Marxistische Religionskritik

Zu Marx:
"Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.

Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Opium_des_Volkes

Religion macht das Leben in einer unterträglichen Welt erträglich. Es ist nicht einfach eine Verschwörung oä der Herrschenden, sondern eine aus dem Elend geborene Illusion. Nur helfen Illusionen nicht weiter, Utopien evtl schon...

Sehr hübsch dazu die Rolle des Raben Moses in Orwells Farm der Tiere.

Gibts ja immer wieder Beispiele sei es die Idee der Ende der Geschichte, ähnliches schreibt ja ein heutiger Religionskritiker wie Richard Darwkings, dass bald das Ende von Religionen und Aberglauben wird und alle Kriege und Konflikte verschwinden werden.

Da würde mich ein Zitat oder Hinweis brennend interessieren. Wo kündigt Prophet Dawkins das Paradies auf Erden an?
 
Nun, soweit ich dieses Zitat vestanden habe, weist es auf Marx' Ansicht Religion als determinierende (unterdrückende) Institution hin. Die Religion, die von der Bourgeoisie und der großbürgerlichen/adligen Oberschicht verkündet wird, unterdrückt den armen Arbeiter und zwingt ihm gewisse Verhaltensmuster und Gedanken auf, beeinflusst das Gewissen der Menschen und dient letztendlich doch nur als "Opium des Volkes" (die Formel "Opium für das Volk" entstand erst später) in ihrer betäubenden Funktion.
Marx wollte nun, dass man (die Arbeiter) sich aus dieser Unmündigkeit befreiten und die Ungerechtigkeit der Welt nicht in Religion "ertränkten", sondern sich gegen diese Missstände aktiv wehrten, indem sie die Religion als mächtigstes und stärkstes Mittel der Unterdrückung abschafften.

Man könnte es so sagen: Die Oberschicht unterdrückt die Arbeiter und sagt: Das ist der Wille Gottes. Die Arbeiter nehmen diese Haltung an und lassen alles mit sich machen, lassen sich ausbeuten.
Marx will nun, dass die Arbeiter diese Haltung nicht länger annehmen und die Oberschicht kein Mittel mehr zur Untedrückung der Arbeiter hat.

Danke.<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
Damit brauche ich die Frage von oglokea nicht mehr zu beantworten.<o:p></o:p>
Das wichtigste dazu enthält dieser Beitrag.<o:p></o:p>
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Man könnte es so sagen: Die Oberschicht unterdrückt die Arbeiter und sagt: Das ist der Wille Gottes. Die Arbeiter nehmen diese Haltung an und lassen alles mit sich machen, lassen sich ausbeuten.

Bzw. ihnen wird ein besseres jenseitiges Leben in Aussicht gestellt. Wobei natürlich die Frage ist, ob das überhaupt für alle Religionen oder gar für alle Konfessionen des Christentums so gilt. Im Puritanismus gilt ja quasi wirtschaftlicher Erfolg als determiniert und Beleg der Gottgefälligkeit einer Person.
 
Aber kann das auch auf eine Systemsänderung zurückzuführen sein

Das natürlich auch. In Russland herrschte ab 1917 der Kommunismus, der eine atheistische Ideologie war. Der Glaube wurde schlichtweg "abgeschafft" (was sich aber auch nicht überall durchsetzen konnte).

Deutschland hingegen, das Land also, wo Marx gelebt und "gelehrt" hat, stand nie unter einer kommunistisch-bolschewistischen Diktatur, weshalb es keinen Umsturz des Systems in einem kommunistischen bzw. marxistischen Sinne gab. Hitler war auch Atheist (er hatte ja seine "Vorsehung"), aber das ist ja die ganz andere Richtung...

Das sehe ich ein wenig anders. Der "Historische Materialismus" als Erklaerung der Weltgeschichte hat ganz sicherlich solche Zuege.

