Luftkrieg: Messerschmitt ME 262 - Entwicklung/Produktion/Einsatz/Auswirkungen

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"Flak alley" stammt eigentlich von den Bomberbesatzungen, und hatte dort auch einen Hintergrund. Ansonsten geistert das als "Flakfallen" durchs Netz und wird auch wohl in populärer Literatur behauptet. Nachweise über beteiligte Luftwaffen-Flakabteilungen ("Vierlinge" in Massierung) fehlen. Gebündelte Tempest-Verluste abseits von normalen Flakverlusten über dem gesamten Reichsgebiet fehlen ebenfalls (FC-Losses, III, 1945).

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Dass ein Fliegerhorst, gar noch relativ Frontnah und mit Düsenflugzeugen operierend (es waren auch noch die Arados in Hopsten) stärker mit Flak bestückt wird, sollte eigentlich auf der Hand liegen. Ob diese Massierung nun zeitgleich oder versetzt zu der Verlegung dieser Flieger dorthin und nach den verstärktem auftauchen feindlicher Jabos lag, ist ein anderes Thema.

Aus britischen Seiten und Veröffentlichungen zur Tempest geht hervor, dass angeblich 7 Flieger nur bei Hopsten abgeschossen wurden und dass danach zeitweilig ein Verbot solcher Operationen erteilt wurde (wobei aus den verschiedenen Texten es nicht ganz eindeutig hervorgeht, ob nur auf Grund dieses Ziels oder allgemein für Bodenangriffe) .

Auf dieser seite über Hopsten wird auch berichtet, dass der Fliegerhorst bis er im April 1945 von der Front erreicht wurde operativ bleiben konnte, weil er mit einem aussergewöhnlich starken Flakschutz versehen war. Es ist sogar von 500 Geschützen in der Umgebung die Rede: Chronik des Fliegerhorst Hopsten

Es werden auf der Seite auch eine Reihe anderer Verbände mit Kolbenjägern erwähnt die den Düsenjägern zusätzlichen Schutz bieten sollten.

Die Verluste der Hawker Tempest in den letzten Kriegsmonaten waren erstaunlich hoch. Im Februar 1945 gingen 31 verloren, im März 23 (zu diesem Zeitpunkt kam der Verbot für Bodenangriffe).

Auf dieser Seite (The Hawker Tempest Page) wird auch erwähnt, dass innerhalb eines Monats 14 Tempests im Kampf gegen das Jagdgeschwader 26 verloren gingen. Das ist eines von den in der o.e. Seite erwähnten Jagdeinheiten die den Düsenjägern in Hopsten schutz geben sollten.

Kurioserweise ist die letzte Tempest die am 4. Mai Verloren ging von einer Heinkel He 162 abgeschossen worden, dem "Volksjäger." Es war mir gar nicht bekannt, dass dieses Modell überhaupt irgendwelche Erfolge verzeichnete.
 
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Es werden auf der Seite auch eine Reihe anderer Verbände mit Kolbenjägern erwähnt die den Düsenjägern zusätzlichen Schutz bieten sollten.

Die Verluste der Hawker Tempest in den letzten Kriegsmonaten waren erstaunlich hoch. Im Februar 1945 gingen 31 verloren, im März 23 (zu diesem Zeitpunkt kam der Verbot für Bodenangriffe).

Auf dieser Seite (The Hawker Tempest Page) wird auch erwähnt, dass innerhalb eines Monats 14 Tempests im Kampf gegen das Jagdgeschwader 26 verloren gingen. Das ist eines von den in der o.e. Seite erwähnten Jagdeinheiten die den Düsenjägern in Hopsten schutz geben sollten.

Kurioserweise ist die letzte Tempest die am 4. Mai Verloren ging von einer Heinkel He 162 abgeschossen worden, dem "Volksjäger." Es war mir gar nicht bekannt, dass dieses Modell überhaupt irgendwelche Erfolge verzeichnete.

