Ludwig II. von Bayern

@Scorpio und diese Löwenburg ist rundum sowie vom Innenhof gesehen eine monumental-"kitschige" Augenweide!!! Leider sind meine Handy-Fotos von der Löwenburg alle zwischen 4-10MB groß, obwohl ich auf dem Pixel 8 pro die harmloseste statt der hochauflösenden Einstellung habe (und es ist mir zu lästig/aufwendig, mit Bildverkleiner-App herumzufuhrwerken - schade, ich könnte schöne Fotos zur Bestätigung deines Beitrags beisteuern)
Als wir dieses Frühjahr bei der Löwenburg waren, war ich verblüfft über diese sehenswerte Anlage!
 
Das man Ludwig II. für regierungsunfähig und unmündig erklären ließ, war, wenn man bedenkt, was auf Ludwig II. ansonsten in näherer Zukunft zugekommen wäre, wahrscheinlich eher der schonendere Weg um ihn aus der Schusslinie zu nehmen, denn imerhin schützte Ludwig II. der Umstand, dass man ihn für Geisteskrank und unmündig erklärte vor eventuell ausstehenden juristischen Konsequenzen, denn als Geisteskranker war er zumindest nicht belangbar.
Ich sehe es so: Was haben Ludwig II. und John F. Kennedy gemeinsam? Beide sind Ikonen, sie ziehen Menschen bis heute in ihren Bann. Bei JFK war es schon zu dessen Lebzeiten so, während der König erst nach seinem Tod zu dieser übergroßen Lichtgestalt gemacht wurde, die in der deutschen und bayerischen Geschichte einen Platz einnimmt, die ihr, zumindest im politischen Sinn, gar nicht zukommt. Aber das ist an dieser Stelle auch komplett egal. Denn wenn Ikonen gewaltsam und unerwartet aus dem Leben gerissen werden, dann ist das für viele Menschen nur schwer zu akzeptieren. So entstehen Verschwörungserzählungen, denn die machen den Verlust erträglicher - die verehrte Ikone fiel finsteren Mächten zum Opfer, sie hatte keine Chance. Womit die Heiligsprechung dann eigentlich schon vollzogen ist.

JFK wurde auf offener Straße abgeknallt und Ludwig II. vom Prinzregenten/der Staatsregierung/den Preußen/etc. mindestens in den Tod getrieben, wenn nicht sogar heimtückisch gemeuchelt. Uhhh... ahhh... Verrat und kalter Mord!

Das ist die, ich will nicht sagen romantisierende Seite solcher Geschichten, aber diejenige, aus der man Übermenschen stilisiert. Die die betreffenden gar nicht sein wollten, aber Tote muss man nicht mehr fragen, was sie möchten.

Die andere, fast schon banale Seite sieht so aus, dass JFK von einem narzisstischen Versager hinterrücks ermordet wurde. Keine Verschwörung, weder von der CIA, dem FBI, der Waffenlobby, Kuba, der UdSSR, der Mafia, etc., etc.

Ebenso banal ist, dass der König einem Impuls folgend durch den Starnberger See fliehen wollte. Gudden versucht ihn zurückzuhalten, doch Ludwig, ein Prackl Mannsbuid, ringt mit Gudden und tötet ihn, bestimmt ohne jede Absicht. Jetzt aber ist Ludwigs Dilemma nicht mehr aufzulösen und das weiß er - ein König, den man für geisteskrank erklärt hat tötet seinen Nervenarzt. Was man nun mit ihm anstellen wird, das kann er sich ebenso gut ausmalen. Man wird ihn einsperren. In einem Schloss, mit Dienern. Es wird ihm an nichts fehlen, aber man wird ihn einsperren. Bis er stirbt. Die Regierung könnte jetzt auch gar nicht mehr anders handeln, unmöglich.

Vielleicht sind ihm ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen als ihm endgültig klar wurde, dass die Selbsttötung der einzige und letzte Ausweg für ihn war.

Auch hier: Kein Mord, keine Verschwörung, nur schreckliche Tragik.

Meistens ist die einfachste Erklärung für eine Tragödie auch die richtige. Nur fällt es vielen Menschen schwer diese einfache, sprich, banale Wahrheit anzunehmen.
 
Ebenso banal ist, dass der König einem Impuls folgend durch den Starnberger See fliehen wollte. Gudden versucht ihn zurückzuhalten, doch Ludwig, ein Prackl Mannsbuid, ringt mit Gudden und tötet ihn, bestimmt ohne jede Absicht. Jetzt aber ist Ludwigs Dilemma nicht mehr aufzulösen und das weiß er - ein König, den man für geisteskrank erklärt hat tötet seinen Nervenarzt. Was man nun mit ihm anstellen wird, das kann er sich ebenso gut ausmalen. Man wird ihn einsperren. In einem Schloss, mit Dienern. Es wird ihm an nichts fehlen, aber man wird ihn einsperren. Bis er stirbt. Die Regierung könnte jetzt auch gar nicht mehr anders handeln, unmöglich.
Theoretisch durchaus denkbar, ich würde mir nur die Frage stellen, warum er hätte versuchen sollen durch den See, in schwimmender Weise zu flüchten.

