Nur kurz ein paar Gedanken/Stichpunkte dazu:
China hatte weniger Bodenschätze als etwa Afrika oder Indien, war militärisch stärker, eher als eine „Einheit“ zu betrachten, ein sehr bevölkerungsreiches Land, das folglich schwieriger zu kontrollieren war. Außerdem lief der Handel nach den Opiumkriegen auch „so“, man musste das Hinterland (außer relevanten Stützpunkten an der Küste) nicht kolonialisieren
Hierzu eine Anmerkung:
1.
Über den Bestand von Bodenschätzen in Afrika gab es vor der Kolonialisierung und Erschließung dieser Gebiete eigentlich keine realistischen Vorstellungen. Das Landesinnere des afrikanischen Kontinents, ist in weiten Teilen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts mehr oder minder Terra Incognita.
Mit den größeren Afrika-Expeditionen, eines Stanley, eines Brazza oder eines Livingstone, wurden dann ab den 1860er Jahren allmählich die geographischen Gegebenheiten bekannt, von einer großangelegten wirtschaftlichen Exploration konnte hier aber noch keine Rede sein.
Hätte man zu diesem zeitpunkt genaue Vorstellungen gehabt, hätten die Europäer vermutlich von einem Großteil der Gebiete, die man da kolonisierte, zunächst mal die Finger gelassen, die verursachten in Teilen nämlich laufende Defizite.
2.
Indien war für die Europäer nie wegen seiner Bodenschätze interessant. Indien war zum einen ein logischer Stützpunkt auf dem Weg nach China und Japan. Das Problem mit China und Japan war handelstechnisch vor allen Dingen, dass sie an den europäischen Handelsgütern bis weit in das 19. jahrhundert hinein herzlich wenig Interesse hatten. Somit konnten Tee, Seide und Porzellan lange zeit fast ausschließlich im Austausch gegen Edelmetalle aufgekauft werden. Mit anderen Worten Europa hatte bis in das 19. Jahrhundert hinein ein notorisches Handelsdefizit mit China, welches sich vor allem durch den zufluss der Edelmetalle aus Lateinamerika nach Europa ausgleichen ließ. Indien war in der frühen Neuzeit, wegen des Gewürzhandels in Europa begehrt, später im Besondern durch die Möglichkeit zur Produktion von Opium und der Kultivierung von Baumwolle, die sich in China als Handelsgüter einigermaßen absetzen ließen und auf diesem Weg das Handelsdefizit einigermaßen ausglichen, gerade im Bezug auf das Opium den Abfluss von Edelmetall zwischen China und Europa umkehrten.
Aus diesem Grund war die Möglichkeit mit Opium in China möglichst unumschränkt handeln zu können, für die briten von größtem Interesse und darin liegt auch der britisch-chinesische Interessengegensatz begründet, der die Opiumkriege maßgeblich herbei führte.
Die zunehmende Abhängigkeit und vergiftung der Chinesischen Bevölkerung war das eine, der zunehmende Abfluss von Edelmetall aus China, der zur Destabilisierung von Währungen und wirtschaftlichen Möglichkeiten in China führte kam da oben drauf.
Indien war zunächst einmal nicht interessant wegen Bodenschätzen, sondern weil es für die briten den Schlüssel des China-Handels darstellte.
3.
In China interessierte sich auch kaum niemand für Bodenschätze. Die Ausbeutungsmengen waren auf Grund fehlender Industrialisierung im modernen Sinne relativ gering und die Seewege so weit, auch nach dem Bau des Suez-Kanals, dass sich das mindestens im Bezug auf gewöhnliche Erze oder Kohlevorkommen kaum rechnete.
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Betreffs der Einheit Chinas:
Das müsste man etwas differenzierter sehen. China war zwar formal ein einheitliches imperium mit einem Kaiser, der es theoretisch kontrollierte, die faktische Kontrolle, die Peking über die einzelnen Provinzen aber wirklich inne hatte, konnte sehr verschieden sein.
Zumal, wenn man bedenkt, dass es sich bei der regiernden Qing-Dynastie ursprünglich um Usurpatoren aus der Mandschurei handelte, woraus sich gerade vor dem Hintergund des Niedergangs Chinas in Verbindung mit der sich negativ entwickelnden Handelsbilanz mit Europa, dem Abfluss von Edelmetall und dem zunehmenden opium-Problem auch ein gewisses Legitimationsproblem ergab, was nicht zuletzt zum Ende des Kaiserreichs und der Ausrufung der 1. Republik unter Yuan Shikai und Sun Yat-Sen, einen ganz erheblichen Teil mit Beitrug.
der anschließende Zerfall Chinas und das Aufkommen der diversen Warlords nebst Übergang in den Bürgerkriegszustand ab 1927 mag eine Ahnung von der seit Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmenden Erosion der chinesischen Zentralgewalt, vermitteln.
Ein größeres Problem im hinblick auf militärische Aktionen im Landesinneren, waren einfach die Schiere Masse und die eingeschränkten logistischen Möglichkeiten in Übersee.
Um eine Zahl da hinein zu werfen:
Als die Franzosen 1854 im Krimkrieg aktiv wurden, taten sie das mit etwa 30.000 Soldaten. Nachdem man sich in der Krim festgesetzt hatte, kam man mit Briten und Piemontesen zusammen anno 1855 auf etwa 150.000 Mann mehr werden es in der Krim nicht. Wären schlicht und einfach nicht zu versorgen gewesen.
und das unter der Prämisse, dass die größtenteils noch mit Vorderladern kämpften und die Rolle der Artillerie noch überschaubar war, im Vergleich zu der, die sie nach dem amerikanischen Bürgerkrieg einnimmt, mit anderen Worten der Nachschubverbrauch war verhältnismäßig gering und die verbindung zum europäischen Kernland, dass den Nachschub zu stellen hatte vergleichsweise gering.
Auch wenn sich die Transportkapazitäten noch erweiterten, die möglichkeit in dieser Entfernung mit Truppen zu aggieren ohne eigene territoriale Ausgangsbasis im Gebiet beschränkte sich (wie auch bei der internationalen koalition zur Niederschlagung der Boxer gesehen) auf ein paar Tausend bis Zehntausend Mann. Mehr war mit den damaligen Möglichkeiten nicht drinn und viel mehr wäre auf die Entfernung auch heute nicht drinn.
Flächendeckende Eroberungen großer Territorien, sind mit solchen Möglichkeiten schlicht nicht machbar. von daher stellte sich die Frage China lange Zeit einfach überhaupt nicht.
Japan und Russland sind hier Sonderfälle, wegen der Aufmarschmöglichkeiten an der Chinesischen Peripherie. Für Japan trifft das aber frühestens ab der späten Meiji-Ära in relevanter weise zu und für Russland erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach der Fertigstellung mindestens von Teilstücken der Transsibirischen Eisenbahn, die einen größeren Aufmarsch ermöglichten.
Einzelne Literaturhinweise zu diesen zusammehängen, werde ich dir gerne einstellen, wenn du schreibst, welche Aspekte dieses zusammenhangs dich näher interessieren.