Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Hallo Ravenik,

andererseits wird aber auch von Tacitus berichtet, dass Arminius riet die Römer aus ihrem Lager herauskommen zu lassen. So schlecht konnte das Lager dann doch nicht gewesen sein. Denn wenig später wird berichtet, wie die Germanen sich am Wall die Zähne ausbissen.
 
Es wird aber auch berichtet, dass Inguiomer mit einer "leichten Erstürmung" rechnete und dass bei der Erstürmung die Gräben niedergerissen und die Wälle erfasst wurden. Die Erstürmung scheiterte am römischen Angriff, während die Germanen damit beschäftigt waren, nicht an der Qualität des Lagers.
 
Hallo Ravenik,

einen Graben kann man nicht niederreißen, maximal verfüllen. Der Wall war eingestürzt bzw. niedergerissen. Das mal so nebenbei. Darauf kommt es aber nicht an. Entscheidend sind der Gegenstempel CA 58 und frühtiberische Augenfibeln. Beides wurde in Kalkriese gefunden - soweit die Fakten. Zudem die Aussage von Strabon, dass Varus seine Legionen bei den Cheruskern untergegangen sind.

PS: Das Mehrlegionenlager in Hachelbich liegt in der Goldenen Aue, einem ehemaligen Sumpfgebiet (das Riet, Ried = Schlacht bei Riade 933). Berge gibt es da auch - Harz, Finne, Hainleite. Und eng ist es dort. Sogar ein Treuteburgum (Tretenburg - alte Thing- bzw.Gerichtsstätte und Versammlungsort) gibt es dort in der Nähe. Und ich spreche trotzdem nicht von Varus, obwohl es die Chronisten tun. Allerdings muss man das 10. Jahr nach Christi Geburt seit 4 v. Chr. rechnen (Jesus von Nazareth).

https://books.google.de/books?id=bP...=0CCYQ6AEwAQ#v=onepage&q=treuteburgum&f=false

https://books.google.de/books?id=bP...=0CDgQ6AEwBA#v=onepage&q=varus varila&f=false

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Hallo El Quijote,

meine Vermutung ist seit langem, dass Varus sein Lager nämlich jenseits der Weser aufgeschlagen hatte. Alle Übersetzer ließen Varus bisher nur bis zur Weser kommen. Ein Gespräch im Jahr 2012 meinerseits mit Dr. Grote, bestätigte mir dieser, dass es mehrere Lager bei Hedemünden gab. Im Gewerbegebiet von Hedemünden fand man 2011 7(!) Spitzgräben vor. Jedoch wurde in den Verfüllschichten nichts gefunden. Auf jeden Fall war der alte Drusus nicht der Einzige dort. Das bestätigen auch die Münzfunde aus der nähren Umgebung (Lugdunum I As, Münzmeister As).
 

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Hallo El Quijote,

dieser Stempel fehlt in Haltern und ist auch in Waldgirmes nicht vertreten. Dort finden wir aber alle anderen Stempel, die in Kalkriese auch vorkommen.

Da man in Kalkriese eine außergewöhnlich hohe Zahl an Münzen gefunden hat, ist es doch kein Wunder, dass dort auch Münzen bzw. Gegenstempel auftauchen, die anderswo nicht zu finden waren. Tatsache ist, dass der von dir als "nachvarianisch" klassifizierte Stempel von deinem Gewährsmann auf die Jahre 9-14 datiert wird. Ich weiß nicht, wie man solche Stempel so jahrgenau datieren kann, gehe also wie du von der Datierung nach Werz aus. Demnach gab es diese Marke schon vor der Varusschlacht - es sei denn, Werz könnte eine noch feinere Datierung leisten, die es definitiv ausschlösse, dass diese spezielle Contramarke vor dem Spätsommer des Jahres 9 geschlagen wurde.

meine Vermutung ist seit langem, dass Varus sein Lager nämlich jenseits der Weser aufgeschlagen hatte. Alle Übersetzer ließen Varus bisher nur bis zur Weser kommen.
Das ist nicht die Schuld der Übersetzer sondern die des Quellenmaterials. Da steht halt πρὸς τὸν Οὐίσουργον, und nichts anderes. Damit müssen wir arbeiten, historische Quellen sind eben kein Wunschkonzert.
 
