Komponisten des Barock - Wer kennt sich aus?

Zitat Louis le Grand :

Jean-Baptiste Lully muss wohl als einer der bedeutensten Komponisten des Barock errachtet werden. Das eben nicht nur weil er der Hofkomponist Louis XIV. war. Alle die mit ihm und nach ihm lebten orientierten sich weitestgehend an diesem. Seine Organisation des Orchesters, das von ihm erfundene Menuett und seine Art und Weise der Koreographie waren für alle Stilbildend. Seine Musik für Molieres Stücke, als Ballett-Komödien bezeichnet, erregten großes Erstaunen im Europa des 17. Jhr. Sogar seine Art und Weise die Stücke mit einem Taktstock zu dirigieren wurde von allen anderen übernommen. Ohne jede Frage, Lully war der vielleicht bedeutenste Komponist des 17. Jahrhunderts.
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Hallo Louis,
Deine Begeisterung für Lully finde ich toll. Musikhistorisch interessant ist für Dich vielleicht
noch eine stilistische Einordnung Lullys auch hinsichtlich seiner enormen Wirkung in der damaligen Welt, die nicht unbedingt die seiner Bedeutung für die Entwicklung der Oper
entspricht.

Verglichen mit der zeitgenössischen venezianischen Oper (die Lully kannte), repräsentiert die von ihm geschaffene französische National-Oper einen stilistischen Rückschritt. Die Venezianer hatten den Gebrauch des Rezitativs mehr und mehr eingeschränkt, hatten die Arie vom Rezitativ abgehoben und damit dem Gesang zu höherer Geltung verholfen. Lully kehrte zu einer streng deklamierenden Gesangsweise zurück, deren Charakter sich im Rezitativ und in der Arie wenig ändert. Die der Diktion dienenden häufigen Taktwechsel erinnern an das "senza battuta "(ohne Schlag) Monteverdis. Lully »ahmte« zwar nicht wie jener die »natürliche« Sprechweise »nach«, sondern die getragene Deklamation der französisch-klassischen Tragödie. Gesang sei nichts anderes als »erhöhte Deklamation«, wie Ch. Perrault, der erste anerkennende Kritiker der französischen Oper, das (1692) tut; und daß die Vokalmusik ihr Vorbild in der Sprache fände ,derenTonfall, (Akzente, Seufzer,) an die beliebte Schäferwelt der französischen tragédie lyrique erinnert. Den Genuß beeinflußt das natürlich nicht, und seine Bedeutung im 17.Jahrhundert ist singulär
bon jour, cher Louis :)
 
Bach: keine Frage die Brandenburgischen Konzerte und davon Konzert Nr. 5 als erstes Klavierkonzert der Musikgeschichte
Vivaldi: Il cimento dell'armonia e dell'inventione
 
Hie und da landen auch die Symphonien von William Boyce in meinem CD-Player...

Ein sehr bekanntes Barockwerk ist auch "Zadok the Priest" aus den Coronation Anthems von G.F. Händel, auch wenn es den wenigsten bewußt ist... ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Lili schrieb:
Bach: keine Frage die Brandenburgischen Konzerte und davon Konzert Nr. 5 als erstes Klavierkonzert der Musikgeschichte
Vivaldi: Il cimento dell'armonia e dell'inventione
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Hallo Lili ,

das 5. Brandenburgische Konzert wird immer wieder als erstes "Klavierkonzert" bezeichnet.
Korrekt ist aber, daß dieses Konzert für Cembalo geschrieben ist, und sich der Solopart
hier für das Instrument von seiner bisherigen Generalbaßrolle lößt, um virtuos und ausgiebig
seine Möglichkeiten hören zu lassen. Es stellt also ein erstes Cembalo-Konzert dar.
Die Cembalosaiten werden angerissen (Zupfinstrument); beim Hammerklavier,als dem Vorläufer unseres heutigen Klavier ,werden die Saiten mittels Hämmerchen angeschlagen.
(Schlaginstrument). Die daraus resultierende Klangwelt ist wie Du weißt grundverschieden.
Leider übernehmen auch Auskunfteien wie Wikipedia diesen Nonsens vom Klavierkonzert.
J.S.Bach war von den ersten Hammerklavieren gar nicht begeistert ,er fand sie zu schwach im Ton und schwer spielbar. Später, als die Instrumente weiterentwickelt waren, sah er das anders,aber da waren die Brand. Konzerte längst geschrieben.
 
