Für ein paar Tage war Freiburg im wahrsten Sinne des Wortes der Nabel der Welt, denn hier gaben sich einige - oder vielmehr fast alle - der mächtigsten Männer Europas die Klinke in die Hand. Vom Dezember 1813 bis Januar 1814 weilten nicht weniger als 4 Monarchen in Freiburg. Gestern (8. Dez. 2014) hat Herr Prof. Dr. Wolfgang Hug einen Vortrag unter dem Titel "4. Januar 1814 - Zar, Kaiser, König und Großherzog im "badischen" Freiburg" hier in der Uni gehalten.
Die meisten meiner Ausführungen fußen auf meinen Notizen aus dem Vortrag, die ich mit ein paar Anmerkungen anreichern will.
Freiburg lag Ende 1813 auf der Marschroute der alliierten "Südarmee" (eigentlich Böhmischen Armee) unter Schwarzenberg. Als Erster traf Kaiser Franz I. Mitte Dezember 1813 in Freiburg ein. Er wurde wie eine anwesende englische Lady übereinstimmend mit der (eigentlich badischen) Zeitung urteilte enthusiastisch von der Bevölkerung begrüßt, die in ihm den ehemaligen guten Landesvater erkannte.
Mit den Monarchen kamen allerdings auch die Truppen. 644.250 Mann wurden gezählt, die 1813/14 durch das Gebiet marschierten. Viele starben. Die Lazarette in und um Freiburg waren völlig überfüllt und es herrschten unbeschreibliche Zustände. Allein in dem Freiburger Lazarett, welches für 500 Menschen ausgelegt war, wurden über 1.300 untergebracht. Nur in Freiburg starben 1.448 Soldaten in dieser Zeit. Ihnen wurde zeitnah ein 5-Wundenkreuz zum Gedenken errichtet, welches sich heute an der Eschholzstraße im Stühlinger befindet. Bei kaum mehr als 10.000 Einwohnern war die Stadt durch die vielen Truppen zum Bersten gefüllt und wurde mit den gewaltigen Kosten von einigen zigtausend Gulden enorm belastet. Mehrere hundert Einwohner starben wohl im Zuge der eingeschleppten Krankheiten durch die Soldaten. Mit Stadtphysicus, dessen Stellvertreter und den Impfarzt raffte es gleich drei bedeutende Mediziner Freiburgs dahin, die sich offenbar auch um die Kranken kümmerten. Die nach dem Anfall Vorderösterreichs säkularisierten Klöster auch auf dem Schwarzwald wurden als Lazarette verwendet. Zwischen 30 und 40 Toten wurden allein aus Freiburg täglich hinaus getragen.
Die Monarchen tangierte das Sterben in der Gegend scheinbar eher weniger. In ihrem Gefolge kam so ziemlich alles, was Rang und Namen hatte und beschrieb auch die Schönheit Freiburgs insbesondere des Freiburger Münsters. Metternich, dessen Mutter eine geborene Kageneck war, logierte im Hause der Familie. Wilhelm von Humbold, Hardenberg, Herr von Stein, Prinz Wilhelm (der spätere deutsche Kaiser) von Preußen, Prinz Friedrich Wilhelm (der später FW IV.), ein russischer Großfürst, der britische Außenminister - alle weilten in Freiburg und berichteten über die Stadt. Während der Kaiser Franz voller Begeisterung empfangen worden war, kam deutlich später eher unbeachtet der wenig beliebte Großherzog Karl in Freiburg an. Kaiser Franz soll ihm den Rat gegeben haben, dass man sich nunmal die Liebe seiner Untertanen verdienen müsse. Zar Alexander soll auch mit Freiburger Bürgerinnen auf einem Silvesterball getanzt haben. Am 1. Januar besuchte er persönlich den Kaiser und bestellte ihm die Neujahrswünsche, während es ein paar Tage später eine große christlich-orthodoxe Feier der Russen gab.
Doch in Freiburg wurde nicht nur gefeiert, sondern auch Politik gemacht. Zar Alexander I. wollte bspw. verhindern, dass die Armee über die Schweiz marschierte, die er sehr protegierte. Allerdings setzte sich Metternich in der Hinsicht durch. Die Frage, ob Vorderösterreich wieder zu Österreich kommen sollte, wurde freilich auch aufgeworfen. Dazu will ich weiter unten kommen.
