Das schließe ich nicht aus das es irgendwo auf der Welt einen ähnlich Tanz geben könnte
Nicht nur einen... Es gibt wohl mehr Tänze auf der Welt, als Du Dir vorstellen kannst. Und da tauchen immer wieder dieselben Elemente auf: Man macht kleine Schritte, große Schritte, Sprünge, man stellt sich in zwei Reihen auf oder im Kreis, man hält sich an den Händen, man singt dazu oder trommelt dazu...
Nun wenn du dir die tradionellen Tänze dort anschaust wirst du feststellen das jede Region jeder Stamm seine eigene Art zu Tanzen hat
Nicht anders wird es auf den kanarischen Inseln gewesen sein, wahrscheinlich wurde auf jeder Insel anders getanzt. Und nicht nur das: Es wird sogar innerhalb einer Region mehrere verschiedene Tänze gegeben haben.
Ich habe bisher nur diese Beschreibung von Siemens Hernandez,"La Musica en Canarias" auf S.27 ,im Internet gefunden.
Das wäre das hier:
La música en Canarias * Lothar Siemens Hernández - PDF
Hast Du Dir die Seite 27 überhaupt angesehen?
Da wird zwar der Tanz
el canario erwähnt, aber eine Beschreibung wird nicht gegeben.
"Es handelt sich um einen Tanz der Auuforderung und Ablehnung ,in welchem sich zwei Reihen Tänzer und Tänzerinnen gegenüberstehen,sich einander nähern und von einander entfernen..."(Siemens Hernandez,"La Musica en Canarias"S.27)
Das steht da jedenfalls nicht auf S. 27.
Woher hast Du Deine Beschreibung eigentlich wirklich? Vielleicht aus "Nanito und seine Welt"?
Wer waren die Guanchen? Und woher kamen sie?
Beim Tanz standen sich zwei Reihen Tänzer und Tänzerinnen gegenüber, die sich in teilweise schwierigen Sprung- und Stampfschritten auffordernd oder ablehnend einander näherten und entfernten.
Aber eigentlich müsste es nochmehr Quellen geben
Wenn Du den Aufsatz von Siemens Hernandez gelesen hättest, wärst Du auf die Quellen gestoßen.
Unsere früheste Quelle ist Giovanni Boccaccio,
De Canaria et insulis reliquis ultra Ispaniam in occeano noviter repertis, der einen Bericht des Seefahrers Niccoloso de Recco aus dem Jahr 1341 verarbeitet.
Giovanni Boccaccio Opera Omnia
Hier heißt es zur Tanzweise: "fere more gallico tripudiant" - "Sie tanzen nahezu nach französischem Brauch".
Und dann haben wir die - wohl 250 Jahre später entstandene -
Historia de la conquista de las siete islas de Canaria, in der Fassung des Fray Juan de Abréu Galindo (1632). Die Beschreibung des Tanzes bezieht sich
nicht auf die Kanarischen Inseln insgesamt, sondern nur auf die Insel El Hierro. Hier ist auch noch von anderen Merkmalen die Rede, vom Hände halten und von großen Sprüngen:
"bailaban en rueda y en folía yendo los unos contra los otros para delante y tornando para atrás asidos de las manos, dando grandes saltos para arriba juntos y parejos que parecen pegados unos con otros y muchos, y en estos bailes eran sus cantares, cantares, los cuales ni los bailes hasta hoy no los han dejado."
Besonders interessant finde ich den Anfang: "
bailaban en rueda y en folía" - "Sie tanzten im Kreis und in "
folía".
Was mit letzterem gemeint ist, erklärt am besten das zeitgenössiche Wörterbuch
Tesoro de la lengua castellana, o española (1611)
FOLIA, es vna cierta dança Portuguesa, de mucho ruido; porque vltra de ir muchas figuras a pie com sonajas y otros instrumentos, lleuan vnos ganapanes disfraçados sobre sus ombros vnos muchachos vestidos de donzellas, que con las mangas de punta van haziendo tornos, y a vezes bailan. Y también tañen sus sonajas: y es tan grande el ruido, y el son tan apresurado, que parecen estar los vnos y los otros fuera de juyzio: y assi le dieron a la dança el nombre de folia de la palabra Toscana, Folle, que vale vano, loco, sin seso, que tiene la cabeça vana.
Tesoro de la lengua castellana, o española : Covarrubias Orozco, Sebastián de, 1539-1613 : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive
Meine Übersetzung (
@El Quijote möge mich ggf. korrigieren):
FOLIA ist ein gewisser portugiesischer Tanz mit viel Lärm, denn außer dass viele Figuren zu Fuß mit Schellenringen und anderen Instrumenten ausgeführt werden, tragen einige verkleidete Lastträger einige Knaben auf den Schultern, die als Mädchen verkleidet sind und mit ihren langen Ärmeln Drehbewegungen machen und manchmal tanzen. Und sie spielen ebenfalls ihre Schellenringe, und der Lärm ist so groß, und der Klang so hektisch, dass es scheint, als ob die einen wie die anderen außer Verstand sind. Und so hat man dem Tanz den Namen "folia" gegeben, vom toskanischen Wort "folle", das "leer", "verrückt", "hirnlos" bedeutet, d. h. "der leere Kopf".
Der eine Gewährsmann hat also Ähnlichkeiten mit französischen Tänzen festgestellt, der andere eine Ähnlichkeit mit einem portugiesischen Tanz. So viel zum Thema "Ähnlichkeiten von Tänzen im internationalen Vergleich"...