Kinder und Geschichte

Aus eigener Erfahrung als Lehrer kann ich sagen, das viele Schüler Geschichte noch immer mit sturen Auswendiglernen der Jahreszahlen verbinden.
Dabei haben Kinder durchaus ein großes Interesse an Geschichte, besonders an Themen wie Ägypten, Rom oder dem Mittelalter generell. Guter Geschichtsunterricht sollte daher die Schüler immer auch Aktivieren, z.B. indem sie Urkunden erstellen oder, wie bei mir letztens, eine Karte zu Völkerwanderung.

Ein sehr interessante Frage für Kinder ist immer: Wie lebten die Menschen früher. Schafft man es dann noch, die Kinder einige Aspekte der historischen Lebensbedingungen am eigen Leib spüren zu lassen (z.B. bei einer Wanderung auf eine Burg ein Kettenhemd mitnehmen, das die Kinder abwechselnd tragen müsse und so einen Gefühl dafür bekommen, was es bedeutete eine Burg anzugreifen), so ist der Lerngewinn enorm.
 
guten Morgen, TGDa..., da kann ich Dir nur beipflichten !

In einer Freizeit mit Kindern las ich jeden abend am Lagerfeuer aus dem "Rulaman" - und anschliessend diskutierten wir über die Zeit, in der "Rulaman"
(wenn auch nur als Romanfigur) lebte ! Da waren PC-Spiele und Handys plötzlich unwichtig und selbst jew. anderntags "schlüpften" die Kids in ihrer Phantasie in die Rollen der Höhlenkinder und fanden das alles ganz furchtbar spannend.

Und da fragte dann die kleine Lena " wie konnten denn die damals leben ohne Ärzte und ohne Krankenhäuser"? -
Matze wusste prompt die richtige Antwort: "Sie konnten es gar nicht, sie sind ja alle gestorben"!

salu, jeanne
 
Hallo TGDarmstadt,

da habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass es auch noch in der heutigen Zeit Lehrer und da vorallem Geschichtslehrer gibt, die auf das sture Auswendiglernen sehr, sehr großen Wert legen.

Und von wegen selber Nachdenken und sich selber eine Meinung bilden, aber das geht ja nun gar nicht.....

Schöne Träume....
 
Wenn unter 10.000 Lehrer/Innen 100 weniger gute oder gar schlechte darunter wären (sind), so wären dies gerade mal 1%. Eine Quote die nach
menschlichem Ermessen geradezu vernachlässigt werden könnte (wenn man nicht grad bei so einem/r in der Klasse sitzt).
Und dass "das gute alte Dorfschulmeisterlein" inzwischen der Geschichte angehört, das liegt doch wohl daran, dass keine Bauer mehr zu Hause schlachtet .... oder ?
Ach, wie ich doch die "pauschale Lehrerschelte" liebe! ;-(
jeanne
 
In Vorpommern macht sich Unmut breit, dass z.B. Geschichts- oder Geographielehrer an andere Schulen gehen müssen und Nicht-Geographie- oder -Geschichtsfächer lehren. An der eigenen Schule lehren Geographie und Geschichte Nicht-Fachlehrer auf diesem Gebiet und werden nach 2 Jahren automatisch zu Geschichts- und Geographielehrer vom Landesbildungsministerium ernannt.
Es gibt das Sprichwort: alles kommt wieder. So auch die Ausbildungssituation der vorhandenen Lehrer nach 1945.
 
Jaja die Lehrer! Dickes Gehalt, nur den halben Tag arbeiten und 3 Monate im Jahr Ferien. Da frage ich mich nur, weshalb nicht jede, die hier motzt, selbst Lehrerin wurde? Liegt es vielleicht daran, dass der Stress mit den "lieben Kleinen" doch zu groß ist? :ironie:

Aber zurück zum Thema:

Ich halte diese "sture Auswendilernen" nicht grundsätzlich für falsch. Wenn die Schüler kein Grundgerüst der Daten und Zeiten bekommen, werfen sie alles nur durcheinander. Dann wird ganz leicht Karl der Große mit Karl dem fünften vermischt oder gar Hitler zum "Boss der DDR" gemacht. (Alles schon dargewesen!)

Sicherlich, das Verstehen von Zusammenhängen ist wichtiger als die Jahreszahl jeder Schlacht der Napoleonischen Krieger auswendig zu lernen. Aber ganz ohne Grundgerüst klappt es auch nicht! Die Mischung machts.
 
wo Dur Recht hast, hast Du Recht, die "gesunde Mischung" machts :)

Drum hab ich ersteinmal, von Kindebeinen angefangen, alle Geschichtszahlen auswenig gelernt von Null bis inzwischen 2007.
Und jetzt bin ich dabei, diese Zahlen mit Inhalt zu füllen ...... phuuu , das geht aber viel langsamer ;.)

da haben dann die Eselsbrücken schon was für sich - wie " 333 - bei Issos Keilerei" - " 800 - Karl verwundert" ...

hey, das wär doch was - wer weiß noch ein paar solcher "Eselsbrücken" ???

