Lückenhafte Erfassung für den Wehrdienst im 3. Reich

Franzei

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Ich bin Jahrgang 1928 und war zu Beginn meines Einsatzes als Luftwaffenhelfer (Flakhelfer) am 1. August 1944 16 Jahre alt.

Meine Altersgenossen erhielten im Laufe des Jahres 1944 (evtl. auch schon 1943) Vorladungen zur Musterung (= ärztliche Untersuchung zur Feststellung der Wehrtauglichkeit) und wurden nach Beendigung des Dienstes als Luftwaffenhelfer in den ersten Monaten des Jahres 1945 alsbald zum Reichsarbeitsdienst (oder zur Wehrmacht) einberufen.

Bei mir blieb eine solche Vorladung aus. Ich hatte nach meiner Entlassung als Flakhelfer im März 1945 keinen Kriegsdienst zu leisten, nahm im März 1945 meine berufliche Tätigkeit (Lehrling bei einer gesetzlichen Krankenkasse) wieder auf und erlebte das Kriegsende in München.

Ein Kollege von mir, der auch Luftwaffenhelfer war, entzog sich längere Zeit der Musterung. Seine Mutter schickte die Vorladungen immer mit der Mitteilung zurück, ihr Sohn tue Dienst als Flakhelfer und sein Aufenthalt sei ihr unbekannt. Als eine Strafandrohung kam, begab er sich doch weisungsgemäß zum Wehrkreiskommando in München. Dort erzählte ihm der zuständige Beamte, daß er in München der letzte des Jahrganges 1928 sei, den man jetzt endlich "erwischt" habe. Er wurde Ende März oder Anfang April 1945 noch zum Reichsarbeitsdienst einberufen.

Ich hatte zweifellos großes Glück, denn von den so spät noch Einberufenen sind viele gefallen, wurden verwundet oder gerieten in Kriegsgefangenschaft.

Ich frage mich seit vielen Jahren, welchen Umständen ich den günstigen Verlauf zu verdanken habe und ob solche Mängel der Erfassung häufiger waren.

Vielleicht kann jemand, der ähnliches erlebt hat oder sich mit Wehrmachtsfragen befasst, etwas beitragen?

Könnte eine Nachfrage beim Bundesarchiv evtl. zur Klärung beitragen?
 
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Hallo,

ich persoenlich wuerde sagen, Du hast einfach nur Glueck gehabt. Schau,
mein Grossonkel Karl war ein Jahr aelter als Du und hat seinen 18. ten nicht erlebt.

Gruss
Daniel
 

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