Da man in Kalkriese eine außergewöhnlich hohe Zahl an Münzen gefunden hat, ist es doch kein Wunder, dass dort auch Münzen bzw. Gegenstempel auftauchen, die anderswo nicht zu finden waren. Tatsache ist, dass der von dir als "nachvarianisch" klassifizierte Stempel von deinem Gewährsmann auf die Jahre 9-14 datiert wird. Ich weiß nicht, wie man solche Stempel so jahrgenau datieren kann, gehe also wie du von der Datierung nach Werz aus. Demnach gab es diese Marke schon vor der Varusschlacht - es sei denn, Werz könnte eine noch feinere Datierung leisten, die es definitiv ausschlösse, dass diese spezielle Contramarke vor dem Spätsommer des Jahres 9 geschlagen wurde.

Das Problem ist, das Werz seine Datierung in der Annahme tut, dass die Aufgabe von Haltern und die Schlacht in Kalkriese in das Jahr 9 n.Chr. datieren. So verstehe ich jedenfalls diese Formulierung
Werz Teil II Zitat S. 28
"Zeitliche und geographische Einordnung der Stempeleisen der dritten Gruppe
Aufgrund der Fundorte -Kalkriese und Haltern- gibt das Jahr 9 n.Chr. für die Datierung der dritten Gruppe von Stempeleisen einen terminus ante quem."


Man müsste in diesem Fall fragen, wie Werz unter der Annahme datieren würde, das Haltern über 9 n.Chr. bestanden hätte und das Kalkrieseereignis z.B. in das Jahr 14 n.Chr. fallen würde.

Gruß
jchatt
 
Du meinst sicher des Jahres 15 (Germanicus, Caecina, Heimsuchung der Brukterer, Bestattung des Varuslegionen, Scharmützel in der Einöde (avia), Schlacht an den pontes longi).

Aber so gesehen, kann man Werz' Datierung von CA 58.1/2 noch weniger gegen Kalkriese als Varusschlachtort ins Feld führen, ohne ihm einen Datierungsfehler zu Gunsten Kalkriese als Varusschlachtort zu unterstellen (wie du es jetzt rein hypothetisch gemacht hast).

Wie gesagt, in dem 14 n. Chr. abgebrannten Stadtviertel in Köln, welches direkt dem Legionslager der ersten Legion benachbart war, hat man ca. 1/7 Münzen gefunden, die nach der Varusschlacht geprägt worden sind. Es wäre verwunderlich, wenn in einer ein bis anderhalb Jahre später stattgefundenen Schlacht, in der ein vielfaches an Münzen verloren wurde (1600+ in Kalkriese gegenüber 55 in Köln) überhaupt keine Münze gefunden würde, die nach der Varusschlacht geprägt wurde. Nicht unmöglich, aber statistisch äußerst unwahrscheinlich.
 
Aber so gesehen, kann man Werz' Datierung von CA 58.1/2 noch weniger gegen Kalkriese als Varusschlachtort ins Feld führen, ohne ihm einen Datierungsfehler zu Gunsten Kalkriese als Varusschlachtort zu unterstellen (wie du es jetzt rein hypothetisch gemacht hast).

Wie gesagt, in dem 14 n. Chr. abgebrannten Stadtviertel in Köln, welches direkt dem Legionslager der ersten Legion benachbart war, hat man ca. 1/7 Münzen gefunden, die nach der Varusschlacht geprägt worden sind. Es wäre verwunderlich, wenn in einer ein bis anderhalb Jahre später stattgefundenen Schlacht, in der ein vielfaches an Münzen verloren wurde (1600+ in Kalkriese gegenüber 55 in Köln) überhaupt keine Münze gefunden würde, die nach der Varusschlacht geprägt wurde. Nicht unmöglich, aber statistisch äußerst unwahrscheinlich.

Ich unterstelle Werz keinen Datierungsfehler. Ich stelle nur fest, dass er seine Datierungen unter der Annahme gemacht hat, dass die Schlacht in Kalkriese die Varusschlacht ist und sie im Jahre 9 n. Chr stattgefunden hat.
Sein Datierungsgerüst ist also in Teilen kausal abhängig von dieser Annahme. Die daraus abgeleiteten Datierungen für oder gegen Kalkriese zu benutzen ist problematisch weil sie tendenziell zirkelschlüssig sein könnten.
Genauso verhält es sich mit vermeintlich nachvarianischen Münzen in Köln, wenn diese nur deshalb nachvarianisch sind, weil man sie in Haltern/Kalkriese noch nicht gefunden hat. Unter der hypothetischen Annahme, dass die Kalkrieseschlacht im Jahre 15 n.Chr.:red: stattgefunden hat, kann ein Teil des Münzdatierungsgerüstes einfach nicht mehr korrekt sein. Sind die Münzen in Köln aber nachvarianisch, weil sie den Kaiser Tiberius zeigen, besteht kein Problem.

