Laienfilm: The Emperor (in Latin and Teutonic)

Timestheus

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Habe auf Youtube eben diesen netten "Film" entdeckt:
[mod:]YT-Link entfernt. Sollte über die Suchmaschine zu finden sein[/mod]

"In Latin and Teutonic with English subtitles" - anscheinend gedreht mit Studenten der Film Akademie. Man darf also keinen großen Hollywood Blockbuster erwarten - oder gar Schauspielerische Glanzleistungen a la Ustinov. Wobei - habe jetzt erst mal paar Minuten rein geschaut - das ist recht toll, was "die" mit den begrenzten Mitteln hinbekommen haben.

Einzig manchem Darsteller merkt man deutlich an, dass Latein nicht die Muttersprache ist und ab und zu stark "auswendig gelernt" herunter gesprochen wird. Es halt da ab und an und ist nicht fließend. Andere Darsteller rasseln Latein wie in der Umgangssprache herunter.
 
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Vom gesprochenen Latein verstehe ich nicht viel.
Die geschriebenen lateinischen Sätze zu Beginn sind allerdings nicht sehr "antik" formuliert, zumindest nicht so, wie ein römischer Autor sie geschrieben hätte.
 
Vom gesprochenen Latein verstehe ich nicht viel.
Die geschriebenen lateinischen Sätze zu Beginn sind allerdings nicht sehr "antik" formuliert, zumindest nicht so, wie ein römischer Autor sie geschrieben hätte.

Man muss natürlich dem "Team" zugute halten, dass es sich hier wohl um reine "Amateure" handelt. Dafür finde ich es nicht schlecht gemacht - und meinen Respekt haben "sie".
 
Ja, sicher.
Zumindest finde ich es gelungener als diverse "Star Trek"- oder "Star Wars"-Fan-Filme, die heutzutage mitunter mit minimalen budgetären Mitteln teils erstaunliche Effekte erzielen, aber in aller Regel an den unterirdischen schauspielerischen Leistungen der "Darsteller" (soferne es überhaupt nennenswerte Dialogszenen gibt und sofern man sich nicht Profis leistet bzw. gewinnen kann) kranken.
 
Habe den Film gerade ganz gesehen. Für einen Studentenfilm mit wenige Geld ist er außerordentlich gut gemacht. Aber Latein mit slawischem Akzent gesprochen, das ist zwar gewöhnungsbedürftig, doch das wäre es auch mit englischem oder deutschem Akzent.

Einen Fehler habe ich gesehen: Als die Römer sich beim drohenden Barbarenangriff in Position bringen, stellen sie sich in nur eine Reihe auf, ich habe aber gelesen, dass Legionäre in solchen Fällen 3 Reihen bilden, wobei die Veteranen in der letzten Reihe stehen.

PS: Falls der Link auf youtube gelöscht wird, sollte man dort nach „The Emperor (Imperator) a film by Konrad Łęcki (in Latin and Teutonic) suchen.
 
Glaubwürdiges Latein können ja heute kaum die Lateinlehrer. Wenn dann haben die Dialoge der Neuzeit oder den Capellanus zum Vorbild.

8 oder 4 Reihen, wenn ich mich recht erinnere. Oder war das eine besondere Situation? Wahrscheinlich gab es auch nur wenig ausstaffierte Statisten.
 
Einen Fehler habe ich gesehen: Als die Römer sich beim drohenden Barbarenangriff in Position bringen, stellen sie sich in nur eine Reihe auf, ich habe aber gelesen, dass Legionäre in solchen Fällen 3 Reihen bilden, wobei die Veteranen in der letzten Reihe stehen.
Das ist nicht der einzige Fehler ...

Die ganze Geschichte: Poppaea war 68 n. Chr. schon ein paar Jahre lang tot. Otho war nicht in Germanien, sondern in Lusitania. Einen Sohn hatte Poppaea nur aus ihrer ersten Ehe (Otho war bereits ihr zweiter Ehemann gewesen), und dieser wurde bereits unter Neros Herrschaft im Meer ertränkt.

Auch sonst: Zu Beginn des Films ist doch das Kolosseum zu sehen, das erst unter den Flaviern errichtet wurde. Der Brustpanzer, den Cassius bei seinem ersten Auftritt trägt, ist reichlich seltsam. Mich erinnert er eher an die Brustpanzer neuzeitlicher Kürassiere.

Trotzdem alles in allem ein recht netter Film. Mehr Fehler (inhaltlich und Ausstattung) als übliche "professionelle" "Historienfilme" hat er auch nicht.
 
