Kristallnacht, was wie wo?

little-rock

Neues Mitglied
Pogrom fragen!!!!

1. Was waren die Hintergründe des Pogorms?
2. Wie war die Reaktion der Bevölkerung auf den Pogrom (beschreiben))
3. Was hatte der Pogrom für Fogen auf die jüdische Bevölkerung?

mfg jens..


Die Reichspogromnacht!! 9. auf den 10 November 1938
 
Zuletzt bearbeitet:
little-rock schrieb:
1. Was waren die Hintergründe des Pogroms?
Du bist Schüler? Dann frag Deinen Geschichtslehrer nach der Dokumentensammlung Der Nationalsozialismus. Dokumente 1933 - 1945 von Walther Hofer (gibt es in jeder Schulbibliothek). Darin besonders das Parteipogramm der NSdAP und das siebte Kapitel (oder jedwede andere Publikation zum NS-Antisemitismus).
little-rock schrieb:
2. Wie war die Reaktion der Bevölkerung auf den Pogrom (beschreiben))
Lektürempfehlung: [FONT=verdana,arial,helvetica][SIZE=-1]Ruth Andreas-Friedrich, Der Schattenmann. Darin wird darüber berichtet, wie die Leute am 10. November sich in der Straßenbahn gegenseitig nicht mehr in die Augen schauen, sehr eindrucksvoll, allerdings erst aus der Retrospektive geschrieben. Direkt dran: Viktor Klemperer, Tagebücher. Da lässt sich der 10.11. ja recht schnell nachschlagen. [/SIZE][/FONT]
little-rock schrieb:
3. Was hatte der Pogrom für Folgen auf die jüdische Bevölkerung?
Wieder Hofer (s.o.), Kapitel 7.

Edit: zu 1.) Schlag mal den Namen Herschel Grünspan nach. Der lieferte den Nazis nämlich unfreiwillig den Vorwand.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja.. Danke =) , aber das ist eine Hausaufgabe zu morgen u. nun eben ein Buch kaufen- lesen schaffe ich nicht mehr ! Im Internet finde ich zwar viel, aber nicht das was ich suche und wenn dann ist sind es gleich 4 Seiten oder mehr =(! kannst du oder irgendwer mir vll. so helfen!?
 
Dein Lehrer wird die Hausaufgabe nicht gestellt haben, ohne Euch hinreichende Mittel zur Verfügung zu stellen. Wenn nicht, solltest Du Dich schnellstmöglich in die nächste Stadtbibliothek begeben und dort die entsprechenden Seiten aufschlagen (wer sagt, dass Du gleich ganze Bücher lesen musst?).
 
little-rock schrieb:
Ja.. Danke =) , aber das ist eine Hausaufgabe zu morgen u. nun eben ein Buch kaufen- lesen schaffe ich nicht mehr ! Im Internet finde ich zwar viel, aber nicht das was ich suche und wenn dann ist sind es gleich 4 Seiten oder mehr =(! kannst du oder irgendwer mir vll. so helfen!?

Hm, ja, es ist unzumutbar als Hausaufgabe mal 4 Seiten zu lesen und ggf. zusammen zu fassen ... Geschichtsbücher, wo man was nachlesen könnte, habt Ihr auch keine ... und am Samstag habt Ihr Schule ...
(SEUFZ).
 
Die Nazis hatten begonnen, Juden aus Deutschland nach Polen abzuschieben. Da Polen diese Juden auch nicht aufnahm, lebten im Oktober/November 1938 zahlreiche Juden in Zelten im Niemandsland zwischen Deutschland und Polen - so auch die Eltern des Juden Herschel Grünspan, der in Paris studierte.
Herschel war darüber anscheinend so verärgert, dass er sich eine Waffe besorgte und in der dt. Botschaft in Paris den Botschaftsangehörigen von Rath erschoss (es könnte Indizien geben, dass er von Rath kannte, ihn also als Opfer nicht zufällig auswählte).
Der Tod von Raths kam den Nazis recht gelegen. Die Reichskristallnacht wurde von der Nazi-Propaganda als "Entladung des gerechten Volkszorns für einen feigen Mord" dargestellt. Jedoch ist es aktenkundig, dass die Aktionen von der SS zumindest angeregt, wenn nicht sogar durchgeführt wurden. Oft mussten die Nazis anfangen, dann hat das Volk mitgemacht. Feuerwehr, die löschen wollte, wurde daran gehindert. Jüdische Geschäfte wurden geplündert, zerstört, Synagogen und andere jüdische Häuser in Brand gesteckt. Juden wurden verprügelt und auch verhaftet.