Hug riss den 4. Januar 1814 nur ganz kurz an und bemerkte bloß, dass an diesem Tag Freiburgs größter Dichter Johann Georg Jacobi verstorben sei.
Ich möchte hier eine kleine Geschichte einfügen, welche die Bedeutung Jacobis untermauert, der heute eher durch das Urteil Goethes und Kloppstocks in Vergessenheit geraten ist. Damals erfreute er sich in Süddeutschland großer Beliebtheit. Entsprechend war die Anteilnahme der Bevölkerung bei seinem Tod. Sein Sarg wurde unter einem Balkon vorbei getragen worden sein, auf dem sich die Monarchen befangen, worauf diese allesamt die Hüte vor dem Dichter und Aufklärer zogen.
Noch am 8. Januar erschien auf Intiative des Staatsrechtlers Carl von Rotteck in Herders "Teutschen Blättern" das überaus patriotische Neujahrsgedicht Jacobis auf das Jahr 1814. Rotteck pries in einem Nachruf Jacobi in seiner Rolle als Dichter, Menschenfreund (v.a. seine Haltung gegenüber Frauen ist bemerkenswert) und Patrioten.
Die "Teutschen Blätter" erschienen in Freiburg vom 6. Januar bis in den Juni 1814 und kommentierten das Kriegsgeschehen in Frankreich, vor allem aus einer patriotischen Sicht (eigene Verluste kamen kaum vor, eher die Siege wurden herausgestrichen).
Noch nach dem Abzug der Monarchen machte man sich in Freiburg große Hoffnungen. Auf dem Rückweg des Kaisers im Sommer 1814 wurde eine Delegation unter Führung des Bürgermeisters von Freiburg nach Basel geschickt, die den Kaiser erneut nach Freiburg einlud und ein wenig verblümt darum bat wieder unter den Schutz des Hauses Habsburg zu kommen. Insbesondere der als Armenpater damals renommierte Ferdinand Weiß tat sich in der antihabsburgischen Opposition hervor (amüsanterweise zeichnete er sich 1820 bei einem Lob auf Großherzog Ludwig ebenfalls aus). In Wien soll wohl dann tatsächlich Vorderösterreich zur Disposition gestanden haben. Im Grunde war die Agrumentation Badens mehr als dünn. Denn Baden war erst einen Monat nach der Völkerschlacht auf die alliierte Seite übergegangen, hätte also von daher noch eher als Sachsen seine Ansprüche auf Schonung verwirkt. Außerdem war Baden, ebenso wie Württemberg, in weiten Teilen ein Staat aus Frankreichs (man verhandelte in Person Reizensteins schon insgeheim 1796 mit der frz. Rep. über Entschädigungen für linksrheinische Besitzungen) bzw. Napoleons Gnaden und das ging über den Titel des Landesherrn weit hinaus. Erst durch Frankreichs Portektion war Badens Territorium enorm vergrößert worden. In Wien ebenso wie später in Aachen konnte Österreich mit seinem Vorhaben nicht durchdringen. Maßgeblich sollen sich die verwandschaftlichen Bande Zar Alexanders ausgewirkt haben. Sogar eine Zerschlagung Badens soll befürchtet worden sein. Luise von Baden war 1793 mit dem damaligen Großfürsten Alexander geschickt vermählt worden. In der entscheidenden Phase der Verhandlungen soll sie sozusagen als Retterin Badens agiert haben. Außerdem wurde der Zar auch von badischer Seite bestürmt, Baden beizustehen, ein Gesandter soll ihn unter Tränen angefleht haben, alles für das Großherzogtum zu tun.