bitte anfügen .... salu, jeanne
 
aber gewiß doch, lieber hurvi,
und den STEIN (Kulturfahrplan) und den (farbigen) PLOETZ benutze ich als Nürnberger Trichter (einen von beiden lege ich mir immer abwechselnd unters Kopfkissen)!
... und statt Schäfchen ( zum Wecke des Einschlafens ) versuche ich die 58 Kriege Karls d. Gr. in der richtigen Reihenfolge aufzuzählen - aber meist wird's da schon in Sachsen langweilig und ich entschlafe ....
bonne nuit, jeanne
 
Hallo TGDarmstadt,

wenn mit "jede, die hier motzt" ich gemeint war, so gebe ich gerne zu, dass ich nie im Leben Lehrerin geworden wäre, egal wie dick das Gehalt auch sein mag und egal wie lange die Ferien dauern würden, dazu fehlt mir einfach die soziale Ader oder die Lust am Leiden ? :pfeif:

Tja, tut es mir jetzt leid, wenn Du Dich von meiner Kritik angegriffen und auf den Fuß getreten fühlst, aber ich habe von meinem Geschichtslehrer gesprochen und von meiner Erfahrung mit Geschichtslehrern, aber er war bestimmt der einzige Lehrer, auf den diese Kritik zutrifft, alle anderen sind natürlich supertolle Lehrer :scheinheilig:

Außerdem habe ich keinen Schaden genommen, denn die hitzigen Wortgefechte mit ihm - meine Mitschüler würden sagen Streit - sind mir heute noch in guter Erinnerung, da konnte ich mich so richtig austoben.
Zudem war ich da bereits erwachsen, vielleicht sollte ich zum besseren Verständnis erklären, dass ich im fortgeschrittenen Alter noch den zweiten Bildungsweg beschritten habe und mir deshalb aus mehreren Perspektiven ein Urteil über Lehrer bilden kann, einmal als junge Schülerin, dann als Mutter von Schülern und zudem noch als erwachsene Schülerin und da gibt es gewaltige Unterschiede....

Dich als Lehrer kann ich natürlich nicht beurteilen, will ich auch gar nicht, aber ich hoffe doch, Du bist ein guter Lehrer.
Bist Du eigentlich Geschichtslehrer - habe ich das vielleicht überlesen ? -

Ach und noch gleich eine Beichte, aber das ist vielleicht etwas OT -
auch ich gehöre zu denen, die als (junge) Schülerin Karl den Großen und Karl V. verwechselt haben. Ich dachte, Karl V und Karl der Große müßten identisch sein, denn für mich war Karl V. der Größte, weil doch in seinem Reich die Sonne nie unterging.
Erst später, als ich mich mehr für Geschichte interessierte, wurde mir der kleine Unterschied klar, dass zwischen den beiden Karl's zumindest 700 Jahre liegen, nämlich Karl der Große im 8. Jahrhundert lebte und Karl V. von Habsburg im November 1500 geboren wurde und zwischenzeitlich weiß ich sogar noch viel mehr über die beiden.
Aber als Schüler ist das alles nicht so einfach.

Ich hoffe, Du verzeihst mir meine schlechte Meinung über Lehrer, vielleicht kannst Du mich ja zu einer positiven Sicht bekehren.

@Liebe Jeanne, der Spruch "333 - bei Issos Keilerei" ist zwar toll und auch ich kenne ihn, aber wichtig ist doch eigentlich, wer warum wieso die Schlacht eigentlich gewonnen hat, oder nicht

Schönen Abend noch....
 
Hallo Josephine,

klar, ich verzeihe dir. Ich bin nicht nachtragend (wäre auch eine tödliche Eigenschaft als Lehrer!) Es klang nur wieder nach "Alle Lehrer sind faule Säcke!", wie es unser Ex-Bundeskanzler einst formulierte.

Klar, solche Negativbeispiele unter den Lehrern gibt es heute leider noch immer. Aber gerade wir jüngere Kollegen bemühen uns natürlich um einen interessanten Unterricht, der die Schüler aktiviert und motiviert. Wie gesagt, es gibt Stunden, in denen ich mit meinen Schülern eine Zeitleiste der Ereignisse erstelle und es gibt auch Stunden, in denen die Schüler z.B. an Wandplakaten zur römischen Gesellschaft basteln. Die Mischung macht es eben.

Ich unterrichte Geschichte und Mathematik an einem hessischen Gymnasium. Daher auch das große Interesse an Geschichte (oder besser gesagt: Durch mein großes Interesse an Geschichte bin ich Geschichtslehrer geworden. :p)

Die wirklich interessante Frage zur Schlacht von Issos ist auch nicht: "Wann hat sie stattgefunden?", sondern "Was waren die Auswirkungen?" Dabei ist der Feldzug Alexanders eigentlich ein sehr dankbares Thema, da es spannend ist (besonders für die Jungs), aber auch die Mädchen ansprechen kann (kulturelles Zusammentreffen von Griechen und Orientalen.) Eine schöne Aufgabe, die ich dann gerne an die Schüler stelle ist:
Versetzt euch in die Rolle eines griechischen Soldaten/einer Perserin oder eines Persers und beschreibt, wie sich euer Leben durch die Eroberungen Alexanders verändert haben. Diesen Rollenwechsel halte ich für sehr wichtig, um die Zeit zu verstehen, die wir im Unterricht behandeln.
 
ganz gewiß, liebe josphine, sind für mich solche Zahlen und die ihnen eigenen "Brücken" keine leeren Phrasen; sie gehören zum Standard der Allgemeinbildung.
Wenn Du jedoch s
Spezielles darüber lesen willst, dann wirst Du sicherlich in der Sparte Altertum einiges darüber nachlesen und ggf. erfragen können.