Zynisch war es danach, den Juden den entstandenden Schaden auch noch als "Strafe" bezahlen zu lassen.

Ich hoffe, ich muss nicht so weit zurück gehen und darstellen, was die Nazis gegen Juden hatten?

Und hier noch was aus http://www.shoa.de/reichskristallnacht.html - und das sind keine 4 Seiten:

"Die Bilanz des Pogroms, das am 10. November offiziell für beendet erklärt wurde, war erschreckend: Über tausend Synagogen waren abgebrannt, mindestens 8000 jüdische Geschäfte zerstört sowie zahllose Wohnungen verwüstet. Zwischen 90 und 100 Juden waren erschlagen, niedergestochen oder zu Tode geprügelt worden. Hinzu kamen Millionenschäden an zerstörten Geschäftseinrichtungen und Schaufensterscheiben. Das alles wurde im Volksmund bald mit dem Begriff „Reichskristallnacht“ verharmlost. Daß dahinter der organisierte Wille zur Verfolgung und Radikalisierung stand, bewiesen die folgenden Tage. Zunächst wurden im ganzen deutschen Reich etwa 30000 jüdische Männer verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen verschleppt. Zwar blieb die Aktion auf wenige Wochen beschränkt, doch bedeutete sie eine Katastrophe für die bürgerliche Existenz und das Bewußtsein vieler Juden.
Die Reaktion der Bevölkerung auf die Pogromnacht und das bürokratische Nachspiel war unterschiedlich. Nur eine Minderheit in der Bevölkerung beteiligte sich an den Plünderungen und Brandschatzungen. Die Mehrheit verharrte schweigend, zeigte sich eingeschüchtert und angewidert von den pöbelhaften Gewaltaktionen oder blickte einfach weg. Nur einige Mutige zeigten Mitgefühl und Hilfe für die gepeinigten und drangsalierten jüdischen Mitbürger.

Kritik löste vor allen Dingen die sinnlose Zerstörung materieller Werte in Millionenhöhe aus. Dies hinderte aber umgekehrt eine nicht unbeträchtliche Zahl von Bürgern nicht daran, im Anschluß an die Kampagne sich an dem Beutezug zu beteiligen und sich sogenannte „arisierte Ware“ anzueignen. Ein häufiges Argument der vorsichtigen Kritik war überdies die Sorge um das deutsche Ansehen bzw. um die eigene Situation in einem Regime, das zu solchen Gewalt- und Zerstörungsaktionen fähig war. Die massive antisemitische Propaganda hatte es offenbar nicht vermocht, die Allgemeinheit zur Unterstützung der angeblich „spontanen“ Aktionen aufzuhetzen. Das war sicherlich mit der tiefen Abneigung der Mehrzahl der Menschen gegen Gewaltaktionen und körperliche Mißhandlungen zu erklären, aber auch mit einem Auseinanderdriften der Wert- und Verhaltensweisen von Partei und Bevölkerung, die sich bislang zumindest nach der NS-Propaganda im Zeichen der „nationalen Volksgemeinschaft“ in Übereinstimmung befanden.