Aber wohl doch nur in dem Sinne, dass der HistoMat die Religion als Hemmnis und reaktionär darstellt, dass also die Religion ein wesentlicher Bestandteil der Unterdrückung des Volkes ist und dass die Religion den Kommunismus als "Vollendung der Gesellschaft" zurückhält/zurückgehalten hat?

Bzw. ihnen wird ein besseres jenseitiges Leben in Aussicht gestellt. Wobei natürlich die Frage ist, ob das überhaupt für alle Religionen oder gar für alle Konfessionen des Christentums so gilt. Im Puritanismus gilt ja quasi wirtschaftlicher Erfolg als determiniert und Beleg der Gottgefälligkeit einer Person.

Die Jenseitigkeit des Heils ist wohl die Auffassung Marx' und vieler Religionskritiker, die sie von der katholischen Lehre haben (die aber eigentlich etwas anderes aussagt). Angesicht der Ohnmacht und Blockade der Kirche zu dieser Zeit, ist es nicht verwunderlich, warum man gleich alles Positive (Gott, Heil etc.) auf das Jenseits verordnet hat. Im Diesseits onnte man diese Sachen ja nicht finden.

Wie es in anderen Konfessionen aussah, kann ich nicht sagen. Daher bezieht sich meine Erklärung auch soweit nur auf die katholische Kirche bzw. die Haltung Marx' gegenüber dieser Institution. Wobei Marx ja pauschal das Christentum angreift (oder kritisiert) und nicht nur eine bestimmte Konfession. Man kann sich nach der Ausbreitung verschiedener Sekten, Glaubensgemeinschaften und Konfessionen des Christentums in Europa, besonders in Deutschland zu der Zeit, denken, dass Marx damit sowohl die katholische wie auch die protestantische Konfession anspricht und die Orthodoxie bzw. Puritanismus und dergleichen eher außen vor lässt, da diese keinen bis nur geringen Einfluss auf die deutsche Öffentlichkeit gehabt haben dürften.
 
Religion macht das Leben in einer unterträglichen Welt erträglich. Es ist nicht einfach eine Verschwörung oä der Herrschenden, sondern eine aus dem Elend geborene Illusion. Nur helfen Illusionen nicht weiter, Utopien evtl schon...

...und wohin wird der Utopie führen?
Hier ist nicht (auch) eine Voraussetzung : der Glaube?
(Dann sind wir wieder beim Religionen angekommen.)

@Sg.Moderatoren: ich habe einmal über den Entwichlungsrichtung des marxistische Lehre-und der Religionen (unter eine Hut:)) "gegrübelt".
Darf ich hier diese Text eingeben fürs "Einanderzunehmen" durch die anderen Users? Ich möchte sehr gern wissen, wo "hinkt" dabei meine Logik . Es ist ein bisschen lang, ung. wie drei Normalbeitrag.
 
...

BTW, Stalin wurde in einem Priesterseminat ausgebildet, und das ganze Marxismus-Leninismus trug starke pseudo-religiöse Züge. Ist also nichts mit Atheismus un der Sowjetunion, so groß das auch in Parteiprogramm und Verfassung stand. Ganz eindeutig eine christlich-orthodoxe Ideologie... :p

Nur wegen der Klarstellung, meints Du es so (?): "aus dem messianischen Judentum/Christentum haben sich zahlreichen neue "Heilslehren" entwickelt haben, die auf die alte Strukturen-sogar das Göttliche an sich ..... (winken:cool:), und trotzdem die Grundsätzen in neuen Ideologien weiter entwickeln,-Kommunismus/Sozialismus ein Beispiel auf dem Bezug: aus welcher Tradition diese kommen" (?)
 
sondern eine aus dem Elend geborene Illusion. Nur helfen Illusionen nicht weiter, Utopien evtl schon...

Obschon Marx gegen die illusorische Religion war, die das verelendende und arme Volk betäuben sollte (und nach ihm auch getan hat), hat er nie gesagt, dass das Volk einer Utopie nachhängen soll.

