Luftkrieg: Operation "Bodenplatte"

Rodriguez

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1. Januar 1945, Zweiter Weltkrieg.

Manche wussten es und waren zum Stillschweigen durch ihre Kommodores verpflichtet. Die meisten wussten es nicht. Hitler und Göring hatten diesen Plan ausgedacht: die gesamte Jagdwaffe im Nordwesten des Reiches zusammenziehen, und dann...

Selbst das Bodenpersonal durfte nicht eingeweiht werden. Die Flakabwehr der Westfront nicht, der Flakgürtel entlang der Reichsgrenze ebenso wenig wie die Flaksicherung der V2-Abschußbasen.
Ziel des Unternehmens "Bodenplatte": Ausschaltung der gegnerischen Jäger und Jagdbomber im holländisch-belgischen Raum für die nächsten Wochen.

Die Maschinen stürmten um 7:45 Uhr von den verschneiten Pisten im Tiefflug hinaus auf die Nordsee. Formierten sich. Untertauchten den Radarschirm. 1.035 Jäger Focke-Wulf FW 190 und Messerschmitt Me 109 in vier geschlossenen Formationen, der operative, schnell bewegliche Rest des Oberkommandos der Luftwaffe. Jeder Pilot hatte um sich absolute Funksperre, vorsich das genaue Planziel: eine der 27 Luftstützpunkte von Brüssel bis Eindhoven.

Die Maschinen drehten auf den Kontinent ein. Zogen hoch in die Angriffsposition. Görings Flakartilleristen an der Zuidersee, nur auf anfliegende Feindflugzeuge eingestellt, holte das erste Dutzend der eigenen Maschinen aus den geschlossen fliegenden Verbänden herunter.

Dann folgte ein Feuerorkan über die alliierten Feldflughäfen. Sengende Leuchtspuren der schweren Maschinengewehre, Brandmunition, Bordkanonen, Bomben, Raketen. Die Überraschung war vollkommen. Um die 400 alliierte Maschinen wurden zerstört. Sogar die Dakota Montgomerys. Und nur 93 der Angreifer von englischen und amerikanischen Flak abgeschossen.

Im schönsten Siegesbewusstsein drehten die Pulks mit den Balkenkreuz auf Heimatkurs. Aber das Flaksicherungsgebiet der V2-Basen war noch immer nicht unterrichtet. Rohre aller Kaliber holten weitere 200 eigene Flieger vom Himmel. Zwei Kommodores, 17 Staffelführer und 199 Piloten waren auf der Strecke geblieben.


Quelle: Auszug aus eigenen Texten (aus 1000 und einer Quelle) bezüglich eines nie vollendeten Buches.

Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Bodenplatte
 

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Hitler und Göring hatten diesen Plan ausgedacht:



Dort lese ich:

Der Stab der Luftwaffe plante Ende Dezember 1944, die alliierten Luftstreitkräfte durch einen Überraschungsangriff entscheidend zu dezimieren.

[...]

Tatsächlich stand „Hermann“ lediglich für „Angriffstermin“ und bedeutete, dass alle Verbände um 09:20 Uhr den Angriff auf die gegnerischen Flugplätze eröffnen werden. Hermann Göring selbst hatte mit der komplexen Planung des Unternehmens nichts zu tun.

Was stimmt denn nun?
 
Die "Operation Bodenplatte" hatte eine Vorgeschichte und ein Nachspiel.

Der General der Jagdflieger, Generalmajor Adolf Galland, plante nach dem Scheitern einer nachhaltig wirksamen Abwehr der allierten Bombenangriffe eine Umstrukturierung der sog. Reichsverteidigung. Er nutzte einen zeitweiligen Rückgang der Zahl der Angriffe in der Zeit während und nach der Invasion dazu aus, Geschwader von der Front in die Heimat zu verlegen, um sie aufzufrischen und nachzuschulen. Mit dieser Zusammenfassung der Jagdwaffe wollte er das Unternehmen "Großer Schlag" ermöglichen..

In seinem Buch "Die Ersten und die Letzten" schrieb er dazu, dass 2000 Jagdflugzeuge an einem wettermäßig geeigneten Tag einen großen amerikanischen Angriff abfangen sollten. Die Flugzeuge sollten nach dem Einsatz sofort wieder auftanken und munitionieren, und er glaubte, dass 500 zu einem zweiten Einsatz starten und die Bomber auf dem Rückflug angreifen könnten. Die Nachtjägergeschwader sollten an der Ostseeküste und in Süddeutschland das Ausweichen der Bomber nach Schweden und der Schweiz verhindern. Mit diesem Konzept glaubte er an einem Tag 400- 500 Bomber abschießen zu können, bei etwa 400 eigenen Flugzeug- und 150 Piloten-Verlusten. Ein solcher Verlust hätte, wie er meinte, die Amerikaner für einige Zeit von weiteren Angriffen abgehalten.