Nun aber schied sich der nationalsozialistische Radikalismus, vor allem der radikale rassenbiologische Antisemitismus, von den in der Bevölkerung verbreiteten traditionellen sozialen Einstellungen und Verhaltensformen. Das galt auch für die traditionelle Judenfeindschaft, die sich aus religiösen Motiven und sozialen Vorurteilen speiste, aber auch immer an bürgerlichen Moralvorstellungen festhielt und darum vor deren offener Verletzung zurückschreckte. Es war der Zeitpunkt, in dem sich die radikalen Elemente der nationalsozialistischen Weltanschauung zu verselbständigen begannen. Das bedeutete für den Bereich der Rassen- und Judenpolitik, daß sich die weiteren Schritte auf dem Wege zur Realisierung der Rassendoktrin noch stärker hinter dem Nebel einer bürokratischen Tarnsprache und der scheinbaren Begründung mit Notwendigkeiten der Kriegführung vollziehen würden. Das konnte zwar dem kritischen Blick der Zeitgenossen nicht verborgen bleiben, doch die meisten beruhigten sich damit, daß sie nicht wissen müßten, was sie nicht wissen wollten
."

... ich bin zu gutmütig :motz: :mad:
 
Der Ursprung der ersten Ausschreitungen, ab 7. November, die Entwicklung und Eskalation bis zum 9.November beschäftigt ja die Historiker immer noch.
Die ersten Taten geschahen ja in Kurhessen und Magdeburg wohl von SA-Leuten in Zivil. Goebbels trat dann als Aufpeitscher auf, vermutlich, aber unbewiesen mit Hitlers Rückendeckung oder sogar in dessen Auftrag.
Göring trat offen mit Ablehnung auf, aber lt. Goebbels Tagebuch unterstütze er ihn. Die Gestapo war von den Anfängen überrascht, trat dann aber in die Durchführung mit ein. Streicher ("Der Stürmer") war angeblich völlig überrascht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Reichskristallnacht_-_Novemberpogrome_1938

Ich schätze, man kann sagen, daß die Anfänge ohne die Parteiführung "im Kleinen" begannen und die Idee dann von der NSDAP-Leitung aufgegriffen und als "Großes" organisiert wurde, ohne die Folgen bis zum Ende zu durchdenken. Wer tatsächlich als Hauptorganisator auftrat (offen oder hinter den Kulissen), wer überrascht wurde, wer die Ausschreitungen bis zu welchem Grad billigte, bleibt im Detail unklar.
Irgendwie wieder ein typisches Beispiel in meinen Augen für die chaotische Organisation der NSDAP, da tritt jemand etwas los, einige greifen es auf, "pushen" es, andere sind überrollt, verhalten sich still oder springen einfach auf den "fahrenden Zug auf".
 
Arne schrieb:
Der Ursprung der ersten Ausschreitungen, ab 7. November, die Entwicklung und Eskalation bis zum 9.November beschäftigt ja die Historiker immer noch.
Die ersten Taten geschahen ja in Kurhessen und Magdeburg wohl von SA-Leuten in Zivil. Goebbels trat dann als Aufpeitscher auf, vermutlich, aber unbewiesen mit Hitlers Rückendeckung oder sogar in dessen Auftrag.
Göring trat offen mit Ablehnung auf, aber lt. Goebbels Tagebuch unterstütze er ihn. Die Gestapo war von den Anfängen überrascht, trat dann aber in die Durchführung mit ein. Streicher ("Der Stürmer") war angeblich völlig überrascht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Reichskristallnacht_-_Novemberpogrome_1938

Ich schätze, man kann sagen, daß die Anfänge ohne die Parteiführung "im Kleinen" begannen und die Idee dann von der NSDAP-Leitung aufgegriffen und als "Großes" organisiert wurde, ohne die Folgen bis zum Ende zu durchdenken. Wer tatsächlich als Hauptorganisator auftrat (offen oder hinter den Kulissen), wer überrascht wurde, wer die Ausschreitungen bis zu welchem Grad billigte, bleibt im Detail unklar.
Irgendwie wieder ein typisches Beispiel in meinen Augen für die chaotische Organisation der NSDAP, da tritt jemand etwas los, einige greifen es auf, "pushen" es, andere sind überrollt, verhalten sich still oder springen einfach auf den "fahrenden Zug auf".