Ich habe mir die links mal angeschaut. Das Problem ist, dass damit kaum im Detail und in der "Interpreation" etwas anzufangen ist. Der Reihe nach:

Die Verluste der Tempest betragen 33 im März und 18 im Februar, somit abweichende Zahlen. Basis der Angaben oben sind die Fighter-Command-Losses III, entsprechende Zeiträume Feburar und März.

Die März-Verluste der Tempest sind erst in der letzten Dekade (vorher nur 1), und können - anders als angedeutet - mit dem Verbot nichts zu tun haben. Angabegemäss war das Verbot eine Überlegung aufgrund der reichsweiten Tiefflieger-Verluste, um Piloten in dem gewonnenen Krieg zu schonen. Anhand der Verluste bei Tiefflügen lässt sich kein Zeitraum im März für ein solches Verbot eingrenzen. Die höheren Januar- und Februar- Verluste sind relativ einfach mit der Luftoffensive gegen die Verkehrswege zu erklären (Eisenbahnen, Stassen, Brücken, Bahnhöfe etc.).

Zum JG26, ebenfalls problematisch:
die deutscherseits geltend gemachten Abschüsse, die hier übernommen worden sind ("14") differieren erheblich - verdoppelt! - gegenüber den tatsächlichen Verlusten, sind also falsch, und haben auch nichts mit der Me262-Deckung auf Flugplätzen zu tun, sondern sind verstreut in Norddeutschland angefallen. Falls erforderlich, kann man das an einzelnen Fällen erläutern (zB 4.4. oder insbesondere 12.4.).
Quelle: JG 26- War Diaries, Band II, entsprechender Zeitraum.

Gleiches gilt für die Tiefflieger-Verluste der Tempest wegen Flak: auch hier betrifft das den ganzen Raum zwischen Niederlande und Norddeutschland. Bei der Flak müssten Nachweise über die entsprechenden Batterien vorliegen, sonst sind das evt. Fehler in Zeitzeugen-Angaben. Mal als Relation: 1945 gab es insgesamt 800 leichte und mittlere Batterien (je 4-6 Geschütze) in der gesamten Reichsverteidigung(Quelle: Koch, Flak). Davon sind Anfang 1945 in einer Notmaßnahme ca. 150 an die Ostfront abgezogen worden. Die Zahlenangabe (egal ob u,gerechnet 40 oder 100 Batterien für einen, wenn auch wichtigen Flugplatz) halte ich daher angesichts des über das Reich bestehenden, verstreuten Objektschutzes für stark übertrieben. Vielleicht sind damit mehrere oder alle Flugplätze in Norddeutschland gemeint gewesen, unter Hinzurechnung sonstiger Deckungsobjekte in der Umgebung?

Die in den links suggerierten Zusammenhänge lassen sich so nicht nachweisen. Natürlich hab es Deckungseinsätze für Flughäfen wie Rheine, ebenso "freie Jagd" oder Einsätze frühmorgens über der Front. Eine irgendwie geartete Anbindung oder Regelmäßigkeit lässt sich neben einzelnen Fällen nicht nachweisen (Ausnahme beim JV44 siehe oben).

Der zuletzt angesprochene Fall vom 4.5. ist eine (mW bislang unbelegte) Vermutung, da hier eine "Typhoon" durch einen HS162 reklamiert wurde. Einen Typhoon-Verlust gab es aber an dem Tag nicht, so dass theoretisch eine Verwechselung mit anderen Typen vorliegen könnte. Da die Abschussangaben 1945 ohnehin große Fehlerquoten auf deutscher Seite aufwiesen, kann ebenfalls gegeben sein, dass das überhaupt eine Fehlmeldung war. Der tatsächliche Tempest-Verlust vom 4.5. ist offiziell mit "Motorschaden" angegeben, der Rest ist mW Phantasie in der populären Literatur. Aber vielleicht weiß da die eine oder andere Monographie zu den Typen inzwischen mehr?

Die einzelnen Punkte zeigen die Probleme mit den Unmengen an links, die dazu bestehen. In der Regel wird da nichts belegt, keine Quellen, einer schreibt vom anderen ab.
 
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Dazu kann ich mangels Originalquellen in meiner Reichweite nicht viel schreiben.

