Löwen gehörten auch nicht gerade zum hierzulande heimischen Getier. Hier schmückte man sich lieber mit Wolf, Bär, Adler, Falk...
Die Zahl der Länder und Institutionen, die Löwen im Wappen führten oder wo der Löwe als Namensgeber eine Rolle spielte, sind aber doch unübersehbar, und diese Beliebtheit des Löwen bestand auch in Gebieten, wo es in historischer Zeit niemals afrikanische oder Asiatische Löwen gab und wo man weit bis in prähistorische Zeit, bis in die Zeit der letzten Eiszeit zurückgehen muss, um überhaupt Tiere wie den ausgestorbenen Höhlenlöwen in der einheimischen Fauna anzutreffen.
Aus dem Stehgreif würden mir sofort ein halbes Dutzend Länder oder Städte einfallen, die Löwen im Wappen führen oder bei denen der Löwe als Namensgeber eine Rolle spielte: Leuven, Leon, Corleone. England, Flandern, Bayern, Hessen, Thüringen und viele andere führen den Löwen im Wappen. In der Heraldik gibt es Löwen ohne Ende, in jeder Form und Farbe, und für jeden Geschmack ist etwas dabei:
Da gibt es schwarze, (Flandern), blaue (Brügge), gelbe (Brabant) und rote Löwen (Limburg). In Hessen und Thüringen sogar rot-silberne. Man findet aufrechte Löwen oder solche auf allen Vieren. Manche sind bezungt, und andere sehen aus, als hätten sie die Klauen mit Nagellack verschönt. Neben dem Adler dürfte der Löwe weltweit wohl das populärste Wappentier sein, und trotz eines recht großen Verbreitungsgebiets hat er es in zahlreichen europäischen Staaten zum Wappentier gebracht, obwohl es in historischer Zeit dort niemals Löwen gab. Im allgemeinen Bewusstsein sind Löwen heute afrikanische Tiere. Nur im Gir-Nationalpark hat eine winzige Population überleben können.
Die Löwen, mit denen Herakles oder Simson rangen, waren asiatische Löwen. In den Perserkriegen gab es sie noch in Makedonien, und noch länger liegt die Zeit zurück, als Löwen noch zur Fauna Europas gehörten, als Löwen ihren Lebensraum nicht mit Giraffen, Büffeln und Zebras, sondern mit Wisenten, Auerochsen, Höhlen- und Braunbären teilten.