Was noch zu erwähnen wäre: Die "Sühne-Milliarde", die hat den "Gröfaz" im November 1938 nämlich vor dem Staatsbankrott gerettet.
Und Lust auf mehr entfacht?

Also, wenns tatsächlich nicht von langer Hand geplant war, zeigt das einmal mehr das sagenhafte Geschick der NS-Führung beim Ausnutzen von günstigen Gelegenheiten.

Grüße Repo
 
Hallöle,
ich hätte da mal ein paar Fragen zur Kristallnacht,
wäre lieb wenn ihr mir die Antworten geben könntet:
Wie wurde sie vorbereitet?
Was hatte sie für folgen?
Und was ist da wo und wie genau passiert?

Danke schonmal im Vorraus

euer remi
 
Hallöle,
ich hätte da mal ein paar Fragen zur Kristallnacht,
wäre lieb wenn ihr mir die Antworten geben könntet:
Wie wurde sie vorbereitet?
Was hatte sie für folgen?
Und was ist da wo und wie genau passiert?

Danke schonmal im Vorraus

euer remi

Du meinst sicher die Reichsprogromnacht.

Hier eine knappe Zusammenfassung:

Pogromnacht vom 9./10. November 1938

Am 7. November 1938 wurde ein Attentat auf den deutschen Legationssekretär Ernst vom Rath in Paris verübt. Der Attentäter war der siebzehnjährige Jude Herzel Grynszapn (Herschel Grünspan).

Hintergrund des Attentats: Grünspans Eltern wurden mit 17'000 andern Juden von der Gestapo auf Verlangen des Auswärtigen Amtes zur deutsch-polnischen Grenze gebracht. Die polnischen Behörden wiesen sie zurück und sie mussten sich im Niemandsland aufhalten.

Ernst vom Rath starb am Nachmittag des 9. Novembers an seinen Verletzungen. Dies diente als Vorwand für die Welle von Pogromen, die bereits am 8. November vereinzelt begannen.

Die Weisungen dazu kamen aus München, weil dort die NS-Führung gerade mit den alten Kämpfern der NSDAP des Hitler-Putsches vom 9.11.1923 gedachte.

Hetzrede von Goebbels (auf Veranlassung Hitlers) in München. SA-Führer gaben von München aus die entsprechenden Befehle an ihre Stäbe und Mannschaften durch.


Die Schreckensnacht verlief im ganzen Deutschen Reich und Österreich ähnlich ab. SA-Männer meist in Zivil zerstörten Gebäude der jüdischen Gemeinden. Synagogen wurden verwüstet und angezündet. Die Feuerwehr hatte den Befehl Synagogen nicht zu löschen. Sie mussten einfach schauen, dass das Feuer nicht auf andere Gebäude übergriff.

Es waren aber nicht nur Nazis am Pogrom beteiligt. Auch Bürger die sich nie was zu schulden kommen liessen und keine Mitglieder der NSDAP waren, misshandelten Juden. Es waren zahlreiche Frauen daran beteiligt. Nicht nur durch anfeuernde Rufe. Pogrome bieten die Möglichkeit, sadistische Aggressionen auszuleben.

Zum Teil wurden Schülern befohlen an den Demonstrationen teilzunehmen.

An der Aktion beteiligten sich die HJ und andere NS-Organisationen.

SS und Gestapo organisierten die Verschleppung einer exakt festgestellten Zahl jüdischer Männer und Jugendliche. Ca. 26'000 bis 30'000 wurden nach Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen verschleppt.

Bilanz des Pogroms:

Über tausend Synagogen waren abgebrannt
Mindestens 8000 jüdische Geschäfte zerstört und zahlreiche Wohnungen verwüstet.
Zwischen 90 bis 100 Juden wurden erschlagen, niedergestochen oder zu Tode geprügelt
Millionenschäden an zerstörten Geschäftseinrichtungen und Schaufensterscheiben. Die Glasscherben am Boden nach der Pogromnacht gab den Namen Reichskristallnacht.

