Medizingeschichte: Impfungen

Hier ist noch etwas zur Impfung in Westphalen und Württemberg:

Heimsuchung

Westphalen hatte eine Art de-facto-Impfzwang, wie auch oben für Preußen beschrieben. Nicht-geimpfte Kinder durften nicht zur Schule zu gehen, aus Sicht einiger Eltern scheint das vielleicht so verstanden worden zu sein, dass sie nicht zur Schule gehen brauchten und stattdessen etwas nützlicheres in Heim und Hof machen konnten.

Württemberg hatte es wie Frankreich erst mit dem Prinzip der Freiwilligkeit probiert, dann aber 1818 mit dem Auftreten einer Pockenepidemie zur Pflicht erklärt.
 
Ich vermute, das ist diese hier:
Ja, hatte ich in meinem Beitrag oben auch verlinkt.

Mir scheint, dass die Anwendung der Pockenimpfung von England ausgehend zunächst Frankreich erreichte und dann im Zuge der Dominanz Frankreichs unter Napoleon auch die deutschen Rheinbundstaaten und auch dann später Preußen erreichte.

Laut dem Giessener pdf soll es bereits 1672 in Istanbul ein Impfverfahren gegeben haben. Dabei wurde aber nicht auf die Kuhpocken zurückgegriffen, sondern die "Lymphe" von Pockenpatienten wurde verimpft. Das konnte schlimmstenfalls zu einer tödlichen Infektion des Geimpften führen. Erst der Engländer Edward Jenner entwickelte dann ein Impfverfahren über die Kuhpocken, das keine tragischen Nebenwirkungen haben konnte.

Interessant finde ich auch, das man wohl schon relativ früh um 1810 erkannte, dass eine zweite Impfung einen kompletten Schutz versprach. Obwohl das reichsweite Impfgesetz erst 1874 erlassen wurde, scheinen im deutsch-französischen Krieg 1870/71 die deutschen Armeen fast komplett zweifach geimpft gewesen zu sein. Die französische Armee verlor 23.400 Mann durch Pocken, die deutschen Armeen 278 Mann.
 
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