Ashigaru schrieb:
@ Arne: möchte noch hinzufügen, dass aber auch der Führungsstil der Gouverneure wohl eine nicht unerhebliche Rolle auf das Verhalten der Stämme spielte. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an Leutwein, der ja sehr gute Kontakte zu den Herero und insbesondere deren Häuptling Samuel Maharero knüpfte, und dessen Abberufung und Ersetzung als Kommandeur der Schutztruppe durch Trotha, die eine große Rolle bei der Verschärfung des Konfliktes 1904 gespielt haben dürfte.
Ich hatte Neulings Frage jetzt eher auf die Zeit vor dem Aufstand verstanden, aber du hast natürlich völlig Recht, denn "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.."
Die Herero hatten in der von dir angesprochenen Phase allerdings kaum noch Optionen offen. Leutwein, der Mann von Verhandlungen, wurde im Mai 1904 als Kommandeur der Schutztruppe DSWA durch von Trotha ersetzt, der für die harte Linie stand, die mehr oder weniger offen von der Bevölkerung in DSWA und Deutschland gefordert wurde. Zunächst noch Gouverneur mußte sich Leutwein die weitere Kriegführung ansehen, bis er sich mit von Trotha immer mehr überwarf und im November 1904 als Zivilgouverneur um Beurlaubung bat, also zurücktrat. Ausgerechnet sein Gegenspieler von Trotha wurde vorrübergehend (stellvertretender) Gouverneur bis von Lindequist nach einem Jahr als Nachfolger eingesetzt wurde.
Es führt weit von der eigentlichen Frage weg, aber hier eine Charakterisierung von Trothas, von Major von Estorff:
"Er war ein schlechter Staatsmann, wie er als Führer im Kriiege nicht ausreichte und dazu ein unedler, selbstsüchtiger und kaltherziger Mensch. Wissmann, der ihn von Ostafrika her kannte, hatte sich seiner Ernennung widersetzt, aber ward nicht gehört. Er hatte das vernichtende Urteil über ihn: ein schlechter Führer, ein schlechter Afrikaner und schlechter Kamerad! General von Trotha war aber eine schöne, stattliche Soldatenerscheinung und machte durch sein selbstbewußtes Auftreten den Eindruck, daß er viel könne. Er war jedoch ein Mensch der Oberflächlichekit und des Scheins."
Wohlgemerkt, so hat ihn damals ein altgedienter, erfahrener Schutztruppenmajor beschrieben, kein heutiger Pazifist...
So ist es nicht weiter erstaunlich, wenn man liest, was er auf die energischen Proteste Leutweins gegen sein Vorgehen im Hererokrieg geantwortet hat: "Ihre Darlegungen haben mich sehr interessiert, aber Sie müssen schon gestatten, daß ich den Feldzug nach eigenem Ermessen führe."
Ein guter militärischer Führer hätte sich wohl die Ratschläge eines Mannes mehr zu Herzen genommen, der nicht nur selbst Offizier ist, sondern das Land und sogar den Gegner persönlich seit Jahren kennt.