Lützen

Der Grund wieso er sich überhaupt in Sachsen aufgehalten hat war:
1. Schwedische Verbindung zur Küste zu stören und dadurch die schwedische Armee aus Bayern herauskriegen
2. Sachsen aus der protestantischen Allianz herauszulösen.

später kamm dann noch dazu:
3. Winterquartier

1. wurde erreicht. 2 und 3 nicht, weil es nicht gereicht hat die Schlacht nicht zu verlieren, hätte aber mit einem Sieg erreicht werden können. Am Ende des Feldzuges von 1632 stand ein Rückzug nach Böhmen, zurück zum Start also. Der gesamte Feldzug war sowieso etwas "durchwachsen". Die Schweden waren militärisch immer noch eine Bedrohung, zumindest bis Nördlingen. Das sich der König von Schweden, wider besseren Wissens in vorderste Reihe begeben hat, anstatt zu führen und dadurch umgekommen ist, war wohl der eine Glücksfall der die Kampagne so "la-la" werden liess, den sonst wäre sie vom Erreichten her, ziemlich nahe an einem Reinfall gewesen.
 
Ganz interessant finde ich, dass Gustav Adolph bei Lützen nicht die Sachsen hinzu zog. Angeblich sollen diese ja als unzuverlässig gegolten haben, was sich bei Breitenfeld als besonders gravierend erwiesen hatte. So gingen die Sachsen Johann Georg I. bereits in die Winterquartier, als noch mächtig gekämpft wurde.

@ Loudon
Tolle Links zu den Taktiken. Es wäre schön auch mal eine Abbildung zu der modifizierten kaiserlichen Taktik zu sehen, die Du erwähntest.

Auf der zeitgenössischen Darstellung von Merian erkennt man zumindest noch die Terzios, was aber nicht viel heißen muss. Datei:Glaubwürdiger Bericht und Erzehlung Was etwa von der vorm Jahr den siebenden Septemb bey Leipzig geschehenen Hauptschlacht.jpg ? Wikisource
(Unten sieht man auch das Detail des Terzios.)
(Und mit Text: http://de.wikisource.org/wiki/Abbildung_der_Schlacht_so_bey_Lützen_den_6._Novemb._1632._Geschechen )
Solche Stiche nach Schlachten folgten teilweise eher einem bestimmten Muster der Abbildung, als die tatsächlichen Ereignisse wirklichkeitsnah darzustellen. Immerhin werden die Ortsnamen zumeist abgebildet und bestimmte aufsehenerregende Geschehnisse, wie die oftmals explodierenden Pulverladungen auf den Wagen des Trosses werden gern als ein Höhepunkt der Schlacht dargestellt.
 
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Ganz interessant finde ich, dass Gustav Adolph bei Lützen nicht die Sachsen hinzu zog. Angeblich sollen diese ja als unzuverlässig gegolten haben, was sich bei Breitenfeld als besonders gravierend erwiesen hatte. So gingen die Sachsen Johann Georg I. bereits in die Winterquartier, als noch mächtig gekämpft wurde.
angeblich soll die sächs. Kavallerie bei Torgau stehend, angefordert worden sein.

Das Bild zeigt links diverse Phasen der Schlacht gleichzeitig. Rechts, bei der Schlachtordnung, sehe ich detailierte Angaben nur bei den Schweden, die "friedländische Bataglia", ist recht ungenau und stimmt auch so net ganz.
Der Strassengraben soll von Musketieren besetzt worden sein, ebenso die Gärten vor Lützen. Davor sollten auch einige Kroaten stehen.
 
"friedländische Bataglia":

Infanterie
Baden - 500 Mann
Friedrich Breuner - 500 Mann
GenFZM Breuner - 500 Mann
Alt-Breuner - 500 Mann
Colloredo - 700 Mann
Cormago - 800 Mann
Grana - 1000 Mann
Kehraus - 1200 Mann
Reinach - 150 Mann (Rest von 300 zusammen mit weiteren 300 Mann von Cormago detachiert) zusammengeschlossen mit Cormago
Alt-Sachsen - 800 Mann
Waldstein - 1500 Mann

macht cca. 8.150 Mann

Kavallerie

Kürassiere
Desfours - 300 Mann
Götz - 400 Mann
Holk - 250 Mann
Lohe - 150 Mann
Alt-Trcka - 250 Mann

Arkebusiere
Drost - 250 Mann
Goschütz - 250 Mann
Hagen - 800 Mann
Leutersheim - 200 Mann
Loyers - 200 Mann
Piccolomini - 500 Mann (nominell Arkebusiere, war eigentlich ein Elitekürassierregiment)
Westfalen - 150 Mann
Westrumb - 100 Mann

Dragoner
Trcka - 100 Mann

Kroaten
Isolano - 250 Mann
Beygott - 100 Mann
Corpes - 300 Mann
Revay - 250 Mann

Artillerie
9 24pfünder
6 12pfünder
4 6pfünder

19 Kanonen (mögl. 21)

macht dann:
Kürassiere: cca. 1.250
Arkebusiere: cca. 2.450
Dragoner: cca. 100
Kroaten: cca. 900

zusammen 4.700 Mann Kavalerie
warscheinlich um die 400 Mann Artillerie

macht zusammen knapp 13.000 Mann.

