauf an, wen die Nachwelt aus einem zeitlichen Abstand für einen Großen hält und nicht wer zu seiner Zeit oder kurz danach für groß gehalten wurde. :confused:
 
Wir müssen nochmal festhalten, dass "der Große" nur eine Form der Titulierung ist, um einer histor. herausragenden Person Respekt zu zollen. Viele werden - wie bei Louis XIV. - anders genannt, etwa Kaiser Maximilian I. den man "letzten Ritter" nennt, wieder andere Große der Geschichte haben gar keinen Titel, etwa Caesar, Augustus oder Napoleon; obwohl bei letzterem sehr verständlich ist, warum er keinen hat.
 
Louis le Grand schrieb:
wieder andere Große der Geschichte haben gar keinen Titel, etwa Caesar, Augustus oder Napoleon; obwohl bei letzterem sehr verständlich ist, warum er keinen hat.

ist "augustus" nicht schon ein ´titel´?
und caesar als erst ´zar´ und ´kaiser´ ist ja irgendwie auch ein respektzollen der geschichte.
 
Meister schrieb:
ist "augustus" nicht schon ein ´titel´?
und caesar als erst ´zar´ und ´kaiser´ ist ja irgendwie auch ein respektzollen der geschichte.
Das ist richtig, aber man muss schon ein Insider sein um das zu wissen. Augustus nannte sich aber auch jeder röm. Kaiser und Caesar ebenso, was es höchst profan macht.

Beiden Personen fehlt in heutiger Zeit ein eindeutiger Beiname. Ihre Namen stehen ruhmreich für sich, brauchen also auch nicht betitelt werden. Da fällt mir aber auf, dass man Titel eigentlich nur solchen Namen gibt, die Zählungen umfassen. Um also in einer langen Reihe von gleichnamigen Herrschern (Ramses, Alexander, Louis oder Friedrich) die beutenden auf diese Weise herauszustellen.
 
benji5 schrieb:
Ja Ja dieses Zitat ist wirklich sehr schön .
Aber auch Bismarck über Wilhelm I.: "Kein Großer, aber ein Ritter und ein Held." ist sich zu Herzen zu nehmen . Dieses Zitat spricht ja seinen Beinamen "der Große" an...

Hältst du denn Wilhelm I. für einen historisch "Großen"? Wenn ja, würde mich interessieren, was diese Qualitätsbezeichnung rechtfertigt? :grübel:
 
Klaus P. schrieb:
Hältst du denn Wilhelm I. für einen historisch "Großen"? Wenn ja, würde mich interessieren, was diese Qualitätsbezeichnung rechtfertigt? :grübel:

Nun aus der damaligen Zeit heraus mag das durchaus so zutreffen. Für die damals lebenden Deutschen war er als Reichsgründer tatsächlich ein "Großer". Im Zuge der Zeit wurde man sich dann wohl klar darüber, daß er doch einen erheblich kleineren, persönlichen Anteil an dieser Tat hatte, als sein Kanzler.
Das mag ein Grund sein, dieser geringe persönliche Verdienst, daß sich der Titel nicht durchgesetzt hat.
Bismarck machte man nicht zum "Großen". Er wurde der eiserne Kanzer, der Schmied der Einheit.
 
:grübel:
Arne schrieb:
Nun aus der damaligen Zeit heraus mag das durchaus so zutreffen. Für die damals lebenden Deutschen war er als Reichsgründer tatsächlich ein "Großer". Im Zuge der Zeit wurde man sich dann wohl klar darüber, daß er doch einen erheblich kleineren, persönlichen Anteil an dieser Tat hatte, als sein Kanzler.
Das mag ein Grund sein, dieser geringe persönliche Verdienst, daß sich der Titel nicht durchgesetzt hat.
Bismarck machte man nicht zum "Großen". Er wurde der eiserne Kanzer, der Schmied der Einheit.