Gruß
jchatt
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich unterstelle Werz keinen Datierungsfehler.
Doch, hypothetisch. Und das ist auch ganz in Ordnung so.

Ich stelle nur fest, dass er seine Datierungen unter der Annahme gemacht hat, dass die Schlacht in Kalkriese die Varusschlacht ist und sie im Jahre 9 n. Chr stattgefunden hat.
Sein Datierungsgerüst ist also in Teilen kausal abhängig von dieser Annahme. Die daraus abgeleiteten Datierungen für oder gegen Kalkriese zu benutzen ist problematisch weil sie tendenziell zirkelschlüssig sein könnten.
Das ist schon klar. Nur kann man mit Werz daher kaum einen Gegenstempel als nachvarianisch klassifizieren, wie das hier gemacht wurde. Werz wurde als Gewährsmann gegen Kalkriese angeführt.


Genauso verhält es sich mit vermeintlich nachvarianischen Münzen in Köln, wenn diese nur deshalb nachvarianisch sind, weil man sie in Haltern/Kalkriese noch nicht gefunden hat. Unter der hypothetischen Annahme, dass die Kalkrieseschlacht im Jahre 15 n.Chr.:red: stattgefunden hat, kann ein Teil des Münzdatierungsgerüstes einfach nicht mehr korrekt sein. Sind die Münzen in Köln aber nachvarianisch, weil sie den Kaiser Tiberius zeigen, besteht kein Problem.
Nein, die Münzen aus Köln zeigen auch Tiberius nicht, der kam ja erst 14 an die Macht. Der Kölner Brandhorizont ist unabhängig von Münzen datiert worden. Es handelt sich auch nicht um eine Datierung nach Kontermarken sondern um Prägungen, die definitiv nach 10 geschlagen wurden. Näheres findest du hier:


Heinrichs, Johannes: Neues Vergleichsmaterial zur Datierung des Fundplatzes Kalkriese. Eine spätaugusteische Münzreihe aus dem Kölner Domareal, NNB 58, 2009/9, S. 373 - 76.
Ausführlicher:
Heinrichs, Johannes: Münzen einer Zivilsiedlung im Kölner Domareal in ihren Aufschlüssen für das augusteische Köln, die Datierung von Kalkriese und das Problem fehlender nachvarususzeitlicher Befunde östlich des Rheins, in: G.A. Lehmann, R. Wiegels (Hgg.), Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit, Tagung Osnabrück 2004, Göttingen 2007, S. 225 - 320.
Außerdem: Eck, Werner: Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum (Geschichte der Stadt Köln. Band 1). Greven, Köln 2004.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo jchatt, hallo El Quijote

zuerst einmal datierte Werz die Gegenstempel unabhängig vom Halterner und Kalkrieser Horizont. Seine Arbeit wurde damals zu Lebzeiten von H. Chantraine schon kritisiert, da Werz seine Doktorarbeit unter "Zeitdruck" geschrieben hätte. In einigen Teilen kann ich das nachvollziehen(einige Stempel wurden mit einem Fragezeichen deklariert), jedoch nicht in allen Punkten. Nochmal zurück zum Dobrichov-Horizont. Der ist mit den Gegenstempeln von Haltern und Waldgirmes identisch. Und auch der Zeithorizont passt. Wenn wir schon uns an die Quellenlage halten "müssen" wie es El Quijote tut, dann gibt es Differenzen zwischen Kalkriese auf der einen Seiten und Haltern, Waldgirmes und Dobrichov (Marbod-Markomannen) auf der anderen Seite. Wenn ich mich Recht entsinne, so wurde der Brandhorizont von Köln über die Keramik bestimmt. Nach Rücksprache intern in Halle könnte die Datierung auch noch später sein.
 