Als er am 12. November 1944 alles für den "Großen Schlag" vorbereitet hatte, war dieser jedoch schon Makulatur. Galland hatte in den letzten Wochen die Jäger nur begrenzt gegen einfliegende Bomber eingesetzt, um sie für das geplante Unternehmen zu schonen.
Am 2. November jedoch setzte er 490 Flugzeuge gegen rund 1000 viermotorige Bomber und 678 Begleitjäger ein. An diesem Tag verlor die Luftwaffe 120 Flugzeuge und 98 gefallene oder verwundete Piloten, die Amerikaner verloren 40 Bomber und 18 Jäger und dazu 30 Bomber durch Flak.

Der Generalstabschef der Luftwaffe, Kreipe, war aus dem Führerhauptquartier verbannt, und so musste ein junger Heeresgeneral und ein noch jüngerer Luftwaffenmajor Hitler über das Desaster unterrichten. Hitler verbot daraufhin den "Großen Schlag" und meinte, man könne die zusammengefassten Jagdverbänder besser für die Unterstützung des Heeres beim Unternehmen "Wacht am Rhein", der Ardennenoffensive, verwenden. Dieses Verbot wurde dem General der Jagdflieger wenige Tage, nachdem er die Vorbereitungen für den "Großen Schlag" abgeschlossen hatte, übermittelt.

Alle Verbände für das Unternehmen "Bodenplatte" verlegten Mitte Dezember nach Westen und am 14. Dezember 1944, zwei Tage vor Beginn der Ardennenofensive, wurden die Geschwaderkommodore und Gruppenkommandeure in ihre Aufgabe eingewiesen, die ihnen bis dahin nicht bekannt gewesen war.

Galland und einige andere hohe Luftwaffenoffiziere versuchten bis zuletzt, den Einsatz zu verhindern. Sie wiesen insbesondere darauf hin, dass die Piloten ausschließlich für den Luftkampf und nicht für den Erdkampfeinsatz von Behelfsflugplätzen aus trainiert waren.

So nahm das Verhängnis seinen Lauf. Aus Wettergründen erfolgte der Einsatz nicht am 16. Dezember 1944, sondern erst am 1. Januar 1945. Am Vorabend erhielten die Verbände und Piloten erstmals Einzelheiten über ihren Einsatz und ihre Flugkurse. Es wurde befohlen, bei völliger Funkstille im Tiefstflug die Ziele anzufliegen. Nach noch vorhandenen Dokumenten, die die fast vollständige Zerstörung aller Unterlagen der Führung der Luftwaffe bei Kriegsende überlebt haben, waren am Ende des Tages 237 deutsche Piloten gefallen oder vermisst und 18 verwundet, davon 3 Geschwaderkommodore, 6 Gruppenkommandeure und 11 Staffelkapitäne sowie viele erfahrene Schwarmführer.. Es war die größte Katastrophe, die die Luftwaffe an einem einzigen Tag erlebte. Der Tag zeigte, was passiert, wenn Piloten in Einsätze geschickt werden, für die sie keinerlei Ausbildung haben.


Gute Quelle: Manrho, John and Ron Pütz. Bodenplatte: The Luftwaffe’s Last Hope – The Attack on Allied Airfields New Year’s Day 1945. Crowborough (East Sussex): Hikoki Publications Ltd., 2004.

Diese Katastrophe war dann der letzte Auslöser für den sog. "Aufstand der Jagdflieger". Oberst Lützow und Oberst Steinhoff (der spätere Inspekteur der Bundesluftwaffe) trafen am 19. Januar 1945, in Verabredung und mit Wissen zahlreicher Geschwaderkommodore, Göring zu einer Aussprache, die mit dessen wütendem Auszug endete. ( Ein Versuch der Jagdflieger, direkt mit Hitler unter Umgehung Görings zu sprechen, war an der SS gescheitert.) Zahlreiche Offiziere der Jagdwaffe wurden danach von ihren Posten abgelöst ohne eine neue Verwendung zu bekommen. Sie bildeten dann den "Jagdverband 44", in dem neben Galland, Steinhoff und Lützow mit Oberstleutnant Bär, Major Barkhorn und Hauptmann Krupinski einige der erfolgreichsten deutschen Jagdflieger das Kriegsende erlebten.
 
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