Nur bezüglich der Flak noch folgendes: Laut Flugabwehrwaffen hatte im März 1945 die Heeresflak noch 1.137 Vierlingsflak 38 zur Verfügung. Dazu noch andere Modelle leichter Flak und die Flak der Luftwaffe, die zu Kriegsbeginn über 6.000 2 cm Flak 30 und 38 hatte. Es wurden unmengen an Rohren dafür produziert. Da scheinen mir die oben behaupteten 150 Stück für einen frontnahen Fliegerhorst nicht unplausibel.

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Der zuletzt angesprochene Fall vom 4.5. ist eine (mW bislang unbelegte) Vermutung, da hier eine "Typhoon" durch einen HS162 reklamiert wurde. Einen Typhoon-Verlust gab es aber an dem Tag nicht, so dass theoretisch eine Verwechselung mit anderen Typen vorliegen könnte. Da die Abschussangaben 1945 ohnehin große Fehlerquoten auf deutscher Seite aufwiesen, kann ebenfalls gegeben sein, dass das überhaupt eine Fehlmeldung war. Der tatsächliche Tempest-Verlust vom 4.5. ist offiziell mit "Motorschaden" angegeben, der Rest ist mW Phantasie in der populären Literatur.
Aber vielleicht weiß da die eine oder andere Monographie zu den Typen inzwischen mehr?
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Man muss schon sehr genau hinsehen um die Typhoon von der Tempest zu unterscheiden. Dünnere und kürzere Flügel und eine etwas längere Schnauze, ansonsten sehr ähnliche Formen.
 
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Man muss schon sehr genau hinsehen um die Typhoon von der Tempest zu unterscheiden. Dünnere und kürzere Flügel und eine etwas längere Schnauze, ansonsten sehr ähnliche Formen. In der "Tempest-Page" wird viel Literatur als Quelle angegeben.

Das stimmt. Da gibt es viele Verwechselungen, weshalb man die ßtempest-Theorie auch nicht verwerfen kann.

Bei deutschen Abschussmeldungen gegen Kriegsende bin ich aber sehr vorsichtig. Das erfolgte 1945 nicht mit der Genauigkeit der Vorjahre. die FCL III geben auch nur die Möglichkeit an, dass es so ist, nennen aber als Absturzursache Motorschaden.

Bei der Flak muss man unterscheiden. Die Heeresflak war beim Heer in entsprechenden Abteilungen, idR Divisionen, Korps etc. zugeordnet, und nicht zum Objektschutz. Die von Koch genannte Batteriezahl bezieht sich auf die Luftwaffen- und RAD-Flakeinheiten, die Objektschutz vornahmen (Städte, Flugplätze, Bahnhöfe, Brücken etc.).
 
Chronik des Fliegerhorst Hopsten
Es werden auf der Seite auch eine Reihe anderer Verbände mit Kolbenjägern erwähnt die den Düsenjägern zusätzlichen Schutz bieten sollten.

Zurück zu der Frage: Schutz für die Me262-Einsatzflughäfen.

Ich habe nochmal quer durch die Einsatzhistorien geblättert. Es finden sich vereinzelte Darstellungen, nach der an einzelnen Tagen staffelweise Start- und Landephasen unterstützt wurden.

So wie das auf der link-Seite dargestellt wird, ist das nicht belegbar. Dort wird der Eindruck zahlreicher Verbandsabstellungen erweckt, die angeblich dem Schutz der Me262 dienten. Das Gegenteil ist der Fall. Die "kolbengetriebenen" Verbände verschlissen sich 1945 ganz überwiegend - bis auf die genannten einzelnen Aufträge - im üblichen Einsatz (Ausnahme hier: "Bodenplatte") ausserhalb der Flugplatzdeckung (JG 1,2,3,4,11,26,27,54,77).

Gleichzeitige "Belegungen" sind ohne Weiteres durch die sonstigen Einsätze bzw. als Rückzugsfelder gegen die alliierte Luftüberlegenheit zu finden. Im Februar/März 1945 finden sich ausserdem Angaben zu Flugplätzen mit Gruppenbelegung, wonach die der übliche Platzschutz an Flak (zT sogar komplett!) abgezogen worden war, und kein Schutz gegen Tiefflieger mehr bestand.

