Methodikfrage: Akten zu NSDAP- und HJ-Ortsvereinen einsehen?

rrttdd

Mitglied
Wenn man z.B. historisch interessiert ist, und sich die Frage stellt:

Der Opa, der zu Kindertagen vor 30-40 Jahren im Haus an der Ecke gewohnt hat, und immer Marschmusik gehört hat, und einen Enkel hat, der schon zu Grundschulzeiten über Ausländer vom Leder zog... Und der (Opa) mit dem Aufkleber einschlägigen Parteien am Auto rumfuhr...

Hatte dieser Mensch vielleicht zur Nazizeit was mit NSDAP und/oder HJ im Ort zu tun?

Ist es schlau, wenn die eigene Familie ursprünglich nicht aus dem Ort stammt, frohen Mutes zum Rathaus zu marschieren und zu fragen, ob es im Stadtarchiv noch Unterlagen zu den damaligen Ortsvereinen von NSDAP und HJ gibt?
Oder beim Amtsgericht vor Ort?

Hat das schon mal jemand versucht? Was könnte die Antwort sein? Ist die Wahrscheinlichkeit hoch, so auf Hinweise zu stoßen? Gibt es womöglich Sperrfristen oder Auskunftssperren aus Gründen des Persönlichkeitsrechts? Ist die Wahrscheinlichkeit hoch, so auf Akten zu stoßen, oder wurden sie mit Befreiung des Ortes durch die Amis vernichtet?

Oder hat sie evtl. ein ganz schlauer Fuchs mit nach Hause genommen und in der Nachkriegszeit damit Leute erpresst...?

Eigentlich müssten doch zumindest die Vorstände aus alten Vereinsregisterauszügen ablesbar sein? Und dass jemand komplette Vereinsregistraturen vernichtet ist ja auch unwahrscheinlich...

Gibt es hier im Forum Erfahrungen bzgl. solcher Anfragen?
 
Gibt es womöglich Sperrfristen oder Auskunftssperren aus Gründen des Persönlichkeitsrechts?
Ja, gibt es. Bei personenbezogenen Unterlagen müssen 10 Jahre müssen nach dem Tod der betreffenden Person vergangen sein.

Auch wenn sicher im Stadtarchiv Archivalien mit Bezug zu NS-Ortsgruppen, HJ usw. vorhanden sein dürften, würde ich nach Unterlagen über NS-Organisationen sowie die in diesem Zusammenhang eventuell interessanten Akten zur Entnazifizierung eher im Staatsarchiv als im Stadtarchiv suchen.
Eventuell gibt es schon Veröffentlichungen zur örtlichen NSDAP, z. B. in heimatkundlichen Periodika, da wird das Stadtarchiv sicher weiterhelfen können.

Mitunter sind Parteiunterlagen in Privatbesitz erhalten geblieben, z. B. ein Kassenbuch der NSDAP-Ortsgruppe Völklingen:
Exkurs: Ein Kassenjournal der NSDAP Völklingen aus dem Jahr 1935
 
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