Kohlhaas - RAF

Balduin

Gesperrt
Vor einiger Zeit gab es eine Abituraufgabe im Fach Deutsch - man sollte Michael Kohlhaas und die Rote Armee Fraktion vergleichen.
Vielleicht wird das eine nette Diskussion, ist keine Hausaufgabe :D
 
Meiner Meinung nach gibt es da recht wenig, wenn überhaupt etwas zu vergleichen. Kohlhaas kämpfte für sein ganz persönliches Recht, die RAF wollte die Welt, insbesondere die BRD, gewaltsam mit ihrer Ideologie "beglücken". Eines haben sie allerdings gemeinsam, am Ende waren sie Verlierer, weil sie doch recht stark neben der Spur liefen.
 
Meiner Meinung nach gibt es da recht wenig, wenn überhaupt etwas zu vergleichen. Kohlhaas kämpfte für sein ganz persönliches Recht, die RAF wollte die Welt, insbesondere die BRD, gewaltsam mit ihrer Ideologie "beglücken". Eines haben sie allerdings gemeinsam, am Ende waren sie Verlierer, weil sie doch recht stark neben der Spur liefen.

Kohlhaas kämpfte nicht nur für sein Recht. In einem seiner Kohlhaas'schen Mandate spricht er davon eine neue Ordung in die Welt zu bringen - das wird zwar innerhalb einer gewissen Hybris geschrieben, ist dennoch von Bedeutung, vor allem in einem Vergleich mit der RAF gewinnt es an Bedeutung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kohlhaas kämpfte nicht nur für sein Recht. In einem seiner Kohlhaas'schen Mandate spricht er davon eine neue Ordung in die Welt zu bringen
Na ja, ich weiß nicht, es war doch eher ein Rachefeldzug der eskalierte und Ausmaße annahm, die Kohlhaas vorher nicht einmal ahnen konnte. Das dies dann eine Eigendynamik übernimmt und er dann auch nach Entschuldigungen für sein überzogenes Handeln suchte, ist verständlich. Wer bemäntelt seine persönlichen Interessen nicht gerne mit dem Kampf für allgemeine Gerechtigkeit. Damals, wo vieles im Argen lag, war das wohl auch nicht schwer.
Die RAF war ja eher eine Organisation intellektuell abgehobener Revoluzer. Die hatten da etwas in ihren Köpfen konstruiert, was in einem Land, in dem es gerade wirtschaftlich gut läuft, nicht funktioniert. Der RAF ging es wohl auch weniger um Gerechtigkeit sondern um das gnadenlose Durchbomben einer weltfremden Ideologie.
 
Hallo,

Na ja, ich weiß nicht, es war doch eher ein Rachefeldzug der eskalierte und Ausmaße annahm, die Kohlhaas vorher nicht einmal ahnen konnte. Das dies dann eine Eigendynamik übernimmt und er dann auch nach Entschuldigungen für sein überzogenes Handeln suchte, ist verständlich.

Man kann sagen, dass der Rachefeldzug eskalierte und eine Größe annahm, die Kohlhaas nie hätte berechnen können. Dennoch muss ich dir in der Hinsicht widersprechen, dass Kohlhaas Entschuldigungen für sein "überzogenes" Handeln suchte.
Die Kohlhaas'schen Mandate dienten dem Zweck, die Bevölkerung zum Protest gegen die Ungerechtigkeit der herrschenden aufzurufen. Das ist in dieser Hinsicht Revolution - die von mir genannte "neue" und vor allem "gerechte" Weltordnung tat er in einem Höhepunkt seiner "Macht" kund.
Man kann jetzt einen Vergleich zur RAF herziehen, dass auch sie für eine, in ihren Augen, gerechtere Weltordnung kämpften.
Auch möchte ich zu bedenken geben, dass in den Augen der RAF-Terroristen die Bundesrepublik ein Polizeistaat sei und dementsprechend auch ihnen Ungerechtigkeit widerfahre. Beide, Kohlhaas wie auch RAF, wollten diese Ungerechtigkeit beseitigen - ich denke, dass man in gewisser Weise Parallelen ziehen kann.