Es kann nun sein, dass die Augenzeugenberichte hier, auch in Vermischung der Zeiträume und Vorgänge, ein anderes Bild ergeben. Bei Girbig ist zB zum angesprochenen KG(J)51 die Angabe von 160 Vierlingen ebenfalls ohne Quellennachweis zu finden. Ich halte auch nicht für ausgeschlossen, dass einzelne Absprunghäfen für "Bodenplatte" temporär besonders gesichert waren. Aus dem allen ergibt sich aber kein belastbares Bild.
 
Hier nun der Nachtrag zu der Motorenfrage JUMO004, der die Angaben und Vorwürfe von Messerschmitt in der Verzögerung der Zellenproduktion relativiert, und insbesondere die populäre, umstrittene politische "Schnellbomberfrage" als irrelevant für das Erscheinen der Me262 ansehen lässt:

Der Serienanlauf bei Junkers verzögerte sich stark aufgrund von Fertigungsproblemen, Konstruktionsänderungen, Rohstoffengpässen, Bombardierungen, und startete erst mit bescheidenen Anfängen im Juni 1944.

Zuvor gerfertigte Motoren waren "Einzelanfertigungen". Dabei ist zu beachten:

a) vor dem Serienlauf Juni 1944 gefertigte 004A waren ohne Rücksicht auf Rohstoffengpässe, insbesondere bei Chrom und Nickel, produziert worden

b) der Serienanlauf 004B erfolgte mit sehr langsamen Steigerungen

c) die Trainingszeiten auf dem Muster waren auf höchstens 30 Stunden angesetzt, mithin Verschleiß eines Triebwerkspaares bereits vor dem ersten Kampfeinsatz. Neben den gedacht entstehenden Einsatzzeiten war damit die Motorenproduktion 1944/45 zu keinem Zeitpunkt geeignet, das Gerät in nenneswerten Stückzahlen frontreif zu trainieren und in Kampfeinsätze zu bringen. Damit klärt sich auch, warum die relativ hohen Zellenproduktionen der Me262 nicht zu höheren Einsatzzahlen führen konnten.

Die Motorenfrage wurde damit zum alles andere überdeckenden Engpass. Die (schneller verlaufende) Flugzellenproduktion bei Messerschmitt war irrelevant für den Einsatzzeitpunkte und Einsatzzahlen. Ebenso irrelevant war die Pilotenverfügbarkeit, die gerade durch die Stillegung der Kampfgeschwader (und gruppenweise Umsetzung der Piloten wie beim KG 51-J oder anderen) ohnehin relativiert worden ist. Die Motorenengpässe stellen in der Gesamtschau auch eine wesentliche Erklärung für die Frage, warum vorhandene Me262, in den Werksflughäfen, im Erprobungsbereich und in den Frontgruppen am Boden verblieben.

Produktionsmeldungen gemäß USSBS-E6 - Junkers:
 

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Es sind immerhin erstaunliche 5000 Motoren gebaut worden. Da hätte es sich eher gelohnt weniger aber etwas bessere zu bauen.

Aber wie oben in Bezug auf den Gloster Meteor geschrieben, die Deutschen standen mit solchen Problemen nicht alleine da. Die Sowjets haben nach dem Krieg in größter Eile ihren eigenen ersten Strahljäger herausgebracht. Die Mig 9 hat nur Stunden vor der Iljuschin Il 2 ihren erstflug absolviert, es wurde sofort beschlossen, 600 Stück davon zu bauen. Das "Ding" war ganze drei Jahre im Dienst, bevor man die noch fliegenden Einheiten an die Chinesen abtrat. Und sogar diese weigerten sich damit gegen die Amerikaner in Korea anzutreten und warteten lieber auf die Mig 15.

Bemerkenswerteste Eigenschaft der Mig-9 war, dass beim abfeuern der Maschinenkanonen der Motor ausfiel!
 
Das sieht nach viel aus, geht aber "durch zwei".

