Luftbild googlen - mal umgekehrt

Ashigaru

Premiummitglied
Es gab ja hier in den vergangenen Jahren etliche Anfragen bzgl. Strukturen, die in google earth, maps etc. gesichtet und als archäologische Befunde vermutet wurden. Dies veranlasste mich, mal die Gegenprobe zu machen - was sieht man dort, wo definitiv noch was ist?

1. Beispiel: Arnsburg. Das Römerkastell Arnsburg ist - wie nicht wenige Anlagen am Limes - praktisch nie überbaut worden. "Praktisch" deshalb, weil viel später, im 12. Jahrhundert, für nur wenige Jahre eine Klosteranlage inmitten der wohl noch sichtbaren Außenmauern des Kastells stand.

Das Luftbild in "google maps":
https://maps.google.de/maps?hl=de&ll=50.487859,8.784471&spn=0.001372,0.003484&t=h&z=19

Ins Auge springt natürlich der erst im letzten Jahrzehnt wieder aufgemauerte Grundriss des Nordtors, und der obertägig sichtbare, niedrige Wall der nordwestlichen Kastellmauer.
Schon der Anschluss der Westmauer ist nicht mehr zu sehen, ebenfalls nichts von den viel jüngeren Klostermauern in der Mitte des Kastells.
Erst nach einer Weile gelang es mir, die schwach im Luftbild sichtbare südöstliche Kastellecke mit Turm auszumachen.
Nun mag man einwenden, dass nichts mehr da ist, alle Mauern ausgebrochen wurden etc. Doch mitnichten:
Eine geomagnetische Untersuchung vor wenigen Jahren (hier beschrieben ab Seite 14: http://www.deutsche-limeskommission...s/dlk/pdfs/101105_Der_Limes_1_2010_Screen.pdf) zeigt, dass hier noch ein regelrechtes "Archiv" im Boden lagert. Nicht nur von den Kastellmauern sind noch weitgehend Strukturen erhalten, hier schlummert noch das womöglich besterhaltenste und ungestörteste Kastelldorf am Limes mit mehreren Steingebäuden und einer Umwehrung.

2. Beispiel: Waldgirmes. https://maps.google.de/maps?q=Waldg...n=0.001372,0.003484&t=h&hnear=Waldgirmes&z=18
In der Mitte natürlich die moderne "Präsentation" des mittlerweile berühmten Forums - die Mauern, zumindest im Originalbefund, waren übrigens nicht mehr als knöchelhoch. Dies war natürlich das einzige Steingebäude, während alle anderen Häuser, Werkstätten etc. aus Holz waren. Doch es gab eine großzügige Holz-Erde-Umwehrung, von der nichts zu sehen ist (ich erkenne zumindest nix davon). Südwestlich des Forums sind noch Grabungsschnitte der Ausgrabungen zu erkennen und veranschaulichen, wie mickrig selbst diese im Luftbild wirken.

3. Beispiel: Römerkastell Ober-Florstadt. Auch dieses Kastell ist kaum überbaut, liegt allerdings näher an der Ortschaft und ein Feldweg durchschneidet es leicht. Dieses Beispiel habe ich ausgewählt, weil hier im google maps-Luftbild "viel" zu sehen ist:
https://maps.google.de/maps?q=Flors...8&t=h&hnear=Florstadt,+Darmstadt,+Hessen&z=18

Bei diesem Kastell war auch die Innenbebauung fast komplett in Stein ausgeführt, was für den Obergermanisch-rätischen Limes ungewöhnlich ist.
"Gut" zu erkennen ist hier im Feld südlich der Vogelsbergstraße der dem Limes zugewandte, nordöstliche Lagerteil, wo sich Graben und Gebäudemauern auf sehr diffuse Art im Bewuchsbild wiederspiegeln.
Was man dort sieht,wirkt aber im gleichen Maße sehr "verwischt", durch offenbar feuchtere Bodenpartien etc.

M.E. zeigt dies, dass sich in den genannten Programm nur bedingt archäologische Spuren ausmachen lassen und alle Arten moderner, durch Bewirtschaftung und Wetter durchschlagender Strukturen um ein vielfaches deutlicher auszumachen sind. Bei der Visualisierung sind sie geomagnetischen Untersuchungen sowieso, aber auch der herkömmlichen Luftbildarchäologie weit unterlegen.
 
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Ja, da hast du sicher recht.

Man sieht es ja erst im Luftbild, wenn es soweit an der Oberfläche liegt, dass es durch den Pflug schon höchst gefährdet ist.
 
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