@interne Absprachen:
In der Wissenschaft legt man seine Quellen offen, Geheimwissen ist nicht überprüfbar und daher nicht zitierfähig

@an die Quellenlage halten müssen:
Wenn du berechtigte Kritik an den Quellen hast, kannst du diese gerne argumentativ darlegen. Übersetzen musst du aber das, was in der Originalsprache dort steht, sonst ist das einer Verfälschung (das sind Übersetzungen sowieso schon). Im speziellen Fall, wo von der Weser aus gesehen wir die Varusschlacht suchen müssen, sehe ich allerdings keine Veranlassung dafür, sie östlich der Weser zu suchen, weil Cassius' "bis an die Weser"und Tacitus' "das ganze Gebiet zwischen Ems und Lippe ... nicht weit entfernt..." beide aud einen Raum westlich der Weser verweisen. Es gibt quellenimmanent und -exmanent keine Veranlassung dazu, die Quellen hier gegen den Strich zu lesen.
 
Hallo El Quijote,

Siehe dazu Cassius Dio Buch 56-18:

... und lockten ihn <Varus> auf diese Weise weit weg vom Rhein, ins Cheruskerland und an die Weser

Du vergisst, dass Werra und Weser noch im frühen Mittelalter ein und derselbe Fluss waren. Auch der Hildesheimer Silberschatz befindet sich auf der rechten Seite des Flusses. Man weiss, dass dieser früher vom Umfang her größer war.

Vergleicht man zudem was an Waffenresten in der Umgebung von Hedemünden gefunden wurde, und das was man bisher aus Kalkriese hat, ist letzteres der berühmte "Tropfen auf dem heißen Stein". Vergiss nicht in der Nähe des zerstörten Tumulus müsste sich auch der für Drusus errichtete Altar befunden haben, was wohl kaum auf Kalkriese zutrifft.
 
Du vergisst, dass Werra und Weser noch im frühen Mittelalter ein und derselbe Fluss waren.

Und? Ändert das etwas daran, dass Varus Cassius Dio zufolge bis an die Weser gelockt wurde oder dass Ems und Lippe sich westlich von Weser (und Werra) befinden?

Auch der Hildesheimer Silberschatz befindet sich auf der rechten Seite des Flusses. Man weiss, dass dieser früher vom Umfang her größer war.
Ja, und? Wir wissen ja nicht einmal, wie und in welchem Zusammenhang er nach Hildesheim kam. Dass er ein Relikt der Varusschlacht sei, ist eine bloße Annahme. Das mag so sein, aber wir werden wohl kaum ersnthaft darüber diskutieren müssen, dass Plünderungsgut verschleppt wurde.

Vergleicht man zudem was an Waffenresten in der Umgebung von Hedemünden gefunden wurde, und das was man bisher aus Kalkriese hat, ist letzteres der berühmte "Tropfen auf dem heißen Stein".
Ja, in Kalkriese hat man wenige Waffenfragmente gefunden. Richtig. Lässt sich ganz wunderbar mit der Plünderung des Schlachtfeldes erklären. Da entfernt man schon mal die Waffen als erstes, um nicht plötzlich von einem für tot gehaltenen Gegner erstochen zu werden.

Vergiss nicht in der Nähe des zerstörten Tumulus müsste sich auch der für Drusus errichtete Altar befunden haben, was wohl kaum auf Kalkriese zutrifft.
Und wie kommen die nun östlich der Weser? Sie werden nämlich nicht lokalisiert. Alles, was wir wissen, ist das was Tacitus uns liefert: Caecina und Germanicus verwüsten das ganze Gebiet zwischen Ems und Lippe, um dann in der Nähe die gefallenen Varuslegionen zu bestatten. Der tumulus wird dann noch zwei mal, gemeinsam mit dem Altar anlässlich des Entsatzes des Lippelagers Aliso erwähnt. Daraus schließen manche, dass er an der Lippe zu suchen sei, was aber bei Tacitus nicht explizit steht.
Dass man ihn östlich der Weser suchen müsste, davon kann man keiner Quelle etwas entnehmen.

Aber ich nehme an, du willst die Tρόπαια Δρούσου und die ara Druso gleichsetzen, nachdem einige Geodäten die Tropaea nun ein ganzes Stück östlich der Weser lokalisieren?
 
Hallo El Quijote,

warum hat man dann nicht die Waffen von Hedemünden und dem Kring entfernt ?

Hauptlager

Messer = 49 St.
Pigio = 2 St.
Gladiusklinge = 1 St.
Pila = 6 St.
Lanzenspitzen = 19 St.
Lanzenschuhe = 15 St. (davon 6 senkrecht steckend)
Bolzenspitzen = 25 St. (davon 3 senkrecht steckend)
mutmaßliche Grabanlagen = 7 St.

