Würde mich auch interessieren. Pardela, Du hast doch sicher Orte im Blick, ab Ende September 9
Da gibt es einen schönen und weiterführenden älteren Artikel von
@Biturigos zu dieser Frage:
Biturigos schrieb:
Zur Wetterau: ich habe ein bischen weitergelesen, kurz zusammengefasst:
1. Versorgungslager Rödgen und die umliegenden Anbauflächen:
Gabriele Rasbach, zusammen mit Armin Becker Grabungsleitung der Ausgrabung Waldgirmes, schreibt in "Kontaktzone Lahn", dass Rödgen nicht nur als Depot, "sondern auch als Zentrum für beschlagnahmtes Getreide und für Getreideabgaben aus dem Umfeld verstanden werden kann" (S.84). In einer Anmerkung weist sie darauf hin, dass auf beide Funktionen bereits H.Schönberger aufmerksam gemacht hätte (H.Schönberger-H.-G.Simon, Römerlager Rödgen (Limesforsch. 15,1976).
2. Struktur der zentralen Wetterau: zur Überraschung der Forschung im DFG-Projekt Romanisierung:
"Das Bild zur Siedlungskontinuität von der späten Eisenzeit bis zur Gründung der Provinz Germania superior hat sich aufgrund der archäologischen Analysen von M. SEIDEL und den davon unabhängigen vegetationsgeschichtlichen Ergebnissen von A. STOBBE konkretisiert (SEIDEL 1995, STOBBE 1996). Nahm man bislang an, die Wetterau sei in dieser Zeit relativ siedlungsarm gewesen, so erhärten neue Fundplätze die Vermutung, daß man mit wesentlich dichterer Besiedlung zu rechnen hat......
Die ersten Ergebnisse der pollenanalytischen Untersuchungen in der Wetterau sind sehr überraschend, denn Zeichen für massive Veränderungen, die durch die einschneidende Umgestaltung der Agrarlandschaft und des Wirtschaftssystems während der Römerzeit zu erwarten sind und sich auch in den Ergebnissen der Großresteanalysen abzeichnen, lassen sich von palynologischer Seite bislang nicht wiederfinden. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, daß es gegenüber der Eisenzeit zu einer intensivierten landwirtschaftlichen Nutzung innerhalb der Wetterau kam. Weder im Bereich der Siedlungszeigerpollen, noch der Baumpollen sind markante Unterschiede festzustellen. Gerade ein gesteigerter Holzbedarf für private und militärische Bereiche müßte sich aber aus dem Kurvenmuster der Baumpollen ablesen lassen. Massive Rodungen in der Wetterau und ihren Randlagen sind dagegen bereits für die gesamte vorrömische Eisenzeit belegt und zeigen in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt keine Steigerung." (Archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Romanisierung in der römischen Civitas Taunensium, 1995).
Bekannt ist, dass die latenezeitliche Saline in Bad Nauheim einen hohen Holzbedarf hatte, was zusätzlich zur Urbarmachung für die intensive landwirtschaftliche Nutzung zur Abholzung um Bad Nauheim führte. Die Versorgung der "Handwerkerstadt" rund um die Saline führte sicher auch zu einer an Überschüssen orientierten Landwirtschaft - auf die die römischen Logistik aufgebauen konnte.
3.Bevölkerung der Wetterau zur Zeitenwende:
Rasbach und Becker vertreten 2007 die These, dass "Im Rhein-Main-Gebiet, der Wetterau und im Lahntal scheint sich die römische Besatzungsmacht gezielt an den Resten der spätlatenzeitlichen Bevölkerung orientiert zu haben, vermutlich, weil dort immer noch die Anknüpfungspunkte städtischer Strukturen und Wirtschaftsformen vorhanden waren." Becker/Rasbach:"Städte in Germanien"in Wiegels, Varusschlacht, Wendepunkt der Geschichte?, 2007
Der Name der späteren Civitas Taunensium gibt keinen Hinweis, um welche Gentes es sich handelte: ein Teil der Ubier, wie Cassius Dio schreibt, dass sie nicht völlig ihr Territorium rechtsrheinisch aufgegeben hätten (54,36,3)?
4. Politische Beziehung zu Rom: Armin Becker stellt die These auf, dass das Rhein - Main - Lahngebiet weiter fortgeschritten pazifiziert und provinzialisiert war, als die Landesteile nördlich.
"Während in Westfalen für das Jahr 9 n. Chr. nur Haltern als fest ausgebauter Stützpunkt belegt ist, ist dies in Hessen für Waldgirmes gesichert. Da jedoch in Höchst,Bad Nauheim, Brechen-Oberbrechen und Wiesbaden die Funde kein vorzeitiges Ende innerhalb des Halternhorizontes nahelegen, ist eine römische Belegung auch dieser Plätze im Jahr 9 n. Chr. nicht auszuschließen, bei Wiesbaden, Höchst und Bad Nauheim erscheint mir dies sogar als wahrscheinlich.
Zudem lässt sich bezweifeln, ob die Wetterau und das Rhein-Main Gebiet von den Ereignissen nach der Varusschlacht überhaupt betroffen waren. Derzeit jedenfalls deuten gerade die Befunde von Waldgirmes darauf hin, dass dieser Raum das Aufmarschgebiet des Germanicus und nicht seine erste Eroberung darstellte."(S. 233/234, Die römische Okkupation des Rhein-Main Gebietes und der Wetterau unter Augustus,in "Über die Alpen und über den Rhein..."Beiträge zu den Anfängen und zum Verlauf der römischen Expansion nach Mitteleuropa, 2015)
https://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-002D-B505-B/9783110354478_AdW37_10_Die römische Okkupation des Rhein-Main Gebietes_Becker.pdf?sequence=1
Kontaktzone Lahn. Studien zum Kulturkontakt zwischen Römern und germanischen Stämmen, Wiesbaden, 2010
Brot für die Salinenarbeiter — das Keltenbrot von Bad Nauheim aus archäobotanischer Sicht. Untersuchung zur latènezeitlichen Ernährung in Bad Nauheim, Wetteraukreis
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Der Artikel hilft wirklich weiter, ich habe das Zitat aber nicht korrekt von dem damaligen Thema in dieses Thema übertragen können. Tut mir leid für das Chaos.