Wenn du in diesem Zusammenhang den Kommunismus als "Utopie" als "Vollendung der Gesellschaft" bezeichnen möchtest, so wäre das aber auch nicht zutreffend, da für Marx der Kommunismus nicht lediglich eine unerreichbare Utopie (und das ist sie nach psychologischen und soziologischen Aspekten) war, sondern wirklich realisierbare Zukunft und der einzige logische Abschluss der menschlichen Geschichte.

Nur wegen der Klarstellung, meints Du es so (?): "aus dem messianischen Judentum/Christentum haben sich zahlreichen neue "Heilslehren" entwickelt haben, die auf die alte Strukturen-sogar das Göttliche an sich ..... (winken:cool:), und trotzdem die Grundsätzen in neuen Ideologien weiter entwickeln,-Kommunismus/Sozialismus ein Beispiel auf dem Bezug: aus welcher Tradition diese kommen" (?)

Das hieße, dass der Kommunismus eine Konfession des Christentums wäre, was allerdings nicht so ist.

Der Kommunismus war ganz klar eine atheistische Ideologie, die nichtsdestotrotz religiöse Elemente enthielt (was man aber nicht als Religion bezeichnen kann, sondern vielmehr als Kult.

Ich wüsste auch nicht zu sagen, aus welcher "Tradition" der Kommunismus sich berufen würde oder könnte, außer auf Marx' sozialistische und religionskritische Lehren.
 
Nicht zuletzt hat der historische Materialismus deutlich Züge einer weltlichen Heilsgeschichte die mit dem Ende der Geschichte abgeschlossen ist. Da kommt doch deutlich zum Vorschein, wie tief christliches Gedankengut in unserer Kultur verpflanzt ist.

Was Du hier schreibst, dazu kann ich vollkommen zustimmen.
(Ich habe oft gedacht, dass Marx über den "Paradies" schreibt, mit seine klassenlose -und staatenlose neue Gesellschaft.)
 
Im Prinzip auf eine linkshegelianische Auffassung in Anlehnung an die Kritik an Feuerbachs Sicht auf Religion.

In einem breiteren Kontext natürlich auf die Tradition der Aufklärung.

Junghegelianer ? Wikipedia
Ja, wenn jemand mit dem Lehren von Ferdinand Lassalle sich beschäftigt (wurde mir auch empfohlen damals in diese Frage), "sieht man ganz klar aus welche Traditionen diese kommen" (Kommunismus/Sozialismus).
 
Der historische Ursprung des sozialistischen Denkens ist in diesem Thread noch nicht in den Blick gekommen. Er liegt im Wirken jener Menschen, die in der Hebräischen Bibel (HB) als ´Propheten´ erscheinen. Es gibt keinen Hinweis auf vergleichbare ´sozialrevolutionäre´ Anschauungen in der übrigen altorientalischen Welt. Sie konnten nur unter Bedingungen entstehen wie im Palästina der ersten Jahrhunderte des 1. Jt.a. Dass die sozialistischen Theoretiker der Neuzeit von diesem Gedankengut inspiriert wurden, ist bekannt.

Vorbemerkung: Wie oben zu sehen, habe ich die in der Religionswissenschaft teilweise praktizierte Schreibweise "Jahreszahl/Jahrhundert/Jahrtausend plus angefügtes klein a" übernommen, um kenntlich zu machen, dass das angegebene Jahr/Jahrhundert/Jahrtausend VOR der Zeitenwende liegt. Bisher verwendete ich das "vuZ" (vor der Zeitenwende). "725a" kann von einem Christen also "725 vor Christus" gelesen werden.