Als Reichsgründer wurde Bismarck schon wahrgenommen ,mit Blut und Eisen-aber :
"König Wilhelm zog an der Spitze der seit 1867 verbündeten deutschen Staaten in den Krieg gegen Frankreich, der bereits am 2. September 1870 mit dem Sieg von Sedan entschieden war. Am 18. Januar 1871 wurde Wilhelm I. in Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert, eine neue Würde, die er zunächst nur widerwillig akzeptierte. Er befürchtete, „dass das alte Preussen damit zu Grabe getragen wurde“. Dennoch wurde dieser Kaiser die eigentliche Integrationsfigur des neuen Reiches. "
Ob man ihn daraufhin als Helden oder Ritter sieht ? :grübel:
 
Arcimboldo schrieb:
:grübel:
Dennoch wurde dieser Kaiser die eigentliche Integrationsfigur des neuen Reiches. "
Ob man ihn daraufhin als Helden oder Ritter sieht ? :grübel:

Lieber Aecimboldo,
das ist wohl war.Aber das Neue Reich war auf tönernen Füßen gebaut. Die Arbeiterfrage war nicht geklärt. In Preußen herrschte bis 1918 das Dreiklassenwahlrecht.
Durch die Eskapaden des Wilhelm II. hat sich das Kaisertum selbst als überholt angesehen.
Derr WKII endete ja katatrophal für Deutschland. :(
 
heinz schrieb:
Durch die Eskapaden des Wilhelm II. hat sich das Kaisertum selbst als überholt angesehen.
Nun, hier geht es um Wilhelm I. Ob Wilhelm II als Kaiser in der schwierigen Übergangszeit zum Industrialismus so viel schlecht gemacht hat, wie man ihm gern ankreidet und ob er den schwierigen Balanceakt eines "altmodischen" Kaisers in einer technisierten Gesellschaft nicht doch ganz gut hinbekommen hat, sollte woanders diskutiert werden.:still:

heinz schrieb:
Derr WKII endete ja katatrophal für Deutschland. :(
Da meinst du sicher den WKI, nicht wahr? ;)
 
Arne schrieb:
Nun, hier geht es um Wilhelm I. Ob Wilhelm II als Kaiser in der schwierigen Übergangszeit zum Industrialismus so viel schlecht gemacht hat, wie man ihm gern ankreidet und ob er den schwierigen Balanceakt eines "altmodischen" Kaisers in einer technisierten Gesellschaft nicht doch ganz gut hinbekommen hat, sollte woanders diskutiert werden.:still:
Da meinst du sicher den WKI, nicht wahr? ;)

Lieber Arne,
ein kleiner Unterschied war da schon. Großbritanien hatte eine parlamentarische Monarchie, das heißt, der Premierminister war nicht vom König abhängig.
In Deutschland war das anders. Der Kaiser ernannte den Kanzler, auch wenn dessen Partei keine Mehrheit im Reichstag hatte. Der Kanzler mußre das Vertrauen des Kaisers haben und nicht des Parlamentes. So war auch nur der Sturz von Bismarck zu erklären.
Wäre Bismarck bei der Reichsgründung einen Schritt weiter gegangen und wir hätten eine parlamentarische Monarchie, wie in GB, Skandinavien oder BeNeLux, vielleicht hätte dann die Monarchie bleiben können. :(
Du hast recht lieber Arne, ich meinte den WKI.
 
heinz schrieb:
Lieber Arne,
ein kleiner Unterschied war da schon. Großbritanien hatte eine parlamentarische Monarchie, das heißt, der Premierminister war nicht vom König abhängig.
In Deutschland war das anders. Der Kaiser ernannte den Kanzler, auch wenn dessen Partei keine Mehrheit im Reichstag hatte. Der Kanzler mußre das Vertrauen des Kaisers haben und nicht des Parlamentes. So war auch nur der Sturz von Bismarck zu erklären.
Wäre Bismarck bei der Reichsgründung einen Schritt weiter gegangen und wir hätten eine parlamentarische Monarchie, wie in GB, Skandinavien oder BeNeLux, vielleicht hätte dann die Monarchie bleiben können. :(

Habe ich nicht anders behauptet. Ich habe überhaupt keinen Vergleich zu GB gezogen.
 
heinz schrieb:
Wäre Bismarck bei der Reichsgründung einen Schritt weiter gegangen und wir hätten eine parlamentarische Monarchie, wie in GB, Skandinavien oder BeNeLux, vielleicht hätte dann die Monarchie bleiben können.
Du traust Bismarck aber eine Menge zu.

Erstens wollte Bismarck selbst wohl kaum eine parlamentarische Monarchie; noch hätte er zweitens diesen Schritt bei der Reichsgründung gehen können. Sein eigener König, Wilhelm I., hätte ihm da einen Strich durch die Rechnung gemacht, von anderen deutschen Fürsten ganz zu schweigen.
 
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