Wer bemäntelt seine persönlichen Interessen nicht gerne mit dem Kampf für allgemeine Gerechtigkeit. Damals, wo vieles im Argen lag, war das wohl auch nicht schwer.

Das wohl wahr - Kohlhaas, als "Novellen"-Figur ist in einer Tugend ausschweifend, dem Rechtgefühl. Zu Beginn der Novelle wird diese Tugend hervorgehoben. Dass er seine persönlichen Interessen unter "allgemeiner Gerechtigkeit" bemäntelt, ist insofern nicht richtig. Denn Kohlhaas kämpfte für seine Gerechtkeit, jedoch weitete er diese im Laufe seines Feldzuges aus.

Die RAF war ja eher eine Organisation intellektuell abgehobener Revoluzer. Die hatten da etwas in ihren Köpfen konstruiert, was in einem Land, in dem es gerade wirtschaftlich gut läuft, nicht funktioniert. Der RAF ging es wohl auch weniger um Gerechtigkeit sondern um das gnadenlose Durchbomben einer weltfremden Ideologie.

Ich möchte nicht in eine andere Diskussion abgleiten (Wir hatten bereits RAF - Terroristen oder Revolutionäre), doch, wie bereits oben genannt, muss man beachten, dass es in den Augen der RAF-Terroristen sehr wohl Ungerechtigkeit gab. Im aktuellen RAF-Film werden in schneller Abfolge solche Ungerechtigkeiten genannt: Vietnam, Schah...
Dass sich eine Gruppe aus dem 68er Protest radikalisierte und ihre Überzeugung von Gerechtigkeit durchsetzen wollte, lässt ebenso einen Vergleich mit Michael Kohlhaas zu.
Denn Kohlhaas meinte alle legalen Mittel ausgeschöpft und dass er auf diese Weise nichts erreichen könne. Ähnliches lässt sich bei der RAF ableiten, denn sie sahen nur in der Radikalisierung eine Möglichkeit ihre Vorstellungen umsetzen zu können.

Das dies dann eine Eigendynamik übernimmt und er dann auch nach Entschuldigungen für sein überzogenes Handeln suchte

Noch einmal hierzu: Kohlhaas offenbart in keiner Stelle seines Feldzugs seine Gefühle. Erst als er im Gespräch mit Martin Luther ist, öffnet er sich. Dort gibt er auch zu, dass der Feldzug eventuell die falsche Möglichkeit war und dass er vielleicht doch alles auf sich ruhen hätte lassen...
 
Eine Parallele zwischen beiden Fällen ist, dass sowohl Kohlhaas als auch die RAF mit Gewalt gegen obrigkeitliche bzw. staatliche Ungerechtigkeit aufbegehrten.

Bei Hans Kohlhase gab allerdings ein persönliches Problem mit der Obrigkeit den Ausschlag (der missglückte Pferdehandel), der zweifellos eine Ungerechtigkeit darstellte, ihn aber in erster Linie persönlich betraf. Erst in der Folge stellte er seinen Kampf in den Dienst der Allgemeinheit.

Bei der RAF gab die unerbittliche Reaktion des Staates auf die Studentenproteste und die eskalierende Situation in Vietnam den Ausschlag. Man machte also in diesem Fall ein kollktives Problem zu einem Persönlichen (auf die Gruppe bezogen). Im Prinzip haben wir es mit demselben Phänomen in verschiedene Richtungen zu tun.
 
Welche Figur sollte man denn vergleichen? Den historischen Kohlhaas aus dem 16. Jahrhundert oder die literarische Figur Heinrich von Kleists?

Kleist nahm die historische Figur als Vorbild für seine Novelle, authentisch ist die Novelle aber nicht.
 
Welche Figur sollte man denn vergleichen? Den historischen Kohlhaas aus dem 16. Jahrhundert oder die literarische Figur Heinrich von Kleists?