Zu wenig Infanterie für 5 Tercios.
Der Merian-Kumpferstch basiert auf van Hulsens Schlachtplan in Inventarum Sueciae. Die schwedische Schlachtordnung stammt von Augenzeugen, jedoch die Wallenstein aus anderen Darstellungen, von Daher der Fehler mit den 5 Tercios (4 im Zentrum, 1 rechts).

Dazu Holk, der für die Formierung der Schlachtordnung verantwortlich war:

5000 on foot in five brigades; the middle of two brigades each of 1000 and six companies of horse intermixed 2 by 2; and last stood outcommanded five companies of 500 men on foot, and two squadrons of 12 companies of horse.

Die Infanterie war also in "schwedischen" Brigaden aufgestellt: 5 in der ersten Linie, 2 in der 2. und die 3. Linie waren die 500 Musketiere (ohne Piken). Die Schlachtordnung macht Sinn für Verteitigung mit 2 Brigaden in Reserve um Schwachpunkte zu verstärken. Die Kavallerie war größtenteils an den Flanken postiert, in Echelon nach hinten um Flankenmanöver abzufangen. Die Kroaten standen größtenteils links mit einem Detachment vor den Gärten bei Lützen die von etwa 400 Musketieren bestetzt waren. Zusätzlich 150 Musketiere vor der Kavallerie aufgestellt (wohl im Strassengraben). 14 Kanonen waren bei den Windmühlen aufgestellt mit 6 oder 7 Kanonen auf dem linken Flügel.

Brzezinski:

The 1.000-man (sic) infantry 'brigades' mentioned by Holk were, in effect battalion formations - proof that Wallenstein was well aware of the manouverability of smaller formations and had abandoned the tercio.
The Imperial cavalry were fielded in 'squadrons' which were essentially regiment sized. The cuirassiers were all deployed in the front part of the line, where they could give direct support to the infantry; or in a double squadron on each wing, able to deliver a decesive punch. The harquebusier regiments, many of which had been raised as little as three months earlier, were deployed further back on the wings and in the third line: Wallenstein clearly realised they would be of limited value.
 
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macht zusammen knapp 13.000 Mann.

Zu wenig Infanterie für 5 Tercios.
Der Merian-Kumpferstch basiert auf van Hulsens Schlachtplan in Inventarum Sueciae. Die schwedische Schlachtordnung stammt von Augenzeugen, jedoch die Wallenstein aus anderen Darstellungen, von Daher der Fehler mit den 5 Tercios (4 im Zentrum, 1 rechts).

Könnte es sich dabei nicht um die Zivilisten handeln, die Wallenstein aus der Stadt treiben, mit Standarten ausrüsten und aufstellen ließ? Er hoffte, dass die Schweden sie bei dem trüben Wetter und aus der Entfernung für eine mächtige Reserve hielten. Als die Schweden dann den Graben eroberten und die kaiserliche Reiterei zu den Batterien zurückgedrängt wurden, ergriffen die zwangsrekrutierten Bürger die Flucht und ließen Troß und Zugpferde im Stich.
 
Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst/4. Teil. Die Neuzeit/2. Buch. Das Zeitalter der Religionskriege/6. Kapitel. Einzelne Schlachten/Schlacht bei Lützen - Zeno.org
Die älteren Darstellungen lassen die Kaiserlichen bei Lützen noch ziemlich in denselben schwerfälligen Formen fechten, wie das Tillysche Heer bei Breitenfeld. Das ist jedoch nicht richtig. Wallenstein hatte bereits die quadratische Form aufgegeben und die zehngliedrige Tiefe für die Infanterie angeordnet. Auch hatte er die leichten Regimentsgeschütze eingeführt und der Kavallerie Schützentrupps beigegeben.
 
Das hatte ich auch jüngst gelesen.

Danke für das Zitat!