Kring

Lanzenschuhe (keine Angabe)
Katapultbolzen = 1 St.
Pilum = 1 St.
Pugio = 1 St.

Quelle: Klaus Grote, Römerlager Hedemünden (2012)

Entscheidend ist, dass bis auf wenige Bolzen die größte Anzahl auf das drususzeitliche Hauptlager (!) abgeschossen wurden. Warum? Wurde dieses kurzzeitig von Germanen besetzt und hinterher wieder von Römern eingenommen? Die Frage konnte mir K. Grote auch nicht beantworten. Entscheidend sind die Kultdeponierungen von römischen Waffen und Pioniergerät. Wurde hier jemand geehrt oder wurde um Beistand bei den Göttern angerufen ? Die vielen Messerklingen im Lager weisen auf evtl. verbissene Nahkämpfe hin.

Hatte man versucht Varus zum Drususlager (mit Altar) zu locken ? Oder waren es die Germanicus-Truppen, welche die Germanen vertrieben hatten. Auf jeden Falll gibt es um Hedemünden Hinweise für eine spätere Anwesenheit römischer Truppen nach Drusus.
 
Zitat El Quijote : "Und? Ändert das etwas daran, dass Varus Cassius Dio zufolge bis an die Weser gelockt wurde oder dass Ems und Lippe sich westlich von Weser (und Werra) befinden?"

Amisia und Lupia steht im Zusammenhang mit ad ultimos bructerorum. Die Brukterer waren an der Varusschlacht beteiligt und hatten den Adler der XIX. Legion in ihrem Besitz. Strabon sagt sogar, dass die kleinen Brukterer an der Lippe wohnten. Von der oberen Lippe ist es nicht mehr weit bis zur Werra. Das wusste auch Germanicus, drum hatte er ihr Gebiet auch heimgesucht. Er ging Stück für Stück vor.
 
Hallo El Quijote,

warum hat man dann nicht die Waffen von Hedemünden und dem Kring entfernt ?

Hauptlager

Messer = 49 St.
Pigio = 2 St.
Gladiusklinge = 1 St.
Pila = 6 St.
Lanzenspitzen = 19 St.
Lanzenschuhe = 15 St. (davon 6 senkrecht steckend)
Bolzenspitzen = 25 St. (davon 3 senkrecht steckend)
mutmaßliche Grabanlagen = 7 St.

Kring

Lanzenschuhe (keine Angabe)
Katapultbolzen = 1 St.
Pilum = 1 St.
Pugio = 1 St.

Quelle: Klaus Grote, Römerlager Hedemünden (2012)

Entscheidend ist, dass bis auf wenige Bolzen die größte Anzahl auf das drususzeitliche Hauptlager (!) abgeschossen wurden. Warum? Wurde dieses kurzzeitig von Germanen besetzt und hinterher wieder von Römern eingenommen? Die Frage konnte mir K. Grote auch nicht beantworten. Entscheidend sind die Kultdeponierungen von römischen Waffen und Pioniergerät. Wurde hier jemand geehrt oder wurde um Beistand bei den Göttern angerufen ? Die vielen Messerklingen im Lager weisen auf evtl. verbissene Nahkämpfe hin.

Hatte man versucht Varus zum Drususlager (mit Altar) zu locken ? Oder waren es die Germanicus-Truppen, welche die Germanen vertrieben hatten. Auf jeden Falll gibt es um Hedemünden Hinweise für eine spätere Anwesenheit römischer Truppen nach Drusus.

Du wirst dich doch wohl nicht wundern, dass an einem Römerlager auch Grabanlagen zu finden sind.