´Prophet´ ist die griechische Übersetzung des hebr. ´nabi´ (Verkünder). In den altorientalischen Quellen erscheint dieser Berufsstand als Seher, Wahrsager und Orakelpriester (beiderlei Geschlechts). Sie gehörten im Alten Orient zur Standardausstattung eines Königshofes. In Ausnahmefällen wurden dem Hof auch die Eingebungen von Privatpersonen zugetragen. Die Verkündungen konnten die politische Entscheidung eines Königs entweder gänzlich bestimmen oder zumindest die Art und Weise, in der er sie umsetzte. In ihnen ging es zuallermeist um das Geschick der Königs oder seiner Dynastie, aber nicht des ganzen Volkes. Damit war die Prophetie ein Instrument der Erhaltung und - inbesondere bei den Assyrern - Legitimation königlicher Macht, was mahnende Kritik am König aber nicht ausschloss. Prophetische Verkündung in der Öffentlichkeit war streng verboten.

Anders sah das bei den israelitischen Propheten aus, die ab dem 9. Jh.a in Erscheinung traten. In diesem Jahrhundert begannen die assyrischen Großkönige eine Expansionspolitik, die an Grausamkeit alles übertraf, was die altorientalische Welt bis dahin kannte. Die Bedrohung der beiden Staaten Israel (Nordreich) und Juda (Südreich) und deren Königtümer rief eine freie Prophetie hervor, die sich in radikale Opposition zum König und seiner Hofprophetie stellte. Die Wirksamkeit der freien Propheten hing vom Bedrohungsgrad der Könige ab: Waren diese mehr oder weniger gesichert (z.B. durch ein Bündnis mit den Großmächten), wurde die freie Prophetie unterdrückt. Im andern Fall konnte sie öffentlich auftreten.<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
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Vorbedingung für die Wirksamkeit der königskritischen Prophetie war - noch vor den äußeren Bedrohungen - die soziale Schieflage, welche die kostenaufwendigen Tempel- und Palastbauten des ersten Königreichs im Jerusalem des 10. Jh.a hervorgerufen hatte. Der Bau des Tempels erforderte den siebenjährigen Einsatz von Spezialhandwerkern und 150.000 Zwangsarbeitern. Anschließend wurde dreizehn Jahre lang am Königspalast gebaut, der den Tempel um ein Vielfaches an Größe noch übertraf. Finanziert wurden die Projekte durch immer drastischer angezogene Steuerschrauben. Nach der Fertigstellung war ein Proletariat entstanden, das, in Elendsquartieren hausend, den Nährboden für spätere ´sozialistische´ Forderungen bildete.

(Nebenbemerkung: In der Religionswissenschaft geht man davon aus, dass der Jerusalemer Tempel zunächst zwei Göttern geweiht war: dem lokalen Sonnengott sowie Jahwe. Ersterer logierte im Hauptsaal auf seinem Cherubenthron, letzterer in einem seitlichen Raum in seiner Lade. In einem späteren Jahrhundert wurde die Lade unter den Thron gestellt und diente als Schemel des thronenden Gottes. So ging der Sonnengott synkretistisch in Jahwe auf.)