Reaktion der Bevölkerung:

Unterschiedlich. Eine Minderheit beteiligte sich an den Plünderungen und Brandschatzungen, die Mehrheit verharrte schweigend, eingeschüchtert und angewidert oder sie blickten weg. Es gab nur einige Mutige die Mitgefühl zeigten und Hilfe leisteten.

Jüdische Bevölkerung

Viele der Verschleppten kamen in folge von körperlichen und psychischen Schikanen oder Medikamentenentzug ums Leben.
Verzicht auf Eigentum wurde abgezwungen
Die grosse Masse kam erst nach einer Auswanderungserklärung frei.

Die Pogromnacht war der Übergang zur forcierten Vertreibung der Juden ins Ausland und den Beginn der mit Enteignung identischen Phase der Arisierung.

Koordination lag bei Göring.

Es wurden Verordnungen und Erlasse über die Sühneleistung der Juden in Höhe von 1. Mrd. Reichsmark, über die Ausschaltung der Juden aus dem dt. Wirtschaftsleben, die Schliessung aller jüdischen Geschäfts- und Handwerksbetriebe erlassen. Weiter wurde der Besuch von Theatern, Konzerten und Kinos verboten. Die jüdischen Kinder wurden aus den öffentlichen Schulen ausgeschlossen, die jüdischen Studenten von den Hochschulen.
Einschränkung der öffentlichen Fürsorge, des Wohnrechts und der Bewegungsfreiheit.
Entzug des Führerscheins, Zwangsverkauf jüdischen Eigentums an Grundstücken, Gebäude, Geschäfte und Produktionsmittel.
Beschränkung der Verfügungsrechte über Wertpapiere, Kunst- und weitere Wertgegenstände.
Berufsverbot für jüdische Hebammen, Zahn- und Tierärzte.

Mehr dazu auf diesen Seiten:

Die Reichspogromnacht

Novemberpogrome 1938 ? Wikipedia

(hier findest du ganz viele gute Literaturhinweise)

http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1988/1988-10-a-591.pdf
 
Vielleicht noch das: von der Gruppe BAP gibt es ein gutes Lied über die Kristallnacht. Lyrics:

BAP *** Songtext

Ein sehr gutes, eindrückliches Lied, das einen nachdenklich stimmt (wenn man den Hintergrund und den Text kennt).
 
Du meinst sicher die Reichsprogromnacht.


Millionenschäden an zerstörten Geschäftseinrichtungen und Schaufensterscheiben. Die Glasscherben am Boden nach der Pogromnacht gab den Namen Reichskristallnacht.

Als Ergänzung noch:
Die deutschen Sachversicherungen wurden angewiesen die Schäden zu übernehmen und zu begleichen.


Es wurden Verordnungen und Erlasse über die Sühneleistung der Juden in Höhe von 1. Mrd. Reichsmark,

Auch hier als Ergänzung:
Die "Sühnemilliarde" wurde von den Fachleuten der Finanzämter eingetrieben, insgesamt kam deutlich mehr Geld zusammen.
Laut Götz Aly verhinderte dies Ende 1938 den Staatsbankrott des Dritten Reiches. Und brachte die Nazis auf letztlich fürchterliche Ideen.
 
Auch hier als Ergänzung:
Die "Sühnemilliarde" wurde von den Fachleuten der Finanzämter eingetrieben, insgesamt kam deutlich mehr Geld zusammen.
Laut Götz Aly verhinderte dies Ende 1938 den Staatsbankrott des Dritten Reiches. Und brachte die Nazis auf letztlich fürchterliche Ideen.