In Vorderöstereich selbst hatte sich die Stimmung mehrfach gewandelt. 1806 nach dem Anfall Vorderösterreichs an Baden wurde vor allem von Intelektuellen eine Beziehung zwischen dem Breisgau und dem Haus Baden gesucht. Carl von Rotteck und andere begrüßten die neuen Landesherren, nicht zuletzt weil Baden als einer der modernsten Staaten, v.a. durch das Landrecht galt. Ein Freiburger Bäcker soll wohl so badisch geworden sein, dass er reklamierte: "wer nicht will gut badisch sein, steck ich in mein Ofen rein". Neben dem Hinweis der Verwandschaft des Hauses Baden mit den aus der Gegend von Freiburg stammenden Zähringern, was schon 1807 mit der Errichtung des damals nach Karlsruhe weisenden Bertoldsdenkmals im Stadtzentrum von Freiburg manifestiert wurde, bemühte man sich den alemannischen Dialekt als ein Bindeglied nutzbar zu machen (man denke an den für Baden so wichtigen Hebel!)[Anm. von mir]. Mit dem Tod des sehr beliebten Großherzogs Karl Friedrich scheint aber die Stimmung umgeschwungen zu sein, was ja die Begeisterung Anno 1814 für Kaiser Franz und die Versuche Freiburger Bürger und des Adels deutlich wird. Natürlich bewegten sich die proösterreichischen Kräfte am Rande zur Legalität. In dem Zusammenhang muss auch erwähnt werden, dass vom Haus Baden die vorderösterreichischen (allerdings schon unter Maria Theresia entmachteten) Landstände aufgelöst worden waren. Die Hoffnungen in Vorderösterreich überschlugen sich offensichtlich 1814/15. Triumphbögen für eine Heimkehr unter das Erzhaus wurden konzipiert und sogar vorsichtshalber schonmal eine Gedenkmünze geprägt. Nicht zu vergessen sind die Freiwilligen von 1809, die nach dem Krieg nicht mehr zurück konnten und von denen 2 in österreichischen Diensten als Offiziere Karriere machten... Es hat wohl auch von Seiten Badens eine Bespitzelung gegeben und etliche Akten künden von der Beunruhigung in Karlsruhe über die regelrecht landesverräterischen Umtriebe der neuen Untertanen, die auch 1815 nochmals in Basel versuchten, den Kaiser zu einer Intervention im Sinne eines österreichischen Vorderösterreichs und einem Besuch in Freiburg zu bewegen. Hierauf sind mehrere Antworten des Kaisers auf das Gesuch überliefert. Gemein haben sie die Aussage, dass er sich nicht noch untröstlicher machen wollte, indem er seine ehemaligen so treuen Untertanen wiedersähe, die er doch nicht wieder in den beglückten Stand zurück versetzen könne; er habe alles getan, um Vorderösterreich zurück zu bekommen, wäre aber, so leid es ihm täte, damit nicht durchgedrungen. Die badische Regierung zeigte sich nachsichtig mit den Abweichlern und über Androhungen einer Verfolgung ging das Vorgehen gegen die proösterreichische Opposition nicht hinaus.
Spannend ist an der ganzen Geschichte des Monarchentreffens dieses Nebeneinander von Diplomatie, Festivitäten und Krieg.
Die meisten meiner Ausführungen fußen auf meinen Notizen aus dem Vortrag, die ich mit ein paar Anmerkungen anreichern will.
Freiburg lag Ende 1813 auf der Marschroute der alliierten "Südarmee" (eigentlich Böhmischen Armee) unter Schwarzenberg. Als Erster traf Kaiser Franz I. Mitte Dezember 1813 in Freiburg ein. Er wurde wie eine anwesende englische Lady übereinstimmend mit der (eigentlich badischen) Zeitung urteilte enthusiastisch von der Bevölkerung begrüßt, die in ihm den ehemaligen guten Landesvater erkannte.
Mit den Monarchen kamen allerdings auch die Truppen. 644.250 Mann wurden gezählt, die 1813/14 durch das Gebiet marschierten. Viele starben. Die Lazarette in und um Freiburg waren völlig überfüllt und es herrschten unbeschreibliche Zustände. Allein in dem Freiburger Lazarett, welches für 500 Menschen ausgelegt war, wurden über 1.300 untergebracht. Nur in Freiburg starben 1.448 Soldaten in dieser Zeit. Ihnen wurde zeitnah ein 5-Wundenkreuz zum Gedenken errichtet, welches sich heute an der Eschholzstraße im Stühlinger befindet. Bei kaum mehr als 10.000 Einwohnern war die Stadt durch die vielen Truppen zum Bersten gefüllt und wurde mit den gewaltigen Kosten von einigen zigtausend Gulden enorm belastet. Mehrere hundert Einwohner starben wohl im Zuge der eingeschleppten Krankheiten durch die Soldaten. Mit Stadtphysicus, dessen Stellvertreter und den Impfarzt raffte es gleich drei bedeutende Mediziner Freiburgs dahin, die sich offenbar auch um die Kranken kümmerten. Die nach dem Anfall Vorderösterreichs säkularisierten Klöster auch auf dem Schwarzwald wurden als Lazarette verwendet. Zwischen 30 und 40 Toten wurden allein aus Freiburg täglich hinaus getragen.