Du willst also letztlich auf die Lagerschlachttheorie nach Florus (der ja gemeinhin als unzuverlässig gilt) hinaus, obwohl das im Widerspruch zu Velleius Paterculus, Tacitus und Cassius Dio, deiner einzigen Quelle, die überhaupt nur in die Richtung der Weser weist, steht. Interessant. Du pickst dir also aus den Quellen das raus, was du möchtest und alles andere verwirfst du. Von Cassius Dio holst du dir die Weser, die Übersetzer sind Schuld, dass Varus von den Cheruskern nur bis an die Weser gelockt wurde und nicht darüber hinaus, Tacitus ignorierst du in der Lokalisierungsfrage. Kalkriese mit seinen in die tausende gehenden Funden wird systematisch von dir bagatellisiert, dafür ein Einzelfund aus dem 90 km von Kalkriese entfernten Emlichheim, dessen Datierung und Zuordnung völlig unklar ist, von dir als Beweis angeführt, dass in Kalkriese die zweite Legion war. Werz wird dafür angeführt, dass in Kalkriese nachvarianische Münzen gefunden worden seien, was sich im Nachhinein als falsch herausstellt. Weil Denare vom Gaius-Lucius-Typ in Tschechien nicht gefunden wurden, meinst du, Kalkriese sei falsch datiert (obwohl Gaius-Lucius-Denare nach dem Tod der beiden Augustus-Enkel 2 und 4 n. Chr. nicht mehr geprägt wurden). (Warum eigentlich Tschechien? Der Pannonische Aufstand fand ja wohl eher im Raum Kroatione, Bosnien, Albanien statt.)
Bei Hedemünden interessieren dich die Münzen plötzlich gar nicht mehr, ist doch eine Belegung des Lagers nur lange vor der Varusschlacht gesichert, Schlussdatum 8 v. Chr.

Es wundert mich eigentlich, dass dir die Diskrepanz nicht auffällt. In einem Römerlager ist es nur natürlich römische Militaria zu finden, irgendwo im Gelände, ohne dass es Spuren eines Lagers gäbe, über mehrere Quadratkilometer verteilt römische Hinterlassenschaften zu finden (Militaria, Luxusartikel, mehr Goldmünzen als sonst rechts des Rheins und nördlich der Donau zusammen) dagegen nicht. Aber das nimmst du einfach so hin, hauptsache, es ist nicht die Varusschlacht... Sorry, aber dafür fehlt mir jedes Verständnis. (Was nicht heißt, dass Kalkriese die Varusschlacht sei; was mich nervt sind die dagegen angeführten "Argumente", die sich bei näherer Betrachtung als reine Nebelwerferei entpuppen.)

Amisia und Lupia steht im Zusammenhang mit ad ultimos bructerorum. Die Brukterer waren an der Varusschlacht beteiligt und hatten den Adler der XIX. Legion in ihrem Besitz. Strabon sagt sogar, dass die kleinen Brukterer an der Lippe wohnten. Von der oberen Lippe ist es nicht mehr weit bis zur Werra. Das wusste auch Germanicus, drum hatte er ihr Gebiet auch heimgesucht. Er ging Stück für Stück vor.

Nach Kalkriese ist es von der Ems auch nicht weit (je nach Route 50 - 60 km). Strabon berichtet auch, dass Drusus auf der Ems eine Schlacht gegen die Brukterer schlug. Von Anreppen bis nach Hedemünden ist es die doppelte Strecke. Lediglich von der Lippe-Quelle bis in den Raum Höxter (als kürzester Strecke zwischen Lippe und Weser) hat man eine vergleichbare Entfernung. Aber da ist man weit von Hedemünden entfernt.
 
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Hallo El Quijote,

ich versuche mir nicht einzelne Stücke aus den Quellen heraus zu picken, sondern diese miteinander in Einklang zu bringen. Scheint dir aber entgangen zu sein. Im Länderdreieck Hessen-Niedersachsen-Thüringen (Werra-Gebiet) gibt es die meisten Barbarisierungen der Gaius-Lucius-Denare vom Typ RIC 350 in der Germania Magna überhaupt. Das ist auffällig. Kalkriese weist dagegen eindeutig zivilen Charakter auf. Siehe auch unter "Vergleichbarkeit Pompeii - Kalkriese" (Boris Dreyer). Was sehr gut zu den Brukterern passt.

https://books.google.de/books?id=QJ...q=kalkriese pompeii vergleichbarkeit&f=false
 
Hermundure schrieb:
Ich versuche mir nicht einzelne Stücke aus den Quellen heraus zu picken,
Genau das machts du aber, indem du Einzelaspekte isoliert herausgreifst und den Rest großzügig ignorierst.

Hermundure schrieb:
Im Länderdreieck Hessen-Niedersachsen-Thüringen (Werra-Gebiet) gibt es die meisten Barbarisierungen der Gaius-Lucius-Denare vom Typ RIC 350 in der Germania Magna überhaupt. Das ist auffällig.
Ach so, dann haben die Soldaten in der Varusschlacht also germanische Imitationen römischer Münzen verloren. Alles klar...
 
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