Kohle, Koks und Öl in Antike und Mittelalter

Dieses Thema im Forum "Technikgeschichte" wurde erstellt von Gegenkaiser, 17. November 2008.

  1. Rurik

    Rurik Aktives Mitglied

    Ich habe mal was von dem 1494 in Glauchau geborenen Agricola gelesen, der sich neben seiner ärztlichen Betätigung auch mit dem Bergbau und Hüttenwesen beschäftigte. Er beschreibt die Verwendung von Kohle. Damals haben die Leute mehr oder weniger beim Graben Braunkohle gefunden und in den häuslichen Herden und Öfen verwendet. Das geschah aber weniger systematisch.
    Da Agricola durch seine ärztliche Tätigkeit auch oft mit Bergleuten in Kontakt kam und sich mit deren Beruf beschäftige, erfuhr er auch von Steinkohle, die hier und da, eher nebenbei, gefördert wurde.
    Holzkohle besitz jedoch einen sehr hohen Heizwert, an den erst andere Kohlearten herankommen, wenn sie weiterverarbeitet werden. Bei dem damaligen Kohlebedarf in Schmieden und der Verhüttung reichte die Holzkohle vollkommen aus. Es bestand kein Bedarf, nach Kohle extra zu graben. Der Arbeitsaufwand war zu hoch.
     
  2. florian17160

    florian17160 unvergessen

    Das ist das richtige Stichwort. Nur mit Holzkohle erreichte man den nötigen Schmelzpungt von über 1000 Grad bei Kupfer.
    Zum Heizen hat man Holz benutzt.
    Technisch musste man sich was anderes einfallen lassen.

    Um zum Öl zu kommen. es gab sehr viele Oberflächenvorkommen, die aber bestenfalls als Fackelhilfe erkannt wurden.
     
  3. balticbirdy

    balticbirdy Ehemaliges Mitglied

    Noch heute gibt es in Wales Leute, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Steinkohle sackweise aus dem Spülsaum zu sammeln("Meerkohle"). Dort gibt es Kohleschichten, die teilweise den Meeresgrund ausmachen. Wie @El schon sagte, durch geologische Prozesse wie Auffaltung gelangten auch sehr alte Schichten mit Kohleflözen an die Oberfläche. Diese sind natürlich schon lange abgebaut. Die Verkokung erfand man erst im 18.Jahrhundert, bei Braunkohle in industriellen Maßstab sogar erst nach dem Krieg. Der Heizwert von Braunkohle ist übrigens meist noch mieser als der von Torf oder Holz.
     
  4. Sascha66

    Sascha66 Neues Mitglied

    Für alle die keine Lust haben den von silesia verlinkten Text komplett zu lesen - auf Seite 15/16 ist im Zusammenhang mit der Herstellung von Koks für die Metallgewinnung (Kupfer) die Rede vom 16. Jh.
     
  5. balticbirdy

    balticbirdy Ehemaliges Mitglied

    Tante Wiki schreibt die Erfindung sehr konkret fest:

    In @Silesias Link steht aber auch, dass die Verkokung als Verfahren nach dem Ende des 16. Jh. wieder "vergessen" wurde.
     
    Zuletzt bearbeitet: 17. November 2008
  6. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    Schon klar, ich habe mich aber auf die TZ 14+15 und Steinkohlenfunde aus dem römischen Novaesium bezogen (Karrenberg, Gutachten über Steinkohlenfunde, Kopie deutsches Bergbaumuseum Bochum, und die Spekulation über die Verwendung). Deshalb Hinweis auf Seite 9 bei Bartels.
     
  7. Sascha66

    Sascha66 Neues Mitglied

    Es ging mir nicht um den Beginn der industriellen Verkokung, sondern die "Erfindung/Entdeckung" an sich. Wäre ja nicht das erste mal das eine Sache mehrfach erfunden wurde.
    Ich kann mich dunkel daran erinnern, dies auch schon in einer Vorlesung während meines Studiums in Freiberg gehört zu haben.
    Ist aber schon 18 Jahre her.
    Aber das gerät jetzt OT, da es ja hier eigentlich um die Antike geht.
     
  8. Hulda

    Hulda Gast

    Genau. Im südlichen Ruhrgebiet wurde zunächst in Pingen und Pütten abgebaut... bis zur Erfindung der Dampfmaschine stellte das Grundwasser eine nicht zu überbrückende Grenze des Abbaus dar.

