Natürlich lassen sich Maultiere überall züchten. Aber was für ein Aufwand störrische Esel nach Germanien zu transportieren. Zumal anhand der Isotopenuntersuchungen gezeigt werden konnte, dass die Kalkrieser Maultiere aus dem Mittelmeerraum kamen.
Die Fundlage ergibt, dass hier ein größeres Ereignis in spätaugusteischer Zeit stattgefunden hat. Ein Zusammenhang mit Varus (VAR-Stempel auf Münzen) einschließlich Parallelen zur literarischen Überlieferung der Varusschlacht (Knochengruben) scheint zu bestehen. Es ist weitaus näherliegender als irgendwelche Annahmen Römer gegen Römer.
Die Überlieferung ist uneindeutig. Tacitus, Cassius Dio und Florus stehen z.T. im krassen Widerspruch zueinander. Da muss man interpretieren und quellenkritisch abwägen um herauszufinden, ob man dem tatsächlichen Geschehen irgendwie nahe kommt. Ähnlich ist es beim archäologischen Befund: Wir wissen ja nicht mal, ob das Schlachtfeld nach der Schlacht zum Heiligen Bezirk mutierte und damit einige der gefunden Gegenstände rituell niedergelegt wurden (was die Zerstörung der Objekte beinhaltete) oder ob die gefunden Gegenstände bei der Plünderung für wertlos erachtet wurden, angesichts der reinen Menge der abtransportieren Metalle.
Exemplarisch kann man dazu die berühmte Maske des Reiterhelms nehmen. Wurde sie rituell zerstört und am Wall niedergelegt? Oder gab es so viel Eisen, dass man nur das wertvollere Silber entfernte, den Rest des Blechs aber einfach fortwarf? So oder so: Es ist nur ein Bruchteil des Schlachtfeldes ergraben und es ist nur ein Bruchteil dessen erhalten, was ursprünglich dort mal verloren gegangen ist.
Ich fasse mal den Kenntnisstand, wie er sich mir erschließt, zusammen:
Fundlage
Bei Kalkriese fand eine Schlacht statt, an der "Kämpfer mit römischer Ausrüstung und mit Geld , das unter Varus geprägt wurde," massgeblich beteiligt waren.
mindestens EIN Germane war beteiligt 1 Reitersporn
Es kamen Maultiere aus dem Mittelmeerraum zu Tode
Es gab einen Wall, der teilweise in römischer Technik aber von der Norm abweichend erstellt wurde.
Es gibt Massengräber , in denen Knochen von Menschen männlichen Geschlechts im wehrfähigen Alter, aber wohl bisher keiner unter 20 und über 40,gefunden wurden
Diese Knochen lagen mehrere Jahre über der Erde
Die Verteilung der Funde erstreckt sich über ein größeres Gebiet
Es gibt kaum eine Münze, die später als 9 n.Chr geprägt wurde
Wahrscheinlich ist nach allgemeinem Kenntnisstand der Moderne , das
wir bei Germanen wohl von einer Wehrfähigkeit spätestens ab 15 ausgehen können, sich kein ü40 Germane dies Schlacht entgehen lassen hätte
Es einen Menschen mit dem latinisierten Namen Arminius gab, dessen germanischer Name nach späteren fränkischen Quellen ein Beiname des germanischen Kriegsgottes Thiu war
Dieser Mensch eine Frau Namens Thusnelda hatte, die Jahrzehnte später in Ravenna verstarb
historische Quellen aus dem 2. Jhdt beschreiben:
Mehrere Schlachten zwischen Römern und Germanen
eine Schlacht fand im Jahre 9 n.Chr. statt
in den darauffolgenden Jahren fanden andere große Schlachten statt
Anführer soll der oben genannte Arminius gewesen sein
an den Schlachten haben Angehörige mehrer Stämme teilgenommen
die Toten derVarusschlacht wurden 15 n.Chr erst beerdigt ohne Ansehen der Person
Über einen Wall bei der Varus- Schlacht wird nichts berichtet
die Varusschlacht fand östlich der Lippe statt
einige Schlachten fanden am Helweg statt?
Mir ist die Wissenslage definitiv zu dünn, um dieses Schlachtfeld einer der oben genannten Schlachten zu zu ordnen. Die Knochengruben deuten auf Varus, der Wall spricht dagegen, die Münzen sagen, es war während oder nach Varus Statthalterschaft
Es fällt mir auf, das kein Kämpfer unter 20 oder ü40 beerdigt wurde, bei Varus Legionen und bei Arminius Germanen aber auch jüngere und ältere dabei gewesen sein müssen.
Bei Varus im Troß und bei Arminius bei den Kämpfern
Zur Wertung sollte man doch einfach noch weitere Grabungsergebnisse abwarten, alles andere ist schlicht sowas ähnliches wie "Kaffeesatzleserei"