Dann hat Bach wohl auch sein "Wohltemperiertes Klavier" nicht korrekt bezeichnet?
 
Arcimboldo schrieb:
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Hallo Lili ,

das 5. Brandenburgische Konzert wird immer wieder als erstes "Klavierkonzert" bezeichnet.
Korrekt ist aber, daß dieses Konzert für Cembalo geschrieben ist, und sich der Solopart
hier für das Instrument von seiner bisherigen Generalbaßrolle lößt, um virtuos und ausgiebig
seine Möglichkeiten hören zu lassen. Es stellt also ein erstes Cembalo-Konzert dar.
Die Cembalosaiten werden angerissen (Zupfinstrument); beim Hammerklavier,als dem Vorläufer unseres heutigen Klavier ,werden die Saiten mittels Hämmerchen angeschlagen.
(Schlaginstrument). Die daraus resultierende Klangwelt ist wie Du weißt grundverschieden.
Leider übernehmen auch Auskunfteien wie Wikipedia diesen Nonsens vom Klavierkonzert.
J.S.Bach war von den ersten Hammerklavieren gar nicht begeistert ,er fand sie zu schwach im Ton und schwer spielbar. Später, als die Instrumente weiterentwickelt waren, sah er das anders,aber da waren die Brand. Konzerte längst geschrieben.

Dankeschön :bussi:
Nur frage ich mich jetzt echt, welches Klavierkonzert von Bach ich jetzt bis zum Umfallen üben musste.... :D
 
hyokkose schrieb:
Dann hat Bach wohl auch sein "Wohltemperiertes Klavier" nicht korrekt bezeichnet?

Doch, Bach hat es richtig bezeichnet mit "Wohltemperiertes Clavier ". Das C statt dem K
für Klavier macht für mich den,wenn auch etwas haarspalterischen Unterschied.
Das "Klavier " assoziiert unser heute bekanntes Klavier mit seiner regelmäßig temperierten Stimmung, wohingegen das Clavichord oder das Cembalo der Bachzeit in der sog.
Werckmeister - oder Kirnberger 3 Stimmung seine Klangwelt erschließt. Nun, für den Kenner und Liebhaber sinds nun mal Welten. Genaueres zur Stimmung alter Instrumente hier :

http://www.hib-wien.at/leute/wurban/physik/stimmungen/bach_stimmung.html

Die oft im 19.Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung "Clavierkonzert" hat dann mit der italienischen Schreibweise von Musikstücken und Vortragszeichen ,wie Vivace statt lebhaft
zu tun ,als daß dies ein bestimmtes hist. Instrumentarium meint.
Also nur ein anderer Buchstabe für eine "korrekte" Schreibweise. Wie gesagt,haarspalterisch. :yes:
 
Arcimboldo schrieb:
Das "Klavier " assoziiert unser heute bekanntes Klavier mit seiner regelmäßig temperierten Stimmung, wohingegen das Clavichord oder das Cembalo der Bachzeit in der sog.
Werckmeister - oder Kirnberger 3 Stimmung seine Klangwelt erschließt
Als Experte für Haarspaltung möchte ich darauf hinweisen, daß der genannte Link dieser Aussage widerspricht:

"Auch die gelegentlich von Musikhistorikern ins Auge gefasste Stimmung Kirnberger 3 kommt wegen klanglicher Unreinheiten in einigen Tonarten nicht in Frage."

Und um noch ein Haar zu spalten: Werckmeister selbst hat (als erster?) die gleichstufige Stimmung als "gute und richtige Temperatur" gelobt.
(http://www.fres.ch/bd/content/music/bach.html)
 
hyokkose schrieb:
Als Experte für Haarspaltung möchte ich darauf hinweisen, daß der genannte Link dieser Aussage widerspricht:

"Auch die gelegentlich von Musikhistorikern ins Auge gefasste Stimmung Kirnberger 3 kommt wegen klanglicher Unreinheiten in einigen Tonarten nicht in Frage."