Ist niemanden der tolle Spiegel aufgefallen ;)

Aber ich will den Film ebenso nicht nieder machen. Muss man erst mal auf die Beine stellen! Trotz allen kleineren "Fehlern" - nochmals meinen Respekt haben die Macher und (Laien)Schauspieler.
 
Das ist nicht der einzige Fehler ...

Die ganze Geschichte: Poppaea war 68 n. Chr. schon ein paar Jahre lang tot. Otho war nicht in Germanien, sondern in Lusitania. Einen Sohn hatte Poppaea nur aus ihrer ersten Ehe (Otho war bereits ihr zweiter Ehemann gewesen), und dieser wurde bereits unter Neros Herrschaft im Meer ertränkt.

Auch sonst: Zu Beginn des Films ist doch das Kolosseum zu sehen, das erst unter den Flaviern errichtet wurde. Der Brustpanzer, den Cassius bei seinem ersten Auftritt trägt, ist reichlich seltsam. Mich erinnert er eher an die Brustpanzer neuzeitlicher Kürassiere.

Trotzdem alles in allem ein recht netter Film. Mehr Fehler (inhaltlich und Ausstattung) als übliche "professionelle" "Historienfilme" hat er auch nicht.

Kurz gesagt: Für Filmschüler mit kleinem Budget sehr ordentlich.

Und deutsches Schülerlatein in klassisches Latein, um das noch etwas auszuführen, zu verwandeln ist gar nicht so einfach. Deutschen beizubringen das ae und das s korrekt auszusprechen ist wider Erwarten nicht so einfach, obwohl das ae nur wenig vom ai abweicht und es das s bis zum 18. Jahrhundert hier sogar gab. Von p, t, k und anlautendem Vokal brauchen wir erst gar nicht sprechen. (Den Knacklaut vor Vokal gibt es in romanischen Sprachen nicht; p, t und k werden im Gegensatz zum Deutschen nicht behaucht. Wenigstens das letztere sollen die Germanen noch gekonnt haben. Heute sind das beides unverwechselbare Barbarenkennzeichen und sehr schwer abzutrainieren.) Und dann die Frage, ob Straßenlatein, also das, was sich schon zu Augustus Zeiten vom klassischen Lautein abspaltete, oder eben klassisches Latein gesprochen wird. In Rom war das Kennzeichen sozialen Unterschieds, was heute oft ignoriert wird. Zu Tacitus haben wir das zum anlautenden H mal diskutiert. Im Grunde müssten die Schauspieler je nach verkörperter Rolle ausgebildet werden. Bei der Arminius-Serie hatten sie auch das Glück, dass der Arminius-Schauspieler weitgehend die klassische Aussprache in der Schule gelernt hatte und in der Heimat des italienischen Varus-Darstellers ein Dialekt gesprochen wird, der einen Teil der klassischen Lautung bewahrt. Zusätzlich haben sie dabei einen Sprachtrainer beschäftigt. Jedenfalls hieß es so in einer Serienbesprechung. Dafür wird hier ganz einfach das Budget nicht gereicht haben.
 
Kurz gesagt: Für Filmschüler mit kleinem Budget sehr ordentlich.

Und deutsches Schülerlatein in klassisches Latein, um das noch etwas auszuführen, zu verwandeln ist gar nicht so einfach. Deutschen beizubringen das ae und das s korrekt auszusprechen ist wider Erwarten nicht so einfach,
Der Film wurde von polnischen Filmschaffenden der Film- und Fernsehakademie Warschau gedreht.
 
Stimmt, aber vor dem Hintergrund, dass der Film in Zusammenarbeit mit einer polnischen Film- und Fernsehakademie gedreht wurde (eventuell von Studierenden an der Akademie, die das Ziel haben im Filmbereich zu arbeiten) sollte man den "Laienfilm" bestenfalls in Anführungszeichen setzen.
Der Regisseur Konrad Łęcki hat jedenfalls noch zwei weitere Produktionen im Kasten.
Konrad Lecki - IMDb
 
Ach so, ja, Schülerfilm passte für den Threadtitel besser. Ich schrieb nicht von Laien, weshalb mir das Gemeinte nicht aufging.
 
Ist niemanden der tolle Spiegel aufgefallen ;)
Doch - habe es aber vergessen zu erwähnen. ;)

Und deutsches Schülerlatein in klassisches Latein, um das noch etwas auszuführen, zu verwandeln ist gar nicht so einfach. Deutschen beizubringen das ae und das s korrekt auszusprechen ist wider Erwarten nicht so einfach …
Ah, es gibt also Menschen, die wissen, wie die Aussprache der alten Lateiner war? :confused:
 
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