Und bei 10-20 Stunden Betriebsdauer kann man dann nicht die Wurst vom Teller ziehen.:D
 
Kann durchaus sein, dass Qualitätsprobleme beim Treibstoff hinzukamen.
Hochwertiger Treibstoff wurde zum Anlassen der Triebwerke benötigt. Wenn sie dann gezündet hatten und warmgelaufen waren, konnte man minderwertigeren einspritzen. Das Problem beim Anlassen ist der, dass die Flamme durch den starken Luftdurchgang ausgeblasen wird. Ähnlich wie beim Auspusten einer Kerze. Deshalb konnten die Triebwerke in der Luft, wenn sie einmal ausgegangen waren, nicht einfach wieder angelassen werden.
 
Der Riedel-Anlassmotor, ein Zweitakter mit 10 PS je Triebwerk, in der Spitze des Strahltriebwerks sitzend, war in dem sonstigen Hightech-Produkt eine Schwachstelle, sowohl für den BMW-, wie für den Junkers-Motor.

Es gelang häufig nicht, ausgegangene Triebwerke in der Luft wieder zu starten (Ausfälle erfolgten jedoch häufig u.a. wegen zu schneller Schuberhöhung bei Jumo004 oder BMW003, was auch erfahrenen Piloten in Kampfsituationen passierte). Das führte zum Absturz.

Kupplungsbrüche, Abrisse mit folgenden Triebswerksbränden, Risse wegen der hohen Belastung usw. kamen beim Riedel-Anlasser RBA/S 10 hinzu. Mit dem Sprit hatte das mE bei dem kleinen Zweizylinder im (!) Strahltriebwerk nichts zu tun.

Quellen siehe oben, diverse technische Beschreibungen zur Me262.


EDIT:
http://www.mtu.de/e-papers/MTU_ePaper/Marketing/MTU_Museum/epaper/ausgabe.pdf
http://books.google.de/books/about/...Fuel_Starter.html?id=1hhjtwAACAAJ&redir_esc=y
 
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Zurück zu der Frage: Schutz für die Me262-Einsatzflughäfen.

Ich habe nochmal quer durch die Einsatzhistorien geblättert. Es finden sich vereinzelte Darstellungen, nach der an einzelnen Tagen staffelweise Start- und Landephasen unterstützt wurden.

So wie das auf der link-Seite dargestellt wird, ist das nicht belegbar. Dort wird der Eindruck zahlreicher Verbandsabstellungen erweckt, die angeblich dem Schutz der Me262 dienten. Das Gegenteil ist der Fall. Die "kolbengetriebenen" Verbände verschlissen sich 1945 ganz überwiegend - bis auf die genannten einzelnen Aufträge - im üblichen Einsatz (Ausnahme hier: "Bodenplatte") ausserhalb der Flugplatzdeckung (JG 1,2,3,4,11,26,27,54,77).


Gleichzeitige "Belegungen" sind ohne Weiteres durch die sonstigen Einsätze bzw. als Rückzugsfelder gegen die alliierte Luftüberlegenheit zu finden. Im Februar/März 1945 finden sich ausserdem Angaben zu Flugplätzen mit Gruppenbelegung, wonach die der übliche Platzschutz an Flak (zT sogar komplett!) abgezogen worden war, und kein Schutz gegen Tiefflieger mehr bestand.

Es kann nun sein, dass die Augenzeugenberichte hier, auch in Vermischung der Zeiträume und Vorgänge, ein anderes Bild ergeben. Bei Girbig ist zB zum angesprochenen KG(J)51 die Angabe von 160 Vierlingen ebenfalls ohne Quellennachweis zu finden. Ich halte auch nicht für ausgeschlossen, dass einzelne Absprunghäfen für "Bodenplatte" temporär besonders gesichert waren. Aus dem allen ergibt sich aber kein belastbares Bild.

Gesichert sind "Platzschutzstaffeln" nur beim JV 44 "Papageienstaffel" in München Riem, bestehend aus drei Fw 190 D 9 und einer Fw 190 D 11 im April/Mai 1945 sowie in Achmer beim III./JG 54 zuständig für das Kommando Nowotny Herbst 1944.
 
