Kreisgrabenanlagen

Die Bandkeramiker und die Slawen. Nach Gesprächen mit Bodendenkmalpflegern folgen mit etwas Abstand die Schnurkeramiker, die ja nur aus Gräbern Hinterlassenschaften aufweisen. Glockenbecher, Bronzezeit, Eisenzeit, Röm. Kaiserzeit, Germanen sind ebenfalls gleichmäßig vertreten, doch mit deutlichem Rückstand. Das Modell mit der Bodenabtragung funktioniert hier also nicht, da alle Epochen vertreten sind.
Es geht ja nicht nur um den Bodenabtrag, fast jede Kultur siedelte etwas unterschiedlich, bezogen auf verschiedene Faktoren (z.B. Bodenart, Gewässernähe, Hangneigung, Hangausrichtung uvm.). Des weiteren sind die noch auffindbaren Funde und Befunde der verschiedenen Kulturen ebenfalls unterschiedlich. Z.B. ist für die Hügelgräberbronzezeit die Hauptgattung das Hügelgrab, Siedlungen sind so gut wie keine bekannt.
Des weiteren muss man sich zuerst das zustande kommen der Fundstellenverteilung anschauen, ich gehe mal davon aus, dass es sich wie meistens um Lesefunde von ehrenamtlichen Begängern handelt, diese haben besondere Vorlieben, die sie z.B. immer wieder an Fundreiche Plätze bringen, während scheinbar Fundleere Areale nicht weiter abgesucht werden.

Es gibt also eine Vielzahl von Verzerrungsfiltern die bei der Betrachtung von Verbreitungskarten beachtet werden müssen, die reine quantitative Anzahl von z.B. Siedlungstellen einer Epoche sagt erstmal für sich fast gar nichts aus.

Ein gute Diss zu dem Thema:
Mischka 2007: D. Mischka, Methodische Aspekte zur Rekonstruktion prähistorischer Besiedlungsmuster. Landschaftsgenese vom Ende des Neolithikums bis zur Eisenzeit im Gebiet des südlichen Oberrheins. Freib. Arch. Stud. 5 (Rahden/Westf. 2007b).
 
Ich stelle einen Text zur astronomischen Orientierung von Kreisgrabenanlagen aus dem Neolithikum ein, auf den ich bei unserer Diskussion im Kelten-Bereich zum Zweck von Kalenderwerken gestoßen bin. Astronomische Orientierung der spätneolithischen Kreisanlagen in Mitteleuropa | Juraj Pavuk - Academia.edu

Interessant fand ich, dass die beiden Autoren eine These zum plötzlichen Auftauchen und Verschwinden der Kreisgrabenanlagen vorlegen, so wie ich es verstanden habe eine gravierende Klimaveränderung um 4500 BC, die dazu führte, dass die eigentlichen Gunstböden in Auen und Börden verlassen (Schwarzböden), und regenreichere höhere Lagen für den Getreideanbau aufgesucht, besiedelt wirden - lange harte Winter wurden von trockenen und heißen Sommern abgelöst. Aber lest selbst.
 
Habe noch nichts aus diesem Thread gelesen. Aber wer sich für Neolithische Kreisgrabenanlagen interessiert, dem empfehle ich einen der schönen Bände der Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle;
hier Band 8 erschienen 2012
Neolithische Kreisgrabenanlagen in Europa
Internationale Arbeitstagung vom 7. bis 9. Mai 2004 in Goseck
(überwiegend in deutsch)
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Ich habe mir vor kurzem diesen Band, den Doppelband 5 und Band 9 zugelegt. Bin aber noch nicht zum Lesen gekommen.

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Wer sich Goseck von innen ansieht, sollte dies auch nach Sonnenuntergang bei zumindest wenig Wolken tun. Wenn man Richtung Norden schaut und die eine hellere Lichtquelle aus dem Dorf, die durch einen nordöstlichen Spalt sichtbar ist, ignoriert, kommt es einem vor, als würde sich der Nachthimmel nur über dem Kreis spannen und außerhalb der Palisaden keine Welt mehr existieren. Auch wenn man es vorher weiß, fühlt man, dass der Kreis ein Jahr ist und man schon anhand der Sterne damals ziemlich gut bestimmen konnte, wo im Jahr man sich befindet.
 
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