Dellbrück erwähnt zwar leichte Vorteile der Aufstellung oder Taktik der Schweden aber bleibt im Großen und Ganzen bei einem grundsätzlich ausgeglichenen Schlachtverlauf. Dabei merkt er an, dass die Pappenheimer Infanterie noch zeitnah eintraf, während das sächsisch-lüneburgische Korps noch bei Torgau also einige Tage entfernt stand und höchstens 6.000 Mann betragen habe*. So oder so hatte Wallenstein einen gewissen Vorsprung darin, die Truppen zusammen zu haben, wobei er scheinbar nicht die Entfernung, in welcher sich die schwedischen Verstärkungen befanden, kannte und diese näher und gefährlicher wähnte.

Ein bisschen eine Ironie der Geschichte ist es wirklich, wie Dellbrück es ganz richtig erwähnt, dass eine der berühmtesten Schlachten des dreißigjährigen Krieges doch mit verhältnismäßig geringen Kräften geschlagen wurden, auch wenn sich die beiden bedeutensten Feldherren beider Seiten gegenüber standen.

* In einer Randnotiz auf S. 271 in
Hans Dellbrück: "Geschichte der Kriegskunst" Nikol-Verlag, Hamburg, 2006 hier: "Die Neuzeit" 2. Buch, 6. Kapitel "Einzelne Schlachten"
 
Hey Leute, ich würde endlich eine Sache für mich klargestellt haben undzwar, wie Wallenstein bei Lützen seine Truppen aufstellte. Das der Tercio (seit Breitenfeld?) abgeschafft wurde ist richtig oder? Hatte er seine Truppen tiefer gestaffelt in gevierthaufen aufgestellt? Ist vielleicht eine blöde Frage, aber kann sie mir einer beantworten?

Gruß
 
Hey Leute, ich würde endlich eine Sache für mich klargestellt haben undzwar, wie Wallenstein bei Lützen seine Truppen aufstellte.
Bei Lützen war die Aufstellung, zumindest nach den zeitgenössischen Darstellungen, noch in Tercios:File:Tercio.jpg - Wikimedia Commons

Das der Tercio (seit Breitenfeld?) abgeschafft wurde ist richtig oder? Hatte er seine Truppen tiefer gestaffelt in gevierthaufen aufgestellt? Ist vielleicht eine blöde Frage, aber kann sie mir einer beantworten?

Gruß
Wie kommst du da drauf? Die Tercios fochten in dieser Formation mindestens bis Rocroi (1643). Es stellt sich auch die Frage welche der beiden schlachten bei Breitenfeld gemeint ist. Die zweite war nämlich nach Lützen.
 
Breitenfeld 1631 meinte ich, war mein Fehler.Jedoch habe ich es auch in Form einer Frage geschrieben, dass der Tercio seit Breitenfeld abgeschafft wurde.

Wie ich darauf komme: (Quelle Wikipedia Schlacht bei Lützen) "Die Ungetüme quadratischer Heerhaufen (Terzios), mit denen noch Tilly in der Ersten Schlacht bei Breitenfeld gefochten und verloren hatte, waren verschwunden. Zur besseren Beweglichkeit und um die große Frontlänge zu überbrücken standen die Reihen nirgendwo tiefer als zehn Mann (Golo Mann)"

In der Dokumntation "Die deutschen, Wallenstein und der Krieg" auf ZDF wurde genau diese Schlachtaufstellung beschreiben.
Andererseits wird gesagt, dass Wallenstein, Tercios aufstellte.
Was ist nun richtig und was falsch?????????
 
Der "Tercio" ist eigentlich eine andministrative Einheit und nicht eine taktische. Erst als die Bourbonen die Habsburger in Spanien ablösten, wurden die Tercios dort von Regimentern nach französischem Muster abgelöst. In der Schlacht selbst sind die Tercios jedoch in vielfacher Form aufgetreten, sowohl im Geviert wie in Reihen und sogar in loser Formation. Das Geviert als solches ist m.W. jedoch erst mit der Ablösung der Pike durch das Bajonett aus dem Gebrauch gekommen und das passierte erst nach dem 30. jährigen Krieg.

Ob Tilly nun eine andere Formation in Lützen als in Breitenfeld einnehmen liess, ist mir konkret nicht bekannt. Die Darstllung oben ist jedoch von dieser Schlacht und zeigt ein massives Geviert. Ob der Künstler nun dabei war, nach Augenzeugenberichten zeichnete oder völlig frei erfunden hat, können wir leider nicht mehr wissen.

Ich würde jedoch annehmen, dass in Lützen noch so gefochten wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das war aufschlussreich, danke dir.
Also können wir im Endeffekt nicht 100% genau sagen, wie die kaiserliche Schlachtordnung aussah.:grübel:
 
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