Gesichert sind "Platzschutzstaffeln" nur beim JV 44 "Papageienstaffel" in München Riem, bestehend aus drei Fw 190 D 9 und einer Fw 190 D 11 im April/Mai 1945 sowie in Achmer beim III./JG 54 zuständig für das Kommando Nowotny Herbst 1944.

Danke sehr, das war auch mein Eindruck auf Grundlage der groben Durchsicht der Verbandshistorien.

Kannst Du zu dem "gesichert" noch Erläuterungen geben?
 
Jerry Crandall - Doras of the Galland Circus ISBN-10: 0966070623;
ISBN-13: 978-0966070620

Info Seite Focke Wulf 190 Doras of the Galland Circus JV 44
Info Seite Focke Wulf 190 Doras of the Galland Circus JV 44


Kommando Nowotny - Wikipedia, the free encyclopedia :
The unit was the first to realise that a dedicated protection-squadron of single piston-engined, single-seat fighters like the Bf 109G and Fw 190 were a necessity for the jets, as the Me 262 could not manoeuvre or accelerate well at low speeds, and thus was a sitting duck for any allied fighters nearby during take-off and landing.


Axel Urbanke
Mit FW 190 D-9 im Einsatz: Die Geschichte der III./JG 54 1944/45 und der Weg ihrer Männer bis zum Kriegsende beim JG 26.


  • ISBN-10: 3925480250
  • ISBN-13: 978-3925480256
"ausführlich wird auch über das Kommando Nowotny berichtet, für dessen Turbos die Doras der III./JG 54 Platzschutz flogen."



Beim JG 7 übernahmen zumeist Me 262 die Aufgabe des Platzschutzes. Me262 Absturz in Schleswig-Holstein
"[FONT=Arial, sans-serif] Leutnant Erich Schulte, Flugzeugführer in der 2./JG 7 startete gegen 13:30 in Kaltenkirchen mit seinem Flügelmann, um den Platzschutz für heimkehrende Maschine zu übernehmen."


[/FONT]
 
Die Me 262 ist zweifellos nicht komplett ausgereift gewesen. Wenn man jedoch die Anzahl der Abschüsse sieht die Piloten wie Schall, Bär, Eder, Dahl oder Baudach erzielten, zu einem Zeitpunkt bei dem angesichts der massiven gegnerischen zahlenmäßigen und technischen Überlegenheit nicht einmal die noch verbliebenen erfahrenen Piloten mit Kolbenmaschinen bei einem Angriff auf eskortierte Bomberpulks eine ernsthafte Überlebenschance hatten, dann muss man zu dem Schluss kommen, dass die Maschine nicht völlig unbrauchbar war.

Die Abschüsse mit Me 262 in den letzten Monaten des Krieges gehen jedoch nicht unerheblich auf den Einsatz der R4M zurück. Nowarra geht von angeblich 500 zerstörter alliierter Flugzeuge aus, die auf den Einsatz der R4M zurück zu führen sind. Insofern dürfte der Vorteil gegenüber den Kolbenmaschinen eher in den 4 MK 103 sowie dem Einsatz der R4M zu sehen sein und weniger Rückschlüsse auf die Einsatzreife der Me 262 erlauben.

Zudem ist die ketzerische Frage erlaubt, wo waren denn im April, Mai 1945 die erfahrenen Piloten, welche noch Kolbenmaschinen benutzten. Hartmann und Batz flogen noch Bf 109 K im JG 52 und Pips Priller auf der Langnasen Dora im JG 26, ansonsten waren die Herren Experten doch entweder im JV 44 eingesetzt, oder in Bad Wörrishofen zur "Kur".
 
Der zuletzt angesprochene Fall vom 4.5. ist eine (mW bislang unbelegte) Vermutung, da hier eine "Typhoon" durch einen HS162 reklamiert wurde. Einen Typhoon-Verlust gab es aber an dem Tag nicht, so dass theoretisch eine Verwechselung mit anderen Typen vorliegen könnte. Da die Abschussangaben 1945 ohnehin große Fehlerquoten auf deutscher Seite aufwiesen, kann ebenfalls gegeben sein, dass das überhaupt eine Fehlmeldung war. Der tatsächliche Tempest-Verlust vom 4.5. ist offiziell mit "Motorschaden" angegeben, der Rest ist mW Phantasie in der populären Literatur. Aber vielleicht weiß da die eine oder andere Monographie zu den Typen inzwischen mehr?