Kleist nahm die historische Figur als Vorbild für seine Novelle, authentisch ist die Novelle aber nicht.

Hallo ursi,
Ich beziehe mich auf die literarische Figur aus der Novelle "Michael Kohlhaas" von Kleist - ich denke ein Vergleich fällt dadurch auch leichter.
 
Die Handlungsweise des historischen Kohlhaas ist für mich durchaus nachvollziehbar und mein Gerechtigkeitssinn ist auf seiner Seite. Im Grunde ging es bei ihm aber nur um materielle Werte.
Bei der RAF ging es im Groben nur um Ideologie. Es waren kleinliche Besserwisser und Rechthaber. Sie waren nachweislich überdurchschnittlich intelligent, jedoch andererseits sehr beschränkt.
Ich sehe zwischen beiden große Unterschiede. Schon deshalb, wenn man sich vorstellt, was wäre, wenn beide ihre Ziele erreicht hätten. Kohlhaas wäre nach Hause gegangen und hätte weiter seine Geschäfte verfolgt. Die RAF hätte jedem das Hirn aus dem Schädel geblasen, der nicht in ihr Konzept passt. Das so lange, bis keiner mehr da ist, dem man das Lebenslichtlein auspusten kann...
 
Deine Darstellung der RAF ist sehr vereinfachend ausgedrückt und nicht wirklich korrekt.
Ja gut, ich wollte da auch nicht ins Detail gehen, allerdings stellt sich mir die RAF von außen als ein solch grober Haufen dar.
Kohlhaas hatte wenigstens ein klares Ziel. Er wollte sein Recht und nicht hinter einem Adeligen stehen. Die RAF bombte und mordete für etwas, das gar nicht weit genug weg sein konnte, wie Vietnam, Weltrevolution und was weiß ich. Nichts also womit jemand etwas anfangen konnte, wenn er nicht gerade der Linken angehörte.
 
Deine Darstellung der RAF ist sehr vereinfachend ausgedrückt und nicht wirklich korrekt.

Die Anschläge der Baader-Meinhof-Bande der ersten Generation richteten sich vor allem gegen Militäreinrichtungen der Amerikaner (Anti-Imperialistischer Kampf) und zielten auf Beschaffung von Kapital durch Banküberfälle ab (Dreierschlag). Auf "Zivilopfer" sollte möglichst verzichtet werden, Anschläge gegen die amerikanischen Einrichtungen zielten darauf ab, Sympathien des Volkes zu gewinnen. Dies gelang auch, vor allem in der linken Szene.

Mein lieber Balduin,

wenn Du mal in einem Haus warst, in welchem eine Bombendrohung der Baader-Meinhof-Bande einging, dann gehen mir diese hehren Ziel am Allerwertestens vorbei, denn dieser Anschlag richtet sich ganz konkret gegen mein Leben und wer sind diese Leute, die sich einbilden, Herr über Leben und Tod spielen zu dürfen.

Gruß........
 
Mein lieber Balduin,

wenn Du mal in einem Haus warst, in welchem eine Bombendrohung der Baader-Meinhof-Bande einging, dann gehen mir diese hehren Ziel am Allerwertestens vorbei, denn dieser Anschlag richtet sich ganz konkret gegen mein Leben und wer sind diese Leute, die sich einbilden, Herr über Leben und Tod spielen zu dürfen.

Gruß........

Ich stimme dir hier zu und möchte keinesfalls irgendwelche Rechtfertigungen vortragen, ebenso wie ich das in meinem vorhergenden Beitrag getan habe. Ich wollte lediglich darauf aufmerksam machen, dass die RAF keinen Kampf gegen die Zivilbevölkerung führte.
Dass es Opfer gab und diese oftmals einfach "vergessen" werden, ist leider Gottes Wirklichkeit. Beispielsweise der aktuelle RAF Film sieht sich dieser Kritik ausgesetzt. Dass die RAF tatsächlich ihre hehren Ziele über alles setzten und Opfer darin total ausblendeten, zeigt die Auflösungserklärung einer "wirkungslosen" RAF. Darin werden die im Kampf gestorbenen Mitglieder der RAF aufgeführt, jedoch kein einziges Opfer des Terrors der RAF.
 
