Friedrich II schrieb:
"Der längste Tag" mit John Wayne u.a. im Vergleich mit "Der Soldat James Ryan" mit Tom Hanks u.a.
Hat jemand schon einmal einen dieser beiden Filme (für sich selbst) oder in Form seines Studiums der Geschichte analysiert? Es geht im hauptsächlich um die ersten 20 Minunten der Filme und deren Darstellungsweise der Ladung in der Normandie.
Also, die Landung bei "James Ryan" setzte ich mal als bekannt voraus. Von "Der längste Tag" gibt es einen kleinen Ausschnitt bei You Tube:
YouTube - The Longest Day colorized version
Der macht aber schon gut die Unterschiede deutlich.
Ich kenne beide Filme recht gut. Hier mal folgende Anregungen:
- Erst mal: sicher, dass jeweils die ersten 20 Minuten verglichen werden sollen. Bei James Ryan ist der Kontext ja klar (Omaha-Landung), während meiner Erinnerung nach in "Der längste Tag" zu Beginn viel Zeit verwendet wird, die "Ruhe vor dem Sturm" sowie den ersten Fallschirmjägerangriff im Cotentin zu zeigen.
- "Der längste Tag" ist grundsätzlich deutlich anders aufgebaut als "Soldat James Ryan". Ersterer liefert ein Schlachtgemälde. Dabei wurde sich sehr eng an die gleichnamige literarische Vorlage von Cornelius Ryan gehalten. In letzterem Film wird eher die Geschichte eines Platoons und seiner Soldaten erzählt, wobei die ersten 20 Minuten noch nicht die stark personalisierter Erzählweise enthalten.
- Daraus ergibt sich die Konsequenz, dass die meisten Szenen in "Der längste Tag" die Landung behandeln. Ausnahmen stellen hauptsächlich die Reaktion der Deutschen dar. "Der längste Tag" will dabei möglichst umfassend vorgehen. Daher werden von jeder der fünf Hauptlandungen wenigstens ein paar Szenen gezeigt, wodurch insbesondere die britischen Szenen etwas stereotyp wirken.
- Auf - für die heutige Zeit - betuliche Art sollen in "Der längste Tag" möglichst viele Fakten abgefrühstückt werden. Deswegen werden viele der real beteiligten Generäle kurz mit Namenseinblendung ins Bild gerückt, selbst wenn sie zur filmimmanenten Handlungen wenig beitragen, nur wenige Sätze oder sogar überhaupt nichts sagen. So wird kurz der die Landung von einem Kriegsschiff beobachtende Omar Bradley gezeigt, oder Norman Cota als einer der Anführer der 29. Division am Omaha-Strand.
- Demgegenüber ist der historische Kontext bei der Omaha-Landung in "James Ryan" zwar nicht irrelevant, aber er bietet nur die Folie, um die Dramatik der ersten Landungswelle in Szene zu setzen. Es ist unwichtig, welche Divisionen wo landen bzw. verteidigen, von welchen Generälen sie befehligt wurden oder wie die Landung "chronologisch" ablief (was ebenfalls in "Der längste Tag" gezeigt wird).
- Dass die recht blutigen Szenen zu Beginn von "James Ryan" bedingt sind durch heutige lockere Jugendschutz- und Zensurregeln sowie eine höhere Gewalttoleranz in den Sehgewohnheiten, muss wohl nicht vertieft werden.
Allerdings lässt sich schon an den Landungsszenen eine deutlich unterschiedliche heutige Sichtweise auf den Krieg aufzeigen: das Geschehen in James Ryan ist auf das Leiden der Soldaten bezogen, der Überlebenskampf am Strand überdeckt alles; eine gebrochene, noch im Sieg selbstkritische Sichtweise überwiegt (was sich vor allem daran zeigt, dass die Amerikaner sich ergebende Deutsche erschießen, nachdem sie den Hügel am Omaha-Strand erstürmten).
"Der längste Tag" enthält zwar auch, besonders zu Beginn bei den nächtlichen Kämpfen mit den Fallschirmjägern, sehr ernste und dramatische Szenen. Doch es herrscht auch noch eine Sichtweise vor, nach der der Krieg für die Männer auch ein großes Abenteuer ist. Viele anekdotische und humoristische Einlagen werden selbst in die Darstellung der Kriegshandlungen eingebracht (ich verweise auf die Szenen mit dem deutschen Fliegeras "Pips" Priller und den britischen Dudelsackpfeifer sowie den bärbeißigen "Einweiser" am Strand).
Umgekehrt gibt es auch in "James Ryan" einige wenige "lustige" Szenen, die sich nach meiner Erinnerung aber ausschließlich auf die Ruhephasen zwischen den Kämpfen beziehen.