Wir reden ja über einen durchaus nicht ganz kleinen See, durch den man nicht mal eben in 10 Minuten durchschwimmt um dann zu verduften.
Insofern wahrscheinlich bereits ein Abfangkommando auf ihn gewartet hätte, wenn er auf der anderen Seite angekommen wäre, falls er in der Lage war aus dem Stand über eine solche Distanz zu schwimmen (in voller Montur, sollte man eine Strecke von mehreren Kilometern nicht unterschätzen), wäre das eine ziemlich undurchdachte Kurzschlussreaktion gewesen.

Da stellt sich mir die Frage: Stand Ludwig genug neben sich um sich auf so ein Unterfangen, dass mit ziemlicher Sicherheit schief gehen würde einzulassen?
 
.. und war die Wassertemperatur wirklich nur 12°C?
Denn dann wäre der Ludwig nicht wit gekommen, aber weit über das Ufer hinaus.
Hatte er nicht noch Hoffnung, dass ihn ein Boot der Sissi aufnehmen könne?
Stand Ludwig genug neben sich um sich auf so ein Unterfangen, dass mit ziemlicher Sicherheit schief gehen würde einzulassen?
Gibt es eine Lösung des Rätsels ohne einen Ludwig der nicht "neben sich" steht?
Ohne einen verzweifelten Ludwig?
 
Ein Teil der Faszination am Ludwig ist, dass dessen Tod eine Kriminalgeschichte ist welche die Fantasie blühen lässt.
Eben weil man sich so viele Varianten vorstellen kann.
Ein anderer Teil besteht in der Popularisierung eines Kitschbildes bis hin zum Disneyschloss.
Die schönen Schlösser hat ein "Märchenkönig" gebaut. Und von aller Welt kommen Menschen um das echte Disney-Schloss zu sehen!

Doch der Märchenkönig hat das ganz allein für sich gebaut, und ganz bestimmt nicht für den heranströmenden Welt-Pöbel.
Auch dann nicht wenn dieser sich in heimischer Tracht nähert.
Aber immerhin: Er hat Disney inspiriert und lächelt vom Weißbierglas. :)
 
Da stellt sich mir die Frage: Stand Ludwig genug neben sich um sich auf so ein Unterfangen, dass mit ziemlicher Sicherheit schief gehen würde einzulassen?
Es stimmt natürlich, dass der Starnberger See koa kloane Regnlacka is, da hast scho recht, wenn Du mir kurz meine Münchner Mundart erlaubst. :cool: Sollte es zutreffen, dass er impulsiv/als Kurzschlussreaktion handelte als er von Gudden in Richtung Ufer weglief, dann wird er in dem Augenblick auch nicht darüber nachgedacht haben, was morgen ist. Vielleicht wollte Ludwig durch Schwimmen am Ufer entlang einfach nur in Richtung Berg oder Leoni entkommen und dann mal sehen. Es war dunkel, es hat geregnet und Wachpersonal musste ja auch erstmal alarmiert werden.

Vielleicht ist Ludwig auch direkt mit der Absicht sich das Leben zu nehmen ins Wasser gelaufen, wer weiß das schon. Manche Historiker glauben das nicht, weil Ludwig sehr katholisch geprägt war - weswegen er ja auch angeblich schrecklich unter seinen homophilen Neigungen gelitten haben soll, aber das kann wirklich nur Vermutung sein.

Was auch immer tatrsächlich geschehen ist am 13. Juni 1886, der Tod des Königs ist eine der berühmtesten Tragödien der deutschen Geschichte und der bedeutendste und nachhaltigste Mythos in der an Mythen und Ereignissen nicht ganz armen Geschichte Bayerns.
 
...ob des Kini Zug pünktlicher als die derzeitige DB war?
wahrscheinlich ja, ich kann mir vorstellen, dass er dann immer alleine auf der Strecke (ohne andere Züge, auf die man Rücksicht nehmen müsste) unterwegs war
 
wahrscheinlich ja, ich kann mir vorstellen, dass er dann immer alleine auf der Strecke (ohne andere Züge, auf die man Rücksicht nehmen müsste) unterwegs war
Ich frage mich, ob eine derartige Privilegierung des Königs (die zugleich mit erheblichen Unannehmlichkeiten für „normale“ Bahnreisende verbunden gewesen wäre) im fortgeschrittenen 19. Jhdt. mit seiner fortgeschrittenen politischen und bürgerlichen Bewusstseinsbildung politisch überhaupt noch machbar war bzw. gewesen wäre. (Ich weiß es nicht.)
 
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