Und um noch ein Haar zu spalten: Werckmeister selbst hat (als erster?) die gleichstufige Stimmung als "gute und richtige Temperatur" gelobt.
(http://www.fres.ch/bd/content/music/bach.html)

Hallo hyokkose,

sehr interessanter Link von Dir. Übersteigt aber meinen Horizont in der Sache.
Wird etwas dauern um mich schlauer zu machen . Mal sehen .ob noch mehr zu Spalten ist.
Einstweilen vielen Dank für die "Erschütterung"
;)
 
Als alter Lullist würde ich natürlich einige CD's des Oberhofmeisters der Musik des Königs empfehlen, wie z.B.

"L'Orchestre du Roi Soleil"
(Concert des Nations - Jordi Savall)
"Les Comedies Ballets"
(Les Musiciens du Louvre - Minkowski)
"Armide"
(Chapelle Royale - Collegium Vocale - Herreweghe)
Eigentlich kann man bedenkenlos (fast) jede Einspielung empfehlen, ganz besonders die Reihe "Lully, ou le musicien du Soleil" mit der Simphonie du Marais - Reyne.

Unbedingt sollte man zusehen die "Simphonies pour les Soupers du Roi" von Michel Richard Delalande in der Gesamteinspielung der Simphonie du Marais zu bekommen!
Guillaume Dumanoir "Suites d'Orchestre" Concert des Nations - Savall
Orchester und Ballettmusik um 1650 für den französischen Hof.
"Tous les matins du Monde" (im deutschen die Siebente Saite genannt)
Der Soundtrack sowie der Film mit G.Depardieu sind ein absolutes Muß!

J.P. Rameau: "Platée" Les Musiciens du Louvre - Minkowski
eines der Besten Werke Rameaus
J.P. Rameau: "Les Boreades"
English Baroque Soloists - Gardiner
Auch wenn diese Oper Rameaus letztes Werk ist und nie im 18. Jh. aufgeführt wurde ist diese Tragèdie ein Meisterwerk!

Italienischer Musik :

Unbedingt sollte man die drei Monteverdi Opern gehört haben,
aber ganz besonders zu empfehlen wäre
"La Calisto" von Francesco Cavalli
(Concerto Vocale - René Jacobs)
Vielleicht noch die "Concerti" von Evaristo Felice dall'Abaco 1675-1742
mit dem Concerto Köln
Wenn es Aufnahmen gäbe würde ich noch einige Opern von Marc Antonio Cesti empfehlen, aber leider ist bisher nur Orontea eingespielt worden und diese Oper ist nicht mehr zu bekommen :motz:
"Arias for Farinelli" Vivica Genaux Akademie für alte Musik Berlin - Jacobs
Absoluter Wahnsinn so singen zu können!

Österreich /Deutschland:
Unbedingt haben muß man "La Margarita" von Johan Heinrich Schmelzer 1620-1680 Hofkomponist Leopold I. Nette Auswahl an Sonaten und Balletti für den Wiener Hof.
Heinrich Ignaz Franz von Biber "Violinsonaten"
Ensembel Romanesca - Manze
Georg Philipp Telemann "Orpheus" Akademie für alte Musik Berlin - Jacobs.
Eine ganz besondere Barockoper.
Georg Philipp Telemann "die Tafelmusik" Musica Antiqua Köln, barocke Orchester- und Kammermusik vom Feinsten.

Vielleicht besteht noch Interesse an Orchestermusik im Stile Lullys:

Johann Sigismund Kusser "six Ouvertures de Thèâtre"
Musica Aeterna - Les Menus Plaisirs
Agostino Steffani - "Suites Théatrales"
Sanatori de la Gioiosa Marca

Für englische Musik würde ich vorerst nur zwei Bühnenwerke Henty Purcells 1659-1695 nennen:
"The Fairy Queen" und "King Arthur" beide von den Les Arts Florissants unter W.Christie.