Die Monarchen tangierte das Sterben in der Gegend scheinbar eher weniger. In ihrem Gefolge kam so ziemlich alles, was Rang und Namen hatte und beschrieb auch die Schönheit Freiburgs insbesondere des Freiburger Münsters. Metternich, dessen Mutter eine geborene Kageneck war, logierte im Hause der Familie. Wilhelm von Humbold, Hardenberg, Herr von Stein, Prinz Wilhelm (der spätere deutsche Kaiser) von Preußen, Prinz Friedrich Wilhelm (der später FW IV.), ein russischer Großfürst, der britische Außenminister - alle weilten in Freiburg und berichteten über die Stadt. Während der Kaiser Franz voller Begeisterung empfangen worden war, kam deutlich später eher unbeachtet der wenig beliebte Großherzog Karl in Freiburg an. Kaiser Franz soll ihm den Rat gegeben haben, dass man sich nunmal die Liebe seiner Untertanen verdienen müsse. Zar Alexander soll auch mit Freiburger Bürgerinnen auf einem Silvesterball getanzt haben. Am 1. Januar besuchte er persönlich den Kaiser und bestellte ihm die Neujahrswünsche, während es ein paar Tage später eine große christlich-orthodoxe Feier der Russen gab.
Doch in Freiburg wurde nicht nur gefeiert, sondern auch Politik gemacht. Zar Alexander I. wollte bspw. verhindern, dass die Armee über die Schweiz marschierte, die er sehr protegierte. Allerdings setzte sich Metternich in der Hinsicht durch. Die Frage, ob Vorderösterreich wieder zu Österreich kommen sollte, wurde freilich auch aufgeworfen. Dazu will ich weiter unten kommen.
Hug riss den 4. Januar 1814 nur ganz kurz an und bemerkte bloß, dass an diesem Tag Freiburgs größter Dichter Johann Georg Jacobi verstorben sei.
Ich möchte hier eine kleine Geschichte einfügen, welche die Bedeutung Jacobis untermauert, der heute eher durch das Urteil Goethes und Kloppstocks in Vergessenheit geraten ist. Damals erfreute er sich in Süddeutschland großer Beliebtheit. Entsprechend war die Anteilnahme der Bevölkerung bei seinem Tod. Sein Sarg wurde unter einem Balkon vorbei getragen worden sein, auf dem sich die Monarchen befangen, worauf diese allesamt die Hüte vor dem Dichter und Aufklärer zogen.
Noch am 8. Januar erschien auf Intiative des Staatsrechtlers Carl von Rotteck in Herders "Teutschen Blättern" das überaus patriotische Neujahrsgedicht Jacobis auf das Jahr 1814. Rotteck pries in einem Nachruf Jacobi in seiner Rolle als Dichter, Menschenfreund (v.a. seine Haltung gegenüber Frauen ist bemerkenswert) und Patrioten.
Die "Teutschen Blätter" erschienen in Freiburg vom 6. Januar bis in den Juni 1814 und kommentierten das Kriegsgeschehen in Frankreich, vor allem aus einer patriotischen Sicht (eigene Verluste kamen kaum vor, eher die Siege wurden herausgestrichen).