    Der Kohleabbau im Ruhrgebiet ist vor allem wegen der komplizierten Tektonik sehr teuer. Die Flöze sind teilweise stark geneigt und verspringen. Das verteuert den Abbau in größerem Maße als die Tiefe, da Walzenschrämlader kaum eingesetzt werden könnten, und selbst wenn sie stellenweise eingesetzt werden könnten, sie ständig versetzt werden müssten. Mit der Spitzhacke und dem Pressluftbohrer wären vermutlich keine rentablen Fördermengen mehr zu erzielen...
    Aus diesem Grunde verbleibt die noch nicht abgebaute Kohle im südlichen Ruhrgebiet unter Tage, und der Abbau in ca 1000 m Tiefe im nördlichen Ruhrgebiet wird wegen der weniger verspringenden Flöze bevorzugt. So erklärt sich die stetige Nordwanderung des Ruhrgebietsbergbaus.

    Die Qualität der Ruhrgebietskohle zählt zu den besten der Welt.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 17. November 2008
  9. Repo

    Repo Neues Mitglied

    nachgewiesen ist der Kohlebergbau ab dem 9. Jahrhundert in England.

    Kohle wird in Kokereien in Koks umgewandelt, ein Verfahren das seit dem Ende des 18. Jahrhunderts angewandt wird.

    Bergbau, insbesondere Erze und Steinsalz (Hallein), wird schon sehr viel länger betrieben, wobei verschiedene Technologien zur Wasserhaltung schon in der Antike entwickelt wurden.


    Habe ich die Beiträge zuvor nicht richtig gelesen, sorry.
    Holzkohle ist der "Roh"-Steinkohle im Heizwert überlegen, die nötigen höheren Temperaturen beispielsweise für den Eisenguss benötigten zusätzlichen Sauerstoff, Blasebalg beim Schmied. Was zuerst mal ein Energieproblem war, der Blasebalg will getreten werden.
     
    Zuletzt bearbeitet: 18. November 2008
  10. Gegenkaiser

    Gegenkaiser Gesperrt

    Die Nutzung von Kohle war schon den Roemern bekannt, blieb allerdings auf die Reichsgebiete mit oberflaechennahen Vorkommen beschraenkt, sprich Britannien und das noerdliche Gallien:

    Ich frage mich, ob die Roemer auch schon die Verkoksung in Britannien betrieben haben. Kann man das archaeologisch nachweisen?
     
  11. Secundus

    Secundus Aktives Mitglied

    Aus der Sekundärliteratur kenne ich die Erwähnung von Steinkohlefunden im römischen Lager in Neuss.
    Diese Kohle kann eigentlich nur aus dem (späteren) Aachener Revier kommen, höchstwahrscheinlich Eschweiler.
    Auch dort trat früher die Steinkohle an die Oberfläche.
     
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  12. Gegenkaiser

    Gegenkaiser Gesperrt

    Das heißt, man müßte noch zwischen dem Sammeln/Auflesen und dem Abbau von Kohle unterscheiden?
     
  13. Repo

    Repo Neues Mitglied


    Das Problem ist, dass sich in dem Bereich archäologisch sehr wenig nachweisen lässt, wurde ja verzündelt.

    Nein, Spass beiseite, beispielsweise bei der Erzschmelze, immer wenn ein verbessertes Verfahren entwickelt wurde, haben die zuerstmal die Abraumhalden der Vergangenheit "verhüttet" war bequemer.
    Was die Möglichkeiten der Archäologie natürlich erheblich einschränkt.
     
  14. Secundus

    Secundus Aktives Mitglied

    Nein, ich meinte schon oberflächennahen Abbau.
    Für das Mittelalter und die frühe Neuzeit ist an den Hängen des Wurmtales (nördlich von Aachen) und am Eschweiler Kohlberg die Entwicklung vom Tagebau zum untertägigen Abbau zu verfolgen.
    Zuerst hat man an Stellen wo die Kohle sichtbar ist im Tagebau alles abgegraben. Erst dann ging man dazu über von den Hängen aus Stollen in den Berg zu treiben.
     
  15. Gegenkaiser

    Gegenkaiser Gesperrt

    Stand der Diskussion: Kohle wurde in der Antike als Brennstoff (oberflächennah) abgebaut, aber die Verwendung von Koks und Öl war unbekannt

    Wenn auch nicht mehr in der Antike angesiedelt, habe ich aber zumindest einen Beleg für den Gebrauch von Koks vor der Industriellen Revolution gefunden:

    Gibt es noch weitere Hinweise auf vorindustrielle Nutzung von Kohle, Koks oder Öl?
     
  16. Apvar

    Apvar Premiummitglied

    Hallo Florian

    Welche Epoche sprichst Du da an?

    Erdöl wurde schon in der Antike in Arabien gefunden und glaube gelesen zu haben, das es in Lampen verwendet wurde. Die meisten antiken Öllampen in unserer Gegend werden wohl mit Pflanzenöl (Olive) betrieben worden sein. Wurde in der Antike eigentlich auch andere Pflanzen zur Ölgewinnung angebaut?

    Apvar
     

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