Ergänzung zur Ergänzung:

Götz Aly schreibt:

"Die Judenbusse von einer Milliarde Reichsmark, die die Reichsregierung am 12. November 1938 verhängte, erhöhte die laufenden Reichseinnahmen mit einem Schlag um gut sechs Prozent. Damit sollte das akute Kassendefizit überbrückt werden". Götz Aly, Hitlers Volksstaat, S. 61

Das Reich hatte ein Defizit von rund 2 Milliarden Reichsmark. Die Sühneleistungen sahen wie folgt aus: Alle Juden die eine Vermögenserklärung abgeben mussten, das waren die mit einem Vermögen mit mehr als 5000 Reichsmark, mussten davon 20 Prozent bezahlen.

Die Reichskasse erhielt dadurch eine Summ von 1,1 Reichsmark. Andere Quellen sprechen von rund 1,2 Milliarden.

Quelle: Ebd. S. 60 -63
 
Zuletzt bearbeitet:
Du meinst sicher die Reichsprogromnacht.

Hier eine knappe Zusammenfassung:

Pogromnacht vom 9./10. November 1938

Am 7. November 1938 wurde ein Attentat auf den deutschen Legationssekretär Ernst vom Rath in Paris verübt. Der Attentäter war der siebzehnjährige Jude Herzel Grynszapn (Herschel Grünspan).

Hintergrund des Attentats: Grünspans Eltern wurden mit 17'000 andern Juden von der Gestapo auf Verlangen des Auswärtigen Amtes zur deutsch-polnischen Grenze gebracht. Die polnischen Behörden wiesen sie zurück und sie mussten sich im Niemandsland aufhalten.

Ernst vom Rath starb am Nachmittag des 9. Novembers an seinen Verletzungen. Dies diente als Vorwand für die Welle von Pogromen, die bereits am 8. November vereinzelt begannen.

Die Weisungen dazu kamen aus München, weil dort die NS-Führung gerade mit den alten Kämpfern der NSDAP des Hitler-Putsches vom 9.11.1923 gedachte.

Hetzrede von Goebbels (auf Veranlassung Hitlers) in München. SA-Führer gaben von München aus die entsprechenden Befehle an ihre Stäbe und Mannschaften durch.


Die Schreckensnacht verlief im ganzen Deutschen Reich und Österreich ähnlich ab. SA-Männer meist in Zivil zerstörten Gebäude der jüdischen Gemeinden. Synagogen wurden verwüstet und angezündet. Die Feuerwehr hatte den Befehl Synagogen nicht zu löschen. Sie mussten einfach schauen, dass das Feuer nicht auf andere Gebäude übergriff.

Es waren aber nicht nur Nazis am Pogrom beteiligt. Auch Bürger die sich nie was zu schulden kommen liessen und keine Mitglieder der NSDAP waren, misshandelten Juden. Es waren zahlreiche Frauen daran beteiligt. Nicht nur durch anfeuernde Rufe. Pogrome bieten die Möglichkeit, sadistische Aggressionen auszuleben.

Zum Teil wurden Schülern befohlen an den Demonstrationen teilzunehmen.

An der Aktion beteiligten sich die HJ und andere NS-Organisationen.

SS und Gestapo organisierten die Verschleppung einer exakt festgestellten Zahl jüdischer Männer und Jugendliche. Ca. 26'000 bis 30'000 wurden nach Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen verschleppt.

Bilanz des Pogroms:

Über tausend Synagogen waren abgebrannt
Mindestens 8000 jüdische Geschäfte zerstört und zahlreiche Wohnungen verwüstet.
Zwischen 90 bis 100 Juden wurden erschlagen, niedergestochen oder zu Tode geprügelt
Millionenschäden an zerstörten Geschäftseinrichtungen und Schaufensterscheiben. Die Glasscherben am Boden nach der Pogromnacht gab den Namen Reichskristallnacht.

Reaktion der Bevölkerung:

Unterschiedlich. Eine Minderheit beteiligte sich an den Plünderungen und Brandschatzungen, die Mehrheit verharrte schweigend, eingeschüchtert und angewidert oder sie blickten weg. Es gab nur einige Mutige die Mitgefühl zeigten und Hilfe leisteten.