Die einzelnen Punkte zeigen die Probleme mit den Unmengen an links, die dazu bestehen. In der Regel wird da nichts belegt, keine Quellen, einer schreibt vom anderen ab.

Den Abschuss reklamierte Rudolf Schmitt 1./JG 1, dem jedoch der zur offiziellen Anerkennung erforderliche weitere Zeuge fehlte.
 
Zunächst einmal herzlichen Dank an silesia für die Verlinkung der Doktorarbeit von Sterling Michael Pavelec. Formulierungen wie
The operational record of the German jet program is a mixed bag of genius and sheer idiocy.
auf S. 130 machen doch gleich Lust zum Lesen. In Bezug auf die Einsatzerfolge der Me 262 als Jagdflugzeug kommt er, gestützt auf eine Auswertung von John Forman und S. E. Harvey übrigens auf S. 152 zu folgendem Ergebnis:
Through research in the relevant documents at the Public Records Office in London, England, they have compiled an accurate record of the Allied planes shot down by Me 262 pilots. In addition, they outline the number of Me 262s lost in combat in the closing months of the war. Compared to Me 262 claims of 446 Allied planes downed between 26 July 1944 and the end of the war, the Allies (British and Americans) claimed 190 Me 262s
destroyed in combat operations. Therefore, according to the claims (which appear quite accurate on both sides), the German jet pilots were able to shoot down 2.34 Allied planes for every Me 262 lost in combat.

Das klingt irgendwie anders als die Bewertungen von Schabel und Stilla, die an einigen Stellen m. E. ein erhebliches technisches Unverständnis an den Tag legen. Bspw. kritisiert Schabel die unzureichende Bewaffnung der Me 262:
Zu einenm erfolgreichen Jagdflugzeug gehören nicht nur eine überlegene Geschwindigkeit, sondern auch eine angemessene Bewaffnung, die eine entsprechende Wirkung bringt. Die Kanonenbewaffnung von 4 MK-108-3-cm-Kanonen erwies sich als wenig geeignet. Wegen des hohen Fahrtüberschusses der Me 262 gegenüber den Bombern blieb praktisch nur der Angriff von hinten oder aus ganz geringem Winkel. Da die Bewaffnung auf eine Entfernung von 400 m justiert war, verblieben zum Feuern nur Bruchteile von Sekunden, die Bomber konnten hingegen mit ihren Bordwaffen bereits auf 1200-1400m das Feuer eröffnen. Dies führte immer wieder zu Verlusten.

Naja, die 4 MK 108 der Me 262 waren die stärkste, seinerzeit in einem Jagdflugzeug eingebaute Bewaffnung. Ein 1-sec. Feuerstoß umfaßte gut 40 Sprenggeschosse, von denen schon zwei oder drei eine B 17 oder B 24 zum Absturz bringen konnten.

Die überlegene Geschwindigkeit der Me 262 machte ferner den Angriff von hinten und unten überhaupt erst wieder möglich. Die 109 und 190 mußten mit ihrer schwächeren Bewaffung frontal angreifen, d. h. die Annäherungsgeschwindigkeit betrug gut 800 km/h gegenüber 400 km/h bei der Me 262. Der Jetpilot hatte also die doppelte Zeit um seine, auch noch wirkungsvolleren, Waffen einzusetzen. Bei einer Feuereröffnung auf 400 m und einem drüber Hinwegziehen ab ca. 100 m blieben also rund 2,5 sec zum Feuern, erheblich mehr als Sekundenbruchteile.

Der Munitionsvorrat betrug übrigens bei der A-1 (der Jägerausführung) 2 x 100 und 2 x 80 Schuß, das langte theoretisch mal gerade für ein "Dauerfeuer" von 7 bis 9 sec!