Eine weitere Bedingung war die Verelendung durch Schuldsklaverei, in welcher viele Kleinbauern im 9. Jh.a landeten, wenn sie bei Konflikten mit Großmächten Kriegsdienst zu leisten hatten und nach der Rückkehr in die finanzielle Abhängigkeit von Großgrundbesitzern gerieten. Die Großgrundbesitzer, die Handelsherren und die Geldverleiher bildeten also eine Oberschicht, die im Sinne der Marx´schen Klassengesellschaft die Unterschicht durch Ausbeutung und Wucher hemmungslos übervorteilten.<o:p></o:p>
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In diesen Verhältnissen traten die ersten freien Propheten als Sprachrohr der politischen Opposition auf. Sie waren Ekstatiker - gesichert gilt das für Hosea, Jesaja, Jeremia und Ezechiel, kann aber auch für die anderen angenommen werden. Ihre Eingebungen erfolgten also in ekstatischen Zuständen und brachte ihnen nicht nur bei Gegnern den Ruf ein, "meschugge" (verrückt) zu sein, was aber den Respekt nicht minderte, der ihnen je nach politischer Situation entgegengebracht wurde. Sie klatschten in die Hände, schlugen sich selbst, stampften auf den Boden, taumelten umher, zitterten wild, verzerrten ihr Gesicht, rangen nach Luft, wanden sich am Boden, verloren zeitweise das Seh- und Sprachvermögen, trugen tagelang freiwillig ein Joch aus Holz oder Eisen, aßen ekelhaftes Zeug, verletzten sich selbst, schrien und stammelten unverständliche Sätze, stießen Flüche und Drohungen aus, fühlten sich schwebend oder sogar fliegend, sahen blendende Lichter und wundersame Gestalten und - was am wichtigsten ist - sie hörten Stimmen, die ihnen Botschaften und Befehle vermittelten. Lustvoll war das nicht. Jeremia klagte über seine Zerrissenheit in zwei Ichs. Wenn er nicht sprach, litt er schlimme Qualen. Trotz seines Flehens nötigte ihm sein Gott aber diese Zustände auf.<o:p></o:p>
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Eine dermaßen ekstatische Prophetie ist in dieser Zeit aus Ägypten und Mesopotamien nicht bekannt. Allein in Phönizien und Griechenland gab es Vergleichbares. Ihre Anhänger hatten die Propheten nicht nur beim gewöhnlichen Volk, sondern auch in der gehobenen Schicht. Jede ihrer politischen Äußerungen wurde dem Hof zugetragen. Die Reaktionen der Könige fiel unterschiedlich aus: Manche nahmen die Botschaften ernst, andere ignorierten sie oder ließen die Urheber einsperren. Nicht selten kam es zu physischen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern, auch mit tödlichem Ausgang.
Der erste überlieferte Prophet ist Amos. Wie seine Kollegen prangerte er weltliche Genusssucht an, verbunden mit der Drohung des bevorstehenden Untergangs:

... so sollen die Kinder Israel herausgerissen werden, die zu Samaria (Hauptstadt des Nordreichs, Anm. Chan) sitzen in der Ecke des Ruhebettes und auf dem Lager von Damast ... und die elfenbeinernen Häuser sollen untergehen und viele Häuser verderbt werden (Amos 3, 12,15)

Nachdem die Assyrer, wie um die Prognose zu verwirklichen, das Nordreich erobert hatten, belagerten sie 701a Judas Hauptstadt Jerusalem, wo der bedeutendste Prophet Jesaja sich zu Wort meldete (das Buch Jesaja geht auf mehrere Autoren zurück und wurde, wie alle Texte der HB, in der exilischen Endredaktion natürlich überarbeitet, hat aber vermutlich einen "ersten Jesaja" als Ausgangspunkt):

... denn ihr habt den Weinberg verderbt und der Raub von den Armen ist in eurem Hause... Weh denen, die ein Haus an das andere ziehen und einen Acker zum andern bringen, bis dass kein Raum mehr da sei, dass sie allein das Land besitzen... Weh den Schriftgelehrten, die unrechte Gesetze machen und die unrechtes Urteil schreiben, auf dass sie die Sache der Armen beugen und Gewalt üben am Rechte der Elenden unter meinem Volk, dass die Witwen ihr Raub und die Waisen ihre Beute sein müssen... Lernet Gutes zu tun, trachtet nach Recht, helfet dem Unterdrückten, schaffet dem Waisen Recht, führet der Witwe Sache... (Jes 3/5/10/1)

Alternativ zu den ungerechten Zeitumständen wird eine Zukunft ausgemalt, die die marxistischen Visionen der Überwindung des Kapitalismus vorwegnimmt. Zugleich wird die Gestalt des erlösenden Messias entworfen:

... Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter... auf welchem wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes... (es) wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande... und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten... Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben, und werden hinfort nicht mehr kriegen lernen... (Jes 7/9/11/2)
 
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Der historische Ursprung des sozialistischen Denkens ist in diesem Thread noch nicht in den Blick gekommen. Er liegt im Wirken jener Menschen, die in der Hebräischen Bibel (HB) ...........