Jüdische Bevölkerung

Viele der Verschleppten kamen in folge von körperlichen und psychischen Schikanen oder Medikamentenentzug ums Leben.
Verzicht auf Eigentum wurde abgezwungen
Die grosse Masse kam erst nach einer Auswanderungserklärung frei.

Die Pogromnacht war der Übergang zur forcierten Vertreibung der Juden ins Ausland und den Beginn der mit Enteignung identischen Phase der Arisierung.

Koordination lag bei Göring.

Es wurden Verordnungen und Erlasse über die Sühneleistung der Juden in Höhe von 1. Mrd. Reichsmark, über die Ausschaltung der Juden aus dem dt. Wirtschaftsleben, die Schliessung aller jüdischen Geschäfts- und Handwerksbetriebe erlassen. Weiter wurde der Besuch von Theatern, Konzerten und Kinos verboten. Die jüdischen Kinder wurden aus den öffentlichen Schulen ausgeschlossen, die jüdischen Studenten von den Hochschulen.
Einschränkung der öffentlichen Fürsorge, des Wohnrechts und der Bewegungsfreiheit.
Entzug des Führerscheins, Zwangsverkauf jüdischen Eigentums an Grundstücken, Gebäude, Geschäfte und Produktionsmittel.
Beschränkung der Verfügungsrechte über Wertpapiere, Kunst- und weitere Wertgegenstände.
Berufsverbot für jüdische Hebammen, Zahn- und Tierärzte.

Mehr dazu auf diesen Seiten:

Die Reichspogromnacht

Novemberpogrome 1938 ? Wikipedia

(hier findest du ganz viele gute Literaturhinweise)

http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1988/1988-10-a-591.pdf



Erstaunlich ist, wie bereitwillig der Begriff "Reichskristallnacht" von der Bevölkerung aufgegriffen wurde. Er war plötzlich da und wurde nicht zuletzt deshalb aufgenommen, weil er bagatellisierte und auf ein paar zerschlagene Fensterscheiben hinwies. Wenn das NS-Regime am 30. Juni 1934 in der "Nacht der langen Messer" erstmals sein wahres gesicht zeigte- die NS- Propaganda sprach von einem angeblichen Röhm- Putsch- so konnte sich, wer Ohren zu hören und Augen zu sehen hatte, nach den Novemberpogromen keiner mehr Illusionen über den Charakter dieses Regimes machen. Von nichts gewusst und nichts geahnt? Die Synagogen hat jeder Deutsche brennen sehen. Das Regime wollte dabei auch herausfinden, wie weit sie öffentlich gehen konnten. Die Nazis wollten das Ganze ja als spontanen Ausbruch des Volkszorns verkaufen, aber Gestapo- und SD- Berichte zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung eher abgestoßen war. Das musste noch nicht einmal bedeuten, dass die Leute Mitleid mit Juden hatten, doch Fenster und Nasenbeine öffentlich zerschlagen, das tut man einfach nicht, das verstößt gegen die ehernen Regeln, was gute Bürger nicht tun.

In Nordhessen gab es einige NS- Hochburgen, während Kassel eher "rrot" war. Dort veranstaltete man sozusagen einen Probelauf und schlug schon in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1938 zu. In meiner Geburtsstadt wurde die Synagoge geschändet, nicht angezündet-denn nebenan wohnte ein Erznazi. Dort erstattete übrigens ein Beamter, der der bekennenden Kirche nahestand Anzeige, stellte die Ordnung wieder her und verhinderte noch Schlimmeres, wofür man ihn nach Oberschlesien versetzte. Als ich vor Jahren einmal darüber recherchierte, war außer einer alten Dame niemand bereit, Auskunft zu geben, ebenso wie keiner wissen wollte, was aus den ansässigen Juden wurde. Egal wo man sich auf die spurensuche begibt, das Ergebnis ist überall das Gleiche, und man wird feststellen, dass der Bäcker, der Milchmann, der Nachbar von nebenan die Synagogen angesteckt hat und nicht Hitler, Goebbels und Himmler.
 
Zurück
Oben