Tum Schluss noch drei Werke Händels:
Rinaldo - Freiburger Barockorchester - Jacobs
Guilio Cesare - Concerto Köln - Jacobs
Alcina - Les Arts Florissants - Christie

Im allgemeinen kann ich jede Einspielung von Jordi Savall und seinen diversen Orchestern empfehlen, er sucht nicht nur interessante Werke aus, er interpretiert sie auch mit großer Phantasie und Sorgfalt.
Ich hoffe ich konnte mit meine Empfehlungen hilfreich sein.
 
dieser pfad ist zwar schon etwas älter, aber ich bin erst heute drauf gestossen. wie konnte man bloss henry purcell (1659-1695) vergessen, DEN englischen barockkomponisten, der leider viel zu früh verstarb. am bekanntesten dürfte sein "trumpet voluntary" sein:
http://www.barocktrompeter.de/cd-zfb.php#mp3

ups, den beitrag weiter oben habe ich doch glatt übersehen, sorry
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Gute ist doch gar nicht vergessen worden - scroll doch nochmal zwei Beitraege weiter hoch. Da isser naemlich (zwar mit Fehler aber dennoch praesent!).
 
Also wirkliche Meisterwerke von Purcell sind seine Bühnenwerke, die berühmtesten:

King Arthur

The Fairy Queen

Dido and Aeneas

Die ersten beiden Werke sind "Maskenspiele", eine besondere Form der englischen Oper.
Dido ist die einzig echte Oper des wohl größten englischen Komponisten.

Für alle Werke würde ich die Einspielungen von William Christie und "Les Arts Florissants" empfehlen. Hab ich zwar schonmal genannt, aber was soll's.

Wenn man "Blut geleckt" hat sollte man auch die sakrale Musik und seine Oden und Songs endecken - es lohnt sich!
 
sorry, dass ich deinen beitrag vom 19.12. nicht vollständig gelesen habe, soleil royal.

vor jahren habe ich in der kölner philharmonie eine konzertante opernaufführung erleben dürfen (ich meine es war dido und aeneas, ist schon 17 jahre her) und bin seitdem hin und weg. den trumpet voluntary hab ich als "ohrwurm" eingestellt, den wirklich fast jeder kennt.
 
Hallo Collo,

ich glaube ich muß Dir eine kleine Illusion zerstören :p

Das berühmte "Trumpet Voluntary" stammt nicht von Purcell, auch wenn es des öfteren so deklariert wird.
Eigentlich heißt das Stück "The King of Denmark's March" und stammt vom Jeremiah Clarke 1674-1707

Es gibt noch weitere solcher "Irrtümer" da beläßt man aber die Zuschreibung weil sich sonst niemand mehr für die Werke interessiert.
Das berühmte "Adagio" von Albinoni - hat er niemals verfasst, es war ein Komponist namens Remo Giazotto der erst in 90er Jahren des letzten Jahrhunderts starb so viel ich weiß, seine genauen Lebensdaten habe ich nicht im Kopf.

Dann das berühmteste Orgelstück der Welt: "Toccata & Fuge d-moll" als BWV 565 deklariert, also ein Werk des Thomaskantors Johann Sebastian Bach, ist vielleicht gar nicht von ihm, aber hier hab ich das Gefühl einer "Vertuschung" weil wenn es herauskäme, dass es nicht von Bach ist, würde es erheblich an Wert verlieren :fs:

Ein weiteres Beispiel sind die Triosanaten von Pergolesi, die sich Stravinsky zum Vorbild für sein Ballett "Pulichinella" nahm.
Sie stammen von dem italiener Domenico Gallo (Mitte des 18. Jahrhunderts) - dann die "Pergolesi - Concerti" deren Verfasser eigentlich der Graf von Wassenaer (1692-1766) gewesen ist.
Tja die Liste ließe sich noch weiter vortsetzen, aber gerade diese "Ohrwürmer" brauchen einen bekannten Namen, und wenn das nicht der Fall ist, dann dichtet man halt...
 
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