Die Jahreszahlen sind meist gar nicht so schwer zu merken, wenn man sich die zu den Ereignissen gehörigen Epochen gemerkt hat. Und die wiederum sind aufgrund der Geschehnisse meist so zusammenhängend, dass man sie sich auch relativ leicht merken kann.
Aber, wie bei so vielem, wen's nicht interessiert, der hat keinen Zugang und dann auch kein Gedächtnis dazu.
Und drum gibt's ja ausser Geschichte noch soooo viel anderes, das auch seinen Sinn macht.

guten Schlaf, jeanne
 
uuuups - TGDa - da muß ich nun doch noch was zufügen:
Nenne nie AdGr einen Griechen, wenn Du in deiner multikulturellen Schülergemeinschaft auch nur einen Cousin von einem Macedonier sitzen hast ..... :)
ich hab mir's für alle Zeiten gemerkt, wie auch, daß die Ptolomäer keine Ägypter waren - zu denen darf man Griechen sagen - wie auch zu dem Byzantinern - aber natürlich nur zu den richtigen, wie z.B. der Theophanu ...
Ich findes es toll, wenn die jungen Emigranten so auf diejenigen Dinge achten, die man ihnen als wichtiges Gut ihrer Kultur vermittelt hat!

salu, jeanne
 
@Jeanne

Oh ja, das kann ich mir gut vorstellen! Es zeigt natürlich, welche große Bedeutung Alexander für das kulturelle Selbstverständnis der Macedonen hat. Andererseits muß man auch aufpassen: Wenn Alexander von den heutigen Macedonen zum tadellosen Helden überzeichnet wird, kann es schwer werden, auch die "dunklen" Seiten Alexanders sinnvoll zu vermitteln (z.B. die Massaker an den griechischen Söldnern im Dienste der Perser nach der Schlacht am Granikos oder nach der Einnahme von Tyros).
 
uuuups - TGDa - da muß ich nun doch noch was zufügen:
Nenne nie AdGr einen Griechen, wenn Du in deiner multikulturellen Schülergemeinschaft auch nur einen Cousin von einem Macedonier sitzen hast ..... :)


Am schlimmsten ist es, wenn Du das auch noch mit Fakten untermauerst, indem Du z. B. belegst, daß das damalige Makedonische ein griechischer (genauer: dorischer) Dialekt war, oder daß sich Alexander der Große selbst als Grieche gesehen hat. Fakten pflegen in solchen Fällen heftige allergische Reaktionen auszulösen.
 
Richtig.
Das Verhältnis zu den Griechen jetzt und Alexander musste ich auch erst lernen als ich in Griechenland war, da hat mir meine Schulweisheit nicht weitergeholfen.
Nachdem das geklärt war, war alles in Ordnung. Aber sowas ist wichtig.
 
Ich denke, was den Geschichtsunterricht nicht nur in Deutschland sondern im gesamten Europa anlangt, wäre es sinnvoll, wenn sich "Brüssel" mal Gedanken machen könnte, wie man Geschichtsinhalte "neu" vermitteln sollte um a u c h dem Gedanken der Integration der Mitgranten förderlich zu sein.
Wenn junge Menschen geradezu "Idolen" begegnen, wie einem Karl dem Großen, Karl Martell dem "Retter Europas vor dem Islam", Barbarossa und dann gar dem Begriff des "Hl. Röm. Reichs Deutscher Nation", muss man sich dann wundern, wenn sie (vor allem wenn es ihnen an vergleichbaren Größen in der Geschichte ihrer Heimat fehlt) plötzlich und "vermeintlich zusammenhanglos" einwerfen, man solle aber nicht vergessen, dass Deutschland "haben gemacht die großen Weltkriege und Hitler haben umgebracht Millionen von alle Völker".
Das "Kräftemessen" auch mit großen Figuren der jeweils "heimatlichen" Geschichte und der Religion beginnt bei den männl. Kindern schon erstaunlich früh!
Ich musste mal in einem Seminar fragen: "wie antworte ich einem jg. Spanier, der mit tiefer Überzeugung die "Moriscos" für die größten Feinde
seiner Heimat hält!" ( er wusste aber nicht, ob er damit die "Mauren" oder die "Marokkaner" meinte). Nun, da sei eben viel "Eigeninitiative" gefordert
(meinte d. Seminarleiter) ...
aha, also damit ist ja nun weiterer Füllstoff gegeben, für die 5 freien Nachmittage wöchentlich und die drei Monate unterrichtsfreier Zeit :)))

salu, jeanne
 
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