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Vorbedingung für die Wirksamkeit der königskritischen Prophetie war - noch vor den äußeren Bedrohungen - die soziale Schieflage, welche die kostenaufwendigen Tempel- und Palastbauten des ersten Königreichs im Jerusalem des 10. Jh.a hervorgerufen hatte. Der Bau des Tempels erforderte den siebenjährigen Einsatz von Spezialhandwerkern und 150.000 Zwangsarbeitern. Anschließend wurde dreizehn Jahre lang am Königspalast gebaut, der den Tempel um ein Vielfaches an Größe noch übertraf. Finanziert wurden die Projekte .....

(Nebenbemerkung: In der Religionswissenschaft geht man davon aus, dass der Jerusalemer Tempel zunächst zwei Göttern geweiht war: dem lokalen Sonnengott sowie Jahwe. Ersterer logierte im Hauptsaal auf seinem Cherubenthron, letzterer in einem seitlichen Raum in seiner Lade. In einem späteren Jahrhundert wurde die Lade unter den Thron gestellt und diente als Schemel des thronenden Gottes. So ging der Sonnengott synkretistisch in Jahwe auf.)

...

((Lieber Chan, nur zwei kleine Bemerkung-oder Nachfrage ist hier von mir: 1)
zur Tempel... 10. Jh.a: dies, in dem Beitragskontext so zu verstehen ist, dass Du es wie eine historisch begründete Tatsache erwähnst. Dagegen hast Du auf den Religionsursprung Th der Tempelbau in eine anderen Jh. "verlegt". Für mich der von Dir schilderte Umstände des Tempelbau auch so vorkommt, dass Du es wie eine Tatsache hin nihmmst. Was ist nun? Ich bin wirklich verwirrt wegen Deine unterschiedliche diesbezügliche Angabe.

2) wenn ich es richtig verstehe, der Textinhalt mit dem kleinere Buchstabe in dem Zitat, dann schreibst Du hier folgendes: der lokale Sonnengott logierte in dem Hauptsaal (in dem Erste Tempel von Jerusalem) auf seine Cherubimthron, und letzteres (versteht sich hier JHWH) in eine seitliche (also von der Hauptaxe des Tempels seitlich -also nicht in eine Raum, welche folgt der Hauptraum auf den Hauptaxe- liegende) Raum in seine "Lade", und Du schreibst weiter: in einer spätere Zeitpunkt wurde die Lade unter dem Thron gestellt, also dies bedeutet: die Bundeslade wurde in der Hauptraum übergetragen unter dem Cherubimthron, also: aus dem Allerheiligste -------(was Du auf den Religionsursprung Th als "Chor" erwähnt hast, und so schreibst dort darüber, dass diese Chor folgt der Hauptraum bautechnisch)---------- wurde raustransportiert. Und dann diente die "Lade" für den thronende Gott als Schemel.... : wenn ich es gut verstehe hier, Deine Text, dann der <"synkretistisch" ... "ging .... auf"> in dem Hauptraum passierte, und nicht in den "Chor" -wie Du es nennst, diese Raum (was ich Allerheiligste, Gotteswohnung, usw, aber nie "Hauptraum genannt habe, - dies ist nur wegen der konkret Verständnis wichtig).
Könnte es sein, dass ich Deine Text grammatisch falsch deute?))
 
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... zur Tempel... 10. Jh.a: dies, in dem Beitragskontext so zu verstehen ist, dass Du es wie eine historisch begründete Tatsache erwähnst. Dagegen hast Du auf den Religionsursprung Th der Tempelbau in eine anderen Jh. "verlegt". Für mich der von Dir schilderte Umstände des Tempelbau auch so vorkommt, dass Du es wie eine Tatsache hin nihmmst. Was ist nun? Ich bin wirklich verwirrt wegen Deine unterschiedliche diesbezügliche Angabe.
Deine Verwirrung ist verständlich. Ich stand zum Zeitpunkt dieses Artikels (über die Propheten) noch unter dem "Einfluss" von Othmar Keel und Will Durant, die beide den Tempel ins 10. Jh. datieren, wobei Durant die Ergebnisse von Finkelstein/Silberman gar nicht kennen konnte, da er vorher starb, und Keel viele seiner Werke schrieb, bevor die Ergebnisse veröffentlicht wurden. Entsprechend muss ich nicht nur das Jahrhundert, sondern auch und vor allem die veraltete und viel zu hohe Zahlenangabe "150.000" zurücknehmen, die ich von Durant übernahm.