Ich stimme dir hier zu und möchte keinesfalls irgendwelche Rechtfertigungen vortragen, ebenso wie ich das in meinem vorhergenden Beitrag getan habe. Ich wollte lediglich darauf aufmerksam machen, dass die RAF keinen Kampf gegen die Zivilbevölkerung führte.
Dass es Opfer gab und diese oftmals einfach "vergessen" werden, ist leider Gottes Wirklichkeit. Beispielsweise der aktuelle RAF Film sieht sich dieser Kritik ausgesetzt. Dass die RAF tatsächlich ihre hehren Ziele über alles setzten und Opfer darin total ausblendeten, zeigt die Auflösungserklärung einer "wirkungslosen" RAF. Darin werden die im Kampf gestorbenen Mitglieder der RAF aufgeführt, jedoch kein einziges Opfer des Terrors der RAF.


Lieber Balduin,

das mit den "hehren Zielen" war ironisch gemeint und war es nicht so, dass sie sich auflösten, weil sie bemerkten, dass ihr Kampf völlig aussichtslos und daneben war und weil die Damen und Herren nun auch in die Jahre gekommen sind und lieber ein ruhiges, beschauliches Leben führen wollen, siehe Frau Mohnhaupt zum Beispiel.

......und sie bis heute kein einziges ihrer Opfer bedauern, finde ich hochgradig bedenklich, es zeigt doch nur ihre Ignoranz gegenüber den Menschen.

Gruß....

Gruß.
 
Lieber Balduin,

das mit den "hehren Zielen" war ironisch gemeint und war es nicht so, dass sie sich auflösten, weil sie bemerkten, dass ihr Kampf völlig aussichtslos und daneben war und weil die Damen und Herren nun auch in die Jahre gekommen sind und lieber ein ruhiges, beschauliches Leben führen wollen, siehe Frau Mohnhaupt zum Beispiel.

Mehrere RAF Mitglieder konnten mit Hilfe der StaSi in die DDR "immigrieren" - dort führten sie dann dieses "beschauliche" Leben, nach der Wende flog das ganze jedoch auf.
"Dass ihr Kampf aussichtlos" war ist richtig ausgedrückt, genau dies wird auch in der Erklärung formuliert:

Wir sind froh, Teil dieses Versuchs gewesen zu sein. Das Ende dieses Projekts zeigt, daß wir auf diesem Weg nicht durchkommen konnten. Aber es spricht nicht gegen die Notwendigkeit und Legitimation der Revolte. Die RAF ist unsere Entscheidung gewesen, uns auf die Seite derer zu stellen, die überall auf der Welt gegen Herrschaft und für Befreiung kämpfen. Für uns ist diese Entscheidung richtig gewesen.
Quelle: http://www.rafinfo.de/archiv/raf/raf-20-4-98.php


......und sie bis heute kein einziges ihrer Opfer bedauern, finde ich hochgradig bedenklich, es zeigt doch nur ihre Ignoranz gegenüber den Menschen.
Kann man nur zustimmen :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Mehrere RAF Mitglieder konnten mit Hilfe der StaSi in die DDR "immigrieren" - dort führten sie dann dieses "beschauliche" Leben, nach der Wende flog das ganze jedoch auf.


Ja, und die anderen wurden im Libanon versteckt und ausgebildet, schlimm genug, aber diese sogenannte Erklärung ist genauso ein Geschwafel wie alle ihre Erklärungen vorher und treibt mir die Zornesröte ins Gesicht.


Gruß.........
 
Denkt ihr bitte daran, daß politische Standortbekundungen im Geschichtsforum nicht stattfinden.

Inwieweit es angebracht ist, auf einer so emotional geprägten Ebene zu diskutieren, ist eine andere Frage; ich sehe jedenfalls erhebliche Nachteile, das Thema so anzugehen.
 
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