Historischer Kontext von Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten
Hallo,
ich möchte hier dieses älteres Thema aufgreifen, welches meiner Meinung nach, noch diskussionswürdig ist.
Die Wohlgesinnten ? Wikipedia
Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten, Berlin Verlag 2008 ISBN 978-3-8270-0738-4
Der Roman, von dem ich jetzt ca. 100 Seiten gelesen habe, ist tatsächlich voller überharter Realitätstreue.
Der Protagonist Dr. Aue ist mit einer Einsatzgruppe in den Gebieten der besetzten UdSSR unterwegs und beschreibt in extrem drastischen Schilderungen vom Genozid im Einflussbereich der Heeresgruppe Süd (von Reichenau).
Littell hält sich wie es aussieht weitgehend an die geschichtlichen Fakten:
(1)
Massaker von Lutzk
WP (
Luzk ? Wikipedia): Ende Juni 1941 – kurz nach Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges – nahm die deutsche Wehrmacht Luzk ein. Siehe hierzu Panzerschlacht bei Dubno-Luzk-Riwne.
In der Burg fanden die Deutschen Opfer eines
Massakers des NKWD vor. Daraufhin kam es zu einem ersten, von den Deutschen begünstigten Pogrom ukrainischer Nationalisten gegen die jüdischen Einwohner der Stadt. Am 2. Juli 1941 erschoss dann das Sonderkommando 4a der
Einsatzgruppe C unter Führung von Paul Blobel 1.160 männliche Juden zwischen 16 und 60 Jahren. Die verbliebenen jüdischen Bewohner der Stadt wurden in ein Ghetto umgesiedelt und später beim in der Nähe der Stadt gelegenen Polankahügel ermordet.
(2) Beschrieben wird weiterhin ein namenloses Massaker irgendwo in der Ukraine.
(3)
Progrome in Lemberg
WP (
Lemberg ? Wikipedia) In den Jahren 1939 bis 1941 wurde Lemberg nach der auf Grund des Hitler-Stalin-Pakts erfolgten sowjetischen Besetzung Ostpolens 1939 in die Ukrainische Sowjetrepublik eingegliedert. Wie überall in der UdSSR wurde auch Lemberg der Zwangskollektivierung unterzogen. 1941 wurde Lemberg durch Hitlers Überfall auf die Sowjetunion Teil des deutschen Generalgouvernements und fungierte nun als Hauptstadt des Distrikts Galizien. Kreishauptmann und damit oberster ziviler Herrscher in Lemberg war der Krefelder Joachim Freiherr von der Leyen. Fast alle jüdischen Lemberger wurden ermordet, unter anderem im von den Nationalsozialisten eingerichteten Ghetto Lemberg, im städtischen Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska und im Vernichtungslager Belzec. Unter den zerstörten Synagogen befand sich Beit Chasidim, die älteste der Stadt. Insgesamt wurden in Lemberg und der Lemberger Umgebung während der Zeit des Nationalsozialismus ca. 540.000 Menschen in Konzentrations- und Gefangenenlagern umgebracht, davon 400.000 Juden, darunter ca. 130.000 Lemberger. Die restlichen 140.000 waren russische Gefangene. Dazu kam der brutale NS-Terror gegen die polnische Bevölkerung wie beispielsweise die Ermordung von 25 polnischen Professoren in der Zeit vom 3. bis 5. Juli 1941. Diese Gräueltaten wurden von der vorher schon im Generalgouvernement aktiven Einsatzgruppe z.b.V. (Zur besonderen Verfügung) unter dem damaligen SS-Oberführer Karl Eberhard Schöngarth anhand vorgefertigter Listen mit Namen und Adressen durchgeführt und fanden unter aktiver Teilnahme der ukrainischen Nationalisten, unter anderem des ukrainischen Bataillons Nachtigall, statt.
SD und Einsatzgruppen, stacheln neben eigenen Exekutionen die Ukrainer zum Völkermord an und werden Zeuge, wie es zu barbarischen Progromen kommt. Teilweise sind die Schilderungen nur sehr schwer zu ertragen.
Diese Bilder könnten Littell als Vorlage gedient haben:
Google-Ergebnis für http://1.bp.blogspot.com/_31F6IxC_GsQ/TL80lxjIigI/AAAAAAAAAqM/J7RjfBK9098/s1600/lviv6.jpg
Zur Handlung:
25. Juni 1941 Dr. Aue von der SS-Schule Pretsch trifft in Sokal b. Lemberg ein
28. Juni 1941 SS-Obergruppenführer F. Jeckeln erklärt die Aufgaben der Einsatzgruppe
29. Juni 1941 Aufbruch nach Luzk
30. Juni 1941 Hinrichtungen in Luzk
2. Juli 1941 Aue reist nach Lemberg
11. Juni 1941 Umbenennung zur Einsatzgruppe C
September 1941 Babi Yar ….
Gruss,
Bernd