... und so schreibst dort darüber, dass diese Chor folgt der Hauptraum bautechnisch)---------- wurde raustransportiert. Und dann diente die "Lade" für den thronende Gott als Schemel.... : wenn ich es gut verstehe hier, Deine Text, dann der <"synkretistisch" ... "ging .... auf"> in dem Hauptraum passierte, und nicht in den "Chor" -wie Du es nennst, diese Raum (was ich Allerheiligste, Gotteswohnung, usw, aber nie "Hauptraum genannt habe, - dies ist nur wegen der konkret Verständnis wichtig).
Könnte es sein, dass ich Deine Text grammatisch falsch deute?))
Dass "der Sonnengott in Jahwe aufging", ist im übertragenen Sinne gemeint und soll heißen: Die theologischen Merkmale des Sonnengottes wurden Merkmale von Jahwe bzw. von diesem assimiliert.

Ich melde mich zum Thema "Religionsursprung" vermutlich Anfang nächste Woche, dann können wir die Entwicklung des religiösen Denkens vom Paläolithikum bis in die Frühzeit der Hochkulturen detailliert nachverfolgen, zunächst auf der sumerischen, dann der ägyptischen Linie. Ich habe viel Material zu dem Thema gesammelt.
 
Der Kommunismus war ganz klar eine atheistische Ideologie, die nichtsdestotrotz religiöse Elemente enthielt (was man aber nicht als Religion bezeichnen kann, sondern vielmehr als Kult.

Ich wüsste auch nicht zu sagen, aus welcher "Tradition" der Kommunismus sich berufen würde oder könnte, außer auf Marx' sozialistische und religionskritische Lehren.
eine kleine Anmerkung, der Kommunismus nach MARX, auf den Kommunismus der Frühsozialistenn trifft dies so nicht zu Goodwyn Barmby z.B. IIRC der Mann der als erster Friedrich Engels an den Kommunismus heranführte war ein christlicher Sozialist und dachte zunächst an eine art "Kommunistische Kirche" d.h. eine religiöse Gemeinschaft mit urchristlicher Gütergemeinschaft. Der mann gilt auch als Urheber des Begriffs Kommunismus...

später fällt mir aber in der Tat kein Kommunist ein der sich nicht auf Marx berufen hätte...

Wenn du in diesem Zusammenhang den Kommunismus als "Utopie" als "Vollendung der Gesellschaft" bezeichnen möchtest, so wäre das aber auch nicht zutreffend, da für Marx der Kommunismus nicht lediglich eine unerreichbare Utopie (und das ist sie nach psychologischen und soziologischen Aspekten) war, sondern wirklich realisierbare Zukunft und der einzige logische Abschluss der menschlichen Geschichte.
auch hierzu eine kleine Anmerkung... der "Kommunismus" ist bei Marx kein Zustand einer zukünftigen Gesellschaft sondern eine hier und jetzt existierende Bewegung die eine zukünftige Gesellschaft herbeiführen soll.Der Kommunismus ist also bei ihm zugleich der Weg (durch eine änderung des politischen Systems, abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln etc.) hin zum Ziel, das was er vage als "Verein freier Menschen" mit "gemeinschaftlicher Reichtumsproduktion" umschrieb.

aus materialistischer Sicht war Marx Ansatz also eher antiutopisch (er hat sich jeden Utopismus ja auch immer vehement gewehrt),
 
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