Mit 400 km/h Geschwindigkeitsüberschuss ist man darüberhinaus ein wirklich schwer zu treffendes Ziel, dazu der USAAF Captain James Finnegan:
"Wir hörten zum ersten Mal im Oktober '44 von der Me 262. Sie sagten, dass es ein Düsenjäger sei und der schnellste weit und breit. Wir hatten keine Angst davor, zu sterben, wenn wir sie sehen würden. Zu dieser Zeit wussten wir, dass wir den Krieg bereits gewonnen hatten und dass die Piloten, die uns da entgegenkamen, Kinder waren, mit der Ausnahme des Geschwaders, das von Galland geleitet wurde, der alle Fliegerasse an der Westfront hatte. Und als ich dann zum ersten Mal die Me 262 sah, konnte ich es einfach nicht glauben, ich konnte mir nicht vorstellen, was zur Hölle das war! Ich sah die 262er nur als Schemen, bis wir letztendlich nahe an sie herankamen und ich sie als Jets erkannte. Wir hatten nie irgendwelche Anweisungen bekommen, wie wir mit der 262 verfahren sollten, außer "Passt auf diese Dinger auf!" Hätten die Deutschen darauf gehört, was Galland immer wieder gepredigt hatte, nämlich die 262 als Defensivwaffe anstatt als Offensivwaffe einzusetzen, bevor die massiven Bombenangriffe begannen, ihre Anlagen, ihr öl und ihr Benzin auszuschalten, dann hätten wir zwar immer noch den Krieg gewonnen, aber es wäre eine schlimme Zeit für uns gewesen."
Dabei darf man nicht vergessen, dass 1. die Me 262 kleiner und damit natürlich schwerer zu treffen war als ein Bomber, 2. der Bordschütze schon Stunden in einem frostigen und vibrierenden Kampfstand hockte, also alles andere als optimale Bedingungen für gezieltes Schießen auf 1.000 m Entfernung.

Auch in den Flugeigenschaften kommt die Me 262 in der englischsprachigen Literatur besser weg, dort wird bspw. daraufhingewiesen, dass die Me 262 beim Kurven einen geringern Geschwindigkeitsverlust als ihre Kontrahenten hatte, mal ganz abgesehen davon wie unsinnig es ist, sich auf einen Kurvenkampf mit einem vielfach überlegenen Feind einzulassen.

Zur technischen Beschreibung möchte ich noch auf eine Bedienungsvorschrift der Me 262 verweisen, deren amerikanischem Pendant Pilots Handbook sowie die Darstellung der Geschichte des JG 7 von Manfred Boehme, auf die auch in den o. g. Dissertationen verwiesen wird. Die Geschichte des JG 7 enthält eine detaillierte Beschreibung der Entwicklung, insbesondere zum Thema Me 262 als "Schnellbomber", leider auch in Englisch.

Die bereits angesprochene kurze Lebensdauer der Triebwerke war natürlich ein Manko, aber ein Pilot auf einer 109 oder 190 hatte herzlich wenig von der längeren Lebensdauer seines Motors, wenn seine eigene kürzer war, von daher ist die Begeisterung der damaligen Piloten über die technischen Eigenschaften schon verständlich.

Zum Schluss noch eine Anmerkung unserer englischen Freunde, Air Ministry D. D. A. T. February 1947, "Air Fightning tactics used by Spitfire fighter squadrons of 2nd T.A.F. during the campaign in Western Europe". Unter Pkt. 13 sind 109 und 190 abgehandelt, als im Wesentlichen der Spitfire IXB und XIV unterlegen.
14. The Me 262 presented quite a different problem as it was very quite impossible to catch even when the Spitfire possessed a good height advantage. Fortunately all of this type of enemey aircraft encountered appeared to be of the bomber, not fighter, variety, and they did not appear to be interested in attacking the Spitfire formations.
(The Spitfire pocket manual 1939 - 1945) Es wird dann noch ausgeführt, dass die einzige wirksame Methode der Bekämpfung mit der Spitfire in der Überwachung der Flugplätze und der Bekämpfung bei Start und Landung lag.
 
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