Noch nach dem Abzug der Monarchen machte man sich in Freiburg große Hoffnungen. Auf dem Rückweg des Kaisers im Sommer 1814 wurde eine Delegation unter Führung des Bürgermeisters von Freiburg nach Basel geschickt, die den Kaiser erneut nach Freiburg einlud und ein wenig verblümt darum bat wieder unter den Schutz des Hauses Habsburg zu kommen. Insbesondere der als Armenpater damals renommierte Ferdinand Weiß tat sich in der antihabsburgischen Opposition hervor (amüsanterweise zeichnete er sich 1820 bei einem Lob auf Großherzog Ludwig ebenfalls aus). In Wien soll wohl dann tatsächlich Vorderösterreich zur Disposition gestanden haben. Im Grunde war die Agrumentation Badens mehr als dünn. Denn Baden war erst einen Monat nach der Völkerschlacht auf die alliierte Seite übergegangen, hätte also von daher noch eher als Sachsen seine Ansprüche auf Schonung verwirkt. Außerdem war Baden, ebenso wie Württemberg, in weiten Teilen ein Staat aus Frankreichs (man verhandelte in Person Reizensteins schon insgeheim 1796 mit der frz. Rep. über Entschädigungen für linksrheinische Besitzungen) bzw. Napoleons Gnaden und das ging über den Titel des Landesherrn weit hinaus. Erst durch Frankreichs Portektion war Badens Territorium enorm vergrößert worden. In Wien ebenso wie später in Aachen konnte Österreich mit seinem Vorhaben nicht durchdringen. Maßgeblich sollen sich die verwandschaftlichen Bande Zar Alexanders ausgewirkt haben. Sogar eine Zerschlagung Badens soll befürchtet worden sein. Luise von Baden war 1793 mit dem damaligen Großfürsten Alexander geschickt vermählt worden. In der entscheidenden Phase der Verhandlungen soll sie sozusagen als Retterin Badens agiert haben. Außerdem wurde der Zar auch von badischer Seite bestürmt, Baden beizustehen, ein Gesandter soll ihn unter Tränen angefleht haben, alles für das Großherzogtum zu tun.
In Vorderöstereich selbst hatte sich die Stimmung mehrfach gewandelt. 1806 nach dem Anfall Vorderösterreichs an Baden wurde vor allem von Intelektuellen eine Beziehung zwischen dem Breisgau und dem Haus Baden gesucht. Carl von Rotteck und andere begrüßten die neuen Landesherren, nicht zuletzt weil Baden als einer der modernsten Staaten, v.a. durch das Landrecht galt. Ein Freiburger Bäcker soll wohl so badisch geworden sein, dass er reklamierte: "wer nicht will gut badisch sein, steck ich in mein Ofen rein". Neben dem Hinweis der Verwandschaft des Hauses Baden mit den aus der Gegend von Freiburg stammenden Zähringern, was schon 1807 mit der Errichtung des damals nach Karlsruhe weisenden Bertoldsdenkmals im Stadtzentrum von Freiburg manifestiert wurde, bemühte man sich den alemannischen Dialekt als ein Bindeglied nutzbar zu machen (man denke an den für Baden so wichtigen Hebel!)[Anm. von mir]. Mit dem Tod des sehr beliebten Großherzogs Karl Friedrich scheint aber die Stimmung umgeschwungen zu sein, was ja die Begeisterung Anno 1814 für Kaiser Franz und die Versuche Freiburger Bürger und des Adels deutlich wird. Natürlich bewegten sich die proösterreichischen Kräfte am Rande zur Legalität. In dem Zusammenhang muss auch erwähnt werden, dass vom Haus Baden die vorderösterreichischen (allerdings schon unter Maria Theresia entmachteten) Landstände aufgelöst worden waren. Die Hoffnungen in Vorderösterreich überschlugen sich offensichtlich 1814/15. Triumphbögen für eine Heimkehr unter das Erzhaus wurden konzipiert und sogar vorsichtshalber schonmal eine Gedenkmünze geprägt. Nicht zu vergessen sind die Freiwilligen von 1809, die nach dem Krieg nicht mehr zurück konnten und von denen 2 in österreichischen Diensten als Offiziere Karriere machten... Es hat wohl auch von Seiten Badens eine Bespitzelung gegeben und etliche Akten künden von der Beunruhigung in Karlsruhe über die regelrecht landesverräterischen Umtriebe der neuen Untertanen, die auch 1815 nochmals in Basel versuchten, den Kaiser zu einer Intervention im Sinne eines österreichischen Vorderösterreichs und einem Besuch in Freiburg zu bewegen. Hierauf sind mehrere Antworten des Kaisers auf das Gesuch überliefert. Gemein haben sie die Aussage, dass er sich nicht noch untröstlicher machen wollte, indem er seine ehemaligen so treuen Untertanen wiedersähe, die er doch nicht wieder in den beglückten Stand zurück versetzen könne; er habe alles getan, um Vorderösterreich zurück zu bekommen, wäre aber, so leid es ihm täte, damit nicht durchgedrungen. Die badische Regierung zeigte sich nachsichtig mit den Abweichlern und über Androhungen einer Verfolgung ging das Vorgehen gegen die proösterreichische Opposition nicht hinaus.
Spannend ist an der ganzen Geschichte des Monarchentreffens dieses Nebeneinander von